Anthroposophische Heilmittel: Unterschied zwischen den Versionen

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==Literatur==
 
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*Barbara Burkhard: Anthroposophische Arzneimittel, Verlag: Govi-Verlag (2000)ISBN-10: 3774108102
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*Barbara Burkhard: Anthroposophische Arzneimittel, Verlag: Govi-Verlag (2000) ISBN-10: 3774108102
  
 
==Weblinks==
 
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Version vom 16. Dezember 2007, 17:02 Uhr

Anthroposophische Heilmittel sind die spezifischen Medikamente der anthroposophischen Medizin. Die Heilmittel sollen im Eigenverständnis dieser Alternativmedizin zu einer Wiederherstellung eines Gleichgewichtes der von Steiner postulierten Wesensglieder (Äther-, Astral- und Ich-Leib) führen, die den Körper als Aura umgäben. Vielfach werden diese Substanzen in homöopathischer Form verabreicht, ohne daß die Anwendung dieser Heilmittel jedoch eine Anwendung der Homöopathie wäre, die auf ganz anderen Annahmen beruht. Über eine, den Placeboeffekt hinausgehende Wirksamkeit von anthroposophischen Heilmitteln ist nichts bekannt und diese sind nicht in der wissenschaftlichen Medizin anerkannt.

Die anthroposophischen Heilmittel bestehen aus pflanzlichen, tierischen oder mineralischen Grundstoffen, die, ausgepresst, getrocknet, gekocht oder verascht, in hömöopathieähnlicher Aufbereitung und Verdünnung eingesetzt werden.

Huflattich, Pestwurz oder Eibisch beispielsweise sind Bestandteile von Präparaten gegen Lungenerkrankungen, Feige, Klette, Mauerpfeffer von Mitteln gegen Magen-/Darmprobleme. Die Zuordnung der Pflanzen zu bestimmten Organen beziehungsweise Organstörungen erfolgt mithin über Farb- und Formassoziationen: Gelbe Löwenzahnblätter etwa oder Javanische Gelbwurz dienen als Therapeutika bei Erkrankungen der Leber, die bekanntlich Haut und Augen gelb (Ikterus) färben können. Andere Präparate werden aus Bienen, Wespen, Hornissen oder Ameisen hergestellt. Diese werden in der Regel lebend zermalmt oder püriert, um ihre "Lebenskraft" in das Medikament zu übertragen. Daneben werden anthroposophische Heilmittel auch aus Spinnen- und Schlangengiften, Krötensekreten, Sepiatinte, Schwammskeletten oder “Magensteinen von Flußkrebsen” gefertigt. Desweiteren aus Haifisch- oder Rindergalle, Hirschhorn, Maulwurfshaaren, Drüsenskreten von Bisam, Biber und Skunk sowie “Absonderungen aus dem Darm des Pottwals”. Die Kreuzspinne beispielsweise trage laut Steiner “viel planetarisches Leben in sich” und sei “eingespannt in kosmische Zusammenhänge außerirdischer Natur.” Da mit ihr die astralischen Kräfte angeregt werden könnten, die sich besonders in der Bewegung äußerten, empfehle sich ihre Anwendung bei Muskelerkrankungen und Nervenstörungen, die mit Bewegungsimpulsen zusammenhängen. Mineralpräparate enthalten unter anderem Quarz, Onyx, Jaspis, Flintstone oder Opal als Kieselverbindungen; sie werden eingesetzt bei Störungen des “Sinnes-Nervensystems”.

Eine Sonderstellung innerhalb der anthroposophischen Heilkunde nehmen die sogenannten Metallpräparate ein, hergestellt aus den Metallen des “inneren Planetensystems”: Blei, Eisen, Gold, Kupfer, Quecksilber, Silber und Zinn. Blei korrespondiere mit Saturn und sei deshalb bei Milzerkrankungen einzusetzen, Eisen mit Mars, was eisenhaltige Präparate zur Behandlung von Gallenproblemen prädestiniere; Silber als Mondmetall sei bei Störungen des Mondorgans angezeigt: des Gehirns. Neben Präparaten mit Metallen in “natürlicher” Form werden bevorzugt solche mit “"vegetabilisierten Metallen” eingesetzt. Streng nach den Vorgaben Steiners werden hierbei die zur Rede stehenden Metalle aufwendigen Glüh-, Abrauch- und Fällungsprozessen ausgesetzt, bis nur noch poröse Rückstände übrigbleiben; aus diesen wird ein sogenannter “Urdünger” hergestellt, der in einer Wasserverdünnung von 1:1.000.000 auf die Saat der entsprechenden Heilpflanze ausgebracht wird.

Anthroposophische Heilmittel kommen häufig als Kombipräparate (ähnlich den Komplexmitteln der Homöopathie). Der anthroposophische Pharmabetrieb Weleda stellt eine Vielzahl entsprechender Mittel her.

Die Zuordnung der einzelnen Präparate beziehungsweise der darin enthaltenen Stoffe zu bestimmten Störungen oder Erkrankungen ist rational nicht nachvollziehbar und naturwissenschaftlich durch nichts belegt. Ähnlich wie die Mittel der Homöopathie unterliegen auch die Mittel der anthroposophischen Heilkunde einer arzneimittelgesetzlichen Ausnahmeregelung: ihre Wirkung muß nicht anhand der wissenschaftlichen Kriterien nachgewiesen werden, die Maßstab der Zulassung jedes anderen Medikaments sind. Eine klinisch-kontrollierte Arzneimittelprüfung außerhalb des anthroposophischen Binnenkontexts findet kaum statt, lediglich zur anwendung von Mistelpräparaten gibt es ernüchternde Studien.

Literatur

  • Barbara Burkhard: Anthroposophische Arzneimittel, Verlag: Govi-Verlag (2000) ISBN-10: 3774108102

Weblinks