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[[image:Trimprob.jpg|TRIMprob-Einsatz zur Prostatakrebs-Diagnose.<ref>Bildquelle: [http://oggiscienza.wordpress.com/2012/05/23/altro-genio-misconosciuto Oggiscienza]</ref>|320px|thumb]]
 
[[image:Trimprob.jpg|TRIMprob-Einsatz zur Prostatakrebs-Diagnose.<ref>Bildquelle: [http://oggiscienza.wordpress.com/2012/05/23/altro-genio-misconosciuto Oggiscienza]</ref>|320px|thumb]]
'''TRIMprob''' (von ''Tissue Resonance InterferoMeter Probe'', auch bekannt als ''bioscanner'') ist als tragbares elektronisches Krebsdiagnosegerät eine Erfindung des italienischen Physikers Clarbruno Vedruccio (geb. 1955) aus Medicina bei Bologna. Der im militärischen Marinesektor tätige Medizinlaie Vedruccio will das unterstellte Funktionsprinzip für sein Gerät 1992 zufällig bei der Entwicklung eines Suchgerätes für nicht aus Metallen hergestellte Landminen und Plastiksprengstoff entdeckt haben. An der TRIMprob-Entwicklung war die italienische Firma Selex Galileo SpA (vormals Galileo Avionica, Firmengruppe Finmeccanica) beteiligt. 1995 wurde TRIMprob von Vedruccio zum Patent angemeldet. Das Gerät kostete ursprünglich 40.000 Euro, aktuell (2016) 60.000 Euro. Laut Offenlegungsschrift des Erfinders sei das Gerät insbesondere für eine "holistische Medizin" geeignet, womit ein [[alternativmedizin]]isch-[[Ganzheitlichkeit|"ganzheitlicher"]] Anspruch gestellt wird. Die Liste der mit TRIMprob erkennbaren Krankheiten umfasst laut Hersteller Krebs, Fibrome, Verkalkungen, Entzündungen, Durchblutungsstörungen, Gelenkschäden und Muskelschäden.
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'''TRIMprob''' (von ''Tissue Resonance InterferoMeter Probe'', auch bekannt als ''bioscanner'') ist als tragbares elektronisches Krebsdiagnosegerät eine Erfindung des italienischen Physikers und Marineoffiziers Clarbruno Vedruccio (geb. 1955) aus Medicina bei Bologna. Der im militärischen Marinesektor tätige Medizinlaie Vedruccio will das unterstellte Funktionsprinzip für sein Gerät 1992 zufällig bei der Entwicklung eines Suchgerätes für nicht aus Metallen hergestellte Landminen und Plastiksprengstoff entdeckt haben. An der TRIMprob-Entwicklung war die italienische Firma Selex Galileo SpA (vormals Galileo Avionica, Firmengruppe Finmeccanica) beteiligt. 1995 wurde TRIMprob von Vedruccio zum Patent angemeldet. Das Gerät kostete ursprünglich 40.000 Euro, aktuell (2016) 60.000 Euro. Laut Offenlegungsschrift des Erfinders sei das Gerät insbesondere für eine "holistische Medizin" geeignet, womit ein [[alternativmedizin]]isch-[[Ganzheitlichkeit|"ganzheitlicher"]] Anspruch gestellt wird. Die Liste der mit TRIMprob erkennbaren Krankheiten umfasst laut Hersteller Krebs, Fibrome, Verkalkungen, Entzündungen, Durchblutungsstörungen, Gelenkschäden und Muskelschäden.
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1999 meldete Vedruccio ein zweites Patent zu TRIMprob an. Darin wird es als Gerät beschrieben, das auch in der Achäologie und Geologie sowie zur Wettervorhersage eingesetzt werden könne.
    
2007 stellte die Herstellerfirma Trim Probe Spa die Herstellung ein; die dafür werbende Webseite ist noch heute einsehbar und wurde wohl vergessen.<ref>http://www.galileoavionica.it/trimprob/index-ita.html</ref> Die gegründete Vertriebsfirma Trim Probe SpA wurde 2008 aufgelöst. Als Grund nannte der Mutterkonzern, die Rüstungsfirma Finmeccanica, "strategische Neuorientierungen", also wirtschaftliche Gründe. Die Einstellung der Herstellung führte in Italien zum Entstehen von [[Verschwörungstheorie]]n um eine angebliche Unterdrückung der Technik und zu parlamentarischen Anfragen.
 
2007 stellte die Herstellerfirma Trim Probe Spa die Herstellung ein; die dafür werbende Webseite ist noch heute einsehbar und wurde wohl vergessen.<ref>http://www.galileoavionica.it/trimprob/index-ita.html</ref> Die gegründete Vertriebsfirma Trim Probe SpA wurde 2008 aufgelöst. Als Grund nannte der Mutterkonzern, die Rüstungsfirma Finmeccanica, "strategische Neuorientierungen", also wirtschaftliche Gründe. Die Einstellung der Herstellung führte in Italien zum Entstehen von [[Verschwörungstheorie]]n um eine angebliche Unterdrückung der Technik und zu parlamentarischen Anfragen.
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==Unterstelltes Funktionsprinzip==
 
==Unterstelltes Funktionsprinzip==
Die von der Firma Galileo Avionica hergestellten Systeme bestehen aus einer Handsonde mit einem Hochfrequenzoszillator und einer integrierten Antenne, über die ein Signal im Frequenzbereich 400 bis 1350&nbsp;MHz mit weniger als 100&nbsp;mW Leistung ausgesendet wird. Offenbar werden bevorzugt Frequenzen im Bereich um 465&nbsp;MHz (Wellenlänge = 65&nbsp;cm) eingesetzt, sowie Vielfachen davon. Insgesamt würden drei Frequenzen benutzt. Die Signale werden von einem 1 bis 2&nbsp;m entfernten Empfänger aufgefangen und analysiert. Signalamplituden werden auf einer logarithmischen Skala mit dimensionslosen Werten von 0 bis 255 angezeigt. Zur Diagnostik (etwa zur Erkennung von Tumoren) muss das Gerät über der Körperoberfläche etwa zwei Minuten hin- und her bewegt werden. Ein gut geübter Anwender ("well trained operator") könne an einem Rückgang der Amplitude Tumorerkrankungen erkennen.<ref name="symp2011">Clarbruno Vedruccio, Carla Ricci Vedruccio (2011): Non invasive radiofrequency diagnostics of cancer. The Bioscanner ―Trimprob technology and clinical applications. 9th International Fröhlich’s Symposium ("Electrodynamic Activity of Living Cells"). Journal of Physics:ConferenceSeries 329 (2011) 012038</ref> Eine Erkennung von Krankheiten soll auch beim bekleideten Menschen möglich sein.  
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Die von der Firma Galileo Avionica hergestellten Systeme bestehen aus einer Handsonde mit einem Hochfrequenzoszillator und einer integrierten Antenne, über die ein Signal im Frequenzbereich 400 bis 1350&nbsp;MHz mit weniger als 100&nbsp;mW Leistung ausgesendet wird (genannt wird beispielsweise 10 mW). Offenbar werden bevorzugt Frequenzen im Bereich um 465&nbsp;MHz (Wellenlänge = 65&nbsp;cm) eingesetzt, sowie Vielfachen davon. Insgesamt würden drei Frequenzen benutzt. Die Signale werden von einem 1 bis 2&nbsp;m entfernten Empfänger aufgefangen und analysiert. Signalamplituden werden auf einer logarithmischen Skala mit dimensionslosen Werten von 0 bis 255 angezeigt. Zur Diagnostik (etwa zur Erkennung von Tumoren) muss das Gerät über der Körperoberfläche etwa zwei Minuten hin- und her bewegt werden. Ein gut geübter Anwender ("well trained operator") könne an einem Rückgang der Amplitude Tumorerkrankungen erkennen.<ref name="symp2011">Clarbruno Vedruccio, Carla Ricci Vedruccio (2011): Non invasive radiofrequency diagnostics of cancer. The Bioscanner ―Trimprob technology and clinical applications. 9th International Fröhlich’s Symposium ("Electrodynamic Activity of Living Cells"). Journal of Physics:ConferenceSeries 329 (2011) 012038</ref> Eine Erkennung von Krankheiten soll auch beim bekleideten Menschen möglich sein.  
    
Nach Vorstellungen des Erfinders soll dabei ausgenutzt werden, dass sich die [http://de.wikipedia.org/wiki/Permittivit%C3%A4t Dielektrizitätskonstante (Permittivität)] von allen Tumorgeweben von der gesunder Gewebe unterscheidet. Üblicherweise ist die Dielektrizitätskonstante in Tumorgewebe tatsächlich höher als bei normalem Gewebe. Dies wurde zwar bereits 1926<ref>Stoneman MR, Kosempa M, Gregory WD, Gregory CW, Marx JJ, Mikkelson W,Tjoe J, Raicu V (2007): Correction of electrode polarization contributions to the dielectric properties of normal and cancerous breast tissues at audio/radiofrequencies. Phys. Med. Biol. 52 (2007) 6589–6604 [http://novascanllc.com/Stoneman_Gregory_2007.pdf Volltext]</ref> beschrieben,<ref>James C. Lin, Sol M. Michaelson: Biological Effects and Health Implications of Radiofrequency Radiation, 132-135. Plenum Press, New York 1987</ref> eine praktikable nicht-invasive Diagnostik entstand daraus jedoch bislang nicht.<ref>Lazebnik M, Popovic D, McCartney L, Watkins CB, Lindstrom MJ, Harter J, Sewall S, Ogilvie T, Magliocco A, Breslin TM, Temple W, Mew D, Booske1 JH, Okoniewski MJ, Hagness1 SC (2007): A large-scale study of the ultrawideband microwave dielectric properties of normal, benign and malignant breast tissues obtained from cancer surgeries. Phys. Med. Biol. 52, 6093–6115 [http://www.engr.wisc.edu/ece/faculty/booske_john/pmb7_20_002.pdf Volltext]</ref>
 
Nach Vorstellungen des Erfinders soll dabei ausgenutzt werden, dass sich die [http://de.wikipedia.org/wiki/Permittivit%C3%A4t Dielektrizitätskonstante (Permittivität)] von allen Tumorgeweben von der gesunder Gewebe unterscheidet. Üblicherweise ist die Dielektrizitätskonstante in Tumorgewebe tatsächlich höher als bei normalem Gewebe. Dies wurde zwar bereits 1926<ref>Stoneman MR, Kosempa M, Gregory WD, Gregory CW, Marx JJ, Mikkelson W,Tjoe J, Raicu V (2007): Correction of electrode polarization contributions to the dielectric properties of normal and cancerous breast tissues at audio/radiofrequencies. Phys. Med. Biol. 52 (2007) 6589–6604 [http://novascanllc.com/Stoneman_Gregory_2007.pdf Volltext]</ref> beschrieben,<ref>James C. Lin, Sol M. Michaelson: Biological Effects and Health Implications of Radiofrequency Radiation, 132-135. Plenum Press, New York 1987</ref> eine praktikable nicht-invasive Diagnostik entstand daraus jedoch bislang nicht.<ref>Lazebnik M, Popovic D, McCartney L, Watkins CB, Lindstrom MJ, Harter J, Sewall S, Ogilvie T, Magliocco A, Breslin TM, Temple W, Mew D, Booske1 JH, Okoniewski MJ, Hagness1 SC (2007): A large-scale study of the ultrawideband microwave dielectric properties of normal, benign and malignant breast tissues obtained from cancer surgeries. Phys. Med. Biol. 52, 6093–6115 [http://www.engr.wisc.edu/ece/faculty/booske_john/pmb7_20_002.pdf Volltext]</ref>
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