Kinetic Power Plant

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Aktuelles Auftriebskraftwerk KPP von Rosch
Preisliste, die zeigt, um welche Dimensionen es geht

Kinetic Power Plant (KPP, auch Thrust Kinetic Generator) ist der Name eines Scharlatanerieprodukts der Rosch-Firmengruppe zur Energieerzeugung zum Nulltarif. Es handelt sich dabei um ein so genanntes Auftriebskraftwerk, das als typisches Perpetuum Mobile bezeichnet werden kann, welches physikalisch unmöglich ist. Als Perpetuum Mobile der ersten Art würde es im Funktionsfall den allgemein anerkannten ersten Hauptsatz der Thermodynamik (Energieerhaltungssatz) verletzen. Die Firma Rosch versucht glaubhaft zu machen, dass das KPP kein Perpetuum Mobile ist. Allerdings überzeugt die simple Angabe, dass es sich bei dieser Erfindung nicht um ein geschlossenes System handele, nicht. Zum einen wird keine Energie genannt, die von außen zugeführt wird, und zum anderen ist nicht zu erwarten, dass die Maschine KPP nicht auch in einem abgeschlossenen Raum zugeführte Energie in gleicher Weise zur Rotation der Auftriebskörper nutzen kann. Aus ganz anderer Quelle bestätigt sich auch, dass es sich bei dem KPP um ein Perpetuum Mobile handelt: sucht man bei Google Maps nach der Anschrift "Brüsselerstrasse 15 Troisdorf" wird beim Heranzoomen das Gebäude der Firma Rosch gezeigt. Auf der linken Seite erscheinen zudem Firmen und Organisationen, die dem Suchdienst Google am Ort gemeldet wurden. Darunter finden sich zwei der Rosch-Firmen und der Eintrag Perpetuum Mobile, Forschung und Lizenzverkauf Dienst für technische Zeichnungen, Brüsseler Str. 15.[1]

Das physikalisch unmögliche Produkt hat sich in den letzten Jahren nicht verkaufen können. Anlässlich eines Prozesses wurde im November 2016 bekannt, dass nur ein einziges KPP verkauft worden sei. Möglicherweise handelt es sich dabei um eine Anlage, die an den Verein GAIA verkauft wurde, der selbst diese Auftriebskraftwerke an die Vereinsmitglieder verkaufen wollte, aber mit dem Vorhaben letztendlich scheiterte. Offenbar wird diese eine Anlage seit dem Kauf vom Verein auch nicht genutzt. Ein zweites KPP soll zwar verkauft worden sein, allerdings soll die Finanzierung auf Schwierigkeiten gestoßen sein, sodass angenommen werden kann, dass auch diese zweite Anlage nicht aufgebaut wurde und im gemeinten Sinne Energie liefert.

Das KPP von Rosch stieß trotz Werbemaßnahmen auch auf kein erkennbares Interesse der Presse oder anderer Medien. Auch Energieunternehmen zeigten kein erkennbares Interesse. Eine Ausnahme bilden einige Artikel in Esoterikzeitschriften wie Nexus oder Blättern der Freie Energie-Szene wie das NET-Journal aus dem Jupiter Verlag von Adolf Schneider. Nexus berichtete in seiner französischsprachigen Ausgabe im September 2015[2] und September 2016[3] über das KPP. Im NET-Journal, das sich traditionell für die Verbreitung von Perpetua Mobilia aller Art engagiert und somit den Herausgebern finanzielle Vorteile verschafft, tauchten allerdings auch Zweifel am KPP auf. So wunderte man sich, warum eine Generatorwelle, die das Drehmoment für eine Leistung von 5 kW aushalten sollte, statt eines dafür erforderlichen Durchmessers von 65 mm nur 20 mm aufweist:"Aus der Drehzahl am Abtriebszahnrad lässt sich auch der erforderliche Durchmesser der Stahlwelle berechnen, sofern die Leistung von 5 kW voll vom Auftriebsteil übertragen würde. Die Welle müsste dann, wenn sie aus Standardstahl besteht, einen Durchmesser von 65 mm aufweisen. Praktisch ist sie nur ca. 20 mm dick. Möglicherweise sind zusätzliche Leistungskomponenten im Spiel, so dass der Auftrieb nur einen Teil der Ausgangsleistung liefert."[4] Zur vermuteten Energiequelle heißt es quantenmystisch beim NET-Journal: "Aus welchen Primärenergiequellen letztlich die frei erzeugte Energie stammt, werden weitere Untersuchungen zeigen müssen. Diskussionen in Internet-Foren deuten an, dass nicht nur Gravitation und Auftrieb beteiligt sind, sondern auch eine generatorische Magnetspinkopplung an das Quantenfeld und/oder thermodynamische Nichtgleichgewichts-Prozesse beteiligt sind."

Behauptetes Funktionsprinzip des KPP

Das Kinetic Power Plant von Rosch besteht aus einer senkrecht aufgestellten Röhre, die mit Wasser befüllt ist. Im Inneren der Röhre befinden sich halbkugelförmige Auftriebskörper, die an einer im Kreis laufenden Kette befestigt sind. Am unteren Ende der Röhre wird von einem Kompressor unter Verbrauch elektrischer Energie Luft in die Auftriebskörper geblasen, sodass diese die Kette in Bewegung setzen. Am oberen Ende der Röhre wird der rotierenden Kette über ein Zahnrad mechanisch Leistung entzogen, um einen Stromgenerator anzutreiben.

Nach Behauptungen der Hersteller und Anbieter soll die abzweigbare Energie die zugeführte Energie um ein mehrfaches übersteigen und auch den Kompressor selbst antreiben. Trotz unvermeidlicher Verluste und Antrieb des Kompressors soll dem Kunden des KPP nutzbare elektrische Energie zur Verfügung stehen.

Zur Herkunft der angeblich unerschöpflich zur Verfügung stehenden nutzbaren Energie macht Rosch aktuell keine sinnvolle Angaben. Geschäftsführer Hanns-Ulrich Gedke nannte als Antriebsenenergie eine Auftriebsbeschleunigung: "Wir bremsen mittels eines Generators die Auftriebsbeschleunigung (Wirkungsgrad 96%). Diese Bremsenergie wandeln wir in elektrische Energie um. Das ist im Prinzip alles – einfache Grundlagenphysik." Außerdem teilte die Firma Rosch mit, dass es sich bei ihrem "Kraftwerk" um kein geschlossenes System handele.

Was der Hersteller nicht mitteilt ist die Tatsache, dass beim Befüllen der einzelnen Auftriebskörper unter Energieaufwand das im Auftriebskörper befindliche Wasser verdrängt werden muss. Bei diesem Auftriebskraftwerk wird die Luft in Abhängigkeit von der Höhe komprimiert. Alles, was an Luft außerdem am Auftriebskörper vorbei nach oben entweicht ist Verlust, da er keinen Auftriebskörper antreibt. Die Luft unter dem Auftriebskörper bewegt ihn nach oben, und die Luft wird dabei auch wieder dekomprimiert. Diese Maschine kann aber nur weniger Energie an den Generator abgeben als an Energie durch den Kompressor gegen den Druck der Wassersäule hinein gegeben wurde. Der Kompressor selbst arbeitet verlustbehaftet; dies ist deutlich an der Erwärmung des Kompressors erkennbar (wie bei einer Fahrradpumpe). Es findet also nur eine verlustbehaftete Umwandlung von elektrischer Energie zu elektrischer Energie statt. Der Raum, in dem sich das Auftriebskraftwerk befindet, erwärmt sich daher ständig (falls der Raum thermisch isoliert ist).

Die theoretische Unmöglichkeit

Aus Sicht der wissenschaftlichen Physik ist ein Auftriebskraftwerk, wie es von Rosch konzipiert ist, auf Grund der allgemein akzeptierten Gesetzmäßigkeiten der Physik nicht realisierbar. Weltweit gibt es auch kein derartiges Kraftwerk, welches nachgewiesenerweise Energie liefert. Es handelt sich lediglich um eine Maschine, die zugeführte elektrische Energie wieder in elektrische Energie umwandelt, sich dabei erwärmt (von Rosch werden sogar Infrarotbilder gezeigt, die das belegen) und somit Energie an die Umgebung abgibt und nicht aufnimmt.

Aber auch Angaben des Herstellers erweisen sich als ein Versuch der Irreführung und belegen gleichzeitig die Unmöglichkeit zur Realisierung. Dies kann am Beispiel eines angeblich 60 kW leistenden KPP von Rosch erkannt werden, da in diesem Falle ausreichend Daten zur Maschine vorliegen, um Berechnungen zum Energieverbrauch und zu einer Energieabgabe machen zu können. Mehrere Mitglieder verschiedener Internetforen im deutschsprachigen Raum trugen zu Berechnungen bei, die zeigen, dass mitgeteilte Angaben zur Energieerzeugung nicht stimmen können. Als Beispiel kann ein Rechenexempel genannt werden, das im November 2016 im Forum Allmystery vorgestellt wurde und sich auf das 60 kW-KPP von Rosch bezieht. Eines der Mitglieder (uatu, 19.11.2016) berechnete eine mögliche maximale Ausgangsleistung. Wird nach der Formel Leistung ist Geschwindigkeit mal Kraft (P = F x v) vorgegangen, mit F als die auf die Paternosterkette in Bewegungsrichtung wirkende Kraft und v als die Geschwindigkeit der Paternosterkette, so ergeben sich bei 32 Auftriebskörpern mit je 80 Litern Luft: F = n * V * rhowasser * g = 32 * 0,08 m3 * 1000 kg/m3 * 9,81 m/s2 = ca. 25114 Newton als Kraft. Multipliziert mit einer Geschwindkeit von 0,13 m/s ergibt sich dann eine maximal mögliche Leistung unter Idealbedingungen von P = F * v = 25114 N * 0,13 m/s = ca. 3,3 kW. Da aber immer nur die Hälfte der Auftriebskörper mit Luft befüllt sind, ergeben sich nur ca 1,6 kW. Dies entspricht nur einem Bruchteil der genannten Leistung von 60 kW oder 11 kW, wie sie auch genannt wurden. Verluste (Generatorwirkungsgrad..) sind hierbei noch gar nicht berücksichtigt.[5]

Auch von Rosch genannte kleinste Luftblasen (Microbubbles) ändern nichts am Ergebnis, da sie sowohl beim Aufstieg wie auch beim Abstieg der Auftriebskörper eine Rolle spielen und die Effekte sich aufheben.

Anbieter und Zwischenhändler

  • Deutschland: Firma ISD Hausbau in Magdeburg. ISD bewirbt das Rosch KPP: "Nie wieder Stromkosten zahlen – Der Weg zum autarken Haus". Um Zweifel zu zerstreuen, beruft sich die ISD auch auf den alten Studentenulk des Hummel-Paradoxon, der zu Werbezwecken einfach zu einem angeblichen Beleg von Gelehrten umgedeutet wird:
"Kennen Sie das Phänomen einer Hummel? Einige Gelehrte meinen rechnerisch zweifelsfrei belegen zu können, dass eine dicke Hummel gar nicht fliegen kann. Im Verhältnis zu ihrer Flügelgröße ist ihr Gewicht viel zu groß, nach rein physikalischen Gesetzen ist es der Hummel unmöglich, damit die Schwerkraft zu überwinden. Da die Hummel die jedoch nicht kennt, fliegt sie einfach los [...] Ein physikalisches Gesetz ist der Energieerhaltungssatz: "In einem geschlossenen mechanischen System bleibt die Summe von potentieller und kinetischer Energie immer gleich." ... Laut dieser Gesetzmäßigkeit ist es nicht möglich, Energie zu erzeugen oder zu vernichten. Es kann also (theoretisch) keine Maschine geben, die mehr Energie erzeugen kann, als ihr zugeführt wird. Was aber nun wenn doch? ... Wir haben diese Möglichkeit für Sie – Hier erfahren Sie mehr darüber... Unser sogenanntes Auftriebskraftwerk / Gravitationskraftwerk ist kein geschlossenes System. Es nutzt die physikalischen Gesetzmäßigkeiten konsequent aus und macht natürliche Kräfte in einem Ausmaß elektrisch nutzbar, so wie es bisher noch nicht gelungen ist. Ohne die Gravitationskräfte unserer Erde würde das AuKW nicht funktionieren."
Die Firma wendet sich auch gegen Wärmedämmungsmaßnahmen und spricht von der große[n] Lüge von der Wärmedämmung sowie von Dämmwahnsinn; siehe dazu Artikel Ziegelphysiker.
  • Holland: Firma Zilverstroom Energy B.V.[6]

Analoge Produkte anderer Erfinder und Hersteller

Siehe Artikel Auftriebskraftwerk.

Patentanmeldungen

  • (fehlt)

Siehe auch

  • EkW.103, eine Variante des Kinetic Power Plant, welches ab etwa 2021 ohne öffentliche Werbung vermarktet wird. Das EkW.103 scheint ursprünglich von Eurosch (Robert Schrade) zu stammen. Es wird mit Stand von 2022 von deutschen Zwischenhändlern beworben. Das EkW.103 soll rund 2,1 Millionen € kosten.

Weblinks

Quellennachweise

  1. Google Maps Suche Nov. 2016 nach "Brüsselerstr. 15 Troisdorf"
    Aubet e.V. Verein, Brüsseler Str. 15
    HTL GmbH Technisches Hilfswerk, Brüsseler Str. 15
    Metall-Chemie Goerring, Chemie GmbH & Co. KG, Brüsseler Str. 15
    Perpetuum Mobile, Forschung und Lizenzverkauf Dienst für technische Zeichnungen, Brüsseler Str. 15
    Rosch Innovations Deutschland GmbH, Hersteller, Brüsseler Str. 15
    Rosch Innovations Deutschland GmbH Vertriebsdienst, Brüsseler Str. 15
  2. http://boutique.nexus.fr/fr/articles/334-nex100-kpp-de-rosch-innovations-un-generateur-propre-et-illimite-a-cologne.html
  3. http://www.nexus.fr/actualite/-/4084/
  4. http://gaia.ws1.eu/files/NET0515-aukw-teil1.pdf
  5. https://www.allmystery.de/themen/gw113123-2238
  6. Zilverstroom Energy B.V., Kapitein Rondairestraat 1c, NL - 5015 BC Tilburg Netherlands