Galvanische Feinstromtherapie

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Feinstromgerät S4 des Herstellers Moser

Die Galvanische Feinstromtherapie (teilweise auch Galvano-Therapie, benannt nach dem Erfinder der Batterie Luigi Galvani 1737-1798), bezeichnet in der Alternativmedizin, im Wellnessbereich und in der Kosmetik die Anwendung von Gleichstrom aus Batterien, der zahlreiche und stets positive Heileffekte nachgesagt werden. Es handelt sich um ein Verfahren aus dem Bereich der Anwendungen von "galvanischem Strom".

Allgemeines

Generell werden bei den Verfahren der Galvanischen Feinstromtherapie so geringe Spannungen verwendet, dass sich nur Ströme unter einem Milliampere (mA) einstellen, die vom Menschen nicht gespürt werden, auch nicht zum Einschalt- oder Ausschaltmoment. Die Verwendung derartiger geringer Gleichströme hat zur Bildung der Wortkreation "Feinstrom" geführt. "Fein" soll hier die geringe Stromstärke für Laien verständlich und akzeptabel machen.

Literatur zur Methode findet sich zahlreich in Büchern und Blättern der Alternativmedizin und Alternativmedizin-Werbeheften wie "Jürgen Fliege - Helfen-Heilen-Horizonte", CoMed oder "Natur & Heilen", die keiner wissenschaftlichen Qualitätsprüfung unterworfen sind und von medizinischen Laien verfasst wurden.

Galvanischer Feinstrom

Als "Galvanischer Feinstrom" wird in der Alternativmedizin elektrischer Strom aus Batterien bezeichnet, meist im Strombereich unter 1 mA. Manche Feinstrom-Geräte erlauben eine weitere Reduktion des Stromflusses in 100 Schritten zu 10 Mikroampere (10 µA, 20 µA usw. bis 1000 µA). Ein Anbieter gibt einen Strombereich bis 3 mA an. Die Geräte erlauben zumeist einen Wechsel der Polarität über einen Schalter.

Physikalisch gesehen handelt es sich um Gleichstrom. Der Begriff "Feinstrom" ist jedoch nicht definiert. Nach Angaben von Befürwortern der galvanischen Feinstromtherapie dürfe ausschließlich Gleichstrom aus Batterien verwendet werden, jede Verbindung zum (Wechsel-) Stromnetz ist nicht zulässig. Aus physikalischer Sicht ist jedoch kein Unterschied zwischen Batterie-Gleichstrom und Gleichstrom aus einem geeigneten Netzteil nachweisbar. Die Bevorzugung von Batterien als Energiequellen bei den verschiedenen Feinstrom-Geräten ist wohl mit der einfacheren und preiswerteren Zulassung als Medizinprodukte zu erklären. Prinzipiell sind netzverbundene Geräte auf Grund der Möglichkeit eines elektrischen Schlags eine Gefahr für den Anwender und entsprechende Produkte zur Anwendung beim Menschen müssen aufwendig gegen Stromschlag gesichert werden.

Der Aufbau der Geräte hat sich in den letzten 100 Jahren kaum geändert, wenn man von kleinen Modernisierungen des Designs absieht; z.B. hat das Gerät eines Herstellers inzwischen eine Digitalanzeige statt eines Zeigers zur Anzeige der Stromstärke.

Anwendungen und Behauptungen

Prinzipiell wird elektrischer Gleichstrom über Elektroden mit verschiedenen Punkten der Körperoberfläche in Kontakt gebracht, was auf Grund des Hautwiderstandes und der allgemeinen Leitfähigkeit des menschlichen Körpers zu einem Stromfluss führt.

Aus Sicht der Anwender werde hierbei dem Körper eine "Energie" zugeführt. Nach Angaben aus dem alternativmedizinischen Blatt CoMed werde sogar durch die galvanische Feinstromtherapie "verbrauchte Lebensenergie regeneriert".[1] Dies führe zu "Selbstheilungseffekten" oder "harmonisiere" den Organismus durch "Abbau von Stauungen", wird behauptet. Nach anderen Angaben komme es zu einer Gefäßerweiterung, zu einer Beeinflussung des Säure-Basen-Gleichgewichts und zu desinfizierenden bzw "aseptischen" Effekten gegen Mikroorganismen. Nach wiederum anderen Angaben eigne sich der Gleichstrom aus Batterien zur Schmerztherapie. Auch wird behauptet, dass der schwache Stromfluss über die Haut in die Tiefe dringe und auf unbekannte Weise so genannte "Schlacken" selektiv mobilisiere und zu Tage fördere und den Menschen von nicht näher genannten Giften und Substanzen "entschlacke".

Den beiden Batteriepolen wird eine unterschiedliche Bedeutung zugemessen. Der Pluspol beruhigt, der Minuspol regt an, heißt es häufig in der Werbung zu Feinstrom-Produkten. Genau so abwegig und rein spekulativ sind Werbeangaben, nach denen der geringe Stromfluss unter einem Milliampere bei Körperzellen das Membranpotential verändern könne. Aber selbst wenn dies zuträfe, bleibt unklar, warum dies ausschließlich positive Auswirkungen auf den Organismus haben soll.

Häufig werden Feinstromgeräte mit angeblichen Wunderwirkungen im Bereich der Kosmetik und des Anti Aging beworben. So sollen damit Hautfalten, Narben oder "Orangenhaut" geglättet oder quasi "weggebügelt" werden können, und die Haut "verjünge" sich. Zusätzlich werden dabei auch spezielle Gels eingesetzt, die die elektrische Leitfähigkeit erhöhen sollen.

Gesellschaft für Galvanische Heilkunde

Eine Gesellschaft für Galvanische Heilkunde e.V. mit Sitz in Frensdorf bei Bamberg möchte die "seit über 150 Jahren bewährte natürliche Heilmethode in der Erfahrungsheilkunde" fördern, und zwar die "traditionelle Anwendung in Heim und Praxis". Gründer und Vorsitzender des Vereins ist der Baubiologe Peter Reinhard.

Verwendete Geräte

Im deutschsprachigen Raum sind mehrere Hersteller und Anbieter von batteriebetriebenen Feinstromgeräten zu finden, zum Beispiel

  • Moser Feinstrom GmbH aus Hamburg[2] mit den Geräten S4 und S6
  • M.M. Edith Krebs Feinstromgerät, nach der Heilpraktikerin Maria Magdalena Edith Krebs aus 22885 Barsbüttel
  • Firma Michelfelder aus Stühlingen mit einem "BIO-GALVANO Feinstromgerät"
  • Firma tca-electronics aus Rosenheim[3] (auch "Wu-Wei-Auslieferung GmbH") mit dem Produkt "Feinstromgerät FSG"
  • StromDeinesLebens Sascha Häfner aus Heilgersdorf (Seßlach) bei Coburg. Der Aufbau der Geräte soll sich "streng an den Vorgaben von Ing. Wohlmuth" orientieren (von August Wohlmuth wurden Feinstrom-Geräte in den 1920er-Jahren propagiert).

Alternativmedizinische Literatur

  • R.P. Mehrwald: "Elektrischer Hausarzt" Feinstrom'. Magazin "Fliege - Helfen-Heilen-Horizonte", Oktober 2010
  • R.P. Mehrwald: Selbstregulation durch Beachten von Ordnungen - der Klassiker Galvanische Feinstromtherapie. CoMed 08/2010
  • R.P. Mehrwald: 110 Jahre Elektrischer Hausarzt - die galvanische Feinstromtherapie. Zeitschrift Natur & Heilen 03/2006
  • M.M. Edith Krebs und R.P. Mehrwald: Die galvanische Feinstromtherapie. CoMed 12/2005

Quellennachweise

  1. HP Maria Magdalena Edith Krebs und Renate Petra Mehrwald: Die Galvanische Feinstromtherapie. CoMed, Heft 12/2005
  2. Moser Feinstrom GmbH, Olaf Sieker, Witts Park 24, D-22587 Hamburg
  3. Heinz Röslmeier, Experte für Psychobiophysik und Radionik, 83026 Rosenheim