Kontinuumskonzept nach Liedloff

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Das Kontinuumskonzept nach Liedloff ist ein Konzept aus den 1970er Jahren („Continuum concept“ CC), das auf die amerikanische Journalistin und Buchautorin Jean Liedloff zurückgeht. Es bezieht sich vor allem auf die Eltern-Kind-Beziehung und insbesondere den Körperkontakt zwischen Eltern und Kindern. Liedloff war selbst allerdings nie Mutter. Ein Studium an der Cornell-Universität brach sie ab, um nach Venezuela zu gehen. Das Konzept fand Anerkennung in Teilen der Befürworter einer antiautoritären Erziehung nach der 1968er Bewegung.

Nach Expeditionen zu venezolanischen Yequana-Indianern will Liedloff erkannt haben, was die Grundlage einer bei den Yequana angeblich zu findenden Glücksfähigkeit und Harmonie sei.

Das CC-Konzept

Das CC-Konzept geht auf autoritäre Weise davon aus, dass Kinder nicht erzogen werden müssen, sondern vielmehr von Geburt an am gesellschaftlichen Leben teilnehmen wollen und dies in angemessener Weise von alleine tun werden, wenn man sie ließe und bestimmte Bedingungen erfüllt seien. Letztendlich würden Kinder schon ganz von alleine alles “richtig” machen, was wir meinen ihnen anerziehen zu müssen. Der CC-Theorie nach geht es insbesondere um drei Punkte:

  • Tragen
  • Stillen
  • gemeinsames Familienbett

Nach Liedloff sollten Kinder möglichst lange im Bett der Eltern schlafen. Kinder seien genetisch dazu prädestiniert, herumgetragen und lange gestillt zu werden und möglichst lange bei der Mutter zu schlafen. Wachse ein Kind nicht unter diesen Bedingungen auf, verliere es das Vertrauen in Bezugspersonen, und daraus entstehe die typische Unzufriedenheit des westlichen Menschen sowie ein Suchtverhalten. Liedloff betont außerdem angebliche Vorteile einer Großfamilie.

Besondere Beachtung findet bei Liedloff der Körperkontakt durch Einsatz von Tragetüchern für Säuglinge oder das Tragen von Kleinkindern. Außerdem gibt es Bezüge zwischen Kontinuumskonzept und bestimmten Abnabelungstechniken nach der Geburt.

Darüber hinaus übt Liedloff auch Kritik am Umgang mit Kindern in westlichen Industriestaaten.

Das Kontinuumkonzept nach Liedloff wurde zwar durch ihr Buch von 1977 einer großen Leserschaft bekannt, aber letztlich wissenschaftlich wenig beachtet und stieß auch auf Widerspruch. Die Realität von Völkern wie der Yequana ist von Liedloffs romantischen Vorstellungen weit entfernt. Dortige Anforderungen an die Menschen decken sich nicht mit denen der Bewohner eines Industriestaates. So ist bekannt, dass in vielen Völkern, die Jean Liedloff als im Kontinuum lebend bezeichnet, das Abstillen durch die Mutter Usus ist und nicht durch die Kinder selbst, wie sie vermutet.

Liedloffs Beobachtungen in Venezuela decken sich auch nicht mit Beobachtungen freilebender Menschenaffen (ohne diese mit den Yequana vergleichen zu wollen), die nach Liebloff im Kontinuum leben sollen. Jane Goodall, die in Afrika freilebende Gorillas beobachtete, berichtet von jungen Tieren, die Wutanfälle bekommen, aggressiv sein können, anderen Müttern ihre Säuglinge wegreißen und auffressen usw. Goodall erzählt von unfähigen Müttern, die ihre Kinder nicht richtig halten können und über eine Affenmutter, die es nicht schafft, ein Kleinkind abzustillen und es dann einfach aus dem gemeinsamen Nest vertreibt. Freilebende Menschenaffen scheinen also alles andere als stets in einem geborgenen Kontinuum zu leben.

Liedloff unterrichtet heute auf ihrem Hausboot ihr Konzept an Interessierte.

Kontinuum Kinder und Kontinuum Menschen nach Liedloff

Die nach ihren Prinzipien aufgewachsenen Kontinuum-Kinder und -Menschen sollen sich nach Liedloff durch bestimmte Merkmale auszeichnen:

  • Sie seien ausgeglichener und fröhlicher, stets zufrieden und glücklich und ohne innere Aggressionen.
  • Sie stritten nicht und hätten wenig Konflikte untereinander.

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