Tetrasil (Ag4O4, Imusil, Terrasil, Tetrasilver Tetroxide, TST) ist ein silberhaltiger Wirkstoff, der gegen zahlreiche Mikroorganismen und angeblich auch gegen das AIDS auslösende HI-Virus wirksam sein soll und im alternativmedizinischen Bereich gelegentlich Anwendung findet. Die Substanz wurde insbesondere in so genannten AIDS-Leugnerkreisen diskutiert und findet keine Anwendung in der wissenschaftlichen Medizin.

Tetrasil-Erfinder ist ein Chemiker namens Marvin S. Antelman der Jerusalemer Firma Holipharm, auf den auch Erfindungen im Lebensmittelbereich, Batterietechnik, Druckertinte, U-Bootreaktoren und im Medizinbereich zurückgehen sollen. Auch soll Antelman subatomare Oron-Partikel entdeckt haben, die Quarks gleichen sollen. Antelman erhielt auch ein Patent zur Tetrasil-Anwendung. Zitaten zufolge, die im englischsprachigen Internet zu finden sind, ist Antelman Leugner der ursächlichen HIV-Infektion für die AIDS-Erkrankung:

Our approach to AIDS is non-conventional. There is HIV without AIDS and AIDS without HIV. Nobel Prize winner Kary Mullis has pointed this out as well as his position that AZT is a failure. Accordingly we have patients who display viral load reduction and those that do not who are nevertheless cured of AIDS because in certain cases HIV will be neutralised and remain in the body with no visible change as far as the present "viral load" test technology allows for.[1]

Unter dem Namen Imusil wird oder wurde die Substanz von der US-amerikanischen Firma Marantech Holdings LLC aus Providence (Rhode Island) angeboten.[2]

Da Ag4O4 in Wasser dissoziiert, werden dabei Ionen des Schwermetalls Silber freigesetzt. Für Schwermetallionen (insbesondere Silber und Kupfer) ist der oligodynamische Effekt bekannt, der zur Inaktivierung und auch zur Zertörung von Mikroorganismen führen kann, und gleichzeitig auch für entsprechende Nebenwirkungen verantwortlich ist. Der oligodynamische Effekt kann in bestimmten Situationen zu Desinfektionszwecken eingesetzut werden.

Nicht nachprüfbaren Angaben aus dem Internet soll Tetrasil in mehreren afrikanischen Staaten zu Menschenversuchen bei AIDS-Kranken eingesetzt worden sein. In Zambia wurde Tetrasil von einem Zeitungsherausgeber als Anti-AIDS Wundermittel propagiert und von ihm selbst vermarktet, bis sich herausstellte dass es sich um ein Desinfektionsmittel handelte, keine Zulassung als Medikament vorlag und mehrere AIDS-Patienten eine effektive medizinische Behandlung abbrachen und stattdessen Tetrasil anwandten.[3] Die Anwendung des Mittels wurde daraufhin 2007 in Zambia verboten.[4]

Die in New York ansässige Organisation Human Rights Watch (HIV/AIDS Program) zählt das Mittel zu den "unproven AIDS 'cures' and remedies".[5]

Hinweis: Tetrasil ist auch der Handelsname eine in Deutschland erhältlichen Saatguts. Das Produkt hat nichts mit dem hier thematisierten silberhaltigen Mittel zu tun.

Ag4O4

Ag4O4 ist eine inorganische Silberverbindung und als Silberoxid (Silber (I,III) oxid) bekannt. Die Substanz ist Bestandteil bestimmter silberhaltiger Batterien. Die CAS-Nummer ist CAS-Nr. 155645-89-9. Laut Patentschrift soll der Wirkstoff ein einziges Mal intravenös in einer Menge von 200 mg appliziert werden. Im Blut sollen sich dann Konzentrationen von 40 ppm (entsprechend laut Patentschrift 40 mg/L Blut) einstellen, angeblich ausreichend um das HI-Virus im Blut des Menschen zu zerstören. Aus gleicher Quelle ist zu erfahren, daß eine Konzentration von 20 ppm im Reagenzglas zur HIV-Vernichtung ausreiche.

Patent

  • United States Patent 5676977 "Method of Curing AIDS with Tetrasilver Tetroxide Molecular Crystal Devices, 14.10.1997, Erfinder Marvin S. Antelman.

Siehe auch

Weblinks

Quellennachweise

  1. http://www.compassion-response.net/08treatments/05imusil.htm
  2. http://www.Marantech.com
  3. http://www.medicalnewstoday.com/articles/73084.php
  4. http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC2291042/
  5. Joseph J Amon: "Dangerous medicines: Unproven AIDS cures and counterfeit antiretroviral drugs", Global Health. 2008; 4: 5. doi: 10.1186/1744-8603-4-5 PMCID: PMC2291042 Volltext