Hans-Heinrich Reckeweg

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Hans-Heinrich Reckeweg (9. Mai 1905, Herford - 13. Juni 1985, Baden-Baden), war ein deutscher promovierter Alternativmediziner, Pharmaunternehmer, Homöopath, Autor und Erfinder der Homotoxikologie.

Kurzbiographie

Reckeweg studierte von 1924 bis 1930 Medizin in Würzburg, Münster, Berlin und Bonn. Von 1930 bis 1932 war Reckeweg Assistenzarzt im Knappschaftskrankenhaus Völklingen sowie in der Inneren Abteilung des Krankenhauses Hamburg-Harburg. 1936 gründete Reckeweg die Pharmafirma Biologische Heilmittel Heel GmbH sowie 1954 den Aurelia-Verlag zur Verbreitung eigener Werke. In diesem Verlag erscheint auch die Zeitschrift Internationale Zeitschrift für Biomedizinische Forschung und Therapie (kurz Biologische Medizin oder BM). BM druckt Artikel zu naturheilkundlichen, homöopathischen und verwandten Themen. Herausgeber ist der Verein Internationale Gesellschaft für Biologische Medizin e.V. Die verkaufte Auflage beträgt 16.000 Exemplare.

1978 verkaufte Reckeweg die Firma Heel und zog nach Albuquerque im US-Bundesstaat New Mexico, wo er die Firma BHI Inc. und einen Verlag gründete.

Erfindung der Homotoxikologie

Zwischen 1948 und 1949 erfand Reckeweg die Homotoxikologie und die "antihomotoxische Therapie". Kurz gefasst behaupten Anhänger der Homotoxikologie, dass sämtliche Krankheiten durch so genannte "Homotoxine" verursacht seien. Letzter Schritt einer Homotoxinvergiftung sei nach Entzündungsstadien letztendlich die Krebserkrankung.

Seine Brüder Klaus Günther und Alfred Reckeweg gründeten im Mai 1947 in Herford die Firma "Dr. A. Reckeweg & Co. GmbH", die sich auf die Produktion von homöopathischen Komplexarzneimitteln spezialisiert hat.

Reckeweg als Gegner der akademischen Medizin

Reckeweg war als Alternativmediziner und Homotoxikolge Gegner der so genannten "Schulmedizin" und versuchte, verschiedene Krankheiten als Folge anerkannter medizinischer Behandlungen zu propagieren. Eine konventionelle Therapie mit herkömmlichen Arzneimitteln könne den Körper bei der Krankheitsabwehr gegen Gifte stören. Dabei komme es zu einer "Rückvergiftung". Reckeweg behauptete unter anderem, die Behandlung einer Mandelentzündung mit Antibiotika könne auf diese Weise eine Leukämie auslösen.[1]

Schweinefleisch

Reckeweg war Gegner des Konsums von Schweinefleisch. Seine Ansichten zu Schweinefleisch, die er mit überholten und falschen medizinischen Angaben vermischte, spielen auch Jahre nach seinem Tod weiterhin eine Rolle in der Alternativmedizinszene. Seiner Ansicht nach enthalte Schweinefleisch wissenschaftlich unbekannte, so genannte "Sutoxine", die giftig seien.[2] De facto handelt es sich um jeweils gut bekannte Substanzen. Reckeweg definierte sieben (acht) verschiedene Sutoxine, unter diesen:

  • Cholesterin
  • Wachstumshormone
  • Histamine und Imidazolkörper
  • Sexualhormone
  • Schwefelreiche, mesenchymale Schleimsubstanzen
  • Sutoxische Fettsäuren
  • das Grippevirus

Manchmal wird auch ein "Onkogenes Agens" (nach Hans Nieper) zu den hier gemeinten Sutoxinen gezählt.

Zur Begründung verweist Reckeweg auf eine angebliche bessere Gesundheit in islamischen Staaten, ohne jedoch eine nachprüfbare und belastbare Quelle zu nennen. Anekdotisch behauptet Reckeweg auch, dass in Deutschland ab der Währungsreform 1948 schlagartig Erkrankungen wie Impetigo (eine Infektionskrankheit der Haut), Blinddarmentzündungen, Gallenblasenerkrankungen oder Krebs aufgetreten und diese auf den Konsum von Schweinefleisch zurückzuführen seien. Die Einführung von Nachkriegs-Antibiotika habe des Weiteren zu zusätzlichen Krankheiten wie Pilzerkrankungen geführt.

In einem ansonsten unveröffentlichen Bericht, den Reckeweg in seinem Werk Homotoxine und Homotoxinosen, Grundlage einer Synthese in der Medizin 1955 vorstellt, behauptet er, Fütterungsversuche mit Mäusen durchgeführt zu haben. Mit Schweinefleisch gefütterte Mäuse sollen sich zu Kannibalen entwickelt haben und seien an Krebs und Hautgeschwüren erkrankt.[3]

Nach Reckewegs Ansicht verbleibe Fett aus verzehrtem Schweinefleisch weiterhin als "Schweinefett" im menschlichen Körper. Bei regelmäßigem Verzehr von Schweinefleisch ersetze Gewebe des Schweins allmählich menschliches Körpergewebe und der Mensch entwickle sich allmählich hin zu dem Tier, das er verspeist habe. Derartige Ansichten stehen im Widerspruch zu ernährungswissenschaftlichen Erkenntnissen. Aufgenommenes Fett wird nämlich im menschlichen Körper durch Lipasen zu Fettsäuren und Glycerin hydrolysiert und ins Blut abgegeben und bildet neu (unter anderem aus den entstandenen Fettsäuren) das Speicher- oder Depotfett, dem später seine Herkunft von einem bestimmten Tier nicht mehr zugeordnet werden kann.

Bislang gibt es keine konkreten wissenschaftlichen Belege dafür, dass Schweinefleisch weniger gesund sei als anderes Fleisch. Einige Studien lassen jedoch vermuten, dass ein regelmäßiger hoher Verzehr von "rotem" Fleisch (Beispiele: Schwein, Rind, Schaf) und Fleischwaren das Risiko für Darmkrebs erhöht. Die Hintergründe hierfür sind aber noch nicht abschließend geklärt. Keinesfalls tritt diese Aussage alleine auf das Schwein und Schweinefleisch zu.

Hans-Heinrich-Reckeweg-Preis

Ein mit 15.000 Euro dotierter "Hans-Heinrich-Reckeweg-Preis" wird jährlich vom Verein "Internationale Gesellschaft für Homotoxikologie e.V." vergeben. Das Geld stammt von der Firma Heel. Ausgezeichnet werden Personen, die sich um die Homotoxikologie verdient gemacht haben sollen. Der Preis wird dabei als Hauptpreis (10.000 Euro) und als Förderpreis (5.000 Euro) vergeben.

Werke

  • Reckeweg HH: Homotoxine und Homotoxinosen, Grundlage einer Synthese in der Medizin. Aurelia Verlag, 1955
  • Reckeweg HH: Homotoxikologie. Aurelia Verlag 1981
  • Hans-Heinrich Reckeweg: Schweinefleisch und Gesundheit, Vortrag
  • Hans-Heinrich Reckeweg: Homoepathia Antihomotoxica, Symptomen- und Modalitätenverzeichnis mit Arzneimittellehre

Quellennachweise

  1. Stiftung Warentest: Die andere Medizin. Nutzen und Risiken sanfter Heilmethoden, Berlin, 2. Aufl. 1992, S. 184 f.
  2. http://www.docstoc.com/docs/735023/reckeweg-schweinefleisch
  3. Reckeweg HH: Homotoxine und Homotoxinosen, Grundlage einer Synthese in der Medizin. Aurelia Verlag, 1955