Diskussion:3-Bromopyruvat Therapie

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Zitat aus Kommentaren zu einem Artikel in der Deutschen Ärztezeitung

Zitat von http://m.aerzteblatt.de/news/70026.htm :


Staphylococcus rex am Montag, 22. August 2016, 01:09 Zurück zu den Fakten Ich möchte die Diskussionsteilnehmer nicht unnötig mit Biochemie quälen, aber ganz ohne Biochemie geht es hier nicht. Die Glykolyse, deren erster Schritt durch 3BP gehemmt wird, ist nicht nur für den anaeroben Abbau zu Milchsäure wichtig, sondern auch für den weiteren oxidativen Abbau im Zitratzyklus: https://de.wikipedia.org/wiki/Glykolyse https://de.wikipedia.org/wiki/Citratzyklus Das wiederum bedeutet, wenn das Gehirn hohen Dosen 3BP ausgesetzt ist, das dann DER WESENTLICHE Energieträger nicht mehr zur Verfügung steht, mit allen klinischen Konsequenzen. Der Zitratzyklus kennt alternative Substrate für den Energieabbau, diese müssten in einer solchen Situation wahrscheinlich künstlich ergänzt werden (als „Abschirmung“), siehe auch die Anmerkung von Dr. Bayerl zu den Fettsäuren: https://de.wikipedia.org/wiki/Citratzyklus#/media/File:Citratcyclus-Ueberblick.svg

Was bedeutet das für eine mögliche Krebstherapie? Krebsgewebe ohne ausreichende Gefäßversorgung ist auf einen anaeroben Stoffwechsel angewiesen und wahrscheinlich empfindlich für diesen Wirkstoff. Letztendlich handelt es sich um eine Chemotherapie, um eine Blockade eines grundlegenden Stoffwechselwegs. Bei einem infiltrativen Wachstum in einem lebenswichtigen Organ ist 3BP wahrscheinlich schonender als eine Bestrahlung und kann die Tumormasse reduzieren. Dagegen befinden sich Mikrometastasen meist in einem Umfeld mit ausreichend Sauerstoff. Das bedeutet, der Wirkmechanismus spricht für eine palliative, nicht für eine kurative Wirkung. Gleichzeitig bedeutet der Eingriff in einen grundlegenden Stoffwechselweg, dass zahlreiche Wechselwirkungen bedacht werden müssen. Z.B. wird in dem o.g. Wikipedia-Artikel darauf hingewiesen, dass Erythrozyten keine Mitochondrien haben und somit komplett auf die Glykolyse angewiesen sind, was bei einer Langzeit-Therapie zu beachten wäre.

Warum „Alternatives Krebszentrum“? 3BP ist nach meinem Wissen kein zugelassenes Arzneimittel. Ein Einsatz am Patienten sollte deshalb nur erfolgen, wenn folgende Voraussetzungen erfüllt sind: 1. Vorherige Prüfung durch eine Ethik-Kommission. (Eine vorhergehende Prüfung in Tierversuchen setze ich voraus. Diese hat aber Grenzen, wie der missglückte Test der FAAH-Inhibitoren vom Anfang diesen Jahres zeigte.) 2. Aufklärung der Patienten über den experimentellen Charakter der Gabe und über die möglichen Risiken. 3. Engmaschige klinische Überwachung der Patienten durch erfahrene Ärzte, die frühzeitig Nebenwirkungen von normalen Krankheitssymptomen unterscheiden können. 4. Ein Qualitätssicherungsprogramm bei der Eigenherstellung eines Arzneimittels aus einer Rohsubstanz. 5. Regelmäßige Spiegelbestimmungen, um sowohl die Wirkungen als auch die Nebenwirkungen dosisabhängig bewerten zu können und um auf Besonderheiten des Stoffwechsels einzelner Patienten reagieren zu können. 6. Eine hochwertige wissenschaftliche Dokumentation, um im positiven Fall eine Zulassungsstudie zu ermöglichen.

Die Informationen in diesem Artikel sprechen dafür, dass keine einzige der Voraussetzungen aus meiner Aufzählung erfüllt ist. In diesem Fall ist der Einsatz einer ungeprüften Substanz an verzweifelten Patienten hochgradig unethisch und rechtfertigt den Einsatz der Gänsefüsschen beim Benennen der Einrichtung. Es spricht nichts gegen den Einsatz alternativer Therapien als unterstützende Therapie. Was dem Patienten nutzt, das ist gut, in dieser Hinsicht vertrete ich eine pragmatische Herangehensweise.

Wenn aber ein Heilpraktiker eigenmächtig eine Chemotherapie mit einem Wirkstoff ohne Zulassung durchführt (mich würde dabei schon die Quelle des Wirkstoffs interessieren), dann ist das in etwa so, als ob sich ein Hufschmied an der Steuerungselektronik eines Formel1 Motors vergreift. Kein Mensch würde seinen Sportwagen beim Dorfschmied tunen lassen, aber bei der eigenen Gesundheit werden Entscheidungen getroffen, die für mich rational nicht nachvollziehbar sind.

3-BP patient reports

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