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Veganismus ist eine Lebenseinstellung, die auf einer strikten Ablehnung der Haltung und Nutzung von Tieren und dem Gebrauch jeglicher tierischer Produkte beruht. Das bezieht sich sowohl auf die Ernährung (neben Fleisch und Fisch auch Milchprodukte, Eier und Honig) als auch auf andere tierische Produkte wie Leder, Wolle, Naturseide, Pelze aber auch Medikamente, Kosmetika und Reinigungsmittel (z.B. Hormone, Gelatine, Tierversuche).

Die Beweggründe für diese Lebenseinstellung sind ethischer Natur. Veganer betrachten die Nutzung von Tieren als Ausbeutung anderer Kreaturen, die sie unbedingt vermeiden wollen. Andere Beweggründe sind die Umsetzung umweltgerechten Verhaltens, Kritik an der industriellen Massentierhaltung aber auch gesundheitliche und spirituelle Gründe.

Ein besonders radikaler Rohkost-Veganismus wird von den Urkost-Anhängern nach Franz Konz betrieben.

Vegane Lebensmittel

Veganer ernähren sich neben Obst und Gemüse von Substituten tierischer Nahrungsmittel, meist auf der Basis von Soja (Tofu, Sojamilch). Milchaustauschprodukte gibt es auch als Getreidemilch, Hafermilch, Hanfmilch, Kokosmilch, Mandelmilch, Reismilch und Sesammilch. Käsealternativen werden auf der Basis von Hefe hergestellt.[1] Da solche Nahrungsmittel alle zu wenig Vitamin B12 enthalten, ist außerdem die Zufuhr dieses Vitamins als Nahrungsergänzungsmittel nötig.

Gesundheitliche Vorteile

Veganer berufen sich vielfach darauf, dass ihre Ernährungsweise gesünder als eine Ernährung mit tierischen Lebensmitteln sei. Vegetarier leiden weniger häufig an Übergewicht, Bluthochdruck oder erhöhten Blutfettwerten und Krankheiten wie Herzinfarkt, Krebs und Diabetes treten seltener auf, wie in einigen Studien gezeigt werden konnte.[2]

In der Tat hat sich unabhängig vom Veganismus die wissenschaftlich begründete Erkenntnis von der gesundheitsfördernden Wirkung von Vollkornprodukten, frischen Früchten und Nüssen durchgesetzt.[2] Der Verzicht auf Fleisch und die damit verbundene verringerte Aufnahme von Cholesterin und gesättigter Fettsäuren könnte auch die Risikofaktoren für Herz-Kreislauf-Erkrankungen vermindern. Die Aussage, dass Fleischgenuss schädlich und direkt für verschiedene Krankheiten wie Herzinfarkt, Krebs und Diabetes verantwortlich sei, ist dagegen unbegründet.

Möglicherweise ist der Grund für den besseren Gesundheitszustand der Vegetarier auch ihren generell gesünderen Lebenswandel zurückzuführen – sie trinken durchschnittlich weniger Alkohol, rauchen seltener, bewegen sich regelmäßiger und konsumieren nur selten Genussmittel und Drogen.[3][4][2]

Unterstützung findet die vegane Ernährungsweise von einer Vielzahl pseudowissenschaftlicher Ansichten, dass Milch (bzw. Kasein) giftig oder krebserregend sei, dass tierische Proteine Auslöser für verschiedene Zivilisationskrankheiten (Krebs, Diabetes, Herzinfarkt, Allergien) seinen und den Körper übersäuern und mit "Schlacken" anreichern würden. Ein Übermaß an Eiweißzufuhr durch Fleisch würde zudem zu einer wissenschaftlich nicht belegten "Eiweißspeicherkrankheit" führen.[5] Als weiteren Beleg, dass ihre Lebensweise die gesündere sei, nennen Veganer die sog. China-Studie von Colin T. Campbell, Professor für Biochemie an der Cornell University Ithaca, New York (USA), die jedoch in der Aussage, dass tierische Proteine generell gesundheitsschädlich sind, wissenschaftlich unhaltbar ist.[6][7]

Gesundheitliche Risiken

Die vegane Lebensweise hat einige deutliche Risiken. Besondere Bedeutung kommt dem Vitamin B12 zu, das fast ausschließlich in tierischen Geweben vorkommt, so dass eine vegane Ernährungsweise über einen langen Zeitraum zu Vitamin B12-Mangel führen kann[8]. Dieser Mangel kann für eine Störung der Blutbildung (perniziöse Anämie) und vor allem für Störungen von Nervenfunktionen und der Hirnentwicklung (Polyneuropathie und Funikuläre Myelose[9]) ursächlich sein. Zudem ist Vitamin B12 am Abbau der Aminosäure Homocystein beteiligt. Hohe Homocystein-Werte gelten als möglicher Risikofaktor für Arteriosklerose und erhöhen damit eventuell die Gefahr etwa für Herzinfarkt und Schlaganfall.[10] Zudem ist es nicht einfach, ohne Milch und Milchprodukte, die die Hauptlieferanten für Kalzium (wichtig für den Knochenaufbau) sind, die empfohlenen Mengen an Kalzium aufzunehmen.

Zusätzlich auffällig war bei Frauen eine schlechte Eisenversorgung: Bei einer Untersuchung von Veganerinnen hatten rund 40% der jungen Frauen zu geringe Werte obwohl fast alle nominell genügend Eisen aufnahmen. Die Erklärung für dieses scheinbare Paradox: Pflanzliches Eisen ist für den Körper wesentlich schlechter verfügbar als Eisen aus vom Tier stammenden Lebensmitteln. Und während manche Stoffe wie Vitamin C die Absorption des Nährstoffes verstärken, hemmen andere die Aufnahme, etwa die in Spinat und Rhabarber enthaltene Oxalsäure.[11]

Bei veganer Kost können auch Defiziten von Iod, Zink, Omega-3-Fettsäuren, Vitamin B2, und Vitamin D auftreten. Auch die Versorgung des Körpers mit Proteinen kann zu gering ausfallen[12], weshalb viele vegan lebende Menschen Sojaproduke zu sich nehmen, um dem Mangel vorzubeugen.

Soja ist eine eiweißreiche Pflanze. Damit enthält sie den limitierenden Faktor für das Leben in freier Natur. Da ist Eiweiß nicht nur wichtig, sondern auch knapp. Und deshalb sind eiweißreiche Pflanzen wie die Sojabohne reich an Abwehrstoffen. Mit Hormonen versucht sie die Fruchtbarkeit von Fraßfeinden zu schädigen (allerlei Zootiere wurden dadurch unfruchtbar), mit Enzyminhibitoren die Eiweißverdauung zu blockieren, mit Saponinen die Darmwand zu schädigen usw. Rohe Sojabohnen sind zum Beispiel für Gänse tödlich[13]. Das King’s College London kam in einer Studie zu dem Ergebnis, dass Frauen mit einem Kinderwunsch durch eine sojareiche Ernährung seltener schwanger werden.[14][15] Das in Soja enthaltene Genistein, ein Phytoöstrogen, beeinträchtigt bereits in geringen Mengen das Sperma auf seiner Wanderung zur Eizelle. Beim Menschen wurden - so eine Studie aus den USA - Hirnprobleme beobachtet. Wer gerne Tofu aß, dessen intellektuelle Fähigkeiten litten. Je mehr Sojakäse auf dem Speiseplan stand, desto schlechter die Denkfähigkeiten der Menschen[16][17]. Tofu-Verzehr war auch mit einem erhöhten Risiko für Alzheimer-Erkrankung assoziiert. Als Wirkmechanismus wird von den Autoren der Studie eine Beteiligung von Isoflavonoiden aus Sojabohnen an den strukturellen Veränderungen im Gehirn diskutiert[18].

Vegane Ernährung von Kindern

Bei einigen streng veganen Familien werden bereits kleine Kinder vegan ernährt. Sie erhalten nach Ende der Stillzeit Kokos- oder Sojamilch, Tee und Säfte und als feste Nahrung ausschließlich pflanzliche Nahrungsmittel. Diese Form der Ernährung birgt lebensgefährliche Risiken für Kleinkinder durch Mangel an wichtigen Nährstoffen und Vitaminen, vor allem Vitamin B12[19]. Da ihnen die für das schnelle Wachstum in dieser Lebensphase nötigen Nährstoffen fehlen, kommt es zu Entwicklungsstörungen, die sogar zum Tod des Kindes wegen Mangelernährung führen können.[20][21][22]

Als Alternative zu tierischen Eiweißen dient vielfach Soja. Soja enthält jede Menge Isoflavone (Phytoöstrogene), also Naturstoffe, die wie weibliche Sexualhormone wirken. In Sojamilch wurden Gehalte vorgefunden, die - rechnet man das ganze auf einen Säugling um - der Dosis entsprechen, die in mehreren Antibabypillen enthalten ist. Verschiedene Untersuchungen deuten darauf hin, dass dabei tatsächlich hormonelle Effekte auftreten; bei Mädchen beispielsweise eine zu früh einsetzende Ausbildung der Geschlechtsmerkmale. Bei Jungen wird - aufgrund von Tierversuchen - befürchtet, dass die Hoden geschädigt werden. Männliche Ratten, deren Mütter mit Soja gefüttert worden waren, waren impotent. [23]. Verwendet man die Säuglingsnahrung nach den Angaben der Hersteller, dann ist die zugeführte Dosis extrem hoch – sie ist um ein Vielfaches höher als die Dosis, die bei Frauen in der Menopause zur Linderung von Beschwerden eingesetzt wird[24]. Das Pflanzenhormon wirkt hochdosiert krebsfördernd bei Neugeborenen, führt zu Fruchtbarkeitsstörungen und beeinträchtigt außerdem die Schilddrüsenfunktion[25]. Ferner kam es auch zur Zurückbildung des Thymus, ein wichtiges Organ des Immunsystems.

Die DGKJ rät, Sojanahrung nur bei Babys einzusetzen, die unter angeborener Milchzuckerunverträglichkeit oder Galaktosämie leiden. Beide Stoffwechselstörungen kommen sehr selten vor. Eine Kuhmilcheiweißallergie, die zwei bis fünf Prozent der Säuglinge betrifft, sei hingegen kein Grund, auf Sojamilch umzusteigen, denn laut mehrerer Studien kann Soja statt Kuhmilch im ersten Lebensjahr keineswegs vor Allergien bewahren. Französische Behörden empfehlen sogar, Kindern unter drei Jahren gar keine Sojaprodukte zu geben[26].

Ethische Gründe

Vegan lebende Menschen sehen in ihrer Lebenseinstellung eine völlige Abkehr von der Ausbeutung von Tieren, die sie als gleichberechtigte Mitgeschöpfe mit einem Recht auf artgerechtes Leben sehen. Diese Einstellung wird in Veganerkreisen beispielsweise mit dem Slogan "Fleisch ist Mord" propagiert. Da die Milch- und Eierproduktion untrennbar mit der Fleischwirtschaft verbunden sind, lehnen Veganer auch den Genuss von Milchprodukten und Eiern ab. Damit eine Kuh Milch gibt, muss sie jedes Jahr kalben. Die männlichen Kälber sind aber für die Milchwirtschaft überflüssig und landen im Schlachthof. Ebenso werden bei der Legehennenaufzucht die männlichen Küken sofort getötet. Dabei kann die Kritik an tierquälerischen Aufzucht-, Transport- und Schlachtmethoden, die die Massentierhaltung mit sich bringt, durchaus gerechtfertigt sein.[27]

Andererseits beruhen die Stoff- und Energiekreisläufe in der Natur darauf, dass in den eng verflochtenen Nahrungsnetzen tierische Nahrung aufgenommen wird, und carnivore (fleischfressende) Tiere eine wichtige Rolle im Naturhaushalt bei der Regulation der Herbivoren (Pflanzenfresser) spielen, was wiederum eine Übernutzung der Vegetation (Überweidung) verhindert. Somit wäre der Beweggrund einer "natürlicheren" Lebensweise auf Basis rein pflanzlicher Ernährung nicht plausibel.

 
Aktion von PETA

Veganismus als Ideologie

Siehe auch: Tierrechte

Die vegane Lebensweise beinhaltet oft die Ansicht, dass die Abgrenzung zwischen Menschen und Tieren willkürlich ist und zu einer Ungleichbehandlung der Tiere führt, Speziesismus genannt, in Anlehnung an den Begriff Rassismus. Die ist das Kernstück des Konzepts der Tierrechte, deren Vertreter eine ethische Umgestaltung der menschlischen Gesellschaft hin zum Veganismus erreichen wollen. Tierrechtler lehnen den Speziesismus strikt ab, auch das Halten von Heim- und Reittieren, und fordern für Tiere die gleichen Grundrechte wie für Menschen ein.[28]

Aktivisten der Tierrechtsbewegung zeichnen sich häufig durch radikale Ansichten und Menschenhass aus und bringen ihre Überzeugungen zum Teil mit radikalen Maßnahmen zum Ausdruck. Dazu gehört die Befreiung von Tieren aus der Gefangenschaft, auch wenn diese in der Wildnis nicht überlebensfähig sind oder Schaden an der heimischen Tierwelt anrichten[29] (ein Beispiel ist die Freilassung von Minks, einer amerikanischen Nerzart aus Pelztierfarmen, die den einheimischen Europäischen Nerz fast vollständig verdrängt hat). Die Freilassung von Labor- und Versuchstieren schädigt nicht nur die wissenschaftliche Forschung, sondern kann zur Verbreitung von Krankheitserregern führen. Somit ist es nicht gerechtfertigt, radikale Tierrechtler als Tierschützer zu bezeichnen; die radikale Tierrechtsbewegung ist nicht gleichzusetzen mit Personen, die dafür eintreten, Missstände in der Tierhaltung und Tierquälerei zu beseitigen oder die sich im Artenschutz engagieren.

Die ideologischen Inhalte der Tierrechtsbewegung werden in drastischen Abbildungen von misshandelten Tieren oder Menschen in vergleichbaren Situationen wie Haustiere (bzw. als Tierprodukt) in die Öffentlichkeit transportiert. Dabei überwiegt der entrüstet vorgetragene Appell an die Emotionen der Menschen die sachlichen Informationen.

Weblinks

Quellenverzeichnis

  1. http://de.wikipedia.org/wiki/Veganismus
  2. 2,0 2,1 2,2 Walter P., Baerlocher K., Camenzind-Frey E., Pichler R., Reinli K., Schutz Y., Wenk C. (eds.) Gesundheitliche Vor- und Nachteile einer vegetarischen Ernährung. Expertenbericht der Eidgenössischen Ernährungskommission. Bern, Bundesamt für Gesundheit, 2007. (PDF-Datei)
  3. http://www.ernaehrungs-umschau.de/suche/?query=Vegetarier
  4. http://www.ernaehrungs-umschau.de/suche/?id=2103
  5. http://www.zentrum-der-gesundheit.de/eiweissspeicherkrankheit.html
  6. http://www.cholesterol-and-health.com/China-Study.html
  7. http://www.cholesterol-and-health.com/Campbell-Masterjohn.html
  8. http://www.medizinfo.de/haematologie/anaemie/vitamin_b12_mangelanaemie.shtml
  9. http://www.krankheiten.de/Krankheiten/funikulaere_myelose.php
  10. http://www.welt.de/wissenschaft/article701161/Experten_Vegane_Ernaehrung_birgt_hochgradige_Risiken.html
  11. http://www.welt.de/wissenschaft/article701161/Experten_Vegane_Ernaehrung_birgt_hochgradige_Risiken.html
  12. http://www.pharmazeutische-zeitung.de/index.php?id=29348
  13. http://www.dradio.de/dkultur/sendungen/mahlzeit/687482/
  14. http://www.dailymail.co.uk/health/article-387376/Is-soya-bean.html
  15. http://www.innovations-report.de/html/berichte/studien/bericht-45704.html
  16. http://www.dge.de/modules.php?name=News&file=article&sid=293
  17. http://www.dradio.de/dkultur/sendungen/mahlzeit/687482/
  18. http://www.dge.de/modules.php?name=News&file=article&sid=293
  19. http://www.paediatrie-hautnah.de/archiv/2004/04/ph0404_212.pdf
  20. http://www.oe24.at/welt/weltchronik/Veganer-Eltern_liessen_Tochter_verhungern_282613.ece
  21. http://www.shortnews.de/start.cfm?id=666663
  22. http://www.spiegel.de/panorama/0,1518,328416,00.html
  23. http://www.dradio.de/dkultur/sendungen/mahlzeit/687482/
  24. http://www.tagesspiegel.de/magazin/wissen/gesundheit/Gesundheit-Krebs-Oestrogen;art300,2350650
  25. http://www.sueddeutsche.de/wissen/189/423948/text/
  26. http://www.sueddeutsche.de/wissen/189/423948/text/
  27. http://www.animals-angels.de/
  28. http://de.wikipedia.org/wiki/Speziesismus
  29. http://www.animal-health-online.de/klein/2010/03/17/tierschutzer-tausende-nerze-auf-beutezug-okosysteme-bedroht/5246/