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=== Ablehnung von Demokratie und Religionsfreiheit ===
 
=== Ablehnung von Demokratie und Religionsfreiheit ===
Am 2. April 2006 erklärte Bernard Fellay in einer Predigt:<ref>Predigt von Bischof Bernard Fellay am 2. April 2006 in Ecône</ref>
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Am 2. April 2006 erklärte Bernard Fellay in einer Predigt:<ref>Predigt von Bischof Bernard Fellay am 2. April 2006 in Ecône</ref>..''Er [Papst Benedikt XVI.] betonte: ‚Sie müssen das Konzil annehmen, aber natürlich das im Licht der lebendigen Tradition ausgelegte Konzil!‘ […] Wenn er von Tradition spricht, so versteht er darunter das aktuelle Lehramt, welches die Vergangenheit wieder überarbeitet, neu interpretiert und sie uns lehrt. Das ist die lebendige Tradition. Andersgesagt: Die lebendige Tradition, das ist Benedikt XVI. Also ist das im Licht der lebendigen Tradition interpretierte Konzil jenes Konzil, so wie es der jetzige Papst versteht. Natürlich stimmt das nicht mit dem überein, was wir meinen. […] Ebenso verurteilt er jene, die im Konzil einen Bruch sehen. […] Da erklärt er uns, der moderne Staat habe sich seit dem 19. Jahrhundert, wo er von der Kirche verurteilt wurde, verändert. Heute sei der moderne Staat besser, versöhnlicher, weniger radikal und folglich musste die Kirche auf dem Konzil bezüglich des Verhältnisses zum Staat eine neue Haltung einnehmen. Und indem sich die Kirche eines der fundamentalen Prinzipien des modernen Staates zu eigen machte, nämlich die Neutralität, die Unparteilichkeit allen Religionen gegenüber, konnte die Kirche ihr (eigentliches) Erbe wiederfinden. […] Anders ausgedrückt erklärt der Papst, 1700 Jahre der Kirchengeschichte sei außerhalb der Lehre Unseres Herrn abgelaufen; die Kirche habe während 1700 Jahren ihr Erbe verloren und jetzt wiederentdeckt, indem sie auf den katholischen Staat verzichtet. Wenn das kein Bruch sein soll, was ist es dann? […]
{{Zitat|Er [Papst Benedikt XVI.] betonte: ‚Sie müssen das Konzil annehmen, aber natürlich das im Licht der lebendigen Tradition ausgelegte Konzil!‘ […] Wenn er von Tradition spricht, so versteht er darunter das aktuelle Lehramt, welches die Vergangenheit wieder überarbeitet, neu interpretiert und sie uns lehrt. Das ist die lebendige Tradition. Andersgesagt: Die lebendige Tradition, das ist Benedikt XVI. Also ist das im Licht der lebendigen Tradition interpretierte Konzil jenes Konzil, so wie es der jetzige Papst versteht. Natürlich stimmt das nicht mit dem überein, was wir meinen. […] Ebenso verurteilt er jene, die im Konzil einen Bruch sehen. […] Da erklärt er uns, der moderne Staat habe sich seit dem 19. Jahrhundert, wo er von der Kirche verurteilt wurde, verändert. Heute sei der moderne Staat besser, versöhnlicher, weniger radikal und folglich musste die Kirche auf dem Konzil bezüglich des Verhältnisses zum Staat eine neue Haltung einnehmen. Und indem sich die Kirche eines der fundamentalen Prinzipien des modernen Staates zu eigen machte, nämlich die Neutralität, die Unparteilichkeit allen Religionen gegenüber, konnte die Kirche ihr (eigentliches) Erbe wiederfinden. […] Anders ausgedrückt erklärt der Papst, 1700 Jahre der Kirchengeschichte sei außerhalb der Lehre Unseres Herrn abgelaufen; die Kirche habe während 1700 Jahren ihr Erbe verloren und jetzt wiederentdeckt, indem sie auf den katholischen Staat verzichtet. Wenn das kein Bruch sein soll, was ist es dann? […]}}
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Auch der deutsche Distriktobere Franz Schmidberger lehnt die religiöse Neutralität des Staates ab und plädiert für eine „christliche Gesellschaftsordnung“, in der etwa die Todesstrafe gälte, „keine zivile Ehescheidung“ vorgesehen sei, eine „Unauflöslichkeit der Ehe“ als „einer ihrer Grundpfeiler“ bestehe, „den vorehelichen und außerehelichen Beziehungen“ der „Kampf“ angesagt werde und der „Vertrieb von empfängnisverhütenden Mitteln“ verboten werde, ebenso wie Zinsspekulation, Großbanken, Abtreibung, „Gotteslästerung, Homosexualität und Pornographie“. Er fordert, dass die „Gewalt in Staat und Gesellschaft“ „nicht vom Volke“, nicht „von der Basis aus[geht], sondern von Gott... folglich bezeichnet das Volk in Wahlen allein diejenigen, die es regieren sollen, verleiht ihnen aber nicht die Autorität; ebenso wenig kann es Regierungen beliebig absetzen.“ Statt eines Parteiensystems empfiehlt er, dass an deren „Stelle jene christlichen Männer treten, die sich durch sittliche Reife und Lebenserfahrung, durch Gerechtigkeitssinn und Sorge um das Gemeinwohl auszeichnen“.<ref>[http://www.einsicht-aktuell.de/index.php?svar=5&artikel_id=1227 ''Brief an die Freunde und Wohltäter'']  Nr. 45 vom 7. Oktober 1993; auch veröffentlicht als [http://www.civitas-institut.de/index2.php?option=com_docman&task=doc_view&gid=2&Itemid=34 ''Grundsätze einer christlichen Gesellschaftsordnung''], in: Civitas. Zeitschrift für das christliche Gemeinwesen 2007, 43-47 (hg. von Rafael Hüntelmann, Civitas-Institut, Postfach 15 41, 63133 Heusenstamm, verlegt bei editiones scholasticae, Postfach 11 20, D-97335 Dettelbach)</ref>  
Auch der deutsche Distriktobere Franz Schmidberger lehnt die religiöse Neutralität des Staates ab und plädiert für eine „christliche Gesellschaftsordnung“, in der etwa die [[Todesstrafe]] gälte, „keine zivile [[Ehescheidung]]“ vorgesehen sei, eine „Unauflöslichkeit der [[Ehe]]“ als „einer ihrer Grundpfeiler“ bestehe, „den vorehelichen und außerehelichen Beziehungen“ der „Kampf“ angesagt werde und der „Vertrieb von empfängnisverhütenden Mitteln“ verboten werde, ebenso wie Zinsspekulation, Großbanken, Abtreibung, „[[Gotteslästerung]], Homosexualität und [[Pornographie]]“. Er fordert, dass die „Gewalt in Staat und Gesellschaft“ „nicht vom Volke“, nicht „von der Basis aus[geht], sondern von Gott... folglich bezeichnet das Volk in Wahlen allein diejenigen, die es regieren sollen, verleiht ihnen aber nicht die Autorität; ebenso wenig kann es Regierungen beliebig absetzen.“ Statt eines Parteiensystems empfiehlt er, dass an deren „Stelle jene christlichen Männer treten, die sich durch sittliche Reife und Lebenserfahrung, durch Gerechtigkeitssinn und Sorge um das Gemeinwohl auszeichnen“.<ref>[http://www.einsicht-aktuell.de/index.php?svar=5&artikel_id=1227 ''Brief an die Freunde und Wohltäter'']  Nr. 45 vom 7. Oktober 1993; auch veröffentlicht als [http://www.civitas-institut.de/index2.php?option=com_docman&task=doc_view&gid=2&Itemid=34 ''Grundsätze einer christlichen Gesellschaftsordnung''], in: Civitas. Zeitschrift für das christliche Gemeinwesen 2007, 43-47 (hg. von Rafael Hüntelmann, Civitas-Institut, Postfach 15 41, 63133 Heusenstamm, verlegt bei editiones scholasticae, Postfach 11 20, D-97335 Dettelbach)</ref>  
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Der emeritierte Regensburger Dogmatiker [[Wolfgang Beinert (Theologe)|Wolfgang Beinert]] nannte die Piusbruderschaft „demokratiefeindlich“; für den Bonner Politikwissenschaftler [[Gerd Langguth]] ist sie ein „Fall für den Verfassungsschutz“, da sie einen „katholischen Gottesstaat“ anstrebe.<ref>[http://www.sueddeutsche.de/politik/867/457527/text/
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Der emeritierte Regensburger Dogmatiker Wolfgang Beinert nannte die Piusbruderschaft „demokratiefeindlich“; für den Bonner Politikwissenschaftler Gerd Langguth ist sie ein „Fall für den Verfassungsschutz“, da sie einen „katholischen Gottesstaat“ anstrebe.<ref>[http://www.sueddeutsche.de/politik/867/457527/text/
 
Süddeutsche Zeitung, 7. Februar 2009: ''Streit um Bruderschaft: „Pius-Brüder wollen einen katholischen Gottesstaat“ - Holocaust-Leugner Williamson weigert sich zu widerrufen. Politologen wollen die Pius-Bruderschaft vom Verfassungsschutz beobachten lassen'']</ref>
 
Süddeutsche Zeitung, 7. Februar 2009: ''Streit um Bruderschaft: „Pius-Brüder wollen einen katholischen Gottesstaat“ - Holocaust-Leugner Williamson weigert sich zu widerrufen. Politologen wollen die Pius-Bruderschaft vom Verfassungsschutz beobachten lassen'']</ref>
  
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