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==Gewinnung==
 
==Gewinnung==
Desoxycholsäure wird meist aus Rindergalle hergestellt. In der [[TCM|traditionellen chinesischen Medizin wird die strukturell sehr ähnliche [[Ursodesoxycholsäure]] aus der Gallenblase des Asiatischen Schwarzbären gewonnen. Dazu werden den in engen Käfigen gehaltenen Tieren die Gallenblasen mittels eines Metallkatheders dauerhaft punktiert, was für die Bären erhebliche Schmerzen und Leiden verursacht und als Tierquälerei gilt.
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Desoxycholsäure wird meist aus Rindergalle hergestellt. In der [[TCM|traditionellen chinesischen Medizin]] wird die strukturell sehr ähnliche [[Ursodesoxycholsäure]] aus der Gallenblase des Asiatischen Schwarzbären gewonnen. Dazu werden den in engen Käfigen gehaltenen Tieren die Gallenblasen mittels eines Metallkatheders dauerhaft punktiert, was für die Bären erhebliche Schmerzen und Leiden verursacht und als Tierquälerei gilt.
    
==Falschinformationen zu DCA==
 
==Falschinformationen zu DCA==
Anbieter von Desoxycholsäure, allen voran deren eifrigster Promoter Radim Vlcek, ein Diplom-Psychologe und [[Heilpraktiker]] aus dem bayerischen Neumarkt vertritt die Ansicht seines 1998 verstorbenen Vaters, dem an der chemischen Fakultät der Karls-Universität in Prag lehrenden B.&nbsp;Vlcek, dass Desoxycholsäure ein Wundermittel gegen ein breites Spektrum an Erkrankungen sei.<ref>Webseite vom Vlcek: www.immunvitamine.de</ref>
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Anbieter von Desoxycholsäure, allen voran deren eifrigster Promoter Radim Vlcek, ein Diplom-Psychologe und [[Heilpraktiker]] aus dem bayerischen Neumarkt, vertritt die Ansicht seines 1998 verstorbenen Vaters, dem an der chemischen Fakultät der Karls-Universität in Prag lehrenden B.&nbsp;Vlcek, dass Desoxycholsäure ein Wundermittel gegen ein breites Spektrum an Erkrankungen sei.<ref>Webseite vom Vlcek: www.immunvitamine.de</ref>
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Radim Vlcek bezeichnet die Gallensäure Desoxycholsäure als Immunvitamin DCA und weist ihm diverse Funktionen zu, die sein Vater und dessen angebliche Forschergruppe in Prag bewiesen haben sollen.
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Radim Vlcek bezeichnet die Gallensäure Desoxycholsäure als Immunvitamin DCA und weist ihr diverse Funktionen zu, die sein Vater und dessen angebliche Forschergruppe in Prag bewiesen haben sollen.
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Er behauptet unter anderem, dass DCA sogar gegen Krebs und AIDS wirken soll. Dies basiert nicht auf Fakten, da bisher weder eine tumorzellhemmende noch eine antivirale Wirkung gegen HI-Viren von hochreiner, 99%er Desoxycholsäure im Zellkulturversuch gezeigt werden konnten.<ref name='Jabira'>Al-Jabria AA, Wiggb MD, Eliasc E, Lambkina R, Millsc CO, Oxforda JS: In vitro anti-HIV-1 virucidal activity of tyrosine-conjugated tri- and dihydroxy bile salt derivatives. J Antimicrob Chemother, 45, 617-621, 2000</ref>
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Er behauptet unter anderem, dass DCA sogar gegen Krebs und AIDS wirke. Dies basiert nicht auf Fakten, da bisher weder eine tumorzellhemmende noch eine antivirale Wirkung gegen HI-Viren von hochreiner, 99%er Desoxycholsäure im Zellkulturversuch gezeigt werden konnten.<ref name='Jabira'>Al-Jabria AA, Wiggb MD, Eliasc E, Lambkina R, Millsc CO, Oxforda JS: In vitro anti-HIV-1 virucidal activity of tyrosine-conjugated tri- and dihydroxy bile salt derivatives. J Antimicrob Chemother, 45, 617-621, 2000</ref>
    
Radim Vlcek versichert, das Lebenswerk seines Vaters weiterführen und verbreiten zu wollen. Dieses besteht jedoch lediglich aus einer einzigen Publikation (DCA. Die Überlebens-Formel ist in unserem Körper), welche bereits vor längerer Zeit in einem nichtwissenschaftlichen Verlag veröffentlicht wurde.
 
Radim Vlcek versichert, das Lebenswerk seines Vaters weiterführen und verbreiten zu wollen. Dieses besteht jedoch lediglich aus einer einzigen Publikation (DCA. Die Überlebens-Formel ist in unserem Körper), welche bereits vor längerer Zeit in einem nichtwissenschaftlichen Verlag veröffentlicht wurde.
    
==Weitere Anbieter==
 
==Weitere Anbieter==
Ein weiterer Verfechter der Therapie mit Desoxycholsäure ist der deutsche Internist [[Friedrich Douwes]], der Desoxycholsäure an der [[Klinik St Georg]] in Bad Aibling anbietet. Er behauptet, DCA sei als Mittel zur Abwehr von Entzündungen (Mittelohr, Nierenbecken, Harnblase, Sehnenscheiden), Herpes, Mumps, Angina gegen Rheuma, Autoimmunerkrankungen wirksam und dass es sogar eine positive Wirkung gegen Krebs haben soll, indem es Fresszellen (Makrophagen) aktiviert.<ref>Dr. Douwes informiert: [http://www.klinik-st-georg.de/fileadmin/publikationen/informiert/14_KSSG_DrDouwes_DCS.pdf 7-Desooxycholsäure (DCS): Der Makrophagenstimulator]</ref>
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Ein weiterer Verfechter der Therapie mit Desoxycholsäure ist der deutsche Internist [[Friedrich Douwes]], der Desoxycholsäure an der [[Klinik St. Georg]] in Bad Aibling anbietet. Er behauptet, DCA sei als Mittel zur Abwehr von Entzündungen (Mittelohr, Nierenbecken, Harnblase, Sehnenscheiden), Herpes, Mumps, Angina gegen Rheuma, Autoimmunerkrankungen wirksam und dass es sogar eine positive Wirkung gegen Krebs haben soll, indem es Fresszellen (Makrophagen) aktiviert.<ref>Dr. Douwes informiert: [http://www.klinik-st-georg.de/fileadmin/publikationen/informiert/14_KSSG_DrDouwes_DCS.pdf 7-Desooxycholsäure (DCS): Der Makrophagenstimulator]</ref>
    
==Wirksamkeit und Risiken==
 
==Wirksamkeit und Risiken==
In der aktuellen wissenschaftlichen Fachliteratur findet sich kein Hinweis auf eine Wirksamkeit von Desoxycholsäure bei Krebs und es gibt auch keine klinische Studie, die eine Wirksamkeit von Desoxycholsäure bei einer Krebsart bewiesen hätte. Lediglich in-Vitro-Laborversuchen an Zellkulturen zeigten Gallensäuren eine wachstumshemmende und krebszellenhemmende Eigenschaften. Andererseits gibt es auch Untersuchungen, die zeigen, dass Desoxycholsäure als Tumorpromotor bei Darmkrebs wirken kann. Etwas 25% aller kolorektalen Karzinome beim Menschen tragen spezifische Rezeptoren für Desoxycholsäure. Somit gilt Desoxycholsäure als Risikofaktor für die Entstehung von Darmkrebs.<ref>Knasmüller, S.: [ http://www.books.google.de/books?id=oL5oAwAAQBAJ&pg=PA268&dq=Desoxycholsäure+darmkrebs&source=bl&ots=Uapm_Gh9&sig=eolxaoGoxiz-ks_Mvbzd_dnlhuU§hl=de&sa=X&ei=K97EU8DIO-rY4QTWhYDgAg&ved=0CCkQ6AEwBA#v=onepage&q=Desoxycholsäure%20darmkrebs&f=false Krebs und Ernährung: Risiken und Prävention - wissenschaftliche Grundlagen] Georg-Thieme-Verlag; 2014, s. 268</ref>
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In der aktuellen wissenschaftlichen Fachliteratur findet sich kein Hinweis auf eine Wirksamkeit von Desoxycholsäure bei Krebs und es gibt auch keine klinische Studie, die eine Wirksamkeit von Desoxycholsäure bei einer Krebsart bewiesen hätte. Lediglich bei in-Vitro-Laborversuchen an Zellkulturen zeigten Gallensäuren wachstumshemmende und krebszellenhemmende Eigenschaften. Andererseits gibt es auch Untersuchungen, die zeigen, dass Desoxycholsäure als Tumorpromotor bei Darmkrebs wirken kann. Etwa 25% aller kolorektalen Karzinome beim Menschen tragen spezifische Rezeptoren für Desoxycholsäure. Somit gilt Desoxycholsäure als Risikofaktor für die Entstehung von Darmkrebs.<ref>Knasmüller, S.: [ http://www.books.google.de/books?id=oL5oAwAAQBAJ&pg=PA268&dq=Desoxycholsäure+darmkrebs&source=bl&ots=Uapm_Gh9&sig=eolxaoGoxiz-ks_Mvbzd_dnlhuU§hl=de&sa=X&ei=K97EU8DIO-rY4QTWhYDgAg&ved=0CCkQ6AEwBA#v=onepage&q=Desoxycholsäure%20darmkrebs&f=false Krebs und Ernährung: Risiken und Prävention - wissenschaftliche Grundlagen] Georg-Thieme-Verlag; 2014, s. 268</ref>
    
Radim Vlceks Behauptung, metastasierende Tumore könnten durch den Einsatz von DCA in gutartige umgewandelt werden, entspricht in keiner Weise dem Forschungsstand. Sowohl maligne als auch benigne Tumoren (letztere allerdings deutlich seltener) können Tochtergeschwülste (Metastasen) absetzen. Die Behauptung, maligne in benigne Tumoren zu überführen, ist absurd, denn eine Umwandlung wäre (wenn es sie gäbe) leicht nachweisbar, da der genetische Code der Tumorzellen komplett umprogrammiert werden müsste. Wie eine einfache sekundäre Gallensäure dies bewerkstelligen soll, die lediglich zwischen Darmlumen und Leber hin- und her zirkuliert, wird von den Anbietern nicht erläutert.
 
Radim Vlceks Behauptung, metastasierende Tumore könnten durch den Einsatz von DCA in gutartige umgewandelt werden, entspricht in keiner Weise dem Forschungsstand. Sowohl maligne als auch benigne Tumoren (letztere allerdings deutlich seltener) können Tochtergeschwülste (Metastasen) absetzen. Die Behauptung, maligne in benigne Tumoren zu überführen, ist absurd, denn eine Umwandlung wäre (wenn es sie gäbe) leicht nachweisbar, da der genetische Code der Tumorzellen komplett umprogrammiert werden müsste. Wie eine einfache sekundäre Gallensäure dies bewerkstelligen soll, die lediglich zwischen Darmlumen und Leber hin- und her zirkuliert, wird von den Anbietern nicht erläutert.
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