Desoxycholsäure: Unterschied zwischen den Versionen

Aus Psiram
Zur Navigation springen Zur Suche springen
K
Zeile 7: Zeile 7:
 
Desoxycholsäure gehört zur Gruppe der Gallensäuren, deren Grundgerüst im Cholesterinstoffwechsel der Leber produziert wird. Sie sind essentielle Bestandteile der Gallenflüssigkeit; ihre Salze werden als Cholate bezeichnet. Die beim Menschen vorkommenden wichtigsten Gallensäuren sind die Cholsäure und die Chenodesoxycholsäure. Beide werden in den Leberzellen aus Cholesterol synthetisiert und sind primäre Gallensäuren. Daneben gibt es auch Desoxycholsäure und Lithocholsäure, die nach Abspaltung der Hydroxylgruppe am C-Atom 7 der primären Gallensäuren durch bakterielle 7a-Dehydroxylasen entstehen und als sekundäre Gallensäuren bezeichnet werden.
 
Desoxycholsäure gehört zur Gruppe der Gallensäuren, deren Grundgerüst im Cholesterinstoffwechsel der Leber produziert wird. Sie sind essentielle Bestandteile der Gallenflüssigkeit; ihre Salze werden als Cholate bezeichnet. Die beim Menschen vorkommenden wichtigsten Gallensäuren sind die Cholsäure und die Chenodesoxycholsäure. Beide werden in den Leberzellen aus Cholesterol synthetisiert und sind primäre Gallensäuren. Daneben gibt es auch Desoxycholsäure und Lithocholsäure, die nach Abspaltung der Hydroxylgruppe am C-Atom 7 der primären Gallensäuren durch bakterielle 7a-Dehydroxylasen entstehen und als sekundäre Gallensäuren bezeichnet werden.
  
Die physiologische Bedeutung der Gallensäuren liegt darin, dass sie die Löslichmachung und Resorption von Lipiden und fettlöslichen Vitaminen aus dem Darm erleichtern, ebenso wie die pH-Verschiebung im Dünndarm, die Induktion des Gallenflusses, den Abtransport von Produkten aus dem Leberstoffwechsel in den Intestinaltrakt sowie über die Gallensäureausscheidung die Elimination von Cholesterol. Des weiteren spielen sie eine entscheidende Rolle bei der Rückkopplungshemmung der Gallensäuresynthese und damit verbunden der Modulation der Cholesterolproduktion in der Leber.
+
Die physiologische Bedeutung der Gallensäuren liegt darin, dass sie die Löslichmachung und Resorption von Lipiden und fettlöslichen Vitaminen aus dem Darm erleichtern, ebenso wie die pH-Verschiebung im Dünndarm, die Induktion des Gallenflusses, den Abtransport von Produkten aus dem Leberstoffwechsel in den Intestinaltrakt sowie über die Gallensäureausscheidung die Elimination von Cholesterol. Des Weiteren spielen sie eine entscheidende Rolle bei der Rückkopplungshemmung der Gallensäuresynthese und damit verbunden der Modulation der Cholesterolproduktion in der Leber.
  
 
Die von der Galle in den Darm abgegebenen Gallensäuren werden zu ca. 90% aus dem Darm rückresorbiert und gelangen zu den Leberzellen zurück. Sie unterliegen somit einem enterohepatischen Kreislauf. Durch ihre amphiphile Struktur sind die Gallensäuren-Konjugate stark grenzflächenaktiv. Sie spielen eine herausragende Rolle bei der Fettverdauung aufgrund der Emulgierung der Lipide, womit deren Abbau durch fettspaltende Enzyme (Lipasen) erleichtert wird.
 
Die von der Galle in den Darm abgegebenen Gallensäuren werden zu ca. 90% aus dem Darm rückresorbiert und gelangen zu den Leberzellen zurück. Sie unterliegen somit einem enterohepatischen Kreislauf. Durch ihre amphiphile Struktur sind die Gallensäuren-Konjugate stark grenzflächenaktiv. Sie spielen eine herausragende Rolle bei der Fettverdauung aufgrund der Emulgierung der Lipide, womit deren Abbau durch fettspaltende Enzyme (Lipasen) erleichtert wird.
  
Die Desoxycholsäure ist in der Lage, mit Fettsäuren und anderen hydrophoben Verbindungen in einem bestimmten Verhältnis wasserlösliche Einschlussverbindungen (sog. Choleinsäuren) zu bilden. Zwei Desoxycholsäure-Moleküle bilden dabei einen 0,28 nm langen Kanal. Auf diese Weise kann beispielsweise ein Molekül Stearinsäure mit einer Länge von ca. 2,4 nm mit acht Molekülen Desoxycholsäure eine derartige Einschlußverbindung bilden. Dieses Verhalten von Desoxycholsäure macht es als Transportmedium für Arzneimittel oder andere Stoffe interessant.
+
Die Desoxycholsäure ist in der Lage, mit Fettsäuren und anderen hydrophoben Verbindungen in einem bestimmten Verhältnis wasserlösliche Einschlussverbindungen (sogenannte Choleinsäuren) zu bilden. Zwei Desoxycholsäure-Moleküle bilden dabei einen 0,28 nm langen Kanal. Auf diese Weise kann beispielsweise ein Molekül Stearinsäure mit einer Länge von ca. 2,4 nm mit acht Molekülen Desoxycholsäure eine derartige Einschlussverbindung bilden. Dieses Verhalten von Desoxycholsäure macht es als Transportmedium für Arzneimittel oder andere Stoffe interessant.
  
 
Generell gilt, dass bei Aufnahme fettreicher Nahrung die Sekretion von Gallensäuren gesteigert wird. Die Gallensäuren verbessern auch die Benetzbarkeit von Arzneistoffen erheblich. Durch diese Lösungsvermittlung werden zum einen schlecht wasserlösliche Verbindungen in Lösung gebracht, zum anderen erhöht sich durch die Lösung im Nahrungsfett die Auflösungsgeschwindigkeit wesentlich und damit die Resorption lipophiler beziehungsweise schwerlöslicher Wirkstoffe. Bei Medikamenten wie Griseofulvin, Itraconazol, Chloroquin, Mefloquin, Streptomycin, Gentamicin, Cefazolin, Hydrochlorothiazid oder Ciclosporin verbessern die Gallensäuren nachweislich die Resorption. Ist ihre Sekretion vermindert, muss man die Resorption durch zusätzliche Gabe von Gallensäurenpräparaten verbessern. Zur direkten therapeutischen Verwendung kommen vor allem aus Ochsengalle gewonnene Gallensäuren, die einen hohen Anteil an Cholsäure und Desoxycholsäure aufweisen. Bei gestörtem Gallenfluss werden so genannte Choleretika (z.B. Cholecysmon) verwendet. Cholelitholytika dienen zur Auflösung kleiner, nicht verkalkter Gallensteine. Weiterhin verwendet man Gallensäuren als Ausgangsprodukte für die Synthese von Steroidhormonen, als Arzneistofflösungsmittel und als Hilfsstoffe für eine verbesserte Löslichmachung und erleichterte Membrangängigkeit schwer resorbierbarer Wirkstoffe.
 
Generell gilt, dass bei Aufnahme fettreicher Nahrung die Sekretion von Gallensäuren gesteigert wird. Die Gallensäuren verbessern auch die Benetzbarkeit von Arzneistoffen erheblich. Durch diese Lösungsvermittlung werden zum einen schlecht wasserlösliche Verbindungen in Lösung gebracht, zum anderen erhöht sich durch die Lösung im Nahrungsfett die Auflösungsgeschwindigkeit wesentlich und damit die Resorption lipophiler beziehungsweise schwerlöslicher Wirkstoffe. Bei Medikamenten wie Griseofulvin, Itraconazol, Chloroquin, Mefloquin, Streptomycin, Gentamicin, Cefazolin, Hydrochlorothiazid oder Ciclosporin verbessern die Gallensäuren nachweislich die Resorption. Ist ihre Sekretion vermindert, muss man die Resorption durch zusätzliche Gabe von Gallensäurenpräparaten verbessern. Zur direkten therapeutischen Verwendung kommen vor allem aus Ochsengalle gewonnene Gallensäuren, die einen hohen Anteil an Cholsäure und Desoxycholsäure aufweisen. Bei gestörtem Gallenfluss werden so genannte Choleretika (z.B. Cholecysmon) verwendet. Cholelitholytika dienen zur Auflösung kleiner, nicht verkalkter Gallensteine. Weiterhin verwendet man Gallensäuren als Ausgangsprodukte für die Synthese von Steroidhormonen, als Arzneistofflösungsmittel und als Hilfsstoffe für eine verbesserte Löslichmachung und erleichterte Membrangängigkeit schwer resorbierbarer Wirkstoffe.
  
 
==Falschinformationen zu DCA==
 
==Falschinformationen zu DCA==
Radim Vclek behauptet, dass DCA offiziell noch als harmloser, aber nutzloser 'Irrtum der Natur' oder als sinnloses entwicklungsgeschichtliches Überbleibsel gelte. Angesichts der oben geschilderten Einsatzmöglichkeiten von Desoxycholsäure ist diese Behauptung des Heilpraktikers eindeutig an den Haaren herbeigezogen.
+
Radim Vclek behauptet, dass DCA offiziell noch als harmloser, aber nutzloser 'Irrtum der Natur' oder als sinnloses entwicklungsgeschichtliches Überbleibsel gelte. Angesichts der oben geschilderten Einsatzmöglichkeiten von Desoxycholsäure ist diese Behauptung des Heilpraktikers eindeutig unhaltbar.
  
Radim Vclek postuliert, dass DCA gegen AIDS wirke. Dies basiert nicht auf Fakten, da bisher nur eine antivirale Wirkung von hochreiner, 99%er Desoxycholsäure gegen HI-Viren im Zellkulturversuch gezeigt werden konnte.<ref>Al-Jabria AA, Wiggb MD, Eliasc E, Lambkina R, Millsc CO, Oxforda JS: In vitro anti-HIV-1 virucidal activity of tyrosine-conjugated tri- and dihydroxy bile salt derivatives. J Antimicrob Chemother, 45, 617-621, 2000</ref> Die Autoren gaben hochreine Desoxycholsäure in ein HIV-1 haltiges Prüfmedium und stellten eine Zerstörung der Viren fest. Dieses Resultat hat medizinisch aber keine Bedeutung, da man die notwendigen Konzentrationen im Serum überhaupt nicht erreichen kann. Man könnte jedoch solche Lösungen zu Desinfektionszwecken z.B. in Krankenhäusern oder auf HIV-Stationen einsetzen, da Desoxycholsäure recht hautfreundlich ist. Von einer Option gegen HIV oder gar einer Heilung des durch diesen Virus erzeugten AIDS-Syndroms kann nicht einmal ansatzweise die Rede sein.
+
Radim Vclek postuliert, dass DCA gegen AIDS wirke. Dies basiert nicht auf Fakten, da bisher nur eine antivirale Wirkung von hochreiner, 99%er Desoxycholsäure gegen HI-Viren im Zellkulturversuch gezeigt werden konnte.<ref>Al-Jabria AA, Wiggb MD, Eliasc E, Lambkina R, Millsc CO, Oxforda JS: In vitro anti-HIV-1 virucidal activity of tyrosine-conjugated tri- and dihydroxy bile salt derivatives. J Antimicrob Chemother, 45, 617-621, 2000</ref> Die Autoren gaben hochreine Desoxycholsäure in ein HIV-1-haltiges Prüfmedium und stellten eine Zerstörung der Viren fest. Dieses Resultat hat medizinisch aber keine Bedeutung, da man die notwendigen Konzentrationen im Serum überhaupt nicht erreichen kann. Man könnte jedoch solche Lösungen zu Desinfektionszwecken z.B. in Krankenhäusern oder auf HIV-Stationen einsetzen, da Desoxycholsäure recht hautfreundlich ist. Von einer Option gegen HIV oder gar einer Heilung des durch diesen Virus erzeugten AIDS-Syndroms kann nicht einmal ansatzweise die Rede sein.
  
Radim Vlcek versichert ferner, DCA wirke bei Krebs. Dabei beruft er sich auf die einzigen Publikationen seines Vaters aus den Jahren 1967, 1970 und 1971.<ref>Experientia 1967 Dec 15;23(12):1014-5</ref><ref>Experientia 1970;26(7):776-8</ref><ref>Z Naturforsch B 1971 May;26(5):419-24)</ref> In der aktuellen wissenschaftlichen Fachliteratur findet sich kein Hinweis auf eine Wirksamkeit von DCA bei Krebs und es gibt auch keine klinische Studie, die eine Wirksamkeit von Desoxycholsäure bei einer Krebsart bewiesen hätte. Radim Vlcek äußert zudem, metastasierende Tumore könnten durch DCA-Einsatz in gutartige umgewandelt werden, was ebenfalls in keiner Weise dem Forschungsstand entspricht. Sowohl maligne als auch benigne Tumoren (letztere allerdings deutlich seltener) können Tochtergeschwülste (Metastasen) absetzen. Die Behauptung, maligne in benigne Tumoren zu überführen, ist absurd, denn eine Umwandlung wäre (wenn es sie gäbe) leicht nachweisbar, da der genetische Code komplett umprogrammiert würde. Wie dies eine einfache sekundäre Gallensäure bewerkstelligen soll, die lediglich zwischen Darmlumen und Leber hin- und herzirkuliert, erläutert Vlcek nicht. Eine Erklärung wäre auch schwierig: wenn ein solcher Prozess tatsächlich abliefe, griffe DCA möglicherweise auch gesunde Zellen an und wäre somit selbst krebserzeugend.
+
Radim Vlcek versichert ferner, DCA wirke bei Krebs. Dabei beruft er sich auf die einzigen Publikationen seines Vaters aus den Jahren 1967, 1970 und 1971.<ref>Experientia 1967 Dec 15;23(12):1014-5</ref><ref>Experientia 1970;26(7):776-8</ref><ref>Z Naturforsch B 1971 May;26(5):419-24)</ref> In der aktuellen wissenschaftlichen Fachliteratur findet sich kein Hinweis auf eine Wirksamkeit von DCA bei Krebs und es gibt auch keine klinische Studie, die eine Wirksamkeit von Desoxycholsäure bei einer Krebsart bewiesen hätte. Radim Vlcek äußert zudem, metastasierende Tumore könnten durch DCA-Einsatz in gutartige umgewandelt werden, was ebenfalls in keiner Weise dem Forschungsstand entspricht. Sowohl maligne als auch benigne Tumoren (letztere allerdings deutlich seltener) können Tochtergeschwülste (Metastasen) absetzen. Die Behauptung, maligne in benigne Tumoren zu überführen, ist absurd, denn eine Umwandlung wäre (wenn es sie gäbe) leicht nachweisbar, da der genetische Code komplett umprogrammiert würde. Wie eine einfache sekundäre Gallensäure dies bewerkstelligen soll, die lediglich zwischen Darmlumen und Leber hin- und herzirkuliert, erläutert Vlcek nicht. Eine Erklärung wäre auch schwierig: wenn ein solcher Prozess tatsächlich abliefe, griffe DCA möglicherweise auch gesunde Zellen an und wäre somit selbst krebserzeugend.
  
 
Radim Vlcek versichert, das Lebenswerk seines Vaters weiterführen und verbreiten zu wollen. Dieses besteht jedoch lediglich aus einer einzigen Publikation (DCA. Die Überlebens-Formel ist in unserem Körper), welche bereits vor längerer Zeit in einem nichtwissenschaftlichen Verlag veröffentlicht wurde.
 
Radim Vlcek versichert, das Lebenswerk seines Vaters weiterführen und verbreiten zu wollen. Dieses besteht jedoch lediglich aus einer einzigen Publikation (DCA. Die Überlebens-Formel ist in unserem Körper), welche bereits vor längerer Zeit in einem nichtwissenschaftlichen Verlag veröffentlicht wurde.

Version vom 11. Mai 2014, 16:53 Uhr

Desoxycholsäure (Immunvitamin, DCA - aber nicht zu verwechseln mit Dichloracetat) ist eine meist aus Ochsengalle hergestellte, sekundäre Gallensäure, die in der Alternativmedizin zur Behandlung von AIDS, Krebs u.a. beworben wird. Es gibt keinen seriösen Hinweis auf Wirksamkeit bei den proklamierten Indikationen.

Der Diplom-Psychologe und Heilpraktiker Radim Vlcek aus dem bayerischen Neumarkt propagiert die Ansicht seines 1998 verstorbenen Vaters, dem an der chemischen Fakultät der Karls-Universität in Prag lehrenden B. Vlcek, dass Desoxycholsäure (DCA) ein Wundermittel gegen ein breites Spektrum an Erkrankungen sei.

Radim Vlcek bezeichnet die Gallensäure Desoxycholsäure als Immunvitamin DCA und weist ihm diverse Funktionen zu, die sein Vater und dessen angebliche Forschergruppe in Prag bewiesen haben sollen.

Desoxycholsäure gehört zur Gruppe der Gallensäuren, deren Grundgerüst im Cholesterinstoffwechsel der Leber produziert wird. Sie sind essentielle Bestandteile der Gallenflüssigkeit; ihre Salze werden als Cholate bezeichnet. Die beim Menschen vorkommenden wichtigsten Gallensäuren sind die Cholsäure und die Chenodesoxycholsäure. Beide werden in den Leberzellen aus Cholesterol synthetisiert und sind primäre Gallensäuren. Daneben gibt es auch Desoxycholsäure und Lithocholsäure, die nach Abspaltung der Hydroxylgruppe am C-Atom 7 der primären Gallensäuren durch bakterielle 7a-Dehydroxylasen entstehen und als sekundäre Gallensäuren bezeichnet werden.

Die physiologische Bedeutung der Gallensäuren liegt darin, dass sie die Löslichmachung und Resorption von Lipiden und fettlöslichen Vitaminen aus dem Darm erleichtern, ebenso wie die pH-Verschiebung im Dünndarm, die Induktion des Gallenflusses, den Abtransport von Produkten aus dem Leberstoffwechsel in den Intestinaltrakt sowie über die Gallensäureausscheidung die Elimination von Cholesterol. Des Weiteren spielen sie eine entscheidende Rolle bei der Rückkopplungshemmung der Gallensäuresynthese und damit verbunden der Modulation der Cholesterolproduktion in der Leber.

Die von der Galle in den Darm abgegebenen Gallensäuren werden zu ca. 90% aus dem Darm rückresorbiert und gelangen zu den Leberzellen zurück. Sie unterliegen somit einem enterohepatischen Kreislauf. Durch ihre amphiphile Struktur sind die Gallensäuren-Konjugate stark grenzflächenaktiv. Sie spielen eine herausragende Rolle bei der Fettverdauung aufgrund der Emulgierung der Lipide, womit deren Abbau durch fettspaltende Enzyme (Lipasen) erleichtert wird.

Die Desoxycholsäure ist in der Lage, mit Fettsäuren und anderen hydrophoben Verbindungen in einem bestimmten Verhältnis wasserlösliche Einschlussverbindungen (sogenannte Choleinsäuren) zu bilden. Zwei Desoxycholsäure-Moleküle bilden dabei einen 0,28 nm langen Kanal. Auf diese Weise kann beispielsweise ein Molekül Stearinsäure mit einer Länge von ca. 2,4 nm mit acht Molekülen Desoxycholsäure eine derartige Einschlussverbindung bilden. Dieses Verhalten von Desoxycholsäure macht es als Transportmedium für Arzneimittel oder andere Stoffe interessant.

Generell gilt, dass bei Aufnahme fettreicher Nahrung die Sekretion von Gallensäuren gesteigert wird. Die Gallensäuren verbessern auch die Benetzbarkeit von Arzneistoffen erheblich. Durch diese Lösungsvermittlung werden zum einen schlecht wasserlösliche Verbindungen in Lösung gebracht, zum anderen erhöht sich durch die Lösung im Nahrungsfett die Auflösungsgeschwindigkeit wesentlich und damit die Resorption lipophiler beziehungsweise schwerlöslicher Wirkstoffe. Bei Medikamenten wie Griseofulvin, Itraconazol, Chloroquin, Mefloquin, Streptomycin, Gentamicin, Cefazolin, Hydrochlorothiazid oder Ciclosporin verbessern die Gallensäuren nachweislich die Resorption. Ist ihre Sekretion vermindert, muss man die Resorption durch zusätzliche Gabe von Gallensäurenpräparaten verbessern. Zur direkten therapeutischen Verwendung kommen vor allem aus Ochsengalle gewonnene Gallensäuren, die einen hohen Anteil an Cholsäure und Desoxycholsäure aufweisen. Bei gestörtem Gallenfluss werden so genannte Choleretika (z.B. Cholecysmon) verwendet. Cholelitholytika dienen zur Auflösung kleiner, nicht verkalkter Gallensteine. Weiterhin verwendet man Gallensäuren als Ausgangsprodukte für die Synthese von Steroidhormonen, als Arzneistofflösungsmittel und als Hilfsstoffe für eine verbesserte Löslichmachung und erleichterte Membrangängigkeit schwer resorbierbarer Wirkstoffe.

Falschinformationen zu DCA

Radim Vclek behauptet, dass DCA offiziell noch als harmloser, aber nutzloser 'Irrtum der Natur' oder als sinnloses entwicklungsgeschichtliches Überbleibsel gelte. Angesichts der oben geschilderten Einsatzmöglichkeiten von Desoxycholsäure ist diese Behauptung des Heilpraktikers eindeutig unhaltbar.

Radim Vclek postuliert, dass DCA gegen AIDS wirke. Dies basiert nicht auf Fakten, da bisher nur eine antivirale Wirkung von hochreiner, 99%er Desoxycholsäure gegen HI-Viren im Zellkulturversuch gezeigt werden konnte.[1] Die Autoren gaben hochreine Desoxycholsäure in ein HIV-1-haltiges Prüfmedium und stellten eine Zerstörung der Viren fest. Dieses Resultat hat medizinisch aber keine Bedeutung, da man die notwendigen Konzentrationen im Serum überhaupt nicht erreichen kann. Man könnte jedoch solche Lösungen zu Desinfektionszwecken z.B. in Krankenhäusern oder auf HIV-Stationen einsetzen, da Desoxycholsäure recht hautfreundlich ist. Von einer Option gegen HIV oder gar einer Heilung des durch diesen Virus erzeugten AIDS-Syndroms kann nicht einmal ansatzweise die Rede sein.

Radim Vlcek versichert ferner, DCA wirke bei Krebs. Dabei beruft er sich auf die einzigen Publikationen seines Vaters aus den Jahren 1967, 1970 und 1971.[2][3][4] In der aktuellen wissenschaftlichen Fachliteratur findet sich kein Hinweis auf eine Wirksamkeit von DCA bei Krebs und es gibt auch keine klinische Studie, die eine Wirksamkeit von Desoxycholsäure bei einer Krebsart bewiesen hätte. Radim Vlcek äußert zudem, metastasierende Tumore könnten durch DCA-Einsatz in gutartige umgewandelt werden, was ebenfalls in keiner Weise dem Forschungsstand entspricht. Sowohl maligne als auch benigne Tumoren (letztere allerdings deutlich seltener) können Tochtergeschwülste (Metastasen) absetzen. Die Behauptung, maligne in benigne Tumoren zu überführen, ist absurd, denn eine Umwandlung wäre (wenn es sie gäbe) leicht nachweisbar, da der genetische Code komplett umprogrammiert würde. Wie eine einfache sekundäre Gallensäure dies bewerkstelligen soll, die lediglich zwischen Darmlumen und Leber hin- und herzirkuliert, erläutert Vlcek nicht. Eine Erklärung wäre auch schwierig: wenn ein solcher Prozess tatsächlich abliefe, griffe DCA möglicherweise auch gesunde Zellen an und wäre somit selbst krebserzeugend.

Radim Vlcek versichert, das Lebenswerk seines Vaters weiterführen und verbreiten zu wollen. Dieses besteht jedoch lediglich aus einer einzigen Publikation (DCA. Die Überlebens-Formel ist in unserem Körper), welche bereits vor längerer Zeit in einem nichtwissenschaftlichen Verlag veröffentlicht wurde.

Neues Mittel auf dem Esoterikmarkt?

Anscheinend versucht Vlcek derzeit, ein neues Präparat im Esoterikbereich zu platzieren. Desoxycholsäure ist preiswert zu beschaffen und kann mit entsprechendem Werbeaufwand auch zu überhöhten Preisen verkauft werden. Schädlich ist das Produkt sicher nicht, da Desoxycholsäure eine körpereigene Substanz ist, die die Verdauung fettreicher Speisen eher fördert. Dem DCA aber die oben genannten Wirkungen beizulegen, ist mit seriöser, evidenzbasierter Medizin unvereinbar.

Schadenfälle: Keine bekannt.

Fazit: pseudomedizinisches Produkt, nutzlos für die angepriesenen Indikationen.

Weblinks

Quellennachweise

  1. Al-Jabria AA, Wiggb MD, Eliasc E, Lambkina R, Millsc CO, Oxforda JS: In vitro anti-HIV-1 virucidal activity of tyrosine-conjugated tri- and dihydroxy bile salt derivatives. J Antimicrob Chemother, 45, 617-621, 2000
  2. Experientia 1967 Dec 15;23(12):1014-5
  3. Experientia 1970;26(7):776-8
  4. Z Naturforsch B 1971 May;26(5):419-24)
Dieser Text ist ganz oder teilweise von Paralex übernommen