LaRouche-Bewegung

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Lyndon LaRouche
Helga Zepp LaRouche
Ehemaliger LaRouche Wohnsitz "Ibykus-Farm"

Die LaRouche-Bewegung (auch LaRouche-Politsekte, LaRouche movement, LaRouche-Kult, Cult of LaRouche) ist der Oberbegriff für eine international auftretende Anzahl von Gruppierungen und ein Netzwerk um den Amerikaner Lyndon Hermyle LaRouche und dessen Ehefrau Helga Zepp-La Rouche (Helga Ljustma). Die der LaRouche-Politsekte zuzuordnenden Organisationen und Personen verfolgen das Ziel, die Überzeugungen von Lyndon LaRouche zu propagieren. Eine eigentliche Organisation "LaRouche-Bewegung" existiert indes nicht. Das LaRouche-Netzwerk umfasst wiederum verschiedene Organisationen, Gruppierungen und Publikationen, von denen in Deutschland das "Schiller Institute" (in Wiesbaden) und die "Bürgerrechtsbewegung Solidarität" (BüSo) am bekanntesten sind. Das LaRouche-Netzwerk wurde im Spiegel als Weltverschwörungssekte des Lyndon LaRouche bezeichnet[1] und in der New York Times als The Cult of LaRouche[2]. Die Deutsche Bundesregierung bezeichnete das Netzwerk als Politsekte.[3] Zum Vorschein kommen populistisch-konservative, aber auch rechtsgerichtete, homophobe und antisemitische Positionen, die insbesondere durch Verschwörungstheorien gestützt werden sollen.

Als eine Art Zentrale fungiert in den USA die politische Partei von LaRouche, das "National Democratic Policy Committee" (vormals "National Caucus of Labor Committees - NCLC").

Die dem LaRouche-Netzwerk zuzuordnenden politischen Kleinparteien hatten bislang nur geringe Wahlerfolge und Lyndon LaRouche scheiterte regelmäßig bei amerikanischen Präsidentenwahlen.

Das LaRouche-Imperium ist wie ein Konzern organisiert. Das Jahresbudget wurde in den 1980er Jahren von der "Herald Tribune" auf 30 Millionen US-Dollar aus Spenden und Beiträgen geschätzt.

Hausverlag von LaRouche ist der "Dr. Böttiger-Verlag" mit der Zeitschrift "Fusion". Eine von LaRouche initierte Zeitschrift ist die "Executive Intelligence Review" (EIR), die unter anderem vom deutschen Verschwörungstheoretiker Jo Conrad in seinem Werk "Entwirrungen" als Quelle zitiert wird.

LaRouche wird von Aussteigern und Beobachtern zum Vorwurf gemacht, eigene Anhänger zu indoktrinieren und von den jeweiligen Organisationen abhängig zu machen. Jugendliche Anhänger werden dazu aufgefordert, ihr Studium oder ihre Ausbildung abzubrechen, um sich ausschließlich der Arbeit für die Organisation zu widmen.

Die LaRouche-Gruppierungen wurden eine Zeit lang vom deutschen Verfassungsschutz beobachtet. Die damalige Beobachtung wurde 1978 vom BfV-Chef Heribert Hellenbroich eingestellt, dem Bruder von Anno Hellenbroich, dem Geschäftsführer der damaligen EAP und heutigen Vorstandmitglieds der BüSo.

Ziele

Laut eigenen Auskünften will die LaRouche-Bewegung globalisierungskritisch eine "new world economic order" dank eines "Bretton-Woods-Systems" mit festen Wechselkursen und einer protektionistischen Wirtschaftspolitik erreichen, in der die Länder der Dritten Welt sich den Einflüssen des gegenwärtigen Weltwirtschaftssystems (dem ein baldiges Ende vorausgesagt wird) entziehen könnten. Zusätzlich solle die Atomenergie massiv ausgebaut werden und bestimmte Großprojekte wie ein "europäisches Transrapid-Netz" realisiert werden. Als alternative Energiequelle eignen sich laut Auskunft von LaRouche-Anhängern auch Transmutationen chemischer Elemente.[4] Zwar sind mit beträchtlichem Aufwand Kernumwandlungen möglich, eine Nutzung als Energiequelle ist damit aber nicht verbunden - im Gegenteil: Die Kernumwandlungen (beispielsweise durch Neutronenbeschuss) erfordern einen großen Energieaufwand und führen nur zur Bildung kleinster Mengen an "transmutierten" Elementen. Im LaRouche-Umfeld wird dagegen im Rahmen einer Verschwörungstheorie behauptet, mächtige Interessengruppen verhinderten oder vertuschten derartige Experimente.

Die LaRouche–Organisation verbreitet in großem Umfang antisemitische Verschwörungstheorien. Die britische Regierung, welche unter Kontrolle der Rothschild-Familie stehe, fördere gezielt den internationalen Drogenhandel und arbeite gegen die USA auf die totale Kontrolle der Welt unter zionistisch–britischer Herrschaft hin.

Das LaRouche-Politnetzwerk agiert auch gegen "liberales Gift", "Schwule" und Atomkritiker, die als "Hochverräter" oder "Terroristen" bezeichnet werden.

Im Juni 2005 wurde durch die BüSo ein Interview mit Karl Albrecht Schachtschneider zum EU-Verfassungsvertrag veröffentlicht, der von LaRouche abgelehnt wird.[5]

Organisationen aus dem LaRouche-Bereich

Dem Einflussbereich von Lyndon LaRouche sind zuzuordnen:

  • Das "Schiller Institute"
  • Die "Bürgerrechtsbewegung Solidarität" (BüSo, vormals "Europäische Arbeiter-Partei" (EAP) und "Bürgergruppe Patrioten für Deutschland")
  • "National Democratic Policy Committee" (vormals "National Caucus of Labor Committees" (NCLC))
  • "Akademie für Humanistische Studien"
  • "Club of Life"
  • "Anti-Drogen-Koalition" (ADK)
  • "Deutsch-französisches Komitee zur Förderung der Kernenergie"
  • "Fusions-Energie-Forum" (FEF)
  • Diverse so genannte LaRouche Think Tanks
  • Die Jugendorganisation "Worldwide LaRouche Youth Movement"

Ökologiebewegungen und Klimawandel

LaRouche-Aktivist

Besonders vehement wendet sich LaRouche gegen die Ökologiebewegung, die er als "Ökofaschismus" bezeichnet. Den Club of Rome und den WWF ordnet er in die Riege der Oligarchen ein. Ziel der Ökologiebewegung wie auch der 68er-Bewegung sei laut LaRouche eine "Gegenkultur", die die Menschheit in ein "neues dunkles Zeitalter" stürze. Einen besonderen Feind sieht LaRouche in der Organisation Greenpeace, die von der britischen Königsfamilie und Elizabeth, die Hexe von Windsor gesteuert sei. Agenten der Krone sollen auch Kennedy ermordet und die CIA die deutsche RAF geschaffen haben.

Der derzeitig zu beobachtende Klimawandel und entsprechende wissenschaftliche Erkenntnisse werden von LaRouche nicht akzeptiert. Die BüSo zitiert in diesem Zusammenhang den Freiburger Lehrer Ernst Georg Beck, einen ausgwiesenen Gegner des anthropogenen Klimawandels und bezeichnet ihn auf eigenen Webseiten fälschlich als "Professor Ernst Georg Beck von der Merian Schule in Freiburg", aber auf derselben Seite auch als "Dipl.-Ing".[6]

AIDS

LaRouche setzte sich dafür ein, allgemeine AIDS-Tests durchzuführen, um HIV-Infizierte erkennen und isolieren zu können. Eine kalifornisches "Prevent AIDS Now Initiative Committee" (PANIC) wurde später als eine LaRouche-Organisation erkannt. AIDS war auch eines der Themen, mit denen sich LaRouche im Präsidentenwahlkampf von 1988 profilieren wollte. Abweichende HIV-Positive sollten unter Quarantäne gestellt werden, da sie schuldig seien, diese Pandemie unter uns zu bringen (aberrant victims who are guilty of bringing this pandemic upon us.)

Lyndon Hermyle LaRouche

Der aus einer Quäkerfamilie stammende Lyndon Hermyle LaRouche (geb. 8. September 1922, auch "Lyn Marcus") ist ein amerikanischer Staatsbürger, der für seine antisemitischen Äußerungen bekannt ist. Der heutige Millionär mit Hang zu großzügigen Wohnsitzen blieb ohne akademische Ausbildung, war anfänglich linksorientiert und wurde als Trotzkist bezeichnet. Ab 1973 begannen jedoch in den USA seitens des LaRouche-Netzwerkes Aktivitäten gegen linke oder vermeintlich links eingeordnete Organisationen und Personen, die in der "Operation Mob Up" gipfelten. In diesem Zusammenhang kam es zu Gewaltanwendungen gegen Gegner und schwarze Bürgerrechtler durch Aktivisten der LaRouche-Partei NCLC. Kommunistische Versammlungen wurden von Schlägertrupps überfallen und aktive Gewerkschafter als "CIA-Agenten" diffamiert. 1974 trafen NCLC-Mitglieder im US-Staat Michigan mit Anhängern des wegen Bombenanschlägen verurteilten Ku-Klux-Klan-Führers Robert Miles zusammen, um den Protest gegen die Rassenintegration in den Schulen zu besprechen. Diese Integration, so die ideologische Rechtfertigung von LaRouche, sei ein CIA-Plan, um die Arbeiterklasse zu spalten. Zur Schutztruppe von LaRouche gehörte jahrelang auch Roy Frankhouser, der Große Drachen des Ku-Klux-Klan in Philadelphia.

LaRouche sieht international eine verschworene Gemeinschaft jüdischer Bankiers an der Macht, die als Drahtzieher eines internationalen "Syndikats" in Verbindung mit verschiedenen westlichen Regierungen stehe, insbesondere der von Großbritannien. Diese Bankiergruppe sei unter anderem für den Machtantritt der Nationalsozialisten und den 11. September 2001 verantwortlich.

LaRouche ist auch davon überzeugt, dass es einen "harten Kern der Wahrheit" in der antisemitischen Fälschung der Protokollen der Weisen von Zion durch den zaristischen Geheimdienstes gebe.

Seit 1976 versucht er, als eine Art "ewiger Kandidat", Präsident der USA zu werden und bewarb sich bislang acht Mal, 1992 sogar aus seiner Haft heraus. Meist versuchte er, über die demokratische Partei aufgestellt zu werden.

Geschäftliche Aktivitäten mit Spenden und Beiträgen seiner Anhänger wurden Lyndon LaRouche 1988 zum Verhängnis. Er wurde wegen Betrug und Steuerhinterziehung zu 15 Jahren Haft verurteilt, kam 1994 allerdings nach Verbüßung von nur fünf Jahren wieder aus dem Gefängnis.

Aber auch von seiner Ehefrau Helga Zepp-Larouche sind antisemitische Äußerungen bekannt: Waehrend in den USA niemand auch nur die geringsten Illusionen ueber die Macht der zionistischen Lobby ueber vor allem die gegenwaertige Administration hegt, ist der Einfluss einer verdeckt operierenden zionistischen Lobby in der Bundesrepublik bisher nur eingeweihten politischen Persoenlichkeiten bekannt, nicht aber der breiten Bevoelkerung. Und deshalb muessen wir den scheinheiligen Holocaust-Schwindel zum Anlass nehmen, um diese auslaendischen Agenten auffliegen zu lassen.[7]

Literatur

  • Beyes-Corleis A: Verirrt - Mein Leben in einer radikalen Politorganisation, Herder-Spektrum, 1994, ISBN 3-451-04278-9
  • Lorscheid, Helmut und Müller, Leo A.: Deckname: Schiller - Die Deutschen Patrioten des Lyndon LaRouche, rororo aktuell 1986, ISBN 3 499 15916 3
  • Herbert Knoblauch, Wolfgang Weirauch: Das Geheimnis der EAP : Idee, Geschichte, Programm, Praxis, Hintergrund. Flensburger Hefte, Flensburg, 1987, ISBN 3926841052
  • Der Spiegel Nr. 26/2003
  • Der Spiegel, Heft 33/1993
  • Der Spiegel, 5.3.1984
  • Der Spiegel 39/1980
  • Der Spiegel, 18/1974

  • Dennis King: Nazis without Swastikas - Lyndon LaRouche and the New American Fascism Doubleday, 1989. XV, ISBN 0-385-23880-0
  • John George, Laird Wilcox: American Extremists: Militias, Supremacists, Klansmen, Communists & Others. Prometheus Books. Amherst, NY. 1996.

Weblinks

Quellennachweisen

  1. Der Spiegel, Nr. 26/2003
  2. NYT, Artikel vom 10. Oktober 1979
  3. Bundesregierung in ihrer Antwort auf eine Kleine Anfrage vom 15. März 1996: Bundestagsdrucksache 13/4132
  4. http://www.solidaritaet.com/fusion/1999/1/fusion.htm
  5. http://www.bueso.de/artikel/europa-nicht-als-grossstaat-sondern-als-republik-republiken-organisieren
  6. http://www.solidaritaet.com/neuesol/2007/10/betrug.htm
  7. Helga Zepp LaRouche in: "Neue Solidarität" vom 25. Januar 1979