Horisan

Aus Psiram
Zur Navigation springen Zur Suche springen
EVA 3000

Horisan ist eine Firma aus Bocholt, die Geräte für das pseudomedizinische Konzept des Metabolic Typing vermarktet. Nach dieser Lehre (auf deutsch meist Stoffwechseltypisierung genannt) ist jeder Mensch ein individueller Stoffwechseltyp mit unterschiedlichem Bedarf an Eiweiß, Kohlenhydraten, Fett und Mikronährstoffen. Aus der Kenntnis des Typs werden Diätempfehlungen abgeleitet.

Zentraler Punkt der Lehre ist die Bestimmung des Stoffwechseltyps. Sie wird von Horisan "Metabolic-Check" genannt und mit einem speziellen Testgerät vorgenommen, das von Horisan patentiert wurde und unter der Bezeichnung EVA 3000 verkauft wird. EVA ist die Abkürzung für Ernährungsverträglichkeitsanalyse. Mit dem Gerät würden mittels Bio-Feedback "direkt am Patienten ohne Blutabnahme in wenigen Minuten" folgende Parameter ermittelt:

  • Welcher Ernährungstyp liegt vor im Autonomen Nervensystem?
  • Welcher Ernährungstyp liegt vor im Verbrennungssystem?
  • Welches ist der dominante Stoffwechseltyp?
  • Welcher Drüsentyp liegt vor?
  • Welche Nahrungsmittel führen zu Übergewicht?
  • Wie kann Übergewicht abgebaut oder verhindert werden?
  • Welche Sportarten sind für Sie gut geeignet?
  • Welche Nahrungsmittel verbessern die Energie; welche rauben Energie?
  • Wieviel Kohlenhydrate, Eiweiß und Fett benötigt der Organismus pro Mahlzeit?
  • Wie groß ist die aktuelle Stärke-Verträglichkeit?
  • Bestehen Unverträglichkeiten auf Grundnahrungsmittel wie z.B. Weizen, Gluten oder Milch?
  • wie wirken sich z.B. Kaffee, Zigaretten und Zucker aus?
  • Welche Nahrungsergänzungsmittel unterstützen den Körper, welche schaden?

Daraufhin könnten "sehr umfangreiche individuelle Ernährungsempfehlungen [...] sofort ausgedruckt und dem Klienten mitgegeben werden." Da die Methode schmerzlos sei, "können damit auch Kinder sehr gut gemessen werden."

EVA 3000

Zeichnung aus der Patentschrift
Blockschaltbild

Die öffentlich verbreiteten Informationen zur Funktionsweise des Gerätes sind dürftig. Einige Einzelheiten kann man allerdings der Patentschrift [1][2] entnehmen. Danach handelt es sich im Wesentlichen um einen elektronischen Signalgenerator, dessen Ausgangssignal dem Klienten über eine Manschette am Arm zugeführt wird. Das erwähnte Biofeedback ist nicht Bestandteil des Gerätes. D.h. die Reaktion des Klienten auf das Signal wird nicht vom Gerät erfasst, sondern mit "Verfahren wie Kinesiologie, Physioenergetik, RAC, Biotensor oder EAV [...] durch einen den Test durchführenden Arzt oder Heilpraktiker", also mit höchst subjektiven Methoden.[3] Das Resultat der Typbestimmung wird damit trotz des Objektivität suggerierenden Gerätes von der behandelnden Person bestimmt.

Im Einzelnen besteht das EVA 3000 aus einem Rauschgenerator, für dessen Bandbreite ein Bereich von einigen Hz bis etwa 600 kHz angegeben wird. Das Rauschsignal wird mit einem oder mehreren Signalen moduliert [4], die von "Proben" ausgehen, die in das Gerät eingebaut sind. Warum die Probensignale den Umweg über die Beeinflussung eines anderen Signals gehen müssen, bevor sie dem Klienten zugeleitet werden, wird nicht erklärt, aber "beste Ergebnisse" würden erzielt, wenn dieses Signal eben ein Rauschen ist. Bevor das so erzeugte Signal zum Klienten gelangt, kann es optional mit einem weiteren, einfacher aufgebauten Modulator mit einer "biologisch neutralen Frequenz" von etwa 2000 Hz gepulst, also ein- und ausgeschaltet werden. Welchen Zweck das haben soll, wird ebenfalls nicht gesagt. Das Ausgangssignal soll eine Spannung von 200 bis 300 mV haben. Da die Verbindung zum Körper des Klienten aber allem Anschein nach einpolig ausgeführt ist, hat diese Angabe wenig Sinn.

Als Probesubstanzen kämen Kohlenhydrate, Eiweiße, Fette, Enzyme usw. in Betracht, und zwar vorzugsweise in homöopathischer Verdünnung. Die Proben sollen sich in Ampullen aus Aluminium oder Glas befinden. Warum beispielsweise Fett ein elektrisches Signal abgeben soll, zumal wenn es infolge extremer Verdünnung selbst nicht mehr vorhanden ist, welcher Art dieses Signal ist und wie es von der Probe abgegriffen wird, ist Geheimnis des Herstellers.[5] Vergleichbarer Unsinn findet sich indes auch bei anderen pseudomedizinischen Geräten, vor allem in der Radionik sowie bei davon inspirierten Erfindungen wie dem Timewaver-Gerät.

Quellennachweise und Anmerkungen

  1. DE 10145249: Testgerät und Verfahren zur Erzeugung eines Testsignals für eine Lebensmittelanalyse. Anmeldetag 13.09.2001. Als Erfinder sind der Bocholter Arzt und Heilpraktiker Klaus-Dieter Holzrichter und der Elektroniker Dieter Jossner angegeben.
  2. EP 1291652. Anmeldetag 07.08.2002
  3. In einem Werbevideo demonstriert der Erfinder des EVA 3000, Klaus-Dieter Holzrichter, den Gebrauch mit Hilfe des Arm-Längen-Reflex-Tests, einer Spielart der Kinesiologie.
  4. Besonders betont wird von den Erfindern, dass für die Modulatorschaltung ein Dual-Gate Mosfet eingesetzt ist (ein Transistortyp, der z.B. in Radioempfängern als sog. Mischer für einen ähnlichen Zweck benutzt wird). Das ist aber ein belangloses Detail (erst recht gemessen an anderen Einzelheiten des Gerätes, etwa der elektrischen Ankopplung der "Proben"), da solche Schaltungen, die zwei Spannungen mehr oder weniger genau multiplizieren, in der Analogelektronik auch mit anderen Komponenten realisiert werden können, z.B. mit dafür erhältlichen integrierten Schaltkreisen. Solche Schaltungen arbeiten jedoch viel präziser als ein Modulator mit einem einzelnen Transistor, der auch die beiden zugeführten Signale zum Ausgang durchlässt und nicht nur deren Produkt. Dadurch erscheint am Ausgang des EVA 3000 "automatisch" zumindest das Signal des Rauschgenerators, auch wenn die Signale der Probensubstanzen fehlen.
  5. In der Patentschrift findet sich folgende Passage, mit der sich die Erfinder gegen eventuelle Einwände, dass es sich bei den Probensignalen um Hokuspokus handeln könnte, zu immunisieren versuchen: "Weiter oben ist schon angedeutet worden, daß der Fachmann bei dem Aufbau des Testgeräts gemäß dem bevorzugten Ausführungsbeispiel der Erfindung unter Umständen durch die elektrisch angekoppelten Proben keine Beeinflussung des von dem Rauschgenerator kommenden Signals erwarten und unter Umständen auch nur schwer meßtechnisch nachweisen können wird. Jedoch zeigen vielfältige Versuche, daß die bei einer getesteten Person erzeugbare Reaktion ganz wesentlich davon abhängt, ob eine Probe an den Rauschgenerator angekoppelt ist oder nicht, und insbesondere auch, um was für eine Probe es sich dabei handelt, also welche Probesubstanz sie enthält." Ein Signal, das mit gewöhnlicher elektronischer Schaltungstechnik verarbeitet werden kann, sich aber andererseits der Messbarkeit (mit elektronischen Geräten) entzieht, ist tatsächlich ungewöhnlich. Die erwähnten "vielfältigen Versuche", mit sauberem Studiendesign durchgeführt, wären bei den behaupteten Resultaten eine medizinisch-wissenschaftliche Sensation.