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Unter '''Alternativmedizin''' (zur Etymologie siehe <ref>"alternativ": etymologische Bedeutung. Adj. "eine zweite Möglichkeit bildend". In lateinischer Form begegnet das Adverb alternative (vgl. mlat. alternativus Adj.) seit dem 15.&nbsp;Jh. in dt. Texten. Mit beginnendem 18.&nbsp;Jh. wird das auslautende -e aufgegeben und adjektivischer Gebrauch möglich. Zugrunde liegt lat. alternus "abwechselnd". Ableitung von lat. alter "der eine von zweien, der andere". - Alternative für "Entscheidungszwang zwischen zwei Möglichkeiten." Zuerst in lat. Form Alternativa (Leibniz 1670); danach gewinnt das Wort mit deutscher Endung (wohl unter Einfluss von gleichbed. frz. alternative) rasch an Verbreitung. Quelle: Etymologisches Wörterbuch des Deutschen. 5.&nbsp;Auflage 2000. München: DTV</ref>) versteht man Methoden und Behandlungen, welche nicht von der wissenschaftsbasierten Medizin (auch ''evidenzbasierte Medizin''<ref>Die Bezeichnung Evidenz wird in Zusammenhang mit Medizin auf die Bedeutung von evidence (Beweis) im Englischen bezogen, welche nicht mit der von [http://de.wikipedia.org/wiki/Evidenz Evidenz] im Deutschen übereinstimmt. Eine sinngemäßere Übersetzung wäre vielleicht "beweisbasierte Medizin"</ref> oder ''evidence based medicine, EBM'') angewendet werden. Vor allem von Befürwortern werden auch die Begriffe ''Komplementärmedizin'', ''Erfahrungsmedizin'' und ''Integrative Medizin'' benutzt. Im englischen Sprachraum, aber zunehmend auch bei uns, werden komplementär- und alternativmedizinische Verfahren als ''CAM'' bezeichnet. Richard Dawkins meinte: "Es gibt keine Alternativmedizin. Es gibt nur Medizin, die wirkt und Medizin, die nicht wirkt."<ref>Dawkins, Richard (2003). A Devil's Chaplain. United States: Houghton Mifflin. p. 58. ISBN 978-0-618-33540-4.</ref>, eine Sicht, die auch von Tim Minchin in seinem animierten Gedicht "Storm" geteilt wird.<ref>[http://www.timminchin.com/2011/04/08/storm/ Storm!!!!!!!!], by Tim Minchin, April 8, 2011, abgerufen am 4. Juni 2011</ref>
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Unter '''Alternativmedizin''' (zur Etymologie siehe <ref>"alternativ": etymologische Bedeutung. Adj. "eine zweite Möglichkeit bildend". In lateinischer Form begegnet das Adverb alternative (vgl. mlat. alternativus Adj.) seit dem 15.&nbsp;Jh. in dt. Texten. Mit beginnendem 18.&nbsp;Jh. wird das auslautende -e aufgegeben und adjektivischer Gebrauch möglich. Zugrunde liegt lat. alternus "abwechselnd". Ableitung von lat. alter "der eine von zweien, der andere". - Alternative für "Entscheidungszwang zwischen zwei Möglichkeiten." Zuerst in lat. Form Alternativa (Leibniz 1670); danach gewinnt das Wort mit deutscher Endung (wohl unter Einfluss von gleichbed. frz. alternative) rasch an Verbreitung. Quelle: Etymologisches Wörterbuch des Deutschen. 5.&nbsp;Auflage 2000. München: DTV</ref>) versteht man Methoden und Behandlungen, welche nicht von der wissenschaftsbasierten Medizin (auch ''evidenzbasierte Medizin''<ref>Die Bezeichnung Evidenz wird in Zusammenhang mit Medizin auf die Bedeutung von evidence (Beweis) im Englischen bezogen, welche nicht mit der von [http://de.wikipedia.org/wiki/Evidenz Evidenz] im Deutschen übereinstimmt. Eine sinngemäßere Übersetzung wäre vielleicht "beweisbasierte Medizin"</ref> oder ''evidence based medicine, EBM'') angewendet werden. Vor allem von Befürwortern werden auch die Begriffe ''Komplementärmedizin'', ''Erfahrungsmedizin'' und ''Integrative Medizin'' benutzt. Im englischen Sprachraum, aber zunehmend auch bei uns, werden komplementär- und alternativmedizinische Verfahren als ''CAM'' bezeichnet. Daneben ist aus dem Umfeld der [[Anthroposophische Medizin|anthroposophischen Medizin]] der Begriff ''Cognition-based Medicine (CBM)'' vorgeschlagen worden.<ref>Helmut Kiene: Komplementäre Methodenlehre der klinischen Forschung. Cognition-based Medicine. Springer-Verlag Berlin Heidelberg 2001. Zitat aus dem Vorwort: ''Die komplementäre Methodenlehre bietet die Grundlagen für eine wissenschaftliche Fortentwicklung der Medizin über die sogenannte Evidence-based Medicine hinaus. Dort wurde bisher nur die wissenschaftliche Basis für die „externe“ Evidenz entwickelt; die komplementäre Methodenlehre fügt nun die Basis für „interne“ Evidenz, für individuelle ärztliche Erkenntnis hinzu. Zur Unterscheidung gegenüber Evidence-based Medicine wird deshalb von einer „Cognition-based Medicine“ gesprochen.''</ref>
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==Allgemeines==
 
Edzard Ernst, ehemaliger Professor für Komplementärmedizin an der Universität von Exeter in England argumentierte, dass die Bezeichnung "Complementary and Alternative Medicine"("CAM") ein fast sinnloser Überbegriff ist und dass Unterscheidungen zwischen diesen Modalitäten gemacht werden müssten. Alle Behandlungen, ob "etabliert" oder "alternativ", müssen denselben Standards der wissenschaftlichen Methodik entsprechen. Die "Evidenzbasierte Medizin" ist ein Ideal, das weder von der etablierten noch von der alternativen Medizin erreicht wurde. Ernst bezeichnet die Beweislage für viele alternative Techniken als schwach, nichtexistent oder negativ, gibt aber an, dass für etwa 20 Behandlungsmethoden Belege vorliegen, speziell für manche Kräuter und [[Akupunktur]] – was aber nicht bedeutet, dass die Behandlungsmethoden etabliert sind, speziell nicht weltweit.<ref>[http://www.cosmolearning.com/topics/alternative-medicine/ Cosmo Learning: Alternative medicine], abgerufen am 4. Juni 2011</ref><ref name="GWUP2">[http://www.scienceblogs.de/astrodicticum-simplex/2011/06/gwuptagung-in-wien-zweiter-tag-homoopathie-und-der-mozarteffekt.php GWUP-Tagung in Wien, zweiter Tag: Homöopathie und der Mozart-Effekt], Florian Freistetter, ScienceBlogs, abgerufen am 4. Juni 2011</ref>
 
Edzard Ernst, ehemaliger Professor für Komplementärmedizin an der Universität von Exeter in England argumentierte, dass die Bezeichnung "Complementary and Alternative Medicine"("CAM") ein fast sinnloser Überbegriff ist und dass Unterscheidungen zwischen diesen Modalitäten gemacht werden müssten. Alle Behandlungen, ob "etabliert" oder "alternativ", müssen denselben Standards der wissenschaftlichen Methodik entsprechen. Die "Evidenzbasierte Medizin" ist ein Ideal, das weder von der etablierten noch von der alternativen Medizin erreicht wurde. Ernst bezeichnet die Beweislage für viele alternative Techniken als schwach, nichtexistent oder negativ, gibt aber an, dass für etwa 20 Behandlungsmethoden Belege vorliegen, speziell für manche Kräuter und [[Akupunktur]] – was aber nicht bedeutet, dass die Behandlungsmethoden etabliert sind, speziell nicht weltweit.<ref>[http://www.cosmolearning.com/topics/alternative-medicine/ Cosmo Learning: Alternative medicine], abgerufen am 4. Juni 2011</ref><ref name="GWUP2">[http://www.scienceblogs.de/astrodicticum-simplex/2011/06/gwuptagung-in-wien-zweiter-tag-homoopathie-und-der-mozarteffekt.php GWUP-Tagung in Wien, zweiter Tag: Homöopathie und der Mozart-Effekt], Florian Freistetter, ScienceBlogs, abgerufen am 4. Juni 2011</ref>
    
Das US-amerikanische ''National Center for Complementary and Alternative Medicine NCCAM'' definiert komplementär- und alternativmedizinische Therapien als Behandlungen, die anstatt ("alternativ") oder zusätzlich ("komplementär") zu einer konventionellen, etablierten Therapie durchgeführt werden.<ref>[http://nccam.nih.gov/health/whatiscam/ What Is Complementary and Alternative Medicine?], National Center for Complementary and Alternative Medicine NCCAM, abgerufen am 3. Juni 2011</ref> Eine Behandlung gilt dann als etabliert, wenn die klinische Wirksamkeit in prospektiven, randomisierten Studien zweifelsfrei belegt ist oder eine biologische Rationale die Behandlung als sinnvoll erscheinen lässt. Eine englisch-australische Forschergruppe zeigte 2009 mit einem Rechenmodell, dass merkwürdigerweise gerade wenig oder nicht wirksame Methoden die Eigenschaft haben, sich schnell zu verbreiten.<ref name="Tanaka">Tanaka MM, Kendal JR, Laland KN (2009) [http://www.plosone.org/article/fetchObjectAttachment.action?uri=info%3Adoi%2F10.1371%2Fjournal.pone.0005192&representation=PDF From Traditional Medicine to Witchcraft: Why Medical Treatments Are Not Always Efficacious]. PLoS ONE 4(4): e5192. doi:10.1371/journal.pone.0005192</ref><ref>[http://www.newscientist.com/article/dn17064-quack-remedies-spread-by-virtue-of-being-useless.html Quack remedies spread by virtue of being useless], New Scientist, May 01, 2009</ref>
 
Das US-amerikanische ''National Center for Complementary and Alternative Medicine NCCAM'' definiert komplementär- und alternativmedizinische Therapien als Behandlungen, die anstatt ("alternativ") oder zusätzlich ("komplementär") zu einer konventionellen, etablierten Therapie durchgeführt werden.<ref>[http://nccam.nih.gov/health/whatiscam/ What Is Complementary and Alternative Medicine?], National Center for Complementary and Alternative Medicine NCCAM, abgerufen am 3. Juni 2011</ref> Eine Behandlung gilt dann als etabliert, wenn die klinische Wirksamkeit in prospektiven, randomisierten Studien zweifelsfrei belegt ist oder eine biologische Rationale die Behandlung als sinnvoll erscheinen lässt. Eine englisch-australische Forschergruppe zeigte 2009 mit einem Rechenmodell, dass merkwürdigerweise gerade wenig oder nicht wirksame Methoden die Eigenschaft haben, sich schnell zu verbreiten.<ref name="Tanaka">Tanaka MM, Kendal JR, Laland KN (2009) [http://www.plosone.org/article/fetchObjectAttachment.action?uri=info%3Adoi%2F10.1371%2Fjournal.pone.0005192&representation=PDF From Traditional Medicine to Witchcraft: Why Medical Treatments Are Not Always Efficacious]. PLoS ONE 4(4): e5192. doi:10.1371/journal.pone.0005192</ref><ref>[http://www.newscientist.com/article/dn17064-quack-remedies-spread-by-virtue-of-being-useless.html Quack remedies spread by virtue of being useless], New Scientist, May 01, 2009</ref>
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Die Begriffe ''Alternativmedizin'' und ''Komplementärmedizin'' sind daher beschönigend, da sie in der Regel keine wirklichen Alternativen anbieten, sondern nicht oder weniger wirksame, pseudomedizinische Methoden. Das gilt auch für die Bezeichnung ''Erfahrungsmedizin'', mit der die Berufung auf anekdotische Heilerfolge statt auf solide Wirkungsnachweise als positive Eigenschaft dargestellt werden soll.<ref>[http://www.skepdic.com/compmed.html complementary medicine] im Skeptic Dictionary, abgerufen am 4. Juni 2011</ref> Fast alle alternativmedizinischen Verfahren sind der [[Pseudomedizin]] zuzurechnen. In der Regel beruhen die Konzepte der Alternativ- und Komplementärmedizin auf einem Axiom, eine selbstverständliche Wahrheit, die keinen Beweis benötigt.<ref>[http://www.uni-marburg.de/ivv/downloads/praesentationen/adhs081217trott So genannte „alternative“ Behandlungen der ADHS], Götz-Erik Trott, 17. Dezember 2008, p. 10</ref><ref>axiom. Dictionary.com. Dictionary.com Unabridged. Random House, Inc. http://dictionary.reference.com/browse/axiom (abgeholt: 3. Juni 2011).</ref>
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Die Begriffe ''Alternativmedizin'' und ''Komplementärmedizin'' sind daher beschönigend, da sie in der Regel keine wirklichen Alternativen anbieten, sondern nicht oder weniger wirksame Methoden. Das gilt auch für die Bezeichnung ''Erfahrungsmedizin'', mit der die Berufung auf anekdotische Heilerfolge statt auf solide Wirkungsnachweise als positive Eigenschaft dargestellt werden soll.<ref>[http://www.skepdic.com/compmed.html complementary medicine] im Skeptic Dictionary, abgerufen am 4. Juni 2011</ref> Fast alle alternativmedizinischen Verfahren sind der [[Pseudomedizin]] zuzurechnen. In der Regel beruhen die Konzepte der Alternativ- und Komplementärmedizin auf einem Axiom, eine selbstverständliche Wahrheit, die keinen Beweis benötigt.<ref>[http://www.uni-marburg.de/ivv/downloads/praesentationen/adhs081217trott So genannte „alternative“ Behandlungen der ADHS], Götz-Erik Trott, 17. Dezember 2008, p. 10</ref><ref>axiom. Dictionary.com. Dictionary.com Unabridged. Random House, Inc. http://dictionary.reference.com/browse/axiom (abgeholt: 3. Juni 2011).</ref>
    
CAM hat sich zu einem großen Geschäft entwickelt: der weltweite Umsatz wird auf 60&nbsp;Milliarden US-Dollar geschätzt.<ref name="Tanaka" />
 
CAM hat sich zu einem großen Geschäft entwickelt: der weltweite Umsatz wird auf 60&nbsp;Milliarden US-Dollar geschätzt.<ref name="Tanaka" />
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