Wassercluster

Aus Psiram
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Wassercluster sind instabile, meist kurzlebige Zusammenschlüsse von Wassermolekülen zu größeren Molekülverbünden.[1][2]

Verwendung des Begriffs in der physikalischen Chemie

Die Annahme einer Existenz dieser Objekte beruht auf der bekannten Anomalie des Wassers. Wasser hat einen für seine Molekülmasse ungewöhnlich hohen Schmelz- und Siedepunkt, der mit den im Vergleich zu anderen intermolekularen Kräften sehr starken Wasserstoffbrückenbindungen erklärt wird. Durch sie werden die Wassermoleküle verbunden, was zu Eigenschaften führt, die meist nur wesentlich schwerere Substanzen besitzen. Nach Strukturuntersuchungen der University of California von 2006 bilden sich dabei auch in flüssigem Wasser kurzfristig lange Ketten und Ringe, innerhalb derer die Wassermoleküle wie in festem Eis tetraedrisch von vier weiteren Wasserteilchen umgeben sind.[3][4]

Die Dichteanomalie, dass Wasser nämlich bei Abkühlung von 3,98 °C bis zum Gefrierpunkt seine Dichte verringert, wird ebenfalls mit einer einsetzenden Bildung kristallartiger Strukturen erklärt. Allerdings sind die genannten Gebilde instabil und keinesfalls fest gefügte Molekülverbünde. Bei den Wassermolekülen, die durch Wasserstoffbrückenbindungen aneinander gebunden sind, herrscht eine ständige Fluktuation. Die Lebensdauer einer Wasserstoffbrückenbindung liegt dabei typischerweise im Bereich von 1-20 ps (ps = Pikosekunde = 10-12 Sekunden).[5]

Verwendung des Begriffs in der Esoterik

Wassercluster werden in der Esoterik und in Wasserbelebungs-Anlagen als Träger von nicht näher bestimmten Informationen bezeichnet. Der wohl bekannteste Vertreter dieser Theorien ist der Japaner Masaru Emoto. Er behauptet, dass Wasser zum Beispiel durch Musik vermittelte Emotionen speichere und man dieses an den Strukturen von Schnee- und Eiskristallen erkennen könne. Auch für die angebliche Übertragung von Informationen im Wasser bei der Homöopathie sollen Wassercluster verantwortlich sein – ein Hauptverfechter dieser umstrittenen These war der französische Immunologe Jacques Benveniste.[6]

Die Hersteller von Belebungsanlagen und „behandeltem“ Wasser sind mit diesen Behauptungen dem Vorwurf der Scharlatanerie ausgesetzt. Es konnte bisher nicht nachgewiesen werden, dass trotz der Fluktuation und der Instabilität der Strukturen im flüssigen Wasser eine Informationsspeicherung in Wasserclustern möglich ist.[7][6] Aufgrund der in flüssigem Wasser sehr effizienten Energieumverteilungsprozesse geht eine mutmaßlich im Wasserstoffbrückennetzwerk gespeicherte Information bereits nach nur rund 50 Femtosekunden (fs) verloren.[8] Die genannten Methoden (Sprudeln, Verwirbeln, Nähe zu „Informationsträgern“ wie Wasser, Kristalle oder Keramik, Durchleitung durch besondere Metallrohre) lassen darüber hinaus keinen Ansatz erkennen, wie Wasser dadurch die genannten Eigenschaften erhalten soll.

Quellenverzeichnis

  1. Erstmals Wasserdimere in der Atmosphäre nachgewiesen, Ruperto Carola, Ausgabe 03/2003.
  2. A. Geiger, I. Brovchenko, D. Paschek / Ralf Ludwig: Molekulare Eigenschaften und Funktion des Wassers, Molekulare Cluster und Flüssigkeiten, UNIREPORT Sonderheft Chemiedozententagung 2004, Universität Dortmund.
  3. Lynn Yarris: Curtain May be Closing on Scientific Water Controversy, ResearchNews des Berkley Lab, 26. June 2006
  4. Teresa Head-Gordon, Margaret E. Johnson: Tetrahedral structure or chains for liquid water
  5. F.N. Keutsch und R.J. Saykally: Water clusters: Untangling the mysteries of the liquid, one molecule at a time In: Proceedings of the National Academy of Sciences USA. 2001:98:10533-10540
  6. 6,0 6,1 Goldacre, Ben: Journal Club - "Can water possibly have a memory? A sceptical auf www.badsciende.net
  7. A gentle introduction to the structure of water: How chemists think about water
  8. [http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/15758995?dopt=Abstract Cowan ML, Bruner BD, Huse N, Dwyer JR, Chugh B, Nibbering ET, Elsaesser T, Miller RJ. Source: Ultrafast memory loss and energy redistribution in the hydrogen bond network of liquid H2O, Nature. 2005 Mar 10;434(7030):199-202.

Weblinks


Dieser Text ist teilweise oder vollständig der deutschen Wikipedia entnommen