ADE 651

ADE 651 (manchmal auch irrtümlich als AE561 bezeichnet, Vorgänger ADE 650) ist der Name eines dubiosen Gerätes, das angeblich Sprengstoffe, aber auch Drogen und andere Substanzen detektieren kann. Es besteht aus zwei Teilen, einem Handgriff mit Teleskopantenne sowie einem Kasten, in den Pappkarten mit Strichcodes eingeschoben werden, womit das Gerät auf die nachzuweisenden Substanzen programmiert werden soll. In Prospekten hieß es, das Herz des Detektors sei eine auf das Erschnüffeln von einzelnen Substanzen "programmierte" Karte. Sie sei auswechselbar, wodurch ADE 651 auch zur Suche von Trüffeln, geschmuggeltem Geld oder Elfenbein einzusetzen sei.

Das ADE 651 kam ursprünglich als Produkt "Golfinder" auf den Markt. Es sollte verlorene Golfbälle auffinden helfen. Die Bälle sollten gefunden werden, weil das Gerät angeblich auf "Elemente" in Golfbällen "abgestimmt" sei. Ein Geschäftsmann mit Namen Jim McCormick kaufte zunächst 300 derartige Golfinder zum Stückpreis von 20 US-Dollar und tauschte einfach die Etiketten aus, um aus Golfinder ADE 651 zu machen und zu einem Preis von 7000 US Dollar (für das Einsteigermodell ADE 101) bis 40.000 Dollar zu verkaufen. McCormick wurde inzwischen mehrfacher Millionär und besitzt Ferienhäuser in England, auf Zypern und in Florida.

Angebliche Funktionsweise

Das Gerät soll mittels "elektrostatischer magnetischer Ionenanziehung" ("electrostatic magnetic ion attraction", "electrostatic magnetic attraction" EMA) funktionieren. Einzelheiten zu diesem der Physik bislang unbekannten Effekt, der auch durch Bunkerbeton und Blei nicht abgeschirmt werden könne, werden nicht mitgeteilt. Die Reichweite betrage bis zu 650 m im Gelände und bis zu 10 m im Erdboden; die Nachweisgrenze liege im Pikogramm-Bereich. Eine Stromversorgung wird nicht benötigt, es sei lediglich eine gewisse Übung im Umgang mit dem Gerät erforderlich.

Kommerzielle Aspekte

Das Gerät wird oder wurde von einer britischen Firma namens Advanced Tactical Security & Communications hergestellt und unter anderem von einer Firma Cumberland Industries Ltd. angeboten, die auf Produkte für die Sicherheitsbranche spezialisiert ist. Aufsehen erregte das ADE 651, nachdem Ende 2009 bekannt wurde, dass das irakische Militär und die irakische Polizei über 1.500 Exemplare zu einem Stückpreis zwischen 16.500 und 60.000 US$ gekauft haben, um beispielsweise das Personal an Kontrollpunkten in Bagdad damit auszustatten.[1]

Insgesamt hatte die irakische Regierung Detektoren im Wert von 85 Millionen Dollar (rund 60 Millionen Euro) angeschafft. An den meisten Kontrollpunkten in Bagdad seien die Handgeräte ADE 651 im Einsatz. Der Chef des Unternehmens, Jim McCormick, wurde vorübergehend wegen Betrugsverdachts festgenommen, befand sich aber nach einer Kautionszahlung wieder auf freiem Fuß. 2013 wurde McCormick schuldig gesprochen, die Strafe ist allerdings noch nicht festgelegt worden.[2]

Im Februar 2011 wurde ein hochrangiger irakischer Polizeioffizier namens Jihad al-Jabiri im Zusammenhang mit dem Ankauf der ADE-651-Geräte verhaftet.[3][4]

Analoge Produkte

Ähnliche Produkte sind unter den Bezeichnungen ADE 100, ADE 101, ADE 650, ADE 750, ADE 751, DKL LifeGuard (ein Gerät, das verborgene Personen erkennen soll), MOLE, Alpha 6, GT200[5], SNIFFEX[6][7] und HEDD1 bekannt geworden.

Unabhängige Tests

In den USA wurden derartige Geräte bei den Sandia National Laboratories untersucht, einer Forschungs- und Entwicklungseinrichtung des US-Energieministeriums. Die Wissenschaftler konnten 2002 bei dem "MOLE Programmable System" von Global Technical keine Wirksamkeit oder einen Effekt erkennen.[8] Das gilt ebenfalls für das schon 1998 getestete "DKL LifeGuard Model".[9]

Der amerikanische Zauberer und Skeptiker James Randi setzte einen Preis von 1 Million US$ für den Nachweis aus, dass das ADE 651 tatsächlich funktioniert. Er rechnet allerdings nicht damit, dass dieser Nachweis erbracht werden kann ("no one will respond to this, because the ADE651® is a useless quack device which cannot perform any other function than separating naïve persons from their money").[10]

Weblinks

Quellen