Fremdsprachen-Akzent-Syndrom: Unterschied zwischen den Versionen
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− | Das Zungenreden wird heute in der Pfingstbewegung als ein in besonderer Unmittelbarkeit zu Gott gebetetes Sprachengebet verstanden. | + | Das Zungenreden wird heute in der Pfingstbewegung als ein in besonderer Unmittelbarkeit zu Gott gebetetes Sprachengebet verstanden. |
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Version vom 26. April 2010, 12:55 Uhr
Das Fremdsprachen-Akzent-Syndrom (Foreign Accent Syndrome, FAS) ist eine extrem seltene neurologische Erkrankung, die sich dadurch äussert, daß die betroffenen Patienten innerhalb kurzer Zeit im Rahmen einer Stimmbildungsstörung ihre Sprachmelodie ändern, was von Außenstehenden häufig als ein Akzent einer Fremdsprache oder plötzlich auftretender Dialekt interpretiert wird. Die Erkrankung entsteht nicht spontan und isoliert, sondern ist stets Folge einer zu Grunde liegenden neurologischen Erkrankung wie einem Schlaganfall, schwerer Migräne oder einem Schädel-Hirn-Trauma.
Symptome
Auf Zuhörer erscheint die Stimme des Erkrankten wie eine "Quäkstimme", oder eine "piepsige Stimme", und sie hört sich mitunter an als ob es der Betroffene plötzlich mit einem fremdsprachlichen Akzent oder Dialekt einer bestimmten Region spreche.
Häufigkeit / bekannte Fälle
Bislang sind in der Fachliteratur insgesamt etwa 60 Fälle einer tatsächlichen FAS beschrieben worden.
Verwechselungen / mißbräuchliche Verwendung
Das medizinisch-wissenschaftlich akzeptierte, und sehr seltene FAS wird häufig mit anderen religiösen oder paranormalen Phänomenen und Erkrankungen aus dem psychiatrischen Bereich verwechselt, und auch gelegentlich dazu misbraucht als eine vermeintliche Nebenwirkung von Impfungen oder anderen Behandlungen aufzutreten. Eine Veränderung der eigenen Sprachmelodie oder das Aneignen eines bestimmten Dialektes ist einerseits relativ einfach bewusst zu bewerkstelligen, und hinterlässt andererseits auf Laien einen großen Eindruck. Die Seltenheit der Erkrankung fördert auch die Verwechselungsmöglichkeit und somit die Verwendbarkeit in Laiendiskussionen über vermeintliche "Nebenwirkungen" in der Medizin.
Xenoglossie
Die Xenoglossie (aus griechisch: xenos ξένος (fremd) und glossa γλωσσα (Zunge, Sprache)) beschreibt ein nicht mit dem FAS verwandtes Phänomen aus dem Bereich der Esoterik und Religionen (religiöse Exstase) mit Bezügen zu einer möglichen Kryptomnesie (unbewusste Erinnerung). Ein Nachweis dafür, daß eine herkömmlich nicht erklärbare Xenoglossie existiert, ist nicht bekannt.
Xenoglossiker behaupten eine fremde Sprache sprechen zu können, ohne diese je herkömmlich erlernt zu haben, und ohne Kenntnis der jeweiligen Grammatik. Meist beinhalten die xenoglossischen Phänomene lediglich die mögliche Kenntnis weniger Worte oder Redewendungen einer fremden Sprache. Rudimentäre Gespräche lassen sich in den meisten Fremsprachen bereits bei Kenntniss von 400-800 Worten führen. Insbesondere lassen sich keine komplexen Gespräche mit "Xenoglossikern" in ihrer "Fremdsprache" führen. Geprägt wurde dieser Begriff Anfang des 20. Jahrhundert von Charles Richet (Thirty Years of Psychical Research, 1923).
Anhänger des Reinkarnationsgedankens berufen sich ebenfalls gelegentlich auf die vermeintlich existierende Xenoglossie, die sie sodann als Beleg für „Reste“ der mit reinkarnierten Sprachkenntnissse ansehen.
Als bekannteren Fall der Xenoglossie kann Therese Neumann angeführt werden, die neben ihrern Stigmata auch xenoglossisch aramäische Sprachbrocken artikuliert haben soll.
In den USA wurde der Fall Dolores Jay (auch Fall Gretchen genannt) als ein hypnotischer Fall vom Reinkarnationstyp mit deutscher Xenoglossie. 1970 hypnotisierte der amerikanische Methodisten-Pfarrer Caroll Jay in Mount Orab (Ohio) seine Frau Dolores (geb. 1922) zur Behandlung ihrer Rückenschmerzen. Dabei sprach sie xenoglosses Deutsch. Bei einer ausführlichen Sitzung drei Tage später trat erstmals Gretchen Gottlieb auf, die in 19 aufgezeichneten hypnotischen Regressionen von ihrem Leben als Tochter des Bürgermeisters von Eberswalde, Hermann Gottlieb, berichtete und die auf nicht ganz eindeutige Weise im Alter von 16 Jahren starb. Der amerikanische Psychiater machte in den siebziger Jahren darauf aufmerksam.
Zungenrede oder Glossolalie
Zungenrede oder Glossolalie (altgr. glôssa Zunge, Sprache und laleô sprechen) bezeichnet ein ekstatisches, unverständliches Sprechen, das vom Hörenden interpretiert werden soll, analog zum Phänomen der Tonbandstimmen. Die Zungenrede spielt ebenfalls bei Religionen eine Rolle, und wird im Neuen Testament als eine besondere Gnadengabe des Heiligen Geistes angesehen.
Das Zungenreden wird heute in der Pfingstbewegung als ein in besonderer Unmittelbarkeit zu Gott gebetetes Sprachengebet verstanden.
Weblinks
- http://www.sueddeutsche.de/panorama/30/509165/text/
- http://www.innovations-report.de/html/berichte/medizin_gesundheit/bericht-23594.html
- http://www.stern.de/gesundheit/fremdsprachen-akzent-syndrom-ploetzlich-klingt-alles-chinesisch-1560082.html