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Was bisher glaubhaft bewiesen werden konnte, ist der Umstand, dass eine Akupunkturnadel am Einstichort zu einer Erhöhung der lokalen Durchblutung führen kann. Da allerdings Kapillaren und Nervenendfasern am Einstichort nirgends im Organismus in direkter Verbindung mit einem Organ oder Organsystem stehen, ist bis heute unbewiesen, wie genau diese geringe, lokale Erwärmung auf den Organismus wirken soll.
 
Was bisher glaubhaft bewiesen werden konnte, ist der Umstand, dass eine Akupunkturnadel am Einstichort zu einer Erhöhung der lokalen Durchblutung führen kann. Da allerdings Kapillaren und Nervenendfasern am Einstichort nirgends im Organismus in direkter Verbindung mit einem Organ oder Organsystem stehen, ist bis heute unbewiesen, wie genau diese geringe, lokale Erwärmung auf den Organismus wirken soll.
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==Angebliche Indikationen und die Realität==
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==Genannte Indikationen zur Akupunktur==
 
Glaubt man der Forschungsgruppe Akupunktur, hat die Methode folgende Indikationen:
 
Glaubt man der Forschungsgruppe Akupunktur, hat die Methode folgende Indikationen:
    
* Innere Erkrankungen: funktionelle Herzerkrankungen, Asthma und Bronchitis, Zahnfleischentzündungen, Magenschleimhautentzündungen, funktionelle Magen- und Darmkrankheiten, Morbus Crohn bzw. Colitis ulcerosa, Durchblutungsstörungen, Entzündungen der Blase, Neigung zu Erkältungskrankheiten
 
* Innere Erkrankungen: funktionelle Herzerkrankungen, Asthma und Bronchitis, Zahnfleischentzündungen, Magenschleimhautentzündungen, funktionelle Magen- und Darmkrankheiten, Morbus Crohn bzw. Colitis ulcerosa, Durchblutungsstörungen, Entzündungen der Blase, Neigung zu Erkältungskrankheiten
 
* Orthopädische Erkrankungen: Nackenschmerzen und Nackensteife (z.B nach Schleudertrauma), Schulterschmerz und Schultersteife, Schulter-Arm-Schmerz, Tennis- und Golferarm, Erkrankungen der Sehnen, Überbein (z.B. an der Hand), chronische Kreuzschmerzen, Hexenschuss, Ischialgie (auch bei Bandscheibenschaden), Arthroseschmerz, Sprunggelenks- und Fersenschmerz, Sportler-Erkrankungen, Rheuma
 
* Orthopädische Erkrankungen: Nackenschmerzen und Nackensteife (z.B nach Schleudertrauma), Schulterschmerz und Schultersteife, Schulter-Arm-Schmerz, Tennis- und Golferarm, Erkrankungen der Sehnen, Überbein (z.B. an der Hand), chronische Kreuzschmerzen, Hexenschuss, Ischialgie (auch bei Bandscheibenschaden), Arthroseschmerz, Sprunggelenks- und Fersenschmerz, Sportler-Erkrankungen, Rheuma
* Akupunktur bei Kindern: diverse Erkrankungen
   
* Neurologische Erkrankungen: Kopfschmerz und Migräne, Trigeminusneuralgie, Gesichtsnervenlähmung, Lähmung nach Schlaganfall
 
* Neurologische Erkrankungen: Kopfschmerz und Migräne, Trigeminusneuralgie, Gesichtsnervenlähmung, Lähmung nach Schlaganfall
 
* HNO- und Augenerkrankungen: Heiserkeit, Fremdkörpergefühl im Hals, Allergie (Heuschnupfen), Entzündungen der Nase und der Nasennebenhöhlen, Verlust des Geruchssinns, Hörsturz, Gleichgewichtsstörungen, Tinnitus, Entzündungen des Sehnerven und der Netzhaut, Bindehautentzündungen, Kurzsichtigkeit, Glaskörpertrübung
 
* HNO- und Augenerkrankungen: Heiserkeit, Fremdkörpergefühl im Hals, Allergie (Heuschnupfen), Entzündungen der Nase und der Nasennebenhöhlen, Verlust des Geruchssinns, Hörsturz, Gleichgewichtsstörungen, Tinnitus, Entzündungen des Sehnerven und der Netzhaut, Bindehautentzündungen, Kurzsichtigkeit, Glaskörpertrübung
* Gynäkologische Erkrankungen: Menstruationsstörungen, Beschwerden in den Wechseljahren, Schwangerschaftserbrechen, Geburtserleichterung
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* Gynäkologische Erkrankungen: Menstruationsstörungen, Beschwerden in den Wechseljahren, Schwangerschaftserbrechen, Geburtserleichterung, Erhöhung der Fertilität
* Sonstige Indikationen: chronisches Müdigkeitssyndrom, Schlafstörungen, Übererregbarkeit und Depression, Übergewicht, Nikotinsucht, Drogenentzug
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* Übergewicht
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* Sonstige Indikationen: chronisches Müdigkeitssyndrom, Schlafstörungen, Übererregbarkeit und Depression, Nikotinsucht, Drogenentzug
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Nach Meinung von Ezard Ernst, Lehrstuhlinhaber für Komplementäre Medizin der Universität von Exeter in Großbritannien sind jedoch nur wenige dieser Indikationen wirklich glaubhaft belegt. Lediglich Lumbago, Migräne, Übelkeit/Erbrechen und Zahnschmerzen können seiner Ansicht nach mit der Akupunktur behandelt werden. Bei Arthrose, Asthma, Kopf-/Nackenschmerzen, rheumatoider Arthritis, Suchtkrankheiten und in der Rehabilitation von Schlaganfällen ist die Wirksamkeit der Akupunktur nicht bewiesen bzw. umstritten. Eindeutig unwirksam ist die Akupunktur im Bereich der Gewichtsreduktion und der Raucherentwöhnung <ref>Ernst E: Akupunktur - Indikationen und Risiken. Münch Med Wschr, 142, Nr.22, 44-45, 2000</ref>. Zusätzlich wurde in einer Dissertation von Baumann-Jiang an der Universität Heidelberg in einer placebokontrollierten Doppelblindstudie nachgewiesen, dass weder die Nadel- noch die Laserakupunktur einen nachweisbaren milchsteigernden Einfluss bei stillenden Müttern bewirkte. In einer Literaturübersicht der Cochrane Library wurden randomisierte Akupunkturstudien hinsichtlich der Indikation von Rückenschmerzen untersucht. Die 11 ermittelbaren Studien zeigten nach Ansicht der Autoren keinen Hinweis auf eine Wirksamkeit der Methode bei dieser Indikation <ref>Tulder MV van, Cherkin DC, Berman B, Lao L, Koes BW: Acupuncture for low back pain. The Cochrane Library, Issue 2, 2000 </ref>.
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==Wissenschaftliche Studienlage und Empfehlungen von Fachgesellschaften==
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Nach Meinung von Ezard Ernst, Lehrstuhlinhaber für Komplementäre Medizin der Universität von Exeter in Großbritannien sind nur bei wenigen dieser Indikationen wirklich glaubhafte Wirkungen der Akupunktur literaturmäßig belegbar. Lediglich Lumbago, Migräne, Übelkeit/Erbrechen und Zahnschmerzen können seiner Ansicht nach mit der Akupunktur behandelt werden. Bei Arthrose, Asthma, Kopf-/Nackenschmerzen, rheumatoider Arthritis, Suchtkrankheiten und in der Rehabilitation von Schlaganfällen ist die Wirksamkeit der Akupunktur weiterhin nicht bewiesen bzw. umstritten. Eindeutig unwirksam ist die Akupunktur im Bereich der Gewichtsreduktion und der Raucherentwöhnung <ref>Ernst E: Akupunktur - Indikationen und Risiken. Münch Med Wschr, 142, Nr.22, 44-45, 2000</ref>. Zusätzlich wurde in einer Dissertation von Baumann-Jiang an der Universität Heidelberg in einer placebokontrollierten Doppelblindstudie nachgewiesen, dass weder die Nadel- noch die Laserakupunktur einen nachweisbaren milchsteigernden Einfluss bei stillenden Müttern bewirkte. In einer Literaturübersicht der Cochrane Library wurden randomisierte Akupunkturstudien hinsichtlich der Indikation von Rückenschmerzen untersucht. Die 11 ermittelbaren Studien zeigten nach Ansicht der Autoren keinen Hinweis auf eine Wirksamkeit der Methode bei dieser Indikation <ref>Tulder MV van, Cherkin DC, Berman B, Lao L, Koes BW: Acupuncture for low back pain. The Cochrane Library, Issue 2, 2000 </ref>.
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Bei der Untersuchung der Akupunktur gibt es methodische Probleme, wenn man sich passende [[Placebo]]verfahren ausdenken will. Araujo (1998) fand in einer Literaturübersicht von 90 Akupunkturstudien heraus, dass bereits die Wahl des Akupunkturplaceboverfahrens einen Einfluss auf den Ausgang der Akupunkturstudie hat. Er teilte die Studien in zwei Gruppen ein. In der ersten Gruppe analysierte er 45 Studien, die als [[Placebo]] eine falsche Akupunktur benutzten. Hier wurden die Kontrollnadeln in Regionen außerhalb der Meridiane platziert. Gemäß der Akupunkturlehre hätten diese Kontrollpatienten keine Wirkung aufweisen dürfen. Er benannte diese Gruppe mit dem Schlagwort energetisches Placebomodell (EPM). In einer zweiten, weitere 45 Studien umfassenden, Gruppe analysierte er Studien, in denen die Placebobehandlung mit Akupunkturnadeln erfolgte, die noch im Meridianbereich, aber schon weit genug vom Ausgangspunkt der angeblich wirksamen Nadeln gesetzt wurden. Diese Studien ordnete er dem neurophysiologischen oder metametischen Placebomodell (MPM) zu. Als Ergebnis stellte Araujo (1998) fest, dass in den Studien, die EPM-Nadelung als Kontrolle verwendeten, der Anteil an nicht signifikanten Ergebnissen deutlich höher war als in den Studien die MPM-Methoden verwendeten. Allerdings erschien die falsche Akupunktur in beiden Gruppen ähnlich wirksam wie die angeblich richtige Akupunkturtechnik.  
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Die geringe Systematik in der Forschung über die Wirkung der Akupunktur wird immer wieder kritisiert <ref>Resch KL, Ernst E: Wirksamkeitsnachweise komplementärer Therapien. Forschr Med, 113, Nr.5, 49-53, 1995 </ref>. Berücksichtigt man, dass einige therapeutische Schwerpunkte nur scheinbar solche sind, weil mehrere oder alle Arbeiten über die Akupunktur zu einem bestimmten Thema oft vom gleichen Autor oder einer immer wieder publizierenden, sich kaum verändernden Arbeitsgruppe stammen, drängt sich das Bild einer 'Schrotschuss-Forschung' auf. Durch das zentrierte Verhalten der Forscherlandschaft in der Akupunkturszene, die sich kaum nach außen öffnet oder Kritik zur Kenntnis nimmt, erklärt sich auch die niedrige Qualität vieler klinischer Studien in diesem Bereich. Die Masse der Studien ist zwar groß, ihre Qualität aber überwiegend miserabel.
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Die geringe Systematik in der Forschung über die Wirkung der Akupunktur wird immer wieder kritisiert <ref>Resch KL, Ernst E: Wirksamkeitsnachweise komplementärer Therapien. Forschr Med, 113, Nr.5, 49-53, 1995 </ref>. Berücksichtigt man, dass einige therapeutische Schwerpunkte nur scheinbar solche sind, weil mehrere oder alle Arbeiten über die Akupunktur zu einem bestimmten Thema oft vom gleichen Autor oder einer immer wieder publizierenden, sich kaum verändernden Arbeitsgruppe stammen, drängt sich das Bild einer 'Schrotschuss-Forschung' auf. Durch das zentrierte Verhalten der Forscherlandschaft in der Akupunkturszene, die sich kaum nach außen öffnet oder Kritik zur Kenntnis nimmt, erklärt sich auch die niedrige Qualität vieler klinischer Studien in diesem Bereich. Die Masse der Studien ist zwar groß, ihre Qualität aber überwiegend miserabel.
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==Die GERAC-Studien==
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==Bekannte methodische Probleme kontrollierter Studien==
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Bei der Untersuchung der Akupunktur gibt es methodische Probleme, wenn man sich passende [[Placebo]]verfahren ausdenken will. Araujo (1998) fand in einer Literaturübersicht von 90 Akupunkturstudien heraus, dass bereits die Wahl des Akupunkturplaceboverfahrens einen Einfluss auf den Ausgang der Akupunkturstudie hat. Er teilte die Studien in zwei Gruppen ein. In der ersten Gruppe analysierte er 45 Studien, die als [[Placebo]] eine falsche Akupunktur benutzten. Hier wurden die Kontrollnadeln in Regionen außerhalb der Meridiane platziert. Gemäß der Akupunkturlehre hätten diese Kontrollpatienten keine Wirkung aufweisen dürfen. Er benannte diese Gruppe mit dem Schlagwort energetisches Placebomodell (EPM). In einer zweiten, weitere 45 Studien umfassenden, Gruppe analysierte er Studien, in denen die Placebobehandlung mit Akupunkturnadeln erfolgte, die noch im Meridianbereich, aber schon weit genug vom Ausgangspunkt der angeblich wirksamen Nadeln gesetzt wurden. Diese Studien ordnete er dem neurophysiologischen oder metametischen Placebomodell (MPM) zu. Als Ergebnis stellte Araujo (1998) fest, dass in den Studien, die EPM-Nadelung als Kontrolle verwendeten, der Anteil an nicht signifikanten Ergebnissen deutlich höher war als in den Studien die MPM-Methoden verwendeten. Allerdings erschien die falsche Akupunktur in beiden Gruppen ähnlich wirksam wie die angeblich richtige Akupunkturtechnik.
    
==Nebenwirkungen==
 
==Nebenwirkungen==
23.054

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