Tomatis-Therapie: Unterschied zwischen den Versionen

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Tomatis war der Ansicht, dass eine wesentliche Ursache der Legasthenie ein linksdominantes Hören im Gehirn sei, das durch seine Methode auf das anzustrebende rechtsdominante Hören umgepolt werden müsse. Zudem höre ein Fötus während der letzten 14 Schwangerschaftswochen vorwiegend nur hohe Frequenzen, die er als akustische Richtschnur bei der Entwicklung des Hörvermögens nach der Geburt verwende.
 
Tomatis war der Ansicht, dass eine wesentliche Ursache der Legasthenie ein linksdominantes Hören im Gehirn sei, das durch seine Methode auf das anzustrebende rechtsdominante Hören umgepolt werden müsse. Zudem höre ein Fötus während der letzten 14 Schwangerschaftswochen vorwiegend nur hohe Frequenzen, die er als akustische Richtschnur bei der Entwicklung des Hörvermögens nach der Geburt verwende.
  
Eine realitätsbezogene Begründung dieser Thesen hat der 1920 geborene Alfred Tomatis seit den 1950er Jahren, als er seine Methode zu propagieren begann, nicht vorgelegt. Überprüfungen der Tomatis-Methode wurden bei Legasthenikern vorgenommen, verliefen aber erfolglos. So wurde vom Werner-Otto-Institut in Hamburg ein Bericht über eine Studie vorgelegt, in dem das Tomatis-Verfahren mit einem [[Placeboeffekt|Placebo]]-Training verglichen wurde. Nach zweijährigem Training war das Resultat ernüchternd, denn die Placebo-Trainierten schnitten sogar besser als die Untersuchungsgruppe ab. Auch die Académie National de Médicine in Paris sprach sich am 3.&nbsp;Januar 1993 gegen die Tomatismethode aus.&nbsp;<ref>http://www.legasthenie.de/lrs/tomatis.htm</ref> Die Theorie bediene sich nicht einmal ansatzweise der üblichen medizinischen Argumentationsweise. So behaupte Tomatis, dass 80% der Legastheniker schwerhörig seien, wohingegen nachgewiesenermaßen der Anteil Schwerhöriger bei diesen Personen nicht höher als in der Normalbevölkerung ist. Die Theorien von Tomatis seien nur in populärwissenschaftlichen Heften und Blättern erschienen und es gebe keine Veröffentlichung in einer medizinischen Fachzeitschrift. In der Tat findet sich im medizinischen Fachschrifttum (vgl. Datenbank Medline) keine einzige Publikation des Dr.&nbsp;Alfred Tomatis, die eine Wirksamkeit der Methode gezeigt hätte.
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Eine realitätsbezogene Begründung dieser Thesen hat der 1920 geborene Alfred Tomatis seit den 1950er Jahren, als er seine Methode zu propagieren begann, nicht vorgelegt. Überprüfungen der Tomatis-Methode wurden bei Legasthenikern vorgenommen, verliefen aber erfolglos. So wurde vom Werner-Otto-Institut in Hamburg ein Bericht über eine Studie vorgelegt, in dem das Tomatis-Verfahren mit einem [[Placeboeffekt|Placebo]]-Training verglichen wurde. Nach zweijährigem Training war das Resultat ernüchternd, denn die Placebo-Trainierten schnitten sogar besser als die Untersuchungsgruppe ab. Auch die Académie National de Médicine in Paris sprach sich am 3.&nbsp;Januar 1993 gegen die Tomatis-Methode aus.&nbsp;<ref>http://www.legasthenie.de/lrs/tomatis.htm</ref> Die Theorie bediene sich nicht einmal ansatzweise der üblichen medizinischen Argumentationsweise. So behaupte Tomatis, dass 80% der Legastheniker schwerhörig seien, wohingegen nachgewiesenermaßen der Anteil Schwerhöriger bei diesen Personen nicht höher als in der Normalbevölkerung ist. Die Theorien von Tomatis seien nur in populärwissenschaftlichen Heften und Blättern erschienen und es gebe keine Veröffentlichung in einer medizinischen Fachzeitschrift. In der Tat findet sich im medizinischen Fachschrifttum (vgl. Datenbank Medline) keine einzige Publikation des Dr.&nbsp;Alfred Tomatis, die eine Wirksamkeit der Methode gezeigt hätte.
  
 
==AIT als neue Variante der Tomatis-Therapie==
 
==AIT als neue Variante der Tomatis-Therapie==

Version vom 20. April 2009, 23:34 Uhr

Alfred Tomatis

Die Tomatis-Therapie ist eine umstrittene, pseudomedizinische Methode für den HNO-Bereich für die kein wissenschaftlicher Wirksamkeitsnachweis bekannt ist.

Im Bereich der alternativen Methoden bei HNO-Erkrankungen greift, von Frankreich aus kommend, eine Musik- oder Hör-Therapie des französischen HNO-Arztes Alfred Tomatis (1. Januar 1920, Nizza - Dezember 2000, Paris) nach Deutschland über. Sie soll bei Gedächtnis- und Verhaltensstörungen, Schizophrenie, Taubheit, Tinnitus, Schwerhörigkeit und bei Legasthenie helfen.

Alfred Tomatis, 1920-2000

Tomatis war der Ansicht, dass eine wesentliche Ursache der Legasthenie ein linksdominantes Hören im Gehirn sei, das durch seine Methode auf das anzustrebende rechtsdominante Hören umgepolt werden müsse. Zudem höre ein Fötus während der letzten 14 Schwangerschaftswochen vorwiegend nur hohe Frequenzen, die er als akustische Richtschnur bei der Entwicklung des Hörvermögens nach der Geburt verwende.

Eine realitätsbezogene Begründung dieser Thesen hat der 1920 geborene Alfred Tomatis seit den 1950er Jahren, als er seine Methode zu propagieren begann, nicht vorgelegt. Überprüfungen der Tomatis-Methode wurden bei Legasthenikern vorgenommen, verliefen aber erfolglos. So wurde vom Werner-Otto-Institut in Hamburg ein Bericht über eine Studie vorgelegt, in dem das Tomatis-Verfahren mit einem Placebo-Training verglichen wurde. Nach zweijährigem Training war das Resultat ernüchternd, denn die Placebo-Trainierten schnitten sogar besser als die Untersuchungsgruppe ab. Auch die Académie National de Médicine in Paris sprach sich am 3. Januar 1993 gegen die Tomatis-Methode aus. [1] Die Theorie bediene sich nicht einmal ansatzweise der üblichen medizinischen Argumentationsweise. So behaupte Tomatis, dass 80% der Legastheniker schwerhörig seien, wohingegen nachgewiesenermaßen der Anteil Schwerhöriger bei diesen Personen nicht höher als in der Normalbevölkerung ist. Die Theorien von Tomatis seien nur in populärwissenschaftlichen Heften und Blättern erschienen und es gebe keine Veröffentlichung in einer medizinischen Fachzeitschrift. In der Tat findet sich im medizinischen Fachschrifttum (vgl. Datenbank Medline) keine einzige Publikation des Dr. Alfred Tomatis, die eine Wirksamkeit der Methode gezeigt hätte.

AIT als neue Variante der Tomatis-Therapie

In den letzten Jahrzehnten entwickelte Dr. Guy Berard auf der Basis der Tomatis-Theorien das sog. Auditory Integration Training (AIT). Jenes wurde u.a. von Mudford et al. (2000) an 16 autistischen Kindern hinsichtlich seiner Wirksamkeit untersucht und es stellte sich heraus, dass keines der Kinder von der Therapie profitierte. Diese Erkenntnis teilen Dawson und Watling (2000), die alle verfügbaren Studien dieser Therapierichtung unter die Lupe nahmen. Die Amerikanische Akademie für Kinderheilkunde sprach sich 1998 dahingehend aus, dass es keine wissenschaftlich belegbaren Beweise für die Wirksamkeit dieser Therapieform gäbe (American Academy of Pediatrics 1998). Es liegen zwar bis heute keine Studien vor, die die Wirksamkeit der Tomatis-Methode bzw. des Auditory Integration Trainings bei ADHS-Kindern (zum Thema ADHS siehe www.ag-adhs.de oder www.juvemus.de) untersucht hätten, aber wenn autistische Kinder nicht von dieser Methode profitieren, ist auch nicht zu erwarten, dass diese Methode bei anderen Indikationen einen glaubwürdigen Wirksamkeitsnachweis zu erbringen in der Lage sein wird. Dies dürfte den offenbar schon in den finanziellen Startlöchern stehenden Nachfolgern des Dr. Tomatis schwer fallen, denn nach Angaben von Stollhoff (2000) trat Tomatis Ende der 1970er Jahre aus der französischen Ärztekammer aus und wurde seitdem nicht mehr als Arzt betrachtet. Außerdem wird die Tomatis-Methode von französischen HNO-Ärzten abgelehnt.

Weblinks

Quellennachweise


  • American Academy of Pediatrics: Auditory integration training and faciliated communication for autism. Pediatrics, 102 (2 Pt 1), 431-433, 1998
  • Dawson G, Watling R: Interventions to facilitate auditory, visual and motor integration in autism: a review of evidence. J Autism Dev Disord, 30, 415-421, 2000
  • Mudford OC, Cross BA, Breen S, Cullen C, Reeves D, Gould J, Douglas J: Auditory integration training for children with autism: no behavioral benefits detected. Am J Ment Retard, 105, 118-129, 2000
  • Stollhoff K: Tomatis-Therapie. Was ist dran an dieser Hörkur? Pädiatrie hautnah, Nr.10, 408-409, 2000
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