Salvestrol

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Typische, an Laien gerichtete Darstellung des unterstellten antitumoralen Wirkprinzips von Salvestrolen gegen Krebszellen (Bild: news-age, Heft 2/ 2010 (Seite 49-51)

Salvestrole (auch Salvestrol, von lateinisch salvere = retten) ist eine Wortschöpfung für eine bestimmte Gruppe sekundärer Pflanzenstoffe, die von dem schottischen Forscher Prof. Dan Burke von der Universität Aberdeen geprägt worden sein soll. Genannt wird in diesem Zusammenhang auch ein Professor Gerry Potter. Nach Burke seien die Salvestrole Substanzen, die durch ein bestimmtes menschliches Enzym namens "CYP1B1" aktiviert werden und auf diese Weise Krebszellen vernichten sollen. In der wissenschaftlichen Biochemie ist der Begriff Begriff Salvestrol (oder Salvestrole) unbekannt. Burke ist auch für eine Firma "Salvestrol Natural Products Ltd" tätig.[1]

Was sollen Salvestrole sein?

Erklärungen der Befürworter des Begriffs

Die Datenbank "Medline" liefert keinen Hinweis auf die Begriffe "Salvestrol" oder "Salvestrole" in der medizinischen Fachliteratur.[2][3] Ebenso gibt es keinen Eintrag in der deutschsprachigen und der englischsprachigen Wikipedia. Nennungen von Salvestrol finden sich nur in Zeitschriften aus dem Umfeld der außerwissenschaftlichen othomolekularen Medizin, etwa im Vitalstoff-Journal - Unabhängiger Informationsdienst für Naturheilkunde und orthomolekulare Medizin[4] oder im Journal of orthomolecular medicine.

Unter dem Sammelbegriff Salvestrole werden nach Dan Burke bestimmte Bioflavonoide (Pflanzenfarbstoffe), Carboxylsäuren und so genannte Stilbene (Phytoöstrogene) und Stilbenoide (unter anderem Resveratrol) zusammengefasst. Nach Behauptungen der Verwender des Begriffs Salvestrol sollen die gemeinten Stoffgruppen zur Untergruppe der Phytoalexine gehören. Phytoalexine sind pflanzliche Abwehrstoffe, die nach einer Infektion oder mechanischen Schädigung von Pflanzen gebildet werden. Sie besitzen antimikrobielle und antivirale Eigenschaften und sollen Pflanzen auch vor Insekten schützen. Die genannten Substanzen finden sich in Gemüse, Gewürzkräutern und Obst.

Laut Burke und Potter werde "das Salevestrol-Molekül" von P450-Enzymen verstoffwechselt, um als Metabolit eine krebszellzerstörende Wirkung ohne Nebenwirkung zu entfalten.[5] Genauer gesagt wird dabei unterstellt, dass die Substanz Resveratrol (die Burke zu den Salvestrolen zählt) durch das genannte Enzym (welches nur in Tumorzellen vorkommen soll) zum Tyrosinkinase-Hemmer Piceatannol metabolisiert werde.

Cytochrom P450 1B1

In der alternativmedizinischen Literatur wird Burke auch als Entdecker des CYP1B1-Enzyms im Jahr 1990 bezeichnet. Nach Burke finde sich das CYP1B1-Enzym nur in "präkanzerösen Zellen" und in Krebszellen, nie aber in gesunden Zellen.

Cytochrom P450 1B1 ist ein in der Biologie weit verbreitetes Enzym der Cytochrom P450-Gruppe, welches durch das CYP1B1-Gen kodiert wird. Im menschlichen Körper haben die Cytochrom P450-Enzyme als Monooxygenasen (im endoplasmatischen Retikulum) die Aufgabe, bestimmte Giftstoffe und Substanzen abzubauen und somit unschädlich zu machen. Durch diese Enzyme werden insbesondere Arzneimittel oder bestimmte krebserregende Substanzen abgebaut. Gleichzeitig spielen die Enzyme eine Rolle bei der Synthese von Cholesterol und anderen Steroiden.

Mutationen des CYP1B1-Gens können zu einer bestimmten angeborenen Form des Glaukoms führen.

Salvestrol in der Alternativmedizin

Auf dem Alternativmedizinmarkt sind mehrere Produkte mit Salvestrol als Kapseln oder Creme erhältlich. Diese werden häufig zur unkonventionellen Behandlung von Krebserkrankungen beworben. In diesem Zusammenhang wird in der Produktwerbung über Salvestrol auch behauptet, dass konventionell angebaute Gemüse und Früchte durch den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln an Salvestrol verarmt seien, was zu Gesundheitsbeeinträchtigungen führe und die Zufuhr von Salvestrol erfordere. Es handelt sich bei Salvestrolprodukten jedoch nicht um Arzneimittel, sondern entweder um Nahrungsergänzungsmittel oder "functional food"-Produkte, rechtlich also Lebensmittel. Standardisierte, kontrollierte Zubereitungen und Wirknachweise sind für Nahrungsergänzungsmittel nicht vorgeschrieben. Diese gibt es nur für Arzneimittel.

Zu den Befürwortern und Bewerbern von Salvestrol als vermeintliches Heilmittel gehört eine "Research for Health Foundation" sowie Ulrich Warnke. Nach Ansicht des Physikers Warnke bewirke eine "natürliche Ernährung" aus Wildpflanzen und Tieren, denen Wildpflanzen als Nahrung dienten, eine "wirksame Tumorzell-Zerstörung"[6]. Zu den Bewerbern der Salvestrole gehört auch "Horus-Media" (Ulrich Arndt).

Ein Salvestrol-Anbieter in Deutschland ist die Firma "allesgesunde a+w gmbh" aus Emmendingen.

Weblinks

Quellennachweise

  1. Salvestrol Natural Products Ltd, Charnwood Science Centre, 103 High St, LE7 1GQ, Syston, Leicester (Leicestershire)
  2. http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed?term=salvestrol
  3. http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed?term=salvestrole
  4. http://www.vitalstoff-journal.de/wissen-fuer-sie/archiv-der-gesundheitsbriefe/gesundheitsbriefe-archiv7/was-sind-salvestrole-eine-beschreibung/
  5. G.A. Potter, D. Burke, "Salvestrols – Natural Products with Tumour Selective Activity", Journal of Orthomolecular Medicine, Vol. 21, No. 1, 2006. Volltext bei orthomolecular.org
  6. zitiert nach einer Ankündigung eines DGEIM-Seminars "Krebsgeschehen evolutionär - Ganzheitliche Behandlung und erfolgreiche Prophylaxe nach dem Vorbild der Natur (Bionik-Medizin)" am 10./11. November 2012