Aslan-Kur

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Ana Aslan

Die Aslan-Kur (Markenname Gerovital H3) ist ein Verfahren zur angeblichen Verlangsamung von Alterungsprozessen, das in den 1940er Jahren von der rumänischen Ärztin Ana Aslan erfunden wurde. Hauptbestandteil ist das Lokalanästhetikum Procain, durch das es zu einer "Regeneration" des Körpers kommen soll. Ein wissenschaftlich begründeter Wirkungsnachweis für diese Behandlungsform fehlt bislang. Eine Zulassung als Medikament besitzt das Kosmetikum Gerovital H3 in Deutschland nicht. Es handelt sich dabei um eine procainhaltige Anti-Faltencreme.[1] an, für die bislang kein Nachweis einer Wirksamkeit vorliegt. Die US-amerikanische Aufsichtsbehörde FDA verbot den Import in die USA.

Geschichte

Gerovital H3

Die rumänische Ärztin Dr. Ana Aslan untersuchte an der medizinischen Akademie von Bukarest die Wirkungen von Procain auf Zellalterung und Lebenszeitverlängerung. Sie publizierte ihre Erkenntnisse in rumänischsprachigen medizinischen Fachjournalen, die auch in der Datenbank Medline auffindbar sind.[2][3] Auch andere Autoren publizierten zu jener Zeit über Gerovital H3.[4] Das Produkt Gerovital H3 enthielt Procainhydrochlorid, das als schwacher Monoaminooxidase-Hemmer identifiziert wurde. [5]

Wirksamkeit

Unabhängige Untersuchungen dämpften allerdings die anfängliche, von Dr. Aslan begründete, positive Stimmung gegenüber Gerovital H3. Zwerling et al. untersuchten dessen Wirkung bei geriatrischen Patienten in einem Doppelblindversuch am Bronx State Hospital.[6] Die Patienten waren durchschnittlich 73 Jahre alt und wiesen mittelgradige organische Beschwerden auf. Während der ersten sechs Studienwochen erhielten sie dreimal wöchentlich 5 ml-Injektionen von Gerovital H3 oder Kochsalzlösung (Placebo) intramuskulär. Neun Gerovital- und 10 Kontrollpatienten brachten die ersten sechs Wochen hinter sich, allerdings nur noch sechs Gerovital- und 7 Kontrollpatienten den 12-Wochen-Zyklus. Alle Patienten waren vor und nach der Studie untersucht worden. Es zeigten sich keine signifikanten Veränderungen der körperlichen Beschwerden bzw. der körperlichen Fähigkeiten. Gerovital H3 zeigte keinen den physischen oder psychischen Zustand verbessernden Einfluss.

Zwei Jahre später veröffentlichten Ostfeld et al. einen Übersichtsartikel von Procain-gestützten Behandlungsmethoden, der Daten von mehr als 100.000 Patienten über 25 Jahre beinhaltete, die aus 285 Artikeln und Büchern eruiert worden waren. Mit Ausnahme eines möglichen, leicht antidepressiven Effekts gab es keinen überzeugenden Hinweis darauf, dass Procain (der Hauptbestandteil von Gerovital) irgendeinen Einfluss auf Erkrankungen des älteren Menschen gehabt hatte.[7]

Olson et al. untersuchten 25 Freiwillige mit einem Mindestalter von 50 Jahren, die unter milder bis mittelgradiger Depression litten, hinsichtlich der Wirkung von Gerovital auf ihren Stimmungszustand im Doppelblindversuch. Es fand sich kein signifikanter Unterschied zur Placebogruppe. Interessanterweise verbesserten sich die Befunde sowohl unter Placebo als auch unter Gerovitalgabe, was dafür spricht, dass allein die gesteigerte Zuwendung im Rahmen einer klinischen Studie einen positiven Effekt für die Patienten nach sich zog.[8]

Rissanen et al. prüften die Wirksamkeit von Gerovital bei 88 Rehabilitationspatienten, die an Rücken- oder Hüfterkrankungen litten. In Vorversuchen hatten sie festgestellt, dass das intramuskulär gespritzte Procain des Gerovital innerhalb von 15-30 Minuten aus dem Serum verschwunden war. Nach der Studie stellte sich heraus, dass die Gerovital-Behandelten keine signifikanten Unterschiede im Vergleich zur Placebogruppe aufwiesen.[9]

Insgesamt betrachtet ergibt sich also unter dem Licht klinischer Studien kein überzeugender Wirksamkeitsnachweis für die Aslan-Kur bzw. für die intramuskuläre Anwendung von Gerovital H3.

Nebenwirkungen

Mit zunehmender Verbreitung der Aslan-Methode wurden auch Nebenwirkungen bekannt. So berichteten Forstrom et al. über drei Patienten, die eine Überempfindlichkeitsreaktion gegen Gerovital H3 zeigten. Die Autoren warnten vor allem vor procainhaltigen Hautcremes.[10] Auch Goitre et al. warnten vor Kontaktdermatitis nach Anwendung Gerovital-haltiger Hautcremes. Dooms-Goossens et al. beschrieben Hautveränderungen nach Anwendung einer entsprechenden Haarlotion.[11]

Die Selbstmedikation mit Gerovital H3 führte in einem Fallbericht von Somsen und Schut aber zu deutlich gravierenderen Problemen: Ein Patient entwickelte Rhabdomyolysen (Schädigung und Auflösung von Muskelfasern) und zeitweiliges Nierenversagen im zeitlichen Zusammenhang mit der Selbstapplikation des Mittels.[12]

Vermarktung

Unter zahlreichen Bezeichnungen ist die Aslan-Kur weiterhin verbreitet. Die Aslan Holding International eröffnete diverse Niederlassungen in Deutschland, Frankreich, Spanien, Brasilien, der Schweiz und im ägyptischen Hurghada. Die Anbieter behaupten weiterhin, dass man mittels der Aslan-Kur den Alterungsprozess verlangsamen, die Gesundheit länger aufrecht erhalten und Körperenergie/-stärke bewahren könne. Auch gegen diverse Krankheiten sei die Aslan-Kur wirksam: Arthritis und Arthrose, Vitiligo, Parkinson, Allopezie, Asthma, gastrointestinale Erkrankungen, sexuelle Störungen beim Mann, Vergesslichkeit, Muskelsteifheit, Durchblutungsstörungen, Müdigkeit/Abgeschlagenheit oder Gelenkerkrankungen. Für keine dieser angeblichen Indikationen können bisher glaubhafte Wirksamkeitsnachweise vorgelegt werden. Trotzdem wird die Aslan-Kur unter dem Markennamen Gerovital H3 auch weiterhin als Anti-Aging- bzw. Wellness-Programm als 2- bis 3-wöchiges Paket angepriesen, das 2- bis 3-mal jährlich wiederholt werden könne.

In Deutschland hat beispielsweise der Heilpraktiker Ronald Saarbacher 1976 eine Modifikation der Aslan-Kur unter der Bezeichnung Aslan-Regenerations-Kur in den Verkehr gebracht. Er bewirbt sie, neben den bereits genannten Indikationen, auch zur Behandlung von Diabetes mellitus, Angst- und Unruhezuständen sowie klimakterischen Beschwerden. Seine Therapie bedarf 12 Behandlungen, die über 2-4 Wochen verteilt sind. Eine Aslan-Regenerations-plus-Kur besteht aus 18 Behandlungen und dauert 3-6 Wochen.[13] In Trier wird eine "Aslan - Therapie" von Karl Johann Probst angeboten.

Insgesamt betrachtet handelt es sich bei der Aslan-Kur um ein überholtes, wirkungsloses System auf Procain-Basis. Da es bisher keinen Wirksamkeitsnachweis geliefert hat, der der kritischen Nachprüfung standgehalten hätte, gleichzeitig aber durchaus starke Nebenwirkungen auftreten können, ist diese Methode abzulehnen.

Weblinks

Quellennachweise

  1. https://en.wikipedia.org/wiki/Gerovital
  2. Aslan et al. 1967, Aslan et al. 1968, Aslan et al. 1972, Aslan et al. 1973
  3. Aslan A, Ieremia G, Bruckner J, Titu H: Incorporation of tritiated thymidine in renal cell cultures treated with Gerovital H3. Fiziol Norm Patol, 19, 277-281, 1973
  4. Cohen S, Ditman KS: Gerovital H3 in the treatment of the depressed aging patient. Psychosomatics, 1st Quarter, 15, 15-19, 1974
  5. MacFarlane MD: Procaine HCl (Gerovital H3): a weak, reversible, fully competitive inhibitor of monoamine oxidase. Fed Proc, 34, 108-110, 1975
  6. Zwerling I, Plutchik R, Hotz M, Kling R, Rubin L, Grossman J, Siegel B: Effects of a procaine preparation (Gerovital H3) in hospitalized geriatric patients: a double-blind study. J Am Geriatr Soc, 23, 355-359, 1975
  7. Ostfeld A, Smith CM, Stotsky BA: The systemic use of procaine in the treatment of the elderly: a review. J Am Geriatr Soc, 25, 1-19, 1977
  8. Olsen EJ et al.: Gerovital-H3: a clinical trial as an antidepressant, J Gerontol. 1978 Jul;33(4):514-20
  9. Rissanen V, et al.: Procaine (Gerovital): no effect on the rehabilitation result in patients with back or hip disease. Ann Med. 1990 Jun;22(3):151-6.
  10. Forstrom L, Hannuksela M, Idanpaan-Heikkila J, Salo OP: Hypersensitivity reactions to Gerovital. Dermatologica, 154, 367-369, 1977
  11. Goitre M, Bedello PG, Cane D, Roncarolo G: Contact dermatitis from novocaine in Gerovital cream. Contact Dermatitis, 12, 234-235, 1985
  12. Somsen GH, Schut NH: Acute renal failure due to self-medication. Neth JMed. 1998, Jul; 53 (1): 45-6
  13. www.naturheil-kw.blogspot.de/p/aslan-kuren.html Blog des Heilpraktikers Ronald Saarbacher
  • Dooms-Goossens A, Swinnen E, Vandermaesen J, Marien K, Dooms M: Connubial dermatitis from a hair lotion. Contact Dermatitis, 16, 41-42, 1987