Am Anfang war das Licht

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Filmplakat
Filmemacher Peter-Arthur Straubinger

Am Anfang war das Licht (englischer Titel In the Beginning There Was Light) ist ein österreichischer Dokumentarfilm, der die Thematik Lichtfasten, als Sonderform der Nahrungslosigkeit zum Inhalt hat. Regisseur und Drehbuchautor ist der Österreicher P.-A. Straubinger (Peter-Arthur Straubinger, geb. 1970), der beim Österreichischen Rundfunk (ORF) als Filmexperte tätig ist. Der Film startete am 17. September 2010 in die österreichischen und Schweizer Kinos. Ab dem 28. Oktober 2010 ist der Film in Deutschland zu sehen. Kritiker bezeichnen den Film als pseudowissenschaftlich, naiv und manipulativ.[1][2][3] Produziert wurde der Film von Allegro Film unter Verwendung von Fördergeldern (Österreichisches Filminstitut, Filmfonds Wien).

Allgemeines

Auf diversen Webseiten wird der Film folgendermaßen angekündigt: "Der Film erzählt vom Phänomen "Lichtnahrung" - vom unglaublichen Faktum, dass es Menschen gibt, und offensichtlich schon seit Jahrtausenden gegeben hat, die weder essen noch trinken müssen."[4][5] Dies steht im Widerspruch zu der Tatsache, dass es den Anhängern des Lichtfasten bisher nicht gelungen ist, ihre Behauptung glaubhaft zu belegen. Im Gegenteil - die in der Szene sehr bekannten und einflussreichen angeblichen "Lichtesser" Ellen Greve (Jasmuheen) und Michael Werner konnten bei Selbstversuchen unter kontrollierten Bedingungen ihre Behauptung nicht beweisen. Beide verloren während des Untersuchungszeitraumes deutlich an Gewicht.[6][7]

Mehrere Personen, die über lange Zeit hinweg behaupteten, nie zu essen, konnten als eigentliche Heimlichesser und somit Betrüger ihrer Anhängerschaft erkannt werden. Das gleiche gilt für einige Schau-Hungerkünstler, die gegen Eintrittsgeld oder Spenden spektakuläre Hungerversuche anstellten. (siehe dazu: Inedia)

Mitwirkende im Film sind u.a. folgende angeblich Nahrungslose:

  • Jasmuheen alias Ellen Greve, die das "Lichtfasten" populär gemacht hat und behauptet, nur von "Licht" leben zu können. Greve wurde wiederholt beim Essen gesehen und versagte bei der gefilmten Demonstration ihrer angeblichen Fähigkeiten.
  • Prahlad Jani, ein indischer Yogi, der behauptet, seit über 70 Jahren weder gegessen noch getrunken zu haben. Kritiker sehen in ihm einen Betrüger.
  • Hira Ratan Manek, ein Inder, der ebenfalls behauptet, ohne Nahrung auszukommen. Manek wurde jedoch beim Essen in einem Restaurant gefilmt, und behauptet seitdem selbst, "nicht immer" nahrungslos zu sein. Manek scheint sich aus Vorträgen, Demonstrationen und Werbeprodukten zu seinen angeblichen Fähigkeiten und seiner propagierten Sonnenschau zu finanzieren.
  • Michael Werner, der behauptet, seit 2001 ohne herkömmliche Nahrung zu leben. Werner gibt selbst zu, geringe Mengen (aus seiner Sicht) an Nahrungsmitteln zu sich zu nehmen. Eine medizinische Studie entlarvte ihn als "Selbstbetrüger".
  • Zinaida Baranova, eine übergewichtige Rentnerin aus Russland, die behauptet, seit dem 29. März 2000 nichts mehr zu essen.

Weitere Mitwirkende sind u.a. Rüdiger Dahlke, Fritz-Albert Popp, Jakob Bösch und Sudhir V. Shah.

Straubinger hat in Interviews angegeben, dass er davon überzeugt ist, dass es das "Phänomen Lichtnahrung" tatsächlich gibt. Es gäbe zwar in diesem Bereich viel Betrug und wahrscheinlich noch mehr Selbstbetrug, es gäbe aber auch authentische Phänomene. Die Fähigkeit zur Lichtnahrung sei ein Nebeneffekt eines gewissen Trainings- bzw. Bewusstseinszustandes. Im Pressetext zum Film heißt es fälschlicherweise auch, dass der Film ein Thema behandle, das eines der größten Rätsel der Naturwissenschaften sei. Straubiger sieht die Untersuchung von Prahlad Jani als unzweifelbaren wissenschaftlichen Beweis an und behauptet, er wäre lückenlos überwacht worden und die Videobänder der Überwachung wären ja für Interessierte einsehbar und überprüfbar. Er selbst gab jedoch zu, nur Ausschnitte der Videobänder gesehen zu haben.[8]

Die Filmemacher gaben bekannt, den Film nicht als Aufforderung zu verstehen, nur noch von Licht leben zu wollen. Es werden im Film auch die Todesfälle thematisiert, die eingetreten sind, nachdem Menschen die 21-Tage-Methode der australischen Bestseller-Autorin Jasmuheen ausprobiert hatten. Auch wird von einem gescheiterten Selbstversuch berichtet.

Der Film verfolgt dabei auch im Eigenverständnis das Ansinnen, wissenschaftliches Denken zu erschüttern.[9] Interviewt werden im Film diverse Wissenschaftler mit Esoterik-Hintergrund, einige von ihnen (z.B. Rupert Sheldrake) sind seit aber vielen Jahren nicht mehr forschend tätig. Ziel ist es, den Zuschauern glauben zu machen, dass den Esoterikern, Essgestörten und angeblich Nahrungslosen im Film etablierte und allgemein anerkannte Wissenschaftler gegenüberstehen würden. Tatsächlich fehlt aber eine distanzierte wissenschaftliche Sichtweise zu den behaupteten Phänomenen.

Verbreitung von falschen Behauptungen

Zitat aus Filmwerbung mit falschen Behauptungen[10]
Zitat aus Filmwerbung mit falschen Behauptungen
tasächlich vom Untersucher Shah berichtete Blutwerte[11]

Auf naiv-manipulatorische Weise werden im Film auch Tatsachen verdreht und unkritische populäre Gerüchte aus der Lichtnahrungsszene wiederholt, trotz einer angeblich zehnjährigen Recherche zum Thema durch den Autor. So behaupten beispielweise die Filmemacher in ihrer Filmplakatwerbung, dass bei dem 2003 untersuchten indischen Fakir Prahlad Jani während einer Untersuchung keine auf einen Hungerstoffwechsel hindeutenden Blutwerte gefunden worden seien. Zitat Plakatwerbung für Am Anfang war das Licht:

2003 ist er zumindest zehn Tage lang unter Videoüberwachung untersucht worden. Für diesen Zeitraum können die Ärzte garantieren, dass er nichts gegessen und nichts getrunken hat und auch nicht auf die Toilette gegangen ist. Wenn das ein normaler Mensch macht, überlebt er das durchaus auch, wenn er in gesunder Kondition ist, aber er muss zumindest seinen Harn loswerden. Wenn er das nicht macht, hat er extrem erhöhte Harnwerte und er wird sich selbst vergiften. Dieser Yogi aber hatte ganz normale Harnwerte, er hatte normale Blutzuckerwerte und er hatte keine Ketone im Blut. Das ist der wichtigste Hinweis darauf, dass kein Fastenstoffwechsel stattfindet. Wenn ein normaler Mensch von seinen Reserven lebt, muss er Fett in Zucker umwandeln und es entstehen Ketone. So etwas lässt sich im Blutbild relativ leicht nachweisen. Das ist eben der Vorteil der wissenschaftlichen Methode, dass ich sehen kann: Da ist irgendwas dran.

Aber genau das Gegenteil davon trat ein, wenn man sich die vom Untersucher Shah berichteten Blutwerte ansieht. Diese sind von Shah selbst im Internet auf seiner privaten Webseite veröffentlicht worden, zusammen mit Röntgen-, MRT- und Ultrallschallbildern (Link zu den Werten, wie sie von Sudhir Shah berichtet werden). Interessant ist hier, dass der Verlauf des einfach zu messenden Körpergewichts während der Untersuchung verheimlicht wird. Auch ist zu erkennen, dass ein sehr auffälliger Blutzucker-Messwert, der auf eine Nahrungsaufnahme kurz vor Ende des Experiments hinweist, nachträglich wieder gelöscht wurde.

Nach Beginn des Fastens stiegen die Keton-, Harnstoff- und Natriumwerte an. Gleichzeitig nahm der Hämatokrit als Ausdruck einer beginnenden Austrocknung zu. Das Aceton verdreifachte sich. Aceton gehört zu den Ketonkörpern. EsoWatch hat die von Shah berichteten Blutwerte grafisch aufgearbeitet, sodass die entsprechenden Kurven erkennbar werden. Nach Ende des Fastenexperiments normalisierten sich die Werte bei Jani wieder, einfach zu interpretieren als Rückkehr zu einer Ernährungsweise, wie sie vor dem Experiment praktiziert wurde. Wenn also die Filmemacher die Blutwerte zur Beurteilung des Experiments heranziehen, und somit sich auf allgemein akzeptiertes medizinisches Wissen stützen wollen, kämen sie nicht darum herum, an der angeblichen Dauernahrungslosigkeit zu zweifeln. Würde man beispielsweise den Kurvenverlauf der gemessenen Blutparameter in die Zukunft fortschreiben, so wären die Parameter in kurzer Zeit in extrem pathologischen Bereichen, die mit dem Überleben nicht mehr kompatibel wären. Aber das Experiment wurde kurz vorher beendet. Praktisch genau an dem Punkt, an dem sich eine mögliche wissenschaftliche Sensation angebahnt hätte. So ergab sich nur das typische Profil eines Menschen, der eine Hunger- und Durstperiode begann.

Auch wird im Film fälschlicherweise behauptet, dass Telekinese (Bewegen von Gegenständen allein durch Gedankenkraft) in wissenschaftlichen Experimenten erwiesen wurde.

Manipulation durch Halbwahrheiten

Esoteriker und Parawissenschaftler mit fragwürdiger Reputation werden als Wissenschaftler präsentiert. Einer distanzierten, wissenschaftlichen Sichtweise zu den behaupteten Phänomenen wird so gut wie kein Raum gegeben.

Im Film werden wesentliche Fakten verschwiegen, um die angeblichen Nahrungslosen und die Untersuchungen glaubhafter erscheinen zu lassen. So wird Jasmuheen im Film völlig unkritisch als Beispiel einer Lichtesserin gezeigt. Dass sie 1999 bei einer Untersuchung unter kontrollierten Bedingungen innerhalb weniger Tage rapide an Gewicht verlor, dehydrierte und unter Sprachstörungen litt[12] wird nicht erwähnt.

Bei der Untersuchung von Jani wird verschwiegen, dass Jani während der Untersuchung Wasserbäder genommen und mit Wasser gegurgelt hat. Das "Verschwinden" von Urin, das sich während der Untersuchung in der Blase von Jani gebildet hatte, wird völlig unkritisch als "Aufsaugen durch die Blasenwand" interpretiert. Die Möglichkeit, dass Jani bei diesem Versuch betrogen hat, wird nicht einmal in Erwägung gezogen.

Ein Fehler ist es auch, den indischen, heimlich essenden Hira Ratan Manek als Person darzustellen, die keine herkömmliche Nahrung brauche. Nachdem Manek beim Essen gefilmt worden war, musste er gezwungenermaßen zugeben, "nicht immer" nahrungslos zu sein.

Vertreten von Verschwörungstheorien

Straubinger betont bei Interviews und öffentlichen Auftritten, dass es für die tatsächliche Existenz des Phänomens Lichtnahrung harte wissenschaftliche Fakten gebe. Die Aussagen im Film werden als "unzweifelhafte Erlebnisberichte" und "wissenschaftlich protokollierten Laborexperimente" bezeichnet. Die Tatsache, dass Lichtnahrung innerhalb der Wissenschaft-Community nicht als real angesehen wird, führt Straubinger auf eine angebliche dogmatische Grundhaltung der Wissenschaft zurück. Die Wissenschaft hätte ein massives Problem, Lichtnahrung anzuerkennen, denn sonst "müsste das komplette wissenschaftliche oder schulmedizinische Paradigma niedergerissen werden". Und daher würde die Wissenschaft das Phänomen ignorieren.

Dass es keine einzige wissenschaftliche Studie gibt, die bestätigt, dass ein Mensch ohne Nahrung dauerhaft leben kann, scheint Straubinger zu vergessen. Die wissenschaftliche Studie die ergab, dass Michael Werner nicht von Licht leben kann, relativiert Straubinger, indem er meint es gehe ja gar nicht um den deutlichen Gewichtsverlust der bei Werner während des Untersuchungszeitraumes auftrat.

Bisher hat Straubinger nur von "harten Fakten" gesprochen aber weder im Film noch sonst etwas vorgelegt, dass als "harte Fakten" für die Existenz des Phänomens Lichtnahrung angesehen werden könnte.

Gefährdung von Menschenleben

Straubinger gibt an, dass der Film sich nicht als Aufforderung versteht, sich künftig nur von Lichtnahrung zu ernähren. Trotzdem erweckt er den Eindruck, dass Lichtnahrung prinzipiell möglich ist und macht neugierig es auszuprobieren. Sollten neue Todesfälle im Zusammenhang mit Lichtnahrung auftreten, so trägt wohl der Film und damit P. A. Straubinger eine Mitschuld.

Die klinische Psychologin ao Univ.-Prof. Dr. Beate Wimmer-Puchinger sagte auf den Film angesprochen: "... halte ich das für extrem problematisch und gefährlich".[13]

Zitate

  • Peter-Arthur Straubinger: Ich habe mich ein bisschen mit Yoga und Meditation beschäftigt und dabei den Meditationslehrer kennen gelernt, den man auch im Film sieht. Und der hat mir, das war im Jahr 2000, sehr authentisch vermittelt, dass er seit über einem Jahr nichts isst und nur Wasser trinkt. Ich habe damals keinen Grund gesehen, warum er mich anlügen sollte.
  • Peter-Arthur Straubinger: Ich bin überzeugt, dass es solche Phänomene gibt und das wurde auch wissenschaftlich festgestellt.

Weblinks

Allgemeines
Kritische Kommentare zum Film

Quellen