Cranberry, deutsch: Großfrüchtige Moosbeere oder Kranbeere ist eine ursprünglich aus Nordamerika stammende Beerenfrucht aus der Pflanzenfamilie der Heidekrautgewächse (Ericaceae). Cranberrys wird nachgesagt, eine heilende und vorbeugende Wirkung insbesondere bei Harnwegsinfekten zu haben. Dazu werden Cranberrys als Saft oder getrocknete Extrakte in Kapsel- oder Tablettenform angeboten.

Cranberrys werden in den USA besonders in Neuengland großflächig angebaut und vermarktet. Sie sollen bereits von den amerikanische Ureinwohnern als Heilpflanze genutzt worden sein.

Behauptete Wirkungen

Cranberry-Präparate sollen bei Blasenentzündungen vorbeugend und heilend wirken, sogar bei multiresistenden Keimen[1]. Ferner sollen die Beeren das Immunsystem stärken, vor Arteriosklerose schützen, Magenbeschwerden heilen, bei Prostatabeschwerden helfen und die Zahngesundheit verbessern. Diese Wirkungen sollen auf den hohen Gehalt an Vitamin C, Mineralien und insbesondere Antioxidantien wie eine spezielle, nur in Cranberry vorkommende Form der Proanthocyanidine beruhen.[2] Besonders die Proanthocyanidine sollen antibakteriell wirken.

Wirkmechanismus

Der Wirkmechanismus von Cranberrys ist noch unklar. Cranberrys sollen den pH-Wert des Urins ins saure Milieu absenken, sodass Bakterien abgetötet werden. Zugleich soll sich der Gehalt an entzündungshemmender Salicylsäure im Urin und Plasma erhöhen. Gemäß anderer Erklärungen sollen die Bakterien beim Andocken an die Schleimhaut behindert werden. Die Erreger können sich somit nicht halten und werden mit dem Urin ausgeschwemmt. Manche Bakterien haben Zellfortsätze (Pili, auch Fimbrien genannt), um sich an ihren Wirt zu binden. Bestimmte Inhaltsstoffe der Cranberrys sollen diese Bindung hemmen. Allerdings ist strittig, ob Bakterien, die Pili besitzen, auch für Harnwegsinfekte verantwortlich sind. Nicht alle Bakterien, die Harnwegsinfekte verursachen, weisen auch Pili auf. Auch den speziellen in den Cranberrys enthaltenen antioxidativ wirkenden Proanthocyanidinen (A-förmig) wird eine Wirkung gegen die Anheftung der Bakterien zugeschrieben. In anderen Früchten, Grünem Tee und Schokolade enthaltenen Proamthocyanidine (B-förmig) haben diese Wirkung nicht.

Wirksamkeit

Die Studienlage zur Wirksamkeit von Cranberry-Präparaten bei Blasenentzündungen sind widersprüchlich. Während manche Studien Hinweise auf eine Wirksamkeit fanden, zeigen andere, vor allem neuere Untersuchungen, keine Belege dafür.

Hinweise für eine Wirksamkeit von Cranberrysaft und Trockenextrakt ergaben sich unter anderem in einer Studie mit 150 Probandinnen, in der die Anzahl der Harnwegsinfekte signifikant gesenkt wurde.[3][4]

Dagegen kam eine randomisierte, doppelblinde Placebo-kontrollierte Studie aus dem Jahr 2011 zu dem Ergebnis, dass die zweimal tägliche Einnahme von 8 oz (ca. 200 ml) 27-prozentigem Cranberrysaft bei weiblichen College-Studenten nicht besser gegen Harnwegsinfekte half als ein Placebosaft. Der Saft wurde insgesamt sechs Monate lang eingenommen. Ob eine höhere Konzentration des Saftes ein anderes Ergebnis erzielt hätte, wurde nicht betrachtet.[5]

Eine Metastudie der Cochrane Collaboration von 2008 kam dagegen zu dem Ergebnis, dass eine gewisse Wirkung nur für junge Frauen belegt ist, nicht jedoch für ältere Menschen, Männer und Patienten mit Kathetern.[6]

Cranberrys zeigten sich in einer Studie bei der Prophylaxe von Harnwegsinfekten gegenüber Antibiotika als unwirksamer.[7] Eine weitere Meta-Analyse zeigte keine signifikante Reduzierung des Auftretens von Harnwegsinfekten im Vergleich zu Placebo, Wasser oder ohne Behandlung.[8]

Eine weitere Untersuchung fand keine bakterienhemmenden Wirkungen auf Colibakterien (Escherichia coli) von Kranbeerensaft oder des Urins von Personen, die Kranbeerensaft zu sich genommen hatten.[9]

Die Wirksamkeit von Cranberrys bei Harnwegsinfekten ist trotz zahlreicher Studien noch nicht ausreichend bewiesen.

Vermarktung

Cranberrys sind als Frischwaren und getrocknete Beeren im Lebensmittelhandel, in Form von Kapseln und Tabletten sowie als Saft erhältlich und werden von den Anbietern als sogenannte "Powerbeere" angepriesen. in Deutschland wird Cranberry unter anderem auf der Webseite von Hademar Bankhofer beworben. [10]

Weblinks

Quellenverzeichnis

  1. Cranberry, die stärkste Beere der Welt Hörzu
  2. Cranberryratgeber
  3. L. Stothers: A randomized trial to evaluate effectiveness and cost effectiveness of naturopathic cranberry products as prophylaxis against urinary tract infection in women. In: The Canadian journal of urology (Can. J. Urol.) St. Laurent Q 2002, 9, 1558–1562.
  4. N. Cimolai u. a.: The cranberry and the urinary tract. In: European journal of clinical microbiology & infectious diseases (Eur J Clin. Microbiol. Infect. Dis.) 2007,26, 767–776.
  5. C. Barbosa-Cesnik, M.B. Brown, M. Buxton, L. Zhang, J. DeBusscher, B. Foxman: Cranberry Juice Fails to Prevent Recurrent Urinary Tract Infection Results From a Randomized Placebo-Controlled Trial. In: Clinical Infectious Diseases. Cary NC 52.2001,1, 23–30.
  6. R.G. Jepson, J.C. Craig: Cranberries for preventing urinary tract infections. In: Cochrane Database of Systematic Reviews. Chichester 2008,1, Art. No. CD001321
  7. Mariëlle A. J. Beerepoot, MD; Gerben ter Riet, MD, PhD; Sita Nys, PhD; et al Cranberries vs Antibiotics to Prevent Urinary Tract Infections A Randomized Double-blind Noninferiority Trial in Premenopausal Women, Arch Intern Med. 2011;171(14):1270-1278. doi:10.1001/archinternmed.2011.306
  8. Jepson RG1, Williams G, Craig JC. Cranberries for preventing urinary tract infections. Cochrane Database Syst Rev. 2012 Oct 17;10:CD001321. doi: 10.1002/14651858.CD001321.pub5.
  9. R. Monroy-Torres, A. E. Macias: Does cranberry juice have bacteriostatic activity? In: Revista de investigación clínica (Rev Invest Clin.) Mexico 57.2005,3, S. 442–446. PMID 16187705 (Englische Zusammenfassung, Artikel in spanisch)
  10. Bankhofer Gesundheitstopps - Cranberry: Diese Wirkung sollten sie kennen