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Die '''Ketogene Diät''' entspricht einer Ernährungsweise, bei der auf Zucker und Kohlenhydrate in der Nahrung ganz oder teilweise verzichtet wird. Zur Energiegewinnung bildet der Körper aus Fettsäuren die so genannten Ketonkörper, die den Energiebedarf des Körpers, insbesondere des Gehirns, decken können. Es handelt sich um eine fettreiche, kohlenhydratarme und proteinarme Ernährungsweise, bei der biochemisch ein Fastenzustand nachgeahmt wird. Im Gegensatz zum Fasten bezieht hier bei ausreichender Zufuhr der Körper seinen Energiebedarf nicht aus Körperfett, sondern aus Nahrungsfett. Zum besseren Verständnis: beim Fasten werden zunächst die Glykogenreserven in der Leber und den Muskelgeweben verbraucht (frühestens 12-24 Stunden, spätestens nach 14-tägiger Nahrungskarenz), danach wird vom Speicherfettgewebe verstärkt freie Fettsäuren ins Blut abgegeben, die in der Leber zu den genannten Ketonkörpern (Acetacetat und Hydroxybutyrat) umgewandelt werden. Diese Ketonkörper dienen der Zelle als Energielieferant, indem sie in den Mitochondrien in den [https://de.wikipedia.org/wiki/Citratzyklus Citratzyklus] eingeschleust und zu Kohlendioxid oxidiert werden. Das (zu einem geringen Anteil durch spontane Decarboxylierung aus Acetoacetat entstehende) Aceton wird als Abfallprodukt primär über die Nieren ausgeschieden. Ein wenig Aceton wird auch abgeatmet und mit dem Schweiß ausgeschieden, was bei streng Fastenden zu einem unangenehmen Körpergeruch nach 2-wöchiger Fastenkur führen kann.
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Die '''Ketogene Diät''' entspricht einer Ernährungsweise, bei der auf Zucker und Kohlenhydrate in der Nahrung ganz oder teilweise verzichtet wird. Es handelt sich um eine fettreiche, kohlenhydratarme und proteinarme Ernährungsweise, bei der biochemisch ein Fastenzustand nachgeahmt wird. Zur Energiegewinnung bildet der Körper aus Fettsäuren die so genannten Ketonkörper Acetoacetat und Hydroxybutyrat, die den Energiebedarf des Körpers, insbesondere des Gehirns, decken. Im Gegensatz zum Fasten bezieht hier der Körper bei ausreichender Kalorienzufuhr seinen Energiebedarf nicht aus Körperfett, sondern aus Nahrungsfett. Zum besseren Verständnis: beim Fasten werden zunächst die Glykogenreserven in der Leber und den Muskelgeweben verbraucht (frühestens 12-24 Stunden, spätestens nach 14 Tagen), danach werden vom Speicherfettgewebe verstärkt freie Fettsäuren ins Blut abgegeben, die in der Leber zu den genannten Ketonkörpern umgewandelt werden. Diese dienen den Zellen als Energielieferant, indem sie in den Mitochondrien in den [https://de.wikipedia.org/wiki/Citratzyklus Citratzyklus] eingeschleust und zu Kohlendioxid oxidiert werden. Das (zu einem geringen Anteil durch spontane Decarboxylierung aus Acetoacetat entstehende) Aceton wird als Abfallprodukt primär über die Nieren ausgeschieden. Ein wenig Aceton wird auch abgeatmet und mit dem Schweiß ausgeschieden, was bei streng Fastenden zu einem unangenehmen Körpergeruch führen kann.
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Kohlenhydrate sind für den Menschen nicht essentiell.<ref>Eric C Westman: Is dietary carbohydrate essential for human nutrition?. In: American Society for Clinical Nutrition (Hrsg.): Am J Clin Nutr 2002. 75, Nr. 5, 1. Mai 2002, S. 951-953. [http://www.ajcn.org/cgi/content/full/75/5/951-a Artikel]</ref> Der Körper kann Kohlenhydrate durch die Gluconeogenese unter Energieaufwand aus anderen Nahrungsbestandteilen (Proteine und Glycerin) selbst herstellen . Eine eigenständige Erkrankung durch Mangel an Kohlenhydraten ist daher beim Menschen nicht bekannt. Der tägliche Glucosebedarf eines erwachsenen Menschen beträgt ungefähr 160 g, 120 g entfallen dabei auf das Gehirn. Die Leber eines gesunden Erwachsenen kann täglich etwa 180 bis 200 g Glucose synthetisieren.
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Kohlenhydrate sind für den Menschen nicht essentiell.<ref>Eric C Westman: ''Is dietary carbohydrate essential for human nutrition?'' In: American Society for Clinical Nutrition (Hrsg.): Am J Clin Nutr 2002. 75, Nr. 5, 1. Mai 2002, S. 951-953. [http://www.ajcn.org/cgi/content/full/75/5/951-a Artikel]</ref> Der Körper kann Kohlenhydrate durch die Gluconeogenese unter Energieaufwand aus anderen Nahrungsbestandteilen (Proteine und Glycerin) selbst herstellen. Eine eigenständige Erkrankung durch Mangel an Kohlenhydraten ist daher beim Menschen nicht bekannt. Der tägliche Glucosebedarf eines erwachsenen Menschen beträgt ungefähr 160 g, davon entfallen 120 g auf das Gehirn. Die Leber eines gesunden Erwachsenen kann täglich etwa 180 bis 200 g Glucose synthetisieren.
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Obwohl die ketogene Diät zumeist bei Menschen mit Wunsch einer Gewichtsreduktion populär ist, sie unbelegt zum "Bodybuilding" beworben und als [[Krebsdiät|Wundertherapie bei Krebs]] gepriesen wird, ist diese Diät tatsächlich eine Therapieoption bei bestimmten Erkrankungen. So ist diese Diät bei den beiden Erbkrankheiten Glukosetransporter(GLUT1)-Defekt und Pyruvatdehydrogenase-Mangel die einzige Therapiemöglichkeit. Bei einigen Formen der kindlichen Epilepsie lassen sich bei einem Teil der Kinder Anfallsfreiheit bzw. Besserung der Symptomatik erreichen.
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Obwohl die ketogene Diät zumeist bei Übergewichtigen zur Gewichtsreduktion populär ist, sie unbelegt zum "Bodybuilding" beworben und als [[Krebsdiät|Wundertherapie bei Krebs]] gepriesen wird, ist diese Diät tatsächlich eine Therapieoption bei bestimmten Erkrankungen. So ist diese Diät bei den beiden Erbkrankheiten Glukosetransporter(GLUT1)-Defekt und Pyruvatdehydrogenase-Mangel die einzige Therapiemöglichkeit. Bei einigen Formen der kindlichen Epilepsie lassen sich bei einem Teil der Kinder Anfallsfreiheit bzw. Besserung der Symptomatik erreichen.
    
Varianten der ketogenen Diät sind Low-Carb-Diäten, wie Atkins-Diät oder South Beach Diät, und die [[Krebsdiät nach Coy|TKTL1-Anti-Krebs-Diät nach Johannes Coy]].  
 
Varianten der ketogenen Diät sind Low-Carb-Diäten, wie Atkins-Diät oder South Beach Diät, und die [[Krebsdiät nach Coy|TKTL1-Anti-Krebs-Diät nach Johannes Coy]].  
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==Ketogene Diät und Krebs==
 
==Ketogene Diät und Krebs==
 
[[image:KD Kaemmerer.jpg|Ulrike Kämmerers Buch: ''Krebszellen lieben Zucker - Patienten brauchen Fett''|thumb]]
 
[[image:KD Kaemmerer.jpg|Ulrike Kämmerers Buch: ''Krebszellen lieben Zucker - Patienten brauchen Fett''|thumb]]
In der Vergangenheit wurde die ketogene Diät (bzw. eine Abwandlung als proteinreiche "neue" KD) mehrfach als vermeintlich kausal wirksame "Krebsdiät" propagiert. Eine Befürworterin ist beispielsweise die habilitierte Biologin Ulrike Kämmerer aus Würzburg, die die Webseite "www.keto-bei-krebs.de" betreibt. Die Autorin des an Laien gerichteten Werks ''"Krebszellen lieben Zucker - Patienten brauchen Fett"''<ref>Ulrike Kämmerer, Christina Schlatterer, Gerd Knoll: ''Krebszellen lieben Zucker - Patienten brauchen Fett.'' Verlag: Systemed, Mai 2012</ref><ref>http://www.welt.de/gesundheit/article5338941/Fettreiche-Ernaehrung-soll-gegen-Krebs-helfen.html</ref> Eine ausführliche Kritik des Buchs findet sich in einem Artikel ''"Krebszellen mögen Zucker, aber noch mehr lieben sie Fett und tierisches Eiweiß"'', der in der Deutschen Zeitschrift für Onkologie erschien.<ref>Ludwig Manfred Jacob, Nicole Weis: ''Krebszellen mögen Zucker, aber noch mehr lieben sie Fett und tierisches Eiweiß.'' Deutsche Zeitschrift für Onkologie, 2012; 44(3): S. 109-118. DOI: 10.1055/s-0032-1314699 [https://www.thieme-connect.de/ejournals/html/10.1055/s-0032-1314699 Artikel]</ref><ref>[http://www.drjacobsweg.eu/wp-content/uploads/2012/12/Jacob_DZO04-2012-Stellungnahme.pdf Ludwig Manfred Jacob, Nicole Weis: ''Ketogene Diät: Mehr Schaden als Nutzen?'' Stellungnahme zum Schreiben von Frau Prof. Kämmerer]</ref> Darüber hinaus wird die ketogene Ernährung zur Verbesserung der Lebensqualität Krebskranker empfohlen.<ref>http://www.spektrum.de/alias/krebszellen-lieben-zucker-patienten-brauchen-fett/lassen-sich-krebszellen-aushungern/1155258</ref> Eine mögliche krebshemmende Wirkung der ketogenen Diät wird wissenschaftlich diskutiert<ref>Klement RJ, Kämmerer U.: ''Is there a role for carbohydrate restriction in the treatment and prevention of cancer?'' Nutr Metab (Lond). 2011 Oct 26;8:75. doi: 10.1186/1743-7075-8-75</ref>, gleichzeitig gibt es aber auch Hinweise auf mögliche krebsfördernde Wirkungen.<ref>Martinez-Outschoorn UE, Lin Z, Whitaker-Menezes D, Howell A, Sotgia F, Lisanti MP: ''Ketone body utilization drives tumor growth and metastasis.'' Cell Cycle, 2012 Nov 1;11(21):3964-71. doi: 10.4161/cc.22137</ref> Bei Betrachtung der wissenschaftlichen Studienlage zeigt sich, dass die These einer "Glukose-Aushungerung" von Krebszellen mit Hilfe der ketogenen Diät nicht belegt ist.<ref>http://www.biokrebs.de/images/stories/download/Newsletter_Links/2012_ketogene_Diaet.pdf</ref> Langzeitergebnisse einer ketogenen Diät als Krebstherapie liegen bis heute (Stand: 2012) nicht vor. Die Deutsche Krebsgesellschaft warnt in einer Pressemitteilung vom März 2010 vor einer ketogenen Ernährung als Anti-Krebs-Diät, da abgesehen von Tierversuchen bislang keine klinischen Studien vorliegen.
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In der Vergangenheit wurde die ketogene Diät (bzw. eine Abwandlung als proteinreiche "neue" KD) mehrfach als vermeintlich kausal wirksame "Krebsdiät" propagiert. Eine Befürworterin ist beispielsweise die habilitierte Biologin Ulrike Kämmerer aus Würzburg, die die Webseite "www.keto-bei-krebs.de" betreibt und Autorin des an Laien gerichteten Werks ''"Krebszellen lieben Zucker - Patienten brauchen Fett"'' ist.<ref>Ulrike Kämmerer, Christina Schlatterer, Gerd Knoll: ''Krebszellen lieben Zucker - Patienten brauchen Fett.'' Verlag: Systemed, Mai 2012</ref><ref>http://www.welt.de/gesundheit/article5338941/Fettreiche-Ernaehrung-soll-gegen-Krebs-helfen.html</ref> Eine ausführliche Kritik des Buchs findet sich in einem Artikel ''"Krebszellen mögen Zucker, aber noch mehr lieben sie Fett und tierisches Eiweiß"'', der in der Deutschen Zeitschrift für Onkologie erschien.<ref>Ludwig Manfred Jacob, Nicole Weis: ''Krebszellen mögen Zucker, aber noch mehr lieben sie Fett und tierisches Eiweiß.'' Deutsche Zeitschrift für Onkologie, 2012; 44(3): S. 109-118. DOI: 10.1055/s-0032-1314699 [https://www.thieme-connect.de/ejournals/html/10.1055/s-0032-1314699 Artikel]</ref><ref>[http://www.drjacobsweg.eu/wp-content/uploads/2012/12/Jacob_DZO04-2012-Stellungnahme.pdf Ludwig Manfred Jacob, Nicole Weis: ''Ketogene Diät: Mehr Schaden als Nutzen?'' Stellungnahme zum Schreiben von Frau Prof. Kämmerer]</ref> Darüber hinaus wird die ketogene Ernährung zur Verbesserung der Lebensqualität Krebskranker empfohlen.<ref>http://www.spektrum.de/alias/krebszellen-lieben-zucker-patienten-brauchen-fett/lassen-sich-krebszellen-aushungern/1155258</ref> Eine mögliche krebshemmende Wirkung der ketogenen Diät wird wissenschaftlich diskutiert<ref>Klement RJ, Kämmerer U.: ''Is there a role for carbohydrate restriction in the treatment and prevention of cancer?'' Nutr Metab (Lond). 2011 Oct 26;8:75. doi: 10.1186/1743-7075-8-75</ref>, gleichzeitig gibt es aber auch Hinweise auf mögliche krebsfördernde Wirkungen.<ref>Martinez-Outschoorn UE, Lin Z, Whitaker-Menezes D, Howell A, Sotgia F, Lisanti MP: ''Ketone body utilization drives tumor growth and metastasis.'' Cell Cycle, 2012 Nov 1;11(21):3964-71. doi: 10.4161/cc.22137</ref> Bei Betrachtung der wissenschaftlichen Studienlage zeigt sich, dass die These einer "Glukose-Aushungerung" von Krebszellen mit Hilfe der ketogenen Diät nicht belegt ist.<ref>http://www.biokrebs.de/images/stories/download/Newsletter_Links/2012_ketogene_Diaet.pdf</ref> Langzeitergebnisse einer ketogenen Diät als Krebstherapie liegen bis heute (Stand: 2012) nicht vor. Die Deutsche Krebsgesellschaft warnt in einer Pressemitteilung vom März 2010 vor einer ketogenen Ernährung als Anti-Krebs-Diät, da abgesehen von Tierversuchen bislang keine klinischen Studien vorliegen.
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Es ist nicht eindeutig geklärt, wie weit der Blutzucker- oder Insulinspiegel gesenkt werden muss, um tatsächlich eine selektive schädliche Wirkung auf Krebszellen auszuüben. Genauso wenig ist geklärt, ob im Falle eines dauerhaft erniedrigten Zuckerspiegels Tumorzellen nicht auch auf andere Energiequellen wie Eiweiße, Fette oder die Ketonkörper umsteigen können.<ref>Barger JF, Plas DR: ''Balancing biosynthesis and bioenergetics: metabolic programs in oncogenesis.'' Endocr Relat Cancer 2010; 17(4): R287–304</ref> Es wurde zudem beobachtet, dass Tumoren auf einen Zuckerentzug mit der Überproduktion von Glukosetransportern reagieren und somit ein erniedrigtes Traubenzuckerangebot kompensieren können.
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Es ist nicht eindeutig geklärt, wie weit der Blutzucker- oder Insulinspiegel gesenkt werden muss, um tatsächlich eine selektive schädliche Wirkung auf Krebszellen zu erreichen. Genauso wenig ist geklärt, ob im Falle eines dauerhaft erniedrigten Zuckerspiegels Tumorzellen nicht auch auf andere Energiequellen wie Eiweiße, Fette oder die Ketonkörper umsteigen können.<ref>Barger JF, Plas DR: ''Balancing biosynthesis and bioenergetics: metabolic programs in oncogenesis.'' Endocr Relat Cancer 2010; 17(4): R287–304</ref> Es wurde zudem beobachtet, dass Tumoren auf einen Zuckerentzug mit der Überproduktion von Glukosetransportern reagieren und somit ein erniedrigtes Traubenzuckerangebot kompensieren können.
    
Eine Variante der ketogenen Diät ist die [[Krebsdiät nach Coy]]. Coy behauptet, dass das TKTL1-Gen bei Krebspatienten selektiv den Energiestoffwechsel der Tumorzellen beeinflusse und mit einer speziellen Ernährung (die Coy anbietet) ein krebshemmender Effekt zu erzielen sei. Unklar ist bislang, ob der Nachweis des TKRL-Gens tatsächlich einen Hinweis auf die Wirksamkeit der Diät gibt.
 
Eine Variante der ketogenen Diät ist die [[Krebsdiät nach Coy]]. Coy behauptet, dass das TKTL1-Gen bei Krebspatienten selektiv den Energiestoffwechsel der Tumorzellen beeinflusse und mit einer speziellen Ernährung (die Coy anbietet) ein krebshemmender Effekt zu erzielen sei. Unklar ist bislang, ob der Nachweis des TKRL-Gens tatsächlich einen Hinweis auf die Wirksamkeit der Diät gibt.
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==Weblinks==
 
==Weblinks==
*[http://de.wikipedia.org/wiki/Ketogene_Di%C3%A4t#MCT-basierte_ketogene_Di.C3.A4t MCT-basierte ketogene Diät] Wikipia-Artikel
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*[http://de.wikipedia.org/wiki/Ketogene_Di%C3%A4t#MCT-basierte_ketogene_Di.C3.A4t MCT-basierte ketogene Diät] Wikipedia-Artikel
*[http://en.wikipedia.org/wiki/Ketogenic_diet ausführlicher Artikel in der englischsprachigen Wikipedia]
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*[http://en.wikipedia.org/wiki/Ketogenic_diet Ketogenic Diet] Ausführlicher Artikel in der englischsprachigen Wikipedia
    
==Quellennachweise==
 
==Quellennachweise==
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