Manuka-Honig

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Manuka-Honig ist eine Art des Bienenhonigs, der aus dem Blütennektar der Südseemyrte (Manuka, botan.: Leptospermum scoparium) stammt und Anwendung in der Alternativmedizin findet. Manukahonig wird in Neuseeland produziert. Da die Nachfrage das Angebot stark übersteigt, sind auch Fälschungen auf dem Markt.[1]

Wirkung

Manuka-Honig wirkt in vitro (Bakterienkulturen) und im Tierversuch nachweisbar antibakteriell. Klinische Nachweise einer Wirksamkeit beim Menschen bestehen jedoch nicht.

Darüber hinaus werden dem Manuka-Honig noch zahlreiche andere gesundheitliche Wirkungen zugeschrieben. So soll Manuka-Honig auch antiviral (gegen Viren) und antimykotisch (gegen Pilze) wirken, Karies, Magen- und Darmbeschwerden, Entzündungen der Atemwege und Erkältungen bekämpfen sowie die Wundheilung unterstützen. Auch für diese Wirkungen beim Menschen gibt es keine wissenschaftlichen Nachweise.

Inhaltsstoffe

Manuka-Honig enthält als wesentlichen Inhaltsstoff neben den Zuckern des Honigs in wechselnden Mengen Methylglyoxal (MGO), ein nicht-peroxidisch antibakteriell wirksames Zuckerabbauprodukt.[2] Methylglyoxal entsteht in der Honigwabe durch Dehydratation des im Nektar der Blüten des Manukastrauchs enthaltenen Stoffes Dihydroxyaceto. Im Nektar selbst ist noch kein Methylglyoxal vorhanden.[3] Offenbar entwickelt sich dieser Stoff erst nach der Aufnahme des Nektars durch die Bienen und dem Transport in den Bienenstock.

In Arbeiten des Instituts für Lebensmittelchemie der Technischen Universität Dresden konnte die Konzentration des Stoffwechselproduktes Methylglyoxal in bestimmten Manuka-Honigen aus Neuseeland gemessen und dessen antibakterieller Einfluss quantitativ in-vitro nachgewiesen werden.[4] Besonders bakterizide Eigenschaften wurden gegen die Erreger Staphylococcus aureus und Escherichia coli festgestellt. Methylglyoxal hat aufgrund seiner molekularen Eigenschaften und im Gegensatz zu Wasserstoffperoxyd eine hohe Stabilität.[4] Man kann den Honig sogar erhitzen, ohne den Methylglyoxalgehalt zu verringern.

Der Honig aus dem Nektar der unmittelbar verwandten Leptospermum-Art Kanuka kann kein Methylglyoxal entwickeln; es fehlt ein Ausgangsstoff für die Synthese dieser Substanz. Da aber die Pollen von Manuka und Kanuka praktisch nicht zu unterscheiden sind, wird auch Kanuka-Honig häufig als Manuka-Honig ausgewiesen. In der freien Natur Neuseelands wachsen Kanuka und Manuka oft in unmittelbarer Nachbarschaft, blühen aber nacheinander. Die Imker lassen teilweise die Bienenstöcke in der Nähe dieser Mischvegetation stehen, so dass auch durch die natürliche Mischung der Trachten Honige unterschiedlichen Methylglyoxal-Gehalts entstehen.[3]

Manuka-Honig ist ein Naturprodukt und somit schwankt auch der Gehalt an Methylglyoxal. Je höher der Gehalt an Methylglyoxal ist, umso stärker ist die antibakterielle Wirkung und desto teurer ist auch das Produkt.[5] Die ferner im Manuka-Honig enthaltenen Phenolcarbonsäuren (etwa Kaffeesäure, Ferulasäure, Syringasäure) und Flavonoide (Quercetin, Isorhamnetin, Luteolin) kommen in geringen Konzentrationen vor, ohne eine antibakterielle Wirkung zu entfalten.

Anwendung

Manuka-Honig wird äußerlich als Wundauflage zur feuchten Wundbehandlung und innerlich angewendet (z.B. dreimal tgl. einen Teelöffel auf der Zunge zergehen lassen).

Evidenzlage

Größere veröffentlichte Studien zeigen keine klinische Evidenz für Honigprodukte zur Heilung chronischer Wunden. Heuer et al. befürworten daher die Anwendung von Manuka-Honig nur auf nicht chronischen Wunden, wie sie zum Beispiel infolge einer Verletzung, eines chirurgischen Eingriffs oder nach Strahlentherapie vorkommen. Es gibt bislang nur wenige tierexperimentelle oder klinische Studien zu dieser Variante der feuchten Wundbehandlung.[6]

Die Deutsche Gesellschaft für Wundheilung und Wundbehandlung e.V. rät in ihrer S3-Leitlinie zur Lokaltherapie chronischer Wunden ebenfalls von der Verwendung ab. Das Hauptproblem in der Behandlung mit Manuka-Honig sei die Schmerzentwicklung, die auf das Methylglyoxal zurückgeführt werden kann. Methylglyoxal bindet direkt an die schmerzleitenden Nervenbahnen und macht diese überempfindlich.[7][8]

Zwar wurden zahlreiche Studien zur Wirksamkeit von Manuka-Honig erstellt, jedoch ist die Qualität dieser Studien gering. Bei zwei hochwertigen Studien wurde kein signifikanter Unterschied zu anderen Wundauflage gefunden. [9]

Die wenigen klinischen Studien zu anderen Anwendungsgebieten von Manuka-Honig zeigen keine Evidenz. [10]

Rechtliche Einordnung

Manuka-Honig besitzt als ausgewiesenes Fertigpräparat unter der Bezeichnung „Medihoney“ seit August 2005 eine europaweite Zulassung als Medizinprodukt zur Behandlung von Wunden. Medihoney wird aus dem Blütennektar verschiedener Leptospermum-Arten gewonnen.

Manuka-Honig-Präparate sind nicht als Fertigarzneimittel zugelassen.

Manuka-Honig wird als Lebensmittel bzw. Nahrungsergänzungsmittel mit gesundheitsbezogenen Aussagen angeboten sowie kosmetisch in Hautpflegepräparaten angeboten.

Betrugsfälle und Verbrauchertäuschung

Manuka-Honig wird vor allem im Internet auf zahlreichen alternativmedizinischen Portalen intensiv vermarktet. Dabei ist allerdings fraglich, ob es sich bei dem Honig tatsächlich um echten Manuka-Honig handelt. In Neuseeland werden jährlich 1700 Tonnen Manuka-Honig hergestellt. Allein in Großbritannien werden aber schon 1800 Tonnen pro Jahr verkauft, weltweit sollen es 10.000 Tonnen sein. Demnach wird jedes Jahr eine Menge von 8300 Tonnen bzw. 83% der als Manuka-Honig vermarkteten Gesamtmenge unter falschem Label als Manuka-Honig verkauft. [1]

Somit besteht die Gefahr, ein Produkt zur Anwendung zu bringen, das kein Methylglyoxal enthält. Nicht steriler handelsüblicher Honig oder Sirup eines gefälschten Manuka-Honigs kann als Wundauflage zu zusätzlichen Wundinfektionen führen.

Preis

Ein Charge Manuka-Honig (unterschiedliche Packungsgrößen) kostet in Reformhäusern bzw. Apotheken zwischen 10 und ca. 60 Euro.[11] Zehn Stück Manukamed-Verband 5x5 cm kosten ca. 97 Euro.[12]

Quellenverzeichnis

  1. 1,0 1,1 http:///www.deutschlandfunk.de/teuer-und-angeblich-keimtoetend.676.de.html?dram:article_id=264683
  2. Kilty SJ, Duval M, Chan FT, Ferris W, Slinger R.: Methylglyoxal: (active agent of manuka honey) in vitro activity against bacterial biofilms., Int Forum Allergy Rhinol. 2011 Sep-Oct;1(5):348-50., PMID 22287464
  3. 3,0 3,1 Christopher J. Adams, Merilyn Manley-Harrisa, Peter C. Molan: The origin of methylglyoxal in New Zealand manuka (Leptospermum scoparium) honey. Carbohydrate Research (2009)
  4. 4,0 4,1 Mavric, Elvira et. al.: Identification and quantification of methylglyoxal as the dominant antibacterial constituent of Manuka (Leptospermum scoparium) honeys from New Zealand, Wiley Molecular Nutrition & Food Forschung, Nr. 52 2008 http://www.mgomanuka.com/viewobj.cfm/molecular%5Fnutrition%5Farticle%2Epdf?file_name=molecular_nutrition_article.pdf&objID=1 PDF
  5. http://www.onmeda.de/g-fit/manuka-honig-1287.html
  6. D. Heuer, L. Heuer, V. Saalfrank: Manuka-Honig. In: Deutsche Apothekerzeitung. 25/2011, S. 2981ff.
  7. https://www.klinikum.uni-heidelberg.de/ShowSingleNews.176.0.html?&no_cache=1&tx_ttnews%5Btt_news%5D=6180
  8. Hellweg, Bettina: Methylglyoxal verstärkt den Schmerz DAZ online vom 21. Mai 2012
  9. Deutsche Gesellschaft für Wundheilung und Wundbehandlung e.V.: Lokaltherapie chronischer Wunden bei Patienten mit den Risiken periphere arterielle Verschlusskrankheit, Diabetes mellitus, chronische venöse Insuffizienz (PDF; 9,3 MB), Stand: 12. Juni 2012, Version 1, Seiten 117 - 119.
  10. Thamboo, A., Philpott, C., Javer, A., Clark, A.,: Single-blind study of manuka honey in allergic fungal rhinosinusitis Juni, 2011
  11. http://www.medizinfuchs.de/preisvergleich/manuka-honig-mgo-550-250-g-neuseelandhaus-gmbh-pzn-742575.html
  12. https://shop.sonnen-apotheke.de/product/MANUKAMED-MAN-LITE-BOR-SH/p_620246.html%3bjsessionid=FF8895C97D17A0D4D3F69E50DC967ADD-plweb1.plweb1?fromSearch=true&prodId=620246