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Die '''Blutgruppendiät''' ist eine umstrittene Ernährungsweise, die sich an der menschlichen Blutgruppe orientiert. Nach Ansicht ihrer Befürworter sollen Menschen je nach Blutgruppe ihre Nahrung jeweils unterschiedlich verarbeiten. Für die Unterschiede sollen bestimmte Eiweiße in der Nahrung verantwortlich sein, die als Lektine bekannt sind. Werden die aus Sicht der Blutgruppendiät "falschen" Lektine aufgenommen, könne es nach dieser Theorie zu einer "Verklumpung des Blutes" (Agglutination) kommen und dies habe zahlreiche Krankheiten zur Folge. In der Anwendung dieser Ernährungsweise durch Übergewichtige zeigt sich jedoch, dass meist eine Gewichtsreduktion durch die Blutgruppendiät angestrebt wird.
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Die '''Blutgruppendiät''' ist eine umstrittene Ernährungsweise, die sich an der menschlichen Blutgruppe orientiert. Nach Ansicht ihrer Befürworter sollen Menschen je nach Blutgruppe ihre Nahrung jeweils unterschiedlich verarbeiten. Für die Unterschiede sollen bestimmte Eiweiße in der Nahrung verantwortlich sein, die als Lektine bekannt sind. Werden die aus Sicht der Blutgruppendiät "falschen" Lektine aufgenommen, könne es nach dieser Theorie zu einer "Verklumpung des Blutes" (Agglutination) kommen und dies habe negative Auswirkungen auf den menschlichen Körper. In der Anwendung dieser Ernährungsweise durch Übergewichtige zeigt sich jedoch, dass meist eine Gewichtsreduktion durch die Blutgruppendiät angestrebt wird.
 
Die Blutgruppendiät wurde im Jahr 1996 von dem amerikanischen Naturheilkundler Peter D’Adamo in den USA erfunden.
 
Die Blutgruppendiät wurde im Jahr 1996 von dem amerikanischen Naturheilkundler Peter D’Adamo in den USA erfunden.
 
Wissenschaftliche Studien, die die Aussagen von D'Adamo stützen würden, sind nicht bekannt.  
 
Wissenschaftliche Studien, die die Aussagen von D'Adamo stützen würden, sind nicht bekannt.  
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==Die Fakten==
 
==Die Fakten==
Lektine zählen zu den sekundären Pflanzenstoffen und kommen in vielen Obst- und Gemüsearten und in Getreide vor und dienen der Pflanze als Schutz vor Freßfeinden. Sie können im menschlichen Körper verschiedenste Wirkungen entfalten, charakteristisch ist aber die Fähigkeit, Blutzellen zu agglutinieren (diese Reaktion ist meist nicht blutgruppenspezifisch).<ref>http://www.biologie.uni-hamburg.de/b-online/d17/17h.htm</ref> Durch unsere Nahrung kommt der Verdauungstrakt täglich mit Lektinen in Kontakt, bei normaler Ernährung schadet die aufgenommene Menge aber nicht. Abgesehen von einigen exotischen, nur in Ausnahmefällen der Ernährung dienenden Pflanzen wie Stechginster, Goldregen und Malve, sind nur die Lektine von Hülsenfrüchten (Phasine) für den menschlichen Organismus schädlich. Die Phasine ungekochter Bohnen werden durch Erhitzen nach etwa 20 Minuten Kochkeit zerstört.<ref>http://www.lebensmittellexikon.de/p0000050.php</ref> Ein großer Teil der im Dickdarm vorhandenen Lektine wird vom Menschen selbst sowie von Mikroorganismen gebildet
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Lektine zählen zu den sekundären Pflanzenstoffen und kommen in vielen Obst- und Gemüsearten sowie in Getreide vor und dienen dabei der Pflanze als Schutz vor Freßfeinden. Ein Großteil der im Dickdarm vorhandenen Lektine wird jedoch vom Menschen selbst sowie von Mikroorganismen gebildet. Lektine können im menschlichen Körper verschiedenste Wirkungen entfalten, charakteristisch ist aber die Fähigkeit, Blutzellen zu agglutinieren (diese Reaktion ist meist nicht blutgruppenspezifisch).<ref>http://www.biologie.uni-hamburg.de/b-online/d17/17h.htm</ref> Durch die aufgenommene Nahrung kommt der Verdauungstrakt täglich mit Lektinen in Kontakt, bei normaler Ernährung schadet die aufgenommene Menge aber nicht. Abgesehen von einigen exotischen, nur in Ausnahmefällen der Ernährung dienenden Pflanzen wie Stechginster, Goldregen und Malve, sind nur die Lektine von Hülsenfrüchten (Phasine) für den menschlichen Organismus schädlich. Die Phasine ungekochter Bohnen werden durch Erhitzen nach etwa 20 Minuten Kochzeit zerstört.<ref>http://www.lebensmittellexikon.de/p0000050.php</ref>  
    
Welche Blutgruppe die älteste „Urblutgruppe“ ist, ist wissenschaftlich nicht nachgewiesen. In der Diskussion sind sowohl Blutgruppe&nbsp;A als auch Blutgruppe&nbsp;0. Da Menschenaffen ebenfalls die Blutgruppen&nbsp;0, A&nbsp;und&nbsp;B haben, gilt es als gesichert, dass die Blutgruppen nichts mit menschlichen Wirtschaftsformen zu tun haben.<ref>[http://www.3sat.de/3sat.php?http://www.3sat.de/nano/cstuecke/69937/index.html 398 Merkmale des Bluts werden zu vier Gruppen] 3sat.de 26.01.2009</ref>
 
Welche Blutgruppe die älteste „Urblutgruppe“ ist, ist wissenschaftlich nicht nachgewiesen. In der Diskussion sind sowohl Blutgruppe&nbsp;A als auch Blutgruppe&nbsp;0. Da Menschenaffen ebenfalls die Blutgruppen&nbsp;0, A&nbsp;und&nbsp;B haben, gilt es als gesichert, dass die Blutgruppen nichts mit menschlichen Wirtschaftsformen zu tun haben.<ref>[http://www.3sat.de/3sat.php?http://www.3sat.de/nano/cstuecke/69937/index.html 398 Merkmale des Bluts werden zu vier Gruppen] 3sat.de 26.01.2009</ref>
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Manche der Empfehlungen und Verbote sind absolut zufällig oder beruhen auf Fehlern. So ist zum Beispiel die angebliche Milchunverträglichkeit der Blutgruppen&nbsp;0 und&nbsp;A nur die Folge einer Namensverwechselung. Zur Blutgruppe&nbsp;B gehört die Alpha-N-D-Galaktose, in Milch ist hingegen Beta-N-D-Galaktose enthalten. Die Moleküle dieser Galaktosearten sind zwar ähnlich (daher der ähnliche Name), die Wirkung im Organismus ist aber völlig unterschiedlich. Selbst wenn die Lektin-Theorie richtig wäre, wäre eine negative Wirkung von Milch auf Menschen mit Blutgruppe&nbsp;0 oder&nbsp;A also völlig ausgeschlossen.
 
Manche der Empfehlungen und Verbote sind absolut zufällig oder beruhen auf Fehlern. So ist zum Beispiel die angebliche Milchunverträglichkeit der Blutgruppen&nbsp;0 und&nbsp;A nur die Folge einer Namensverwechselung. Zur Blutgruppe&nbsp;B gehört die Alpha-N-D-Galaktose, in Milch ist hingegen Beta-N-D-Galaktose enthalten. Die Moleküle dieser Galaktosearten sind zwar ähnlich (daher der ähnliche Name), die Wirkung im Organismus ist aber völlig unterschiedlich. Selbst wenn die Lektin-Theorie richtig wäre, wäre eine negative Wirkung von Milch auf Menschen mit Blutgruppe&nbsp;0 oder&nbsp;A also völlig ausgeschlossen.
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D’Adamo rät Trägern der Blutgruppen 0, A und AB Milch zu meiden. In Deutschland wären das 80 Prozent der Bevölkerung.<ref>Die Blutgruppendiät, von Bernd Ax, WDR-TV, 8. Dezember 2003</ref> Nur in Asien ist die Blutgruppe&nbsp;B am weitesten verbreitet. Die regionale Verteilung der Laktoseintoleranz widerspricht jedoch seiner Theorie, denn sie ist in Asien weit häufiger als im europäischen Raum. Primäre Laktoseintoleranz ist keine Allergie, sondern eine fehlende Mutation auf dem Chromosom&nbsp;2.
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Des Weiteren differenziert D'Adamo seine Ernährungsempfehlungen nicht hinsichtlich der Zubereiungsart der Lebensmittel. Da die allermeisten Lektine durch Hitzeeinwirkung verändert bzw. zerstört werden, wäre eine Unterscheidung zwischen roh gegessenen und gekochten Nahrungsmitteln erforderlich.
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So stellt die Stiftung fest (Zitat): "Da wir trotz jahrhundertelanger Verstöße gegen diese Regeln immer noch am Leben sind, stellt sich die Frage nach dem Sinn und Unsinn der Diät."<ref>Sonderheft "test Spezial Schlank & fit" der Stiftung Warentest Mai 2005</ref>
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D’Adamo rät Trägern der Blutgruppen 0, A und AB Milch zu meiden. In Deutschland wären das 80 Prozent der Bevölkerung.<ref>Bernd Ax: Die Blutgruppendiät, WDR-TV 8.12.2003</ref> Nur in Asien ist die Blutgruppe&nbsp;B am weitesten verbreitet. Die regionale Verteilung der Laktoseintoleranz widerspricht jedoch seiner Theorie, denn sie ist in Asien weit häufiger als im europäischen Raum. Primäre Laktoseintoleranz ist keine Allergie, sondern eine fehlende Mutation auf dem Chromosom&nbsp;2.
Warum sollen gerade Menschen mit der in Europa häufigsten Blutgruppe&nbsp;A Fleisch, Weizen und Milchprodukte nicht konsumieren, obwohl sich große Teile der europäischen Bevölkerung auch ohne Kenntnis der eigenen Blutgruppe seit Jahrhunderten problemlos von Fleisch- und Milchprodukte ernähren. Stattdessen wird zu vermehrtem Soja-Konsum geraten, was eher zu Trägern der in Asien häufigen Blutgruppe&nbsp;B passen würde. Das Ganze widerspricht auch der Theorie der Abfolge und regionalen Entstehung der Blutgruppen, weil nach D’Adamo die Blutgruppe&nbsp;A in der Kaukasus-Region und die Blutgruppe&nbsp;B in der Himalaya-Region entstanden sein soll. Warum dann ausgerechnet Menschen mit Blutgruppe&nbsp;A vermehrt Soja konsumieren und Milch bzw. Milchprodukte (gerade Menschen in der Kaukasus-Region sind für ihren Kefir-Konsum bekannt, Kefir wird für Blutgruppe&nbsp;A als neutral, für B&nbsp;und&nbsp;AB als bekömmlich eingestuft), Fleisch und Weizen vermeiden sollten, entbehrt jeder Logik. Und: "Wenn wir alle Lektine essen, warum bekommen wir dann nicht alle Diabetes, rheumatoide Arthritis, Nierenerkrankungen und Magengeschwüre?" fragte der Allergologe David Freed.<ref>[http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC1115436/?tool=pubmed Freed, David: Do dietary lectins cause disease?] BMJ. 1999 Apr 17;318(7190):1023-4</ref>
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Je nach Blutgruppe ist der Eiweißanteil der Kost teilweise überhöht, was einen Gichtanfall auslösen oder die Bildung von Harnsäuresteinen begünstigen kann. Teuer ist auch der empfohlene Sekretor-Status (ca. 55€), der zur Verfeinerung des Konzeptes dienen soll. Auffgrund der sehr einseitigen Diät ist es lukrativ, wenn D’Adamo zahlreiche speziell für Blutgruppen designte [[Nahrungsergänzungsmittel]] anbietet, die nur über bestimmte Online-Shops bezogen werden können.
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So stellt die Stiftung fest: "Da wir trotz jahrhundertelanger Verstöße gegen diese Regeln immer noch am Leben sind, stellt sich die Frage nach dem Sinn und Unsinn der Diät."<ref>Sonderheft "test Spezial Schlank & fit" der Stiftung Warentest Mai 2005</ref> Warum sollen große Teile der europäischen Bevölkerung mit der Blutgruppe&nbsp;A Fleisch, Weizen und Milchprodukte nicht konsumieren, obwohl sich auch ohne Kenntnis der eigenen Blutgruppe seit Jahrhunderten problemlos von Fleisch- und Milchprodukten ernähren. Stattdessen wird zu vermehrtem Soja-Konsum geraten, was eher zu Trägern der in Asien häufigen Blutgruppe&nbsp;B passen würde. Das Ganze widerspricht auch der Theorie der Abfolge und regionalen Entstehung der Blutgruppen, weil nach D’Adamo die Blutgruppe&nbsp;A in der Kaukasus-Region und die Blutgruppe&nbsp;B in der Himalaya-Region entstanden sein soll. Warum dann ausgerechnet Menschen mit Blutgruppe&nbsp;A vermehrt Soja konsumieren und Milch bzw. Milchprodukte (gerade Menschen in der Kaukasus-Region sind für ihren Kefir-Konsum bekannt, Kefir wird für Blutgruppe&nbsp;A als neutral, für B&nbsp;und&nbsp;AB als bekömmlich eingestuft), Fleisch und Weizen vermeiden sollten, entbehrt jeder Logik. Und: "Wenn wir alle Lektine essen, warum bekommen wir dann nicht alle Diabetes, rheumatoide Arthritis, Nierenerkrankungen und Magengeschwüre?" fragte der Allergologe David Freed.<ref>[http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC1115436/?tool=pubmed Freed, David: Do dietary lectins cause disease?] BMJ. 1999 Apr 17;318(7190):1023-4</ref>
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Je nach Blutgruppe ist der Eiweißanteil der Kost teilweise überhöht, was einen Gichtanfall auslösen oder die Bildung von Harnsäuresteinen begünstigen kann. Teuer ist auch der empfohlene Sekretor-Status (ca. 55€), der zur Verfeinerung des Konzeptes dienen soll. Aufgrund der sehr einseitigen Diät ist es lukrativ, wenn D’Adamo zahlreiche speziell für Blutgruppen designte [[Nahrungsergänzungsmittel]] anbietet, die nur über bestimmte Online-Shops bezogen werden können.
    
Abgesehen von den relativ hohen Kosten ist der Nutzen nicht belegt. Eine Bewertung durch die Stiftung Warentest kommt zu dem Schluss: ''"Eine Verklumpung von Blutzellen (durch Lektine, erg.) wurde bisher in keinem einzigen Fall festgestellt. Und Belege dafür, dass Erkrankungen durch die Blutgruppendiät positiv beeinflusst werden, fehlen ebenfalls."'' Unter anderem wurden drei Bücher zur Blutgruppendiät untersucht. Alle drei Konzepte erhielten die schlechteste Note.<ref>Stiftung Warentest, Sonderheft Diäten, 2005</ref>
 
Abgesehen von den relativ hohen Kosten ist der Nutzen nicht belegt. Eine Bewertung durch die Stiftung Warentest kommt zu dem Schluss: ''"Eine Verklumpung von Blutzellen (durch Lektine, erg.) wurde bisher in keinem einzigen Fall festgestellt. Und Belege dafür, dass Erkrankungen durch die Blutgruppendiät positiv beeinflusst werden, fehlen ebenfalls."'' Unter anderem wurden drei Bücher zur Blutgruppendiät untersucht. Alle drei Konzepte erhielten die schlechteste Note.<ref>Stiftung Warentest, Sonderheft Diäten, 2005</ref>
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