Heizungsblut ist der Handelsname für eine Flüssigkeit, die das in Zentralheizungen übliche Wasser ersetzen und dadurch 10 bis 20% Heizkosten sparen soll. Die von der Firma LMP Umweltprojekte in Hamburg[1] angebotene Substanz kostet etwa 10 Euro je Liter und soll 1:1 mit Wasser verdünnt werden.

Aussagen zur Wirkungsweise

Zur Funktionsweise werden keine klaren Angaben gemacht. Geworben wird damit, dass sich Heizungsblut wesentlich schneller erwärmen lässt als Wasser. Dies ist aber lediglich die Folge davon, dass die Wärmekapazität[2] der Flüssigkeit geringer ist als die von Wasser. Laut Beschriftung der Behälter handelt es sich im Wesentlichen um Ethylenglykol. Als "Forschungsergebnisse" präsentierte Messungen des Instituts für Thermische Verfahrenstechnik der TU Hamburg-Harburg zeigen eine spezifische Wärmekapazität von rund 2 kJ/(kg K). Wasser hat etwa den doppelten Wert. Nachweise einer tatsächlichen Einsparung von Heizenergie werden nicht erbracht. Der Firma LMP zufolge soll das "Staatliche Forschungslabor für den Heizungsbau und Hydraulik" in Eutin - womit die Berufsschule des Landkreises Ostholstein gemeint ist - untersuchen, ob "eine bereits von Wissenschaftlern berechnete Heizkosteneinsparung auch praktisch nachweisbar ist".[3]

Die erforderliche Wärmemenge (= Energie, Heizleistung pro Stunde) lässt sich aber nicht einfach durch ein anderes Transportmedium verringern, sie ergibt sich aus der Bauweise des Gebäudes, dem Standort, der Nutzung usw. Es gilt Q = m c ΔT; in dieser Gleichung ist Q der Wärmebedarf nach der Wärmebedarfsberechnung, m die Masse des Heizmediums, c die spezifische Wärmekapazität des Mediums und ΔT die Temperaturdifferenz zwischen Vor-und Rücklauf (ergibt sich aus der Anlagenauslegung, bei Radiatoren typisch 10 bis 15 K). Daraus folgt, dass eine Verringerung von c eine größere Masse m erfordert, das heißt es muss eine größere Menge Flüssigkeit je Zeiteinheit durch die Heizungsanlage strömen, damit die Leistung der Heizung nicht abnimmt. Das Rohrnetz, die Heizflächen und die Pumpe müssen hierfür ausgelegt sein.

Weitere Produkte der Firma LMP

Ebenfalls mit dem fragwürdigen Argument der schnellen Aufheizung wird unter dem Namen "Solarblut" eine ähnliche Substanz für thermische Solaranlagen als gebrauchsfertige Mischung angeboten. Bei solchen Anlagen wird aber ohnehin aus Gründen des Frostschutzes eine Mischung aus Wasser und Ethylen- oder Propylenglykol verwendet. Des Weiteren werden Wandfarben vertrieben, die als "Energiesparfarben" bezeichnet werden und wie Heizungsblut die Heizkosten senken sollen.

Quellen

  1. LMP Umweltprojekte Hamburg, Lübke, Dinc und Partner, 22397 Hamburg, Raamkamp 18. Geschäftsführer: Uwe Lübke. Die Abkürzung LMP steht für "Liquid Master Products".
  2. Die Wärmekapazität gibt an, welche Wärmemenge, d.h. wie viel thermische Energie, nötig ist, um einen Stoff um 1 K zu erwärmen. Unterschieden wird zwischen der spezifischen Wärmekapazität, die sich auf die Masse bezieht und die Einheit J/(kg K) hat (Joule pro Kilogramm und Kelvin), die molare Wärmekapazität mit der Einheit J/(kg Mol) und die Wärmespeicherzahl, die auf das Volumen des Stoffes bezogen wird und somit die Einheit J/(kg m3) hat. In der Heizungstechnik werden statt J auch andere Energieeinheiten verwendet, z.B. Wh (Wattstunden, 1 Wh = 3600 J). Wasser hat eine spezifische Wärmekapazität von etwa 4180 J/(kg K), Ethylenglykol von 2360 J/(kg K).
  3. http://www.heizungsblut.de/staatliches-heizungs-forschungslabor-eutin/ Aufruf am 14. August 2012