Interferenz-Regulationstherapie: Unterschied zwischen den Versionen
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==Analoge Verfahren== | ==Analoge Verfahren== |
Version vom 21. Februar 2010, 09:29 Uhr
Die Interferenz-Regulationstherapie (IFR, Interferenztherapie, Interferenzstromtherapie, Interferenzstrombehandlung, Mittelfrequenztherapie, Nemec-Therapie) ist eine pseudomedizinische elektromedizinische Methode, die zur Behandlung von Allergien, Asthma bronchiale, atopischer Dermatitis ("Neurodermitis") und vielen anderen Zuständen eingesetzt wird. Letztendlich sollen alle mögliche Krankheitsbilder, bis auf Infektionskrankheiten, günstig beeinflussbar sein.
Durchgeführt wird die Methode entweder ambulant, z.B. in Physiotherapiepraxen, oder als Heimanwendung zu Hause, auch begleitend beim Fernsehen oder Lesen. Als Ansprechpartner für Interessierte tritt u.a. eine Europäische Gesellschaft Rehabilitation e.V. auf.[2] auf.
Da eine Wirksamkeit der Methode in einem wissenschaftlichen Sinne nicht belegt ist, werden die Kosten nicht von den gesetzlichen Krankenkassen übernommen. Bei chronischen Rückenschmerzen wird die Methode in den Europäischen Leitlinien für den Umgang mit unspezifischen Kreuzschmerzen[3] ausdrücklich nicht empfohlen.
Die versprochenen Wunderwirkungen bei einer großen Zahl unterschiedlichster Krankheiten und die angebliche völlige Nebenwirkungsfreiheit sind nach den Zehn Indizien für Quacksalberei deutliche Hinweise für eine tatsächliche Wirkungslosigkeit.
Hinweis: Die hier thematisierte Interferenztherapie ist nicht mit der "bakteriellen Interferenztherapie" zu verwechseln.
Methode
Anbieter des Verfahrens glauben, dass Krankheiten in einem kausalen Zusammenhang mit einer "gestörten Bioelektrizität" stehen, die mit der IFR behandelbar seien. Ziel sei es, "biologische Regelkreise" elektrisch zu "harmonisieren". Befürworter und Anbieter des für die IFR erforderlichen Instrumentariums behaupten eine "rein energetische, unstoffliche Behandlungsform", bei der "keine Substanzen zugeführt" werden, und die "völlig frei von unerwünschten Nebenwirkungen" sei. Da keine zusätzlichen Substanzen zugeführt werden, seien weitere Allergien ausgeschlossen.
Zur Anwendung kommen bei der Interferenzstrom-Regulationstherapie "mittelfrequente" Wechselströme, die über 2-4 großflächige Hautelektroden appliziert werden, mit Stromstärken im mA-Bereich. Die Anwendungsdauer soll zwischen 5 Minuten und einer Stunde liegen. Die (meistens zwei) von außen zugeführten Ströme haben leicht unterschiedliche Frequenzen und sollen sich im Körper auf nicht näher erklärte Weise "überlagern", was zu therapeutisch erwünschten Interferenzphänomenen führen soll. Wichtig sei, dass bei vier Elektroden jeder der beiden Ausgänge des Gerätes mit über Kreuz liegenden Elektroden verbunden wird.
In verwirrender Weise wird auch darauf hingewiesen, dass einige Geräte bereits "überlagerte" Ströme am Ausgang zur Verfügung stellen. Solch ein Gerät liefert am Ausgang ein amplitudenmoduliertes, d.h. pulsierendes Signal (eine sog. Schwebung), dessen Modulationsfrequenz gleich der Differenzfrequenz der beiden Wechselströme ist.
Die eingesetzten "Mittelfrequenzen" liegen typischerweise im Bereich von 4.000 Hz, mit Abständen von einigen Hz bis etwa 200 Hz. Beträgt beispielsweise die eine Frequenz 3900 Hz und die andere 4.000 Hz, so beträgt die "Interferenzfrequenz" von 100 Hz ergibt. Mit dieser Frequenz von 100 Hz ergäbe sich ein heilender Effekt, weil sie angeblich einer – der Wissenschaft bislang unbekannten – "Eigenschwingung der Körperzellen" entspräche. Sämtliche erfassten Zellen würden dadurch Resonanzphänomene zeigen und in ihrer Funktion "optimiert" werden.
Die Schwachströme sollen dabei eine zellregulierende "Wirksamkeit" besitzen und eine Zellstimulation, Zellreaktivierung und Zellregeneration bewirken. Bei Asthma käme es zu einer sofortigen Atemerleichterung und Beendigung der Hypereagibilität der betroffenen Bronchien. Kinder mit Neurodermitis würden unter der IFR-Therapie innerhalb "kürzester Zeit" von ihren Juckattacken befreit. Auch käme es zu einer Entgiftung der Leber und Nieren. "Komatöse Zellen" würden reaktiviert werden und "insuffiziente Strukturen" würden normalisiert, heißt es auch.
Erfinder Nemec
Als Urheber der Methode wird der österreichische Physiker Hans Nemec (1907-1981) genannt, der die Methode in den 1940er Jahren erfand. Neben der ursprünglichen Form mit zwei Wechselströmen, deren Frequenz sich um einige 10 Hz unterscheidet, nutzte Nemec später auch Anordnungen mit drei statt zwei Oszillatoren[5], ferner solche, bei denen zwei Wechselströme um 4000 Hz mit jeweils einigen 10 Hz amplitudenmoduliert sind (Bild rechts)[4], so dass der Ausgang eines solchen Gerätes ein Signalgemisch aus insgesamt sechs Summen- und Differenzfrequenzen liefert.
Analoge Verfahren
- Schöndorfstrom, mit 4.000 Hz und 3.940 Hz und Schwebung 60 Hz (HERMICON)
- Holistim
Literatur
- Nemec H: Der interfero-dynamische Strom in der komplexen Interferenz-Therapie, Physiotherapy, 1973
- Nemec H: Endogenous electrostimulation with middle frequencies and interference zones. Rehabilitation (Bonn). 1967;20(1):1-11. PMID: 5613875
Weblinks
- http://de.wikipedia.org/wiki/Interferenztherapie
- http://www.cenetec.salud.gob.mx/descargas/equipo_guias/guias_tec/25gt_corrientes_interferenciales.pdf (spanisch)
Siehe auch
Quellennachweise
- ↑ http://www.gesundheitspraxis-griener.de
- ↑ Europäische Gesellschaft Rehabilitation e.V., Hafelsstr. 61, 47807 Krefeld
- ↑ Becker A et al.: Europäische Leitlinien für den Umgang mit unspezifischen Kreuzschmerzen. online (PDF), abgerufen am 3. Juni 2007
- ↑ 4,0 4,1 US Patent 4,153,061: Electrotherapeutic apparatus. May 8, 1979
- ↑ US Patent 4,023,574: Electrostimulation method and apparatus. May 17, 1977