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==Das Geschäft mit der Akupunktur==
 
==Das Geschäft mit der Akupunktur==
Valide prospektive Untersuchungen zur Wirtschaftlichkeit der Akupunktur stehen generell, insbesondere aber auch für den deutschen Versorgungskontext, noch aus. Die bisherigen Ergebnisse weisen eher auf einen zusätzlichen Gebrauch der Akupunktur in Ergänzung zu dem bestehenden Therapieangebot hin.<ref>Windeler, Jürgen; Gibis, Bernhard; Schmacke, Norbert. Akupunktur: Erkenntnisse und Zweifel. Dt Ärztebl 2001; 98: A 445–447</ref>
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Valide prospektive Untersuchungen zur Wirtschaftlichkeit der Akupunktur stehen generell, insbesondere aber auch für den deutschen Versorgungskontext, noch aus. Die bisherigen Ergebnisse weisen eher auf einen zusätzlichen Gebrauch der Akupunktur in Ergänzung zum bestehenden Therapieangebot hin.<ref>Windeler, Jürgen; Gibis, Bernhard; Schmacke, Norbert. Akupunktur: Erkenntnisse und Zweifel. Dt Ärztebl 2001; 98: A 445–447</ref>
    
Nach Angaben der Deutschen Akademie für Akupunktur und Aurikolomedizin&nbsp;e.V. ist die Akupunktur heute eine Notwendigkeit für den Kassenarzt. Sie gilt als zweites Standbein für den Niedergelassenen und ist aufgrund der Aufnahme in den ärztlichen Leistungskatalog (Gebührenordnung für Ärzte bzw. GOÄ) auch mit den Leistungsziffern&nbsp;269 und&nbsp;269a abrechenbar.
 
Nach Angaben der Deutschen Akademie für Akupunktur und Aurikolomedizin&nbsp;e.V. ist die Akupunktur heute eine Notwendigkeit für den Kassenarzt. Sie gilt als zweites Standbein für den Niedergelassenen und ist aufgrund der Aufnahme in den ärztlichen Leistungskatalog (Gebührenordnung für Ärzte bzw. GOÄ) auch mit den Leistungsziffern&nbsp;269 und&nbsp;269a abrechenbar.
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Damit der Arzt die Akupunktur als Privatleistung abrechnen kann, benötigt er eine entsprechende Ausbildung. Sie umfasst eine 350-stündige Ausbildung mit diversen Diplomen. Diese Aus- und Weiterbildungspflicht ist ein lukratives Geschäft, denn ohne Diplom kann der Arzt nichts berechnen. Für Kurse, die zur liquidationsberechtigenden Diplomierung führen, müssen Ärzte Summen bis zu 8.000&nbsp;Euro zahlen. Die entsprechenden Vereine, deren Leiter und die Referenten, die in Zusammenarbeit mit den Ärztekammern der einzelnen Bundesländer diese Kurse veranstalten, verdienen exzellent an diesem künstlich geschaffenen Flaschenhals. Es ist kein Zufall, dass sich die Führungsriegen der deutschen, ärztlichen Akupunkturszene eng mit den Entscheidungsgremien in den Ärztekammern verzahnt haben. Hier wäscht eine Hand die andere, um den Ärzten das Geld aus der Tasche zu ziehen.
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Damit der Arzt die Akupunktur als Privatleistung abrechnen kann, benötigt er eine entsprechende Ausbildung. Sie umfasst eine 350-stündige Ausbildung mit diversen Diplomen. Diese Aus- und Weiterbildungspflicht ist ein lukratives Geschäft, da der Arzt ohne Diplom nichts berechnen kann. Für Kurse, die zur liquidationsberechtigenden Diplomierung führen, müssen Ärzte Summen bis zu 8.000&nbsp;Euro zahlen. Die entsprechenden Vereine, deren Leiter und die Referenten, die diese Kurse in Zusammenarbeit mit den Ärztekammern der einzelnen Bundesländer veranstalten, verdienen exzellent an diesem künstlich geschaffenen Flaschenhals. Es ist kein Zufall, dass sich die Führungsriegen der deutschen ärztlichen Akupunkturszene eng mit den Entscheidungsgremien in den Ärztekammern verzahnt haben.  
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Hat ein Arzt erst einmal seine Akupunkturbefähigung erworben, muss er recht intensiv die Akupunktur betreiben, um die Ausbildung zu refinanzieren und Gewinne zu machen. Der Vorteil der Akupunktur ist, dass sie derzeit eben gerade nicht von der gesetzlichen Krankenkasse bezahlt wird. Auf diese Weise muss der Patient vollumfänglich bezahlen. Würde die Akupunktur von der Kasse bezahlt, fielen sofort die Gewinne und die Ärzteschaft würde neue, privatmedizinische Einkommensquellen erschließen müssen. Für eine Akupunktur zur Schmerzbehandlung kann ein Arzt gemäß Gebührenziffer&nbsp;269 pro Sitzung 200&nbsp;Punkte (22,80&nbsp;Euro), für eine mehr als 20-minütige Behandlung (Ziffer&nbsp;269a) sogar 350&nbsp;Punkte (39,90&nbsp;Euro) berechnen. Da es sich aber um eine Privatleistung handelt, kann der Arzt mit einem Multiplikator (1,8- bis 2,3-facher Satz) den Eurobetrag multiplizieren. So kann er bei einem zahlungskräftigen Schmerzpatienten ohne Probleme für eine 30-minütige Sitzung zwischen 72-92&nbsp;Euro berechnen. Dabei hat der Arzt nur wenige Minuten Arbeits- und Gesprächsaufwand, denn die meiste Zeit liegt der Patient allein auf einer Liege. Findige Akupunkteure können mehrere Patienten gleichzeitig behandeln. Da der Material- und Zeitaufwand gering ist, handelt es sich für den Niedergelassenen um eine hoch lukrative Einnahmequelle.
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Hat ein Arzt seine Akupunkturbefähigung erworben, muss er recht intensiv Akupunktur betreiben, um die Ausbildung zu refinanzieren und Gewinne zu erzielen. Der Vorteil der Akupunktur ist, dass sie derzeit eben nicht von der gesetzlichen Krankenkasse bezahlt wird und daher der Patient vollumfänglich zahlen muss. Würde die Akupunktur von der Kasse übernommen, fielen sofort die Gewinne und die Ärzteschaft müsste neue privatmedizinische Einkommensquellen erschließen. Für eine Akupunktur zur Schmerzbehandlung kann ein Arzt gemäß Gebührenziffer&nbsp;269 pro Sitzung 200&nbsp;Punkte (22,80&nbsp;Euro), für eine mehr als 20-minütige Behandlung (Ziffer&nbsp;269a) sogar 350&nbsp;Punkte (39,90&nbsp;Euro) berechnen. Da es sich aber um eine Privatleistung handelt, kann der Arzt den Geldbetrag mit einem Multiplikator (1,8- bis 2,3-facher Satz) multiplizieren und so bei einem Schmerzpatienten für eine 30-minütige Sitzung zwischen 72-92&nbsp;Euro berechnen. Dabei hat der Arzt nur wenige Minuten Arbeits- und Gesprächsaufwand, da der Patient die Zeit weitgehend allein auf einer Liege verbringt. Akupunkteure können daher auch mehrere Patienten gleichzeitig behandeln. Da der Material- und Zeitaufwand gering ist, handelt es sich für den Niedergelassenen um eine lukrative Einnahmequelle.
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Nicht vergessen werden darf die geschäftliche Korona. Am Akupunktur-Boom verdienen nicht nur einschlägige Verlage (Hippokrates, Enke, etc.) mit ihren Buchpublikationen, sondern auch eine ganze Reihe von Akupunkturnadel-Anbietern, die von der Einmal-Akupunkturnadel bis zur in China leider immer noch üblichen Mehrfach-Akupunkturnadel alle Typen in unterschiedlicher Qualität im Angebot haben. Abgerundet wird die Korona durch Reiseveranstalter, die ausbildungswillige Europäer in einschlägige chinesische Universitäten transportieren, um dort eine in Europa begonnene Ausbildung zu beenden. Dabei sollte man sich darüber im Klaren sein, dass (wie bei der TCM) die Akupunktur in China in bestimmten Kreisen ein echter Devisenbringer geworden ist.
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Am Akupunktur-Boom verdienen nicht nur einschlägige Verlage (Hippokrates, Enke, etc.) mit ihren Publikationen, sondern auch eine ganze Reihe von Akupunkturnadel-Anbietern, die von der Einmal-Akupunkturnadel bis zur in China leider immer noch üblichen Mehrfach-Akupunkturnadel alle Typen in unterschiedlicher Qualität vertreiben. Abgerundet wird die Korona durch Reiseveranstalter, die ausbildungswillige Europäer in einschlägige chinesische Universitäten transportieren, um dort eine in Europa begonnene Ausbildung zu beenden. Dabei sollte man sich darüber im Klaren sein, dass die Akupunktur (wie die TCM) in China in bestimmten Kreisen zum Devisenbringer geworden ist.
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In den USA ist die Akupunktur ebenfalls zu einem guten Geschäft geworden. Bereits 1993 meldete die US-Gesundheitsbehörde FDA (Food and Drug Administration), dass jährlich 0,5&nbsp;Mrd. US-Dollar für Akupunktur-Maßnahmen ausgegeben würden, was 9-12&nbsp;Mio. Therapiesitzungen entsprechen würde. Die WHO schätzt die Zahl der Akupunktur-Anbieter in den USA auf ca.&nbsp;10.000, wobei nur etwa 3.000&nbsp;Ärzte darunter sein dürften.<ref>MMW: Die Amerikaner entdecken die Akupunktur. Münch Med Wschr, 139, Nr.47, 8 1997</ref> Aufgrund des Einflusses der Akupunktur-Lobby musste die FDA bereits im Jahr 1996 sogar eine Herabstufung der Akupunkturnadeln vornehmen. Ursprünglich waren sie als wirksamkeitsnachweispflichtige Class&nbsp;III-Devices eingestuft worden. Auf Druck der Szene wurden die Nadeln in lediglich anmeldungspflichtige Class&nbsp;II-Devices herabgestuft. So mussten die Hersteller nur noch eine preiswerte Voranmeldung ihrer Nadeln einreichen und konnten dann mit dem Verkauf beginnen, ohne eine Wirksamkeit ihrer Nadeln nachweisen zu müssen. In Deutschland ist die Lage vergleichbar. Jedermann kann Akupunkturnadeln verkaufen, so lange deren Herstellung sicher und die Sterilität des Produktes erwiesen ist.
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In den USA hat sich die Akupunktur ebenfalls zu einem guten Geschäft entwickelt. Bereits 1993 meldete die US-Gesundheitsbehörde FDA (Food and Drug Administration)jährliche Ausgaben von 0,5&nbsp;Mrd. US-Dollar für Akupunktur-Maßnahmen, was 9-12&nbsp;Mio. Therapiesitzungen entspreche. Die WHO schätzt die Zahl der Akupunktur-Anbieter in den USA auf ca.&nbsp;10.000, wobei nur etwa 3.000&nbsp;Ärzte darunter sein sollen.<ref>MMW: Die Amerikaner entdecken die Akupunktur. Münch Med Wschr, 139, Nr.47, 8 1997</ref> Aufgrund des Einflusses der Akupunktur-Lobby musste die FDA bereits im Jahr 1996 eine Herabstufung der Akupunkturnadeln vornehmen. Ursprünglich waren sie als wirksamkeitsnachweispflichtige Class&nbsp;III-Devices eingestuft worden. Auf Druck der Szene wurden die Nadeln zu lediglich anmeldungspflichtigen Class&nbsp;II-Devices herabgestuft. So mussten die Hersteller nur noch eine preiswerte Voranmeldung ihrer Nadeln einreichen und konnten dann mit dem Verkauf beginnen, ohne eine Wirksamkeit ihrer Nadeln nachweisen zu müssen. In Deutschland ist die Lage vergleichbar. Jedermann kann Akupunkturnadeln verkaufen, so lange deren Herstellung sicher und die Sterilität des Produktes erwiesen ist.
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Die Ausgaben der gesetzlichen Krankenkassen für Akupunkturleistungen wiesen für das Jahr 1999 einen Betrag von 382&nbsp;Millionen&nbsp;DM aus. Für das Jahr 2001 gab die ''Deutsche Ärzte-Gesellschaft für Akupunktur'' im April 2001 in einem Rundschreiben an ihre Mitglieder das Volumen der zuletzt erbrachten Erstattungen für Akupunktur mit 500&nbsp;Millionen&nbsp;DM an. Private Krankenkassen gaben 1999 rund 184&nbsp;Millionen&nbsp;DM für Akupunktur aus.
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Die Ausgaben der gesetzlichen Krankenkassen für Akupunkturleistungen wiesen für das Jahr 1999 einen Betrag von 382&nbsp;Millionen&nbsp;DM aus. Für das Jahr 2001 gab die ''Deutsche Ärzte-Gesellschaft für Akupunktur'' im April 2001 in einem Rundschreiben an ihre Mitglieder das Volumen der zuletzt erbrachten Erstattungen für Akupunktur mit 500&nbsp;Millionen&nbsp;DM an. Private Krankenkassen wendeten 1999 rund 184&nbsp;Millionen&nbsp;DM für Akupunktur auf.
    
==Haltung der Krankenkassen in Deutschland==
 
==Haltung der Krankenkassen in Deutschland==
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