Samuel Widmer

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Samuel Widmer Nicolet (geb. 24. Dezember 1948, gest. 18. Januar 2017[1] in Lüsslingen-Nennigkofen) war ein Schweizer Psychiater und Psychotherapeut mit eigener Praxis. Er galt als Verfechter der psycholytischen Therapie, eine Art der außerakademischen Psychotherapie, die die Substanzen MDMA und LSD verwendet, um eine "Bewusstseinserweiterung" zu erreichen. Für diese Art der Therapie hatte Widmer von 1988 bis 1994 eine Spezialbewilligung vom Eidgenössischen Bundesamt für Gesundheitswesen. Widmer war Mitbegründer der 1985 gegründeten Schweizerischen Ärztegesellschaft für Psycholytische Psychotherapie (SÄPT) und des Europäischen Collegium für Bewusstseinsstudien (ECBS)[2] und Gründer der esoterischen Sekte „Kirschblütengemeinschaft“.

Seine Arbeit wird inzwischen in Deutschland unter anderem von dem Diplompsychologen Christoph Kahse fortgeführt.

Therapeutisch-Tantrisch-Spirituelle Universität

Widmer führte eine eigene Firma mit der Bezeichnung Therapeutisch-Tantrisch-Spirituelle Universität. Zweck dieser Firma ist die Verbreitung seiner Ansichten zur psycholytischen Therapie u.a. in Form von Seminaren.[3]

In Widmers Zentrum in Lüsslingen ereignete sich am 13. März 2009 ein Zwischenfall. Bei einer Psycholyse-Ausbildung mit rund 60 Teilnehmern zeigten mehrere Personen Vergiftungserscheinungen und erlebten einen Horrortrip. Einige Teilnehmer wurden mit Valiumspritzen behandelt, wie Aussteiger berichten. Cotherapeut war der Berliner Arzt Garri Rober, bei dem es während einer psycholytischen Gruppentherapiesitzung im September 2009 zu zwei Todesfällen kam.[4] Nach Angaben des Schweizer Tagesanzeigers kam es auch bei weiteren Kursabsolventen von Widmer zu Zwischenfällen sowie zu staatsanwaltlichen Ermittlungen und zu zwei Hausdurchsuchungen bei Samuel Widmer.[5]

Auch ein schwerer Zwischenfall Anfang September 2015 in Handeloh geht wohl auf das Konto von Widmer-Anhängern, die Psycholyse betreiben wollten.[6] [7]

Lebensgemeinschaft Kirschbaumblüte

Widmer war Mitbegründer und führender Kopf der 1996/97 gegründeten sektoiden Kirschblütengemeinschaft im Solothurnischen Lüssingen, die aus 75 Erwachsenen und 60 Kindern besteht und nach Meinung eines Sektenexperten von der Evangelischen Zentralstelle für Weltanschauungsfragen typische Sektenmerkmale aufweist.[8][9][10] Die Anhängerschaft Widmers macht in der Schweizer 500-Seelen Gemeinde Nennigkofen fast ein Fünftel der Bevölkerung aus. Widmer lebte in dem kleinen Dorf Nennigkofen in einer offenen Beziehung mit zwei Frauen zusammen, mit denen er elf Kinder hat, darunter fünf von seiner Ehefrau und vier von seiner Lebensgefährtin. Die Gemeinschaft selbst schreibt auf ihrer Internetseite, sie habe sich in Nennigkofen, Lüssingen und anderen Orten des Schweizer Mittellandes angesiedelt, um "ein Feld zu schaffen, in dem nicht die Angst vor Verlust und die Gier nach Besitz, sondern die Liebe ihre Kraft ungehindert entfalten darf", um "große Lebensfragen" zu klären. Eine davon ist die nach einer "befreiten" Sexualität; das trug Widmer den Beinamen "Sex-Guru von Nennigkofen" ein.[11]

Ansichten über Inzest

Widmer ist Autor des Buches "Von der unerlösten Liebe zwischen Vater und Tochter",[12] in dem er das Inzesttabu kritisiert. Seiner Ansicht nach gebe es einen so genannten "ehrbaren Inzest", mit dem der Vater die erwachende Sexualität seiner Tochter wahrnehmen soll. Aber aus Angst, damit nicht adäquat umgehen zu können, weise er die Tochter zurück. Die Tochter erlebe einen Verrat der Liebe und des Vertrauens. Dies sei eine Traumatisierung, der so gut wie jede Frau unserer Gesellschaft unterworfen sei und welche in der Konsequenz genauso tief gehe wie der tatsächlich stattgefundene Missbrauch.

Weblinks

Quellenverzeichnis