Serumtherapie nach Bogomoletz
Die Serumtherapie nach Bogomoletz (auch Bogomoletz-Frischzellenkur, spätere Variante: Serumtherapie nach Wiedemann bzw. Wiedemann-Kur) ist eine mittlerweile selten gewordene pseudomedizinische Methode aus dem Spektrum der so genannten Zelltherapien bzw. Organotherapien. Die Methode geht auf den ukrainischen Physiologen Alexander Alexandrovitch Bogomoletz (1881-1946) zurück, der in Kiew ein "Metschnikoff-Institut" leitete. Die Methode war insbesondere in den vierziger Jahren des 20. Jahrhunderts in Russland populär und wurde beispielsweise von Stalin genutzt. Nach Stalins Tode nahm jedoch das Ansehen der Methode ab.
Im Zweiten Weltkrieg erhielt Bogomoletz zahlreiche Auszeichnungen und Orden der damaligen UdSSR, darunter den Lenin-Orden, eine "Hammer&Sichel-Goldmedaille" und wurde als "Held der sozialistischen Arbeit" gefeiert.
Bogomoletz wiederum stützte sich bei seiner Erfindung auf Vorschläge des russischen Zoologen Ilja Iljitsch Metschnikoff (1845-1916), der wohl als erster Frischzellen-Theorien mit möglichen Wirkungen bei Krankheiten ansprach. Als Antigene sollten demnach kleinste Mengen von Proben aus dem gleichen phagozytischen System dienen, und zwar gedacht als eine Art „Anregung“ der Abwehrzellen des Körpers.
Im Zentrum der Serumtherapie nach Bogomoletz steht das Bogomoletz-Serum (auch R.A.S.-Serum, ACS-Serum oder ACB-Serum genannt), das aus Pferde-, Esel- oder Kaninchenblut gewonnen wird. Die Spendertiere werden zuvor mit Gewebeproben aus Milz- und Knochenmarksgewebssuspensionen ("Autokatalysator" genannt) von jung und plötzlich verstorbenen Menschen inokuliert und sollen im Folgenden spezifische Abwehrstoffe bilden, die im Serum wieder zu finden seien. Das Tierserum wurde sodann dem Patienten in zweitägigen Abständen unter die Haut (subkutan) oder intravenös (iv) gespritzt. Die Anwendungen wurden über eine bis drei Wochen geführt.
Bei einer Variante dieses Verfahrens wird nicht menschliches Gewebe zur Tierimmunisierung eingesetzt, sondern Gewebe bestimmter Organe von jungen Tieren bzw. Embryonen.
Ziel der Behandlung war es, die Wundheilung zu beschleunigen, Knochenfrakturen schneller zu heilen, das Immunsystem zu stärken, Krebs zu behandeln, Rheuma zu lindern sowie ein Anti Aging–Effekt, der die Patienten dazu befähigen sollte, bis zu 125 Jahre zu leben. Insbesondere diese letzte Wunderbehauptung beeindruckte Stalin.
Im Zuge strengerer Vorschriften zum Patientenschutz (insbesondere auf Grund von Beobachtungen zu BSE und der Creutzfeldt-Jakob-Krankheit) wurde die Wiedemann-Kur 1998 eingestellt. Einige Anbieter der Wiedemann-Seren (etwa die Schwarzwald-Privatklinik Obertal) gingen danach übergangslos dazu über, homöopathische Ersatzmittel anzuwenden ("Sanotrop"-Produkte).
In homöopathischer Verdünnung ist das Bogomoletz-Serum auch als Mittel der Spagyrik im Umlauf.
Serum-Therapie nach Wiedemann
Die Wiedemann Zelltherapie (Serum-Therapie nach Wiedemann, Wiedemann-Kur) ist eine Weiterentwicklung der Bogomoletz-Therapie des Ambacher Arztes Fritz Wiedemann (1911-1991.
Bach-Studie 1945
Eine kleine Interventionsstudie aus England aus dem Jahre 1945 konnte keine Wirksamkeit der Serumtherapie nach Bogomoletz nachweisen.[1]
Literatur
- Aleksieieva IM, Ianchiĭ PI. From Bogomoletz anti-reticular cytotoxic serum to monoclonal antibodies, Fiziol Zh. 2001;47(2):3-15.
- Francis Bach: A.C.B. Serum of Prof. Bogomoletz in the Treatment of Rheumatism, Ann Rheum Dis 1945 4: 62-64. doi: 10.1136/ard.4.3.62 pdf
Weblinks
- http://www.time.com/time/magazine/article/0,9171,796344,00.html (englisch)
- http://ard.bmj.com/content/4/3/62.full.pdf