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==Biographie==
 
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=== Per aspera ... ===
 
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Alphonse-Louis' Vater war Schumacher in Paris. Die materiellen Verhältnisse der Familie waren sehr beschränkt, doch hatte der Geistliche der Kirche Saint-André-des-Arts eine kostenlose Armenschule für die Kinder seiner Pfarrei eingerichtet, in der auch Alphonse-Louis eine Grundschulbildung erhalten konnte. Nach Zwischenstationen, zuletzt im Priesterseminar von Saint-Sulpice, wurde er 1835 zum Subdiakon geweiht und nun seinerseits mit Lehraufträgen betraut. In eine seiner Schülerinnen (in seiner Verwirrung hielt er sie für die Reinkarnation der Jungfrau Maria) verliebte er sich unsterblich und verließ für sie das Seminar, noch bevor er die Priesterweihe erhalten sollte. Sie verließ ihn jedoch kurz darauf wieder.
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Constants Vater war Schuhmacher in Paris. Die materiellen Verhältnisse der Familie waren sehr beschränkt; er erhielt jedoch eine Grundschulbildung an einer kostenlosen Armenschule einer Pfarrei und sogar ein Priesterseminar besuchen. Im Jahr 1835 wurde er zum Subdiakon geweiht und erhielt nun Lehraufträge. Da er sich in eine seiner Schülerinnen verliebte (die er für die Reinkarnation der Jungfrau Maria hielt), verließ er das Seminar noch vor der Priesterweihe. Die Beziehung zerbrach jedoch kurz darauf.
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[[image:Eliphas_Levi_1836.jpg‎|links|Portrait von 1836|thumb]] Aus Enttäuschung über den Abbruch seiner Ausbildung nahm sich seine Mutter wenige Wochen später das Leben. Für Alphonse begann eine Zeit ziellosen Suchens, innerhalb eines Jahres machte er sowohl die Bekanntschaft mit Honoré de Balzac, entwickelte seine bildnerischen Fertigkeiten bei der Mitarbeit an einer Revue ("Les Belles Femmes de Paris"), freundete sich mit der militanten Sozialistin [http://de.wikipedia.org/wiki/Flora_Tristan Flora Tristan] an und träumte doch gleichzeitig weiterhin von einer Zukunft als Priester. Dieser Traum führte ihn in das Benediktiner-Kloster von [http://de.wikipedia.org/wiki/Abbaye_Saint-Pierre_de_Solesmes Solesmes], in dessen 20.000 Bände umfassender Bibliothek er sich mit vielen Schriften aus dem frühen Christentum, Gnostikern des Altertums, aber auch Werken frommer Mystiker bekannt machen konnte. Hier verfasste er sein erstes Buch ''Le Rosier de mai'', das so fromm war wie romantisch und dabei so phantasievoll und lebhaft von Liebesdingen schwärmte, dass man es für besser hielt, ihn des Klosters zu verweisen.
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[[image:Eliphas_Levi_1836.jpg‎|links|Portrait von 1836|thumb]] Aus Enttäuschung über den Abbruch seiner Ausbildung nahm sich seine Mutter wenige Wochen später das Leben. Für Constant begann eine Zeit ziellosen Suchens; innerhalb eines Jahres machte er sowohl die Bekanntschaft mit Honoré de Balzac, entwickelte seine bildnerischen Fertigkeiten bei der Mitarbeit an einer Revue ("Les Belles Femmes de Paris"), freundete sich mit der militanten Sozialistin [http://de.wikipedia.org/wiki/Flora_Tristan Flora Tristan] an und träumte gleichzeitig weiterhin von einer Zukunft als Priester. Dieser Traum führte ihn in das Benediktiner-Kloster von [http://de.wikipedia.org/wiki/Abbaye_Saint-Pierre_de_Solesmes Solesmes], in dessen 20.000 Bände umfassender Bibliothek er sich mit vielen Schriften aus dem frühen Christentum, Gnostikern des Altertums, aber auch Werken frommer Mystiker bekannt machen konnte. Hier verfasste er sein erstes Buch ''Le Rosier de mai'', das so fromm wie romantisch war, aber auch phantasievoll und lebhaft von Liebesdingen schwärmte, so dass Constant des Klosters verwiesen wurde.
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Auf Verwendung des Pariser Erzbischofs [http://de.wikipedia.org/wiki/Denis_Auguste_Affre Denis Auguste Affre] für ihn erhielt Constant schließlich eine Anstellung als Aufseher im Kolleg von Juilly östlich von Paris. Seine Vorgesetzten behandelten ihn schlecht, und nun brach der Zorn aus ihm heraus und er schrieb sein erstes wütendes Pamphlet ''La Bible de la liberté''. Mit dessen Erscheinen im Februar 1841 sorgte er nicht nur in der Kirchenhierarchie, sondern auch am Hof in Versailles für einen Skandal.<ref>Eine zeitgenössische Schilderung dieser Vorgänge und der folgenden findet sich in: [http://catalogue.bnf.fr/ark:/12148/cb33497059p Mystères galans des théâtres de Paris]. Paris: Cazel, 1844. S. 88 ff.</ref> Er wurde festgenommen und im Mai 1841 zu acht Monaten Haft und 300 Francs Geldstrafe verurteilt. Weil er das Geld nicht hatte, saß er elf Monate und studierte in dieser Zeit die Werke des schwedischen Mystikers [[Emanuel Swedenborg]].
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Auf Verwendung des Pariser Erzbischofs [http://de.wikipedia.org/wiki/Denis_Auguste_Affre Denis Auguste Affre] erhielt Constant schließlich eine Anstellung als Aufseher im Kolleg von Juilly östlich von Paris. Da seine Vorgesetzten ihn schlecht behandelten, schrieb er sein erstes wütendes Pamphlet ''La Bible de la liberté''. Dessen Erscheinen im Februar 1841 sorgte sowohl in der Kirchenhierarchie als auch am Hof in Versailles für einen Skandal.<ref>Eine zeitgenössische Schilderung dieser Vorgänge und der folgenden findet sich in: [http://catalogue.bnf.fr/ark:/12148/cb33497059p Mystères galans des théâtres de Paris]. Paris: Cazel, 1844. S. 88 ff.</ref> Constant wurde festgenommen und im Mai 1841 zu acht Monaten Haft und 300 Francs Geldstrafe verurteilt. Weil er das Geld nicht hatte, saß er elf Monate ein und studierte in dieser Zeit die Werke des schwedischen Mystikers [[Emanuel Swedenborg]].
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Nach seiner Entlassung aus der Haft empfahl ihn Affre seinem Kollegen[http://fr.wikipedia.org/wiki/Nicolas-Théodore_Olivier Nicolas-Théodore Olivier] in Évreux, wo er ab Februar 1843 so erfolgreich predigte, dass schon wenige Monate später seine eifersüchtigen Kollegen den Tod des Abbé Constant von den Zeitungen verkünden ließen. Trotz eines Dementis ließ sich ein Skandal nicht vermeiden, doch der Bischof von Évreux hielt seine schützende Hand über ihn und beauftragte ihn mit der Ausführung eines Wandgemäldes in einem Nonnenkloster. Durch Bürgschaftserklärungen von Bekannten seines Vaters wäre es ihm beinahe gelungen, Mitglied des geheimen [[Rosenkreuzer]]-Ordens zu werden, wo man ihm sogar den Grad eines Großmeisters in Aussicht gestellt haben soll. Leider wurde daraus nichts und auch das Gemälde wurde nicht fertig, denn als Anfang 1844 sein zweiter Rundumschlag erschien, ''La Mère de Dieu'', kühlte sich seine Beziehung zum Bischof rapide ab und Constant kehrte nach Paris zurück.
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Nach seiner Entlassung aus der Haft empfahl ihn Affre seinem Kollegen[http://fr.wikipedia.org/wiki/Nicolas-Théodore_Olivier Nicolas-Théodore Olivier] in Évreux, wo er ab Februar 1843 so erfolgreich predigte, dass wenige Monate später eifersüchtige Kollegen den Tod des Abbé Constant von den Zeitungen verkünden ließen. Trotz eines Dementis ließ sich ein Skandal nicht vermeiden, doch der Bischof von Évreux hielt seine schützende Hand über ihn und beauftragte ihn mit der Ausführung eines Wandgemäldes in einem Nonnenkloster. Durch Bürgschaftserklärungen von Bekannten seines Vaters wurde eine Mitgliedschaft im geheimen [[Rosenkreuzer]]-Ordens anzubahnen, wo man ihm sogar den Grad eines Großmeisters in Aussicht gestellt haben soll. Dies zerschlug sich jedoch und auch das Gemälde wurde nicht fertig, da sich Anfang 1844 aufgrund einer weiteren Veröffentlichung, ''La Mère de Dieu'', die Beziehung zum Bischof rapide abkühlte und Constant nach Paris zurückkehrte.
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Aufgewühlt durch den Tod seiner Freundin Flora Tristan veröffentlichte er ''L'Émancipation de la femme ou le Testament de la paria'' und ein Jahr später (1845) sein pazifistisches Manifest ''La Fête-Dieu ou le Triomphe de la paix religieuse''. Er beschäftigte sich intensiv mit humanistischen und utopistischen Ideen seiner Zeit, vor allem dem [http://de.wikipedia.org/wiki/Henri_de_Saint-Simon Saint-Simonismus] und den Theorien [http://de.wikipedia.org/wiki/Charles_Fourier Charles Fouriers]. Aber weder die einen, noch die anderen konnten ihn überzeugen. Saint-Simon lehre eine Religion ohne Frömmigkeit, die ihn abstoße, und Fouriers Ansatz von der Notwendigkeit für den Menschen, seine Triebe auszuleben, erschien ihm absurd und närrisch.
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Aufgewühlt durch den Tod seiner Freundin Flora Tristan veröffentlichte er ''L'Émancipation de la femme ou le Testament de la paria'' und ein Jahr später (1845) sein pazifistisches Manifest ''La Fête-Dieu ou le Triomphe de la paix religieuse''. Er beschäftigte sich intensiv mit humanistischen und utopistischen Ideen seiner Zeit, vor allem dem [http://de.wikipedia.org/wiki/Henri_de_Saint-Simon Saint-Simonismus] und den Theorien [http://de.wikipedia.org/wiki/Charles_Fourier Charles Fouriers]. Aber weder die einen, noch die anderen konnten ihn überzeugen. Saint-Simon lehre eine Religion ohne Frömmigkeit, die ihn abstoße, und Fouriers Ansatz von der Notwendigkeit für den Menschen, seine Triebe auszuleben, erscheine ihm absurd und närrisch.
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In dem kleinen Ort Choisy-le-Roi, wenige Kilometer außerhalb von Paris und seit 1840 an der Eisenbahnstrecke nach Orleans gelegen, traf er sich seit seiner Rückkehr aus Évreux regelmäßig mit einer Aufseherin eines (vermutlich, siehe Anmerkung) Mädchenpensionats. Und während er mit ihr Heiratspläne schmiedete und sie von ihm schwanger war, verliebte sich ihre Freundin in Alphonse, die noch minderjährige [http://fr.wikipedia.org/wiki/Marie-Noémi_Cadiot Marie-Noémi Cadiot]. Nach einer Reihe heißer Liebesbriefe entfloh sie und versteckte sich in seiner Mansarde. Er wurde vor die Alternative gestellt, sie zu ehelichen oder ein Verfahren wegen Verführung einer Minderjährigen zu gewärtigen. Am 13. Juli 1846 heirateten sie. Sie gebar ihm eine Tochter, die er anbetete und die 1854 mit sieben Jahren verstarb. Bald darauf verließ ihn Marie-Noémi. <ref>Die in diesem Absatz geschilderten Ereignisse aus Constants Leben sind mit großer Vorsicht zu genießen. Denn es hat sich bei der Abfassung des Artikels der Eindruck herausgestellt, dass die meisten Internetveröffentlichungen dazu einer einzigen Quelle entstammen. Daten zu der "Institution Chandeau", die sich in Choisy-le-Roi befunden haben soll, waren auch in mehrstündigen Recherchen nicht zu entdecken, dafür aber zahlreiche identische Formulierungen, vgl. http://fr.wikipedia.org/wiki/Éliphas_Lévi. ''Chandeau'' ist, wie vermutet, ein Eigenname, wird allerdings nirgends in einem Zusammenhang mit auch nur einer geografischen Nähe zu Choisy erwähnt. Angenommen, es handelte sich bei dem Institut Chandeau um eine Bildungsanstalt für Mädchen, findet sich lediglich ein Hinweis, und auch der ist äußerst vage, nämlich http://fr.topic-topos.com/ecole-emile-zola-choisy-le-roi - hier würde wenigstens der zeitliche Rahmen stimmen.</ref>
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In dem kleinen Ort Choisy-le-Roi, wenige Kilometer außerhalb von Paris gelegen, traf er sich seit seiner Rückkehr aus Évreux regelmäßig mit einer Aufseherin eines (vermutlich, siehe Anmerkung) Mädchenpensionats. Während er mit ihr Heiratspläne schmiedete und sie von ihm schwanger war, verliebte sich ihre Freundin in Alphonse, die noch minderjährige [http://fr.wikipedia.org/wiki/Marie-Noémi_Cadiot Marie-Noémi Cadiot]. Nach einer Reihe heißer Liebesbriefe entfloh sie und versteckte sich in seiner Mansarde. Er wurde vor die Alternative gestellt, sie zu ehelichen oder ein Verfahren wegen Verführung einer Minderjährigen zu gewärtigen. Am 13. Juli 1846 heirateten sie. Sie gebar ihm eine Tochter, die 1854 mit sieben Jahren verstarb. Bald darauf verließ ihn Marie-Noémi.<ref>Die in diesem Absatz geschilderten Ereignisse aus Constants Leben sind mit großer Vorsicht zu genießen, da sich bei der Abfassung des Artikels der Eindruck herausstellte, dass die meisten Internetveröffentlichungen dazu einer einzigen Quelle entstammen. Daten zu der "Institution Chandeau", die sich in Choisy-le-Roi befunden haben soll, waren auch in mehrstündigen Recherchen nicht zu entdecken, dafür aber zahlreiche identische Formulierungen, vgl. http://fr.wikipedia.org/wiki/Éliphas_Lévi. ''Chandeau'' ist, wie vermutet, ein Eigenname, wird allerdings nirgends in einem Zusammenhang mit auch nur einer geografischen Nähe zu Choisy erwähnt. Angenommen, es handelte sich bei dem Institut Chandeau um eine Bildungsanstalt für Mädchen, findet sich lediglich ein Hinweis, und auch der ist äußerst vage, nämlich http://fr.topic-topos.com/ecole-emile-zola-choisy-le-roi - hier würde wenigstens der zeitliche Rahmen stimmen.</ref>
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Die Februarrevolution von 1848 bedeutete auch für Alphonse Constant mehr Freiheiten. Nachdem er ein Jahr zuvor wegen seines Pamphlets ''La Voix de la famine'' erneut verurteilt worden war, konnte er sich jetzt ungehindert auf dem politischen Parkett bewegen. Er leitete die linke Zeitschrift ''Le Tribun du peuple'', die nach vier Nummern einging, gründete in revolutionärer Tradition den politischen Arbeiterverein ''Le Club de la montagne''<ref>In der Nationalversammlung von 1791 saßen die Abgeordneten der politischen Linken auf den oberen Rängen, daher der Name ''La Montagne'' (Bergpartei).</ref>, und als im Verlauf des Juni der politischen Reaktion die Entwicklung nicht mehr geheuer war und sie das Rad zurückzudrehen versuchte, wurde er beinahe füsiliert. Man verwechselte jemand anderen mit ihm und erschoss den falschen. Er wollte sich in die Nationalversammlung wählen lassen, aber ein langjähriger Freund wurde statt seiner gewählt, worauf die Freundschaft zerbrach.
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Die Februarrevolution von 1848 bedeutete auch für Alphonse Constant mehr Freiheiten. Nachdem er ein Jahr zuvor wegen seines Pamphlets ''La Voix de la famine'' erneut verurteilt worden war, konnte er sich jetzt ungehindert auf dem politischen Parkett bewegen. Er leitete die linke Zeitschrift ''Le Tribun du peuple'', die nach vier Nummern einging, gründete in revolutionärer Tradition den politischen Arbeiterverein ''Le Club de la Montagne''<ref>In der Nationalversammlung von 1791 saßen die Abgeordneten der politischen Linken auf den oberen Rängen, daher der Name ''La Montagne'' (Bergpartei).</ref>, und als im Verlauf des Juni die politische Reaktion das Rad zurückzudrehen versuchte, wurde er beinahe füsiliert. Man verwechselte jemand anderen mit ihm und erschoss den Falschen. Constant wollte sich in die Nationalversammlung wählen lassen, aber ein langjähriger Freund wurde statt seiner gewählt, worauf die Freundschaft zerbrach.
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Materiell allerdings ging es dem Ehepaar Constant jetzt gut, denn Marie-Noémi veröffentlichte literarische Feuilletonbeiträge und erhielt Unterricht durch den Bildhauer [http://de.wikipedia.org/wiki/James_Pradier James Pradier], den schon der Bürgerkönig gefördert hatte und der ihr nun die Türen zur Pariser Gesellschaft öffnete. In ihrem Fahrwasser erhielt auch Alphonse zwei Regierungsaufträge zu Gemälden für das Innenministerium.
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Materiell ging es dem Ehepaar Constant jetzt gut, denn Marie-Noémi veröffentlichte literarische Feuilletonbeiträge und erhielt Unterricht durch den Bildhauer [http://de.wikipedia.org/wiki/James_Pradier James Pradier], den schon der Bürgerkönig gefördert hatte und der ihr nun die Türen zur Pariser Gesellschaft öffnete. In diesem Zusammenhang erhielt auch Constant zwei Regierungsaufträge zu Gemälden für das Innenministerium.
    
===... ad occultum ===
 
===... ad occultum ===
 
[[image:Baphomet.png|Baphomet, Abbildung aus ''Dogma und Ritual der Hohen Magie'', 1856|links|thumb]]
 
[[image:Baphomet.png|Baphomet, Abbildung aus ''Dogma und Ritual der Hohen Magie'', 1856|links|thumb]]
Beginnend während seines Aufenthalts in Solesmes (1838-39), weitergeführt in der Swedenborg-Lektüre des Strafgefangenen (1841), beinahe verlängert durch den Großmeister-Grad im Rosenkreuzer-Orden in Evreux (1843/84), und (1850/51) im Studium der ''Kabbala denudata'' [http://de.wikipedia.org/wiki/Christian_Knorr_von_Rosenroth Rosenroths] wandte sich Alphonse Constant zunehmend der [[Mystik]], der [[Theosophie]], oder allgemeiner dem [[Okkultismus|okkulten]] Wissen zu. Er gab sich den Namen Éliphas Lévi Zahed, den ihm die Rosenkreuzer gegeben hatten und der eine Übersetzung seines Namens ins Hebräische darstellen solle<ref>Das ist allerdings eine sehr fragwürdige "Übersetzung". Der Name Alphonse stammt aus dem Germanischen, auch wenn sein Ursprung nicht vollständig geklärt ist.</ref> In dieser Zeit begann er auch mit der Abfassung seines späteren Hauptwerks ''Dogme et rituel de la haute magie''.
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Constant wendete sich nun zunehmend der [[Mystik]], der [[Theosophie]] und allgemein dem [[Okkultismus|okkulten Wissen]] zu. Dies hatte bereits während seines Aufenthalts in Solesmes (1838-1839) begonnen und setzte sich fort mit der Swedenborg-Lektüre als Strafgefangener (1841), den Kontakten zum Rosenkreuzer-Orden (1843) und dem Studium der ''Kabbala denudata'' [http://de.wikipedia.org/wiki/Christian_Knorr_von_Rosenroth Rosenroths] (1850/51). Er legte sich den Namen Éliphas Lévi Zahed bei, den ihm die Rosenkreuzer gegeben hatten und der eine Übersetzung seines Namens ins Hebräische darstellen sollte.<ref>Das ist allerdings eine sehr fragwürdige "Übersetzung". Der Name Alphonse stammt aus dem Germanischen, auch wenn sein Ursprung nicht vollständig geklärt ist.</ref> In dieser Zeit begann er auch mit der Abfassung seines späteren Hauptwerks ''Dogme et rituel de la haute magie''.
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Im Frühjahr 1854 reiste Lévi nach London, wo er die Bekanntschaft mit dem zu Lebzeiten europaweit berühmten Schriftsteller Edward Bulwer-Lytton machte. Über ihre gemeinsamen Interessen am Okkulten<ref>Bulwer-Lytton traf mit seinen fiktionalen Werken den Hang seiner Zeit zum Magischen und Übersinnlichen ebenso wie das Interesse an archäologischen Entdeckungen. Beides wusste er in spannende Geschichten zu verpacken, die ihn in den Bürgerhäusern zu einem vor allem von Frauen viel gelesenen Autor machten. Sein Spätwerk, ''The Coming Race'', inspiriert noch heute die Anhänger der [[Reichsflugscheibe]]n-Theorie.</ref> wurden sie Freunde. Durch Bulwer-Lytton kommt er erneut in Kontakt mit Rosenkreuzer-Kreisen, in denen ihm eine Reihe von angeblich erfolgreichen Geisterbeschwörungen gelingt, darunter eine des [http://de.wikipedia.org/wiki/Apollonios_von_Tyana Apollonios von Tyana]. In die Londoner Zeit fällt auch die gütliche Regelung seiner privaten Angelegenheiten: Die junge Frau, die er in Choisy-le-Roi verlassen hatte, verzieh ihm und er erkannte das uneheliche Kind als seines an. Gleichzeitig erfolgte mit Hilfe eines Freundes die endgültige, räumliche Trennung von seiner Frau.
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Im Frühjahr 1854 reiste Lévi nach London, wo er die Bekanntschaft mit dem zu Lebzeiten europaweit berühmten Schriftsteller Edward Bulwer-Lytton machte. Über ihr gemeinsames Interesse am Okkulten<ref>Bulwer-Lytton traf mit seinen fiktionalen Werken den Hang seiner Zeit zum Magischen und Übersinnlichen ebenso wie das Interesse an archäologischen Entdeckungen. Beides wusste er in spannende Geschichten zu verpacken, die ihn in den Bürgerhäusern zu einem vor allem von Frauen viel gelesenen Autor machten. Sein Spätwerk, ''The Coming Race'', inspiriert noch heute die Anhänger der [[Reichsflugscheibe]]n-Theorie.</ref> wurden sie Freunde. Durch Bulwer-Lytton kam er erneut in Kontakt mit Rosenkreuzer-Kreisen, in denen ihm eine Reihe von angeblich erfolgreichen Geisterbeschwörungen gelang, darunter eine des [http://de.wikipedia.org/wiki/Apollonios_von_Tyana Apollonios von Tyana]. In die Londoner Zeit fiel auch die Regelung seiner privaten Angelegenheiten: Die junge Frau, die er in Choisy-le-Roi verlassen hatte, verzieh ihm und er erkannte das uneheliche Kind als seines an. Gleichzeitig erfolgte mit Hilfe eines Freundes die endgültige, räumliche Trennung von seiner Frau.
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Wieder zurück in Paris, veröffentlichte er gegen Ende 1854 den ersten Band von ''Dogme et rituel de la haute magie''. Seine intensive Beschäftigung mit der [[Kabbala]] fand ihren Ausdruck in einer Reihe von Aufsätzen, die er in der ''Revue philosophique et religieuse'' veröffentlichte, einer Zeitschrift, die er 1855 zusammen mit dem belgischen Schriftsteller [http://fr.wikipedia.org/wiki/Camille_Lemonnier Camille Lemonnier]<ref>Die deutsche Wikipedia enthält keinen Artikel zu Lemonnier. Das englische Pendant findet sich [http://en.wikipedia.org/wiki/Camille_Lemonnier hier].</ref> und dem Philosophen [http://fr.wikipedia.org/wiki/Charles_Fauvety Charles Fauvety] gründete und über die drei Jahre ihres Erscheinens betrieb. Zu seiner Ablenkung schrieb er eine Reihe von Chansons. In einem davon verglich er den mittlerweile als Kaiser herrschenden Napoléon III. mit Caligula, was ihm einen weiteren Gefängnisaufenthalt einbrachte.
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Wieder zurück in Paris, veröffentlichte er gegen Ende 1854 den ersten Band von ''Dogme et rituel de la haute magie''. Seine intensive Beschäftigung mit der [[Kabbala]] fand ihren Ausdruck in einer Reihe von Aufsätzen, die er in der ''Revue philosophique et religieuse'' veröffentlichte, einer Zeitschrift, die er 1855 zusammen mit dem belgischen Schriftsteller [http://fr.wikipedia.org/wiki/Camille_Lemonnier Camille Lemonnier]<ref>Die deutsche Wikipedia enthält keinen Artikel zu Lemonnier. Das englische Pendant findet sich [http://en.wikipedia.org/wiki/Camille_Lemonnier hier].</ref> und dem Philosophen [http://fr.wikipedia.org/wiki/Charles_Fauvety Charles Fauvety] gründete und über die drei Jahre ihres Erscheinens betrieb. Daneben schrieb er eine Reihe von Chansons und verglich in einem davon den mittlerweile als Kaiser herrschenden Napoléon III. mit Caligula, was ihm einen weiteren Gefängnisaufenthalt einbrachte.
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Dann endlich, im Jahr 1859 (er war jetzt 49 Jahre alt), der wirtschaftliche Durchbruch: Die Veröffentlichung seiner ''Geschichte der Magie'' bringt ihm 1.000 Francs ein, das sind umgerechnet und nach heutiger Kaufkraft über 30.000 Euro. Aber nicht nur wirtschaftlich ist ''l'Histoire de la magie'' ein Erfolg, sie bringt ihm auch die Anerkennung weiter esoterischer Kreise in Frankreichs, darunter der Arzt Fernand Rozier der auch als Medium und Hellseher auftrat und sein Schüler wird. Im März 1861 schließlich wird Levi in die Freimaurerloge ''La Rose du parfait silence'' aufgenommen, die ihm bald darauf den Grad eines Meisters verleiht. Im selben Jahr erscheint ''La Clef des grands mystères'', der letzte Teil der Trilogie, die mit ''Histoire de la magie'' beginnt und als deren zweiter Band ''Dogme et rituel de la haute magie'' konzipiert war. [[file:levi_seal_solomon.jpg|Titelblatt zu ''Le Grand Arcane'', Ausgabe von 1910|links|thumb]]
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Im Jahr 1859 erlebte er mit 49 Jahren den wirtschaftlichen Durchbruch: Die Veröffentlichung seiner ''Geschichte der Magie'' brachte ihm 1.000 Francs ein, umgerechnet und nach heutiger Kaufkraft über 30.000 Euro. Aber nicht nur wirtschaftlich war ''l'Histoire de la magie'' ein Erfolg, sondern das Buch trug ihm auch die Anerkennung weiter esoterischer Kreise in Frankreich ein, darunter der auch als Medium und Hellseher auftretende Arzt Fernand Rozier, der sein Schüler wurde. Im März 1861 erfolte Lévis Aufnahme in die Freimaurerloge ''La Rose du parfait silence'', die ihm bald darauf den Grad eines Meisters verlieh. Im selben Jahr erschien ''La Clef des grands mystères'', der letzte Teil der Trilogie, die mit ''Histoire de la magie'' beginnt und als deren zweiter Band ''Dogme et rituel de la haute magie'' konzipiert war. [[file:levi_seal_solomon.jpg|Titelblatt zu ''Le Grand Arcane'', Ausgabe von 1910|links|thumb]]
    
Lévi arbeitet jetzt viel, hauptsächlich als Lehrer der Hocharistokratie, und für sein fachliches Ansehen spricht auch, dass er sogar dem neuen Bischof von Évreux<ref>Wenn die Jahreszahl stimmt, dann war das [http://fr.wikipedia.org/wiki/Jean-Sébastien_Devoucoux Jean-Sébastien Devoucoux], der seit 1858 die Diözese Évreux leitete. Eine vollständige Liste der Bischöfe findet sich hier: http://fr.wikipedia.org/wiki/Liste_des_évêques_d'Évreux</ref> Unterricht in Kabbalistik erteilt. Materiell geht es ihm gut, Überschüsse investiert er in seine Bibliothek. Im selben Jahr tritt er in Briefkontakt mit einem italienischen Baron Spedalieri, von dem nichts weiter überliefert ist, als dass er zu Lévis wichtigstem Mäzen wurde und von Lévi einen über 1.000 Briefe umfassenden Kursus zur Kabbala erhielt. Der Briefwechsel erstreckte sich über beinahe 13 Jahre.
 
Lévi arbeitet jetzt viel, hauptsächlich als Lehrer der Hocharistokratie, und für sein fachliches Ansehen spricht auch, dass er sogar dem neuen Bischof von Évreux<ref>Wenn die Jahreszahl stimmt, dann war das [http://fr.wikipedia.org/wiki/Jean-Sébastien_Devoucoux Jean-Sébastien Devoucoux], der seit 1858 die Diözese Évreux leitete. Eine vollständige Liste der Bischöfe findet sich hier: http://fr.wikipedia.org/wiki/Liste_des_évêques_d'Évreux</ref> Unterricht in Kabbalistik erteilt. Materiell geht es ihm gut, Überschüsse investiert er in seine Bibliothek. Im selben Jahr tritt er in Briefkontakt mit einem italienischen Baron Spedalieri, von dem nichts weiter überliefert ist, als dass er zu Lévis wichtigstem Mäzen wurde und von Lévi einen über 1.000 Briefe umfassenden Kursus zur Kabbala erhielt. Der Briefwechsel erstreckte sich über beinahe 13 Jahre.
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