Bei der Stammzellentherapie werden Stammzellen (das sind undifferenzierte Zellen, die sich in verschiedene Zelltypen ausdifferenzieren können) zur Behandlung verschiedener Krankheiten eingesetzt. Eine Form der Stammzelltherapie ist die Knochenmarktransplantation, die bereits seit vielen Jahren zur Behandlung von Leukämie eingesetzt wird.

Andere Einsatzgebiete werden allerdings erst erforscht und finden derzeit noch keine klinische Anwendung. Stammzellen können aus embryonalem und adulten Geweben gewonnen werden. Embryonale Stammzellen sind pluripotent, d.h. sie können sich noch in alle Zelltypen differenzieren, während adulte Stammzellen vermutlich ein geringeres Potential zur Differenzierung besitzen.

Therapiemöglichkeiten

Während sich die Therapie mit Knochenmarkstammzellen bei Leukämie etabliert hat, wurden andere Anwendungen, wie z.B. gegen die Parkinson-Erkrankung wegen schwerer Nebenwirkungen wieder eingestellt. Derzeit wird nur in wenigen Fällen eine Transplantation von Stammzellen durchgeführt. Diese Therapien sind über lange Jahre bis Jahrzehnte im Rahmen kontrollierter klinischer Studien erprobt worden, und kamen nur zur Anwendung, weil sie sich als effektiv erwiesen und der therapeutische Nutzen die möglichen Nebenwirkungen überwiegt.

Nebenwirkungen

Da bei der Stammzellentherapie Suspensionen undifferenzierter Zellen injiziert oder direkt in das erkrankte Organ implantiert werden, können sich diese Zellen an unerwünschten Körperregionen ansiedeln. Außerdem besteht die Gefahr, dass die Stammzellen Tumore bilden[1]. Nach einer Transplantation von Stammzellen ins Rückenmark kann es z.B. zu einer Hirnhautentzündung (Meningitis) kommen. 2009 wurde ein Fall eines Jungen mit Louis-Bar-Syndrom bekannt, welcher mit Injektionen von neuralen Stammzellen (gewonnen aus Gehirnen von 8-12 Wochen alten, abgetriebenen Föten) in Gehirn und Rückenmark behandelt worden war. Aus den verwendeten Stammzellen entwickelten sich mehrere Tumoren in Kleinhirn und Rückenmark[2].

Anwendung der Stammzelltherapie durch dubiose Klinik-Firmen

Aufgrund der hohen therapeutischen Erwartungen, die in die Stammzellforschung gesetzt werden, bestehen auch entsprechende Hoffnungen auf Heilung bei Menschen, die an derzeit unheilbaren Krankheiten leiden. Das machen sich einige Privatkliniken zu Nutze, indem sie Stammzelltherapien gegen Erkrankungen wie ALS, Alzheimer, Arthrose, Diabetes, frühkindliche Hirnschädigung, kardiovaskuläre Erkrankungen, Makula-Degeneration, Multiple Sklerose, Parkinson, Schlaganfall und Verletzungen des Rückenmarks anbieten.

Für die Therapie werden Stammzellen aus dem Knochenmark entnommen und in einem Labor aufbereitet. Dort werden die Zellen vom Plasma getrennt und auf Krankheitserreger überprüft. Sind genügend vitale Stammzellen vorhanden, werden diese zurück in den Körper des Patienten gespritzt (in eine Vene, Arterie, das Nervenwasser oder per Operation mitten in das kranke Organ).

Die dabei zur Anwendung kommenden Zellen sind mesenchymale Stammzellen, die bisherigem Kenntnisstand zwar Fett-, Knorpel- und Knochenzellen bilden können, jedoch aber keine Nervenzellen. Somit besteht für Patienten mit Erkrankungen bzw. Schädigungen des Nervensystems wie z.B. ALS, Alzheimer, frühkindliche Hirnschädigung, Multiple Sklerose, Parkinson, Schlaganfall und Verletzungen des Rückenmarks keinerlei Nutzen bei weiter bestehender Gefahr gravierender Nebenwirkungen.

Die Stammzelltherapie wird z.B. von Kliniken der Firmen XCell und cells4health angeboten. Auf den Webseiten dieser Firmen wird die Stammzelltherapie unter Nennung hoher Therapieerfolge angepriesen. Auf mögliche Nebenwirkungen wird nicht eingegangen[3][4]. Weitere Kliniken sind im Ausland ansässig, z.B. in der Ukraine, der Türkei und Mexico.

Wissenschaftlich gibt es keinen Wirksamkeitsnachweis der Stammzelltherapie, die angeblichen Therapieeffekte sind nicht belegt und somit auch nicht glaubwürdig. Zudem sind potentiell schwere und schwerste Nebenwirkungen bekannt. Aus experimentellen Studien geht z.B. hervor, dass Stammzellen direkt ins Immunsystem eingreifen können[5]. Zudem besteht eine erhöhte Gefahr, dass sich Tumoren bilden und dass sich Gewebe in unerwünschten Organen ansiedeln.

Eine Stammzelltherapie kostet zwischen 7.545 und 26 000 Euro (Firma XCell). Die Kosten werden von den gesetzlichen Krankenkassen nicht übernommen.

Siehe auch: Frischzellentherapie

Weblinks

Quellenverzeichnis

  1. http://www.aerzteblatt-student.de/doc.asp?docid=104206
  2. Amariglio N, Hirshberg A, Scheithauer BW, Cohen Y, Loewenthal R, et al. (2009) Donorderived brain tumor following neural stem cell transplantation in an ataxia telangiectasia patient. PLoS Med 6(2): e1000029. doi:10.1371/journal.pmed.1000029
  3. http://anonym.to/?http://www.xcell-center.de/
  4. http://anonym.to/?http://www.cells4health.com/at/de/index.php
  5. http://www.dmsg.de/multiple-sklerose-news/index.php?kategorie=therapien&anr=1794