Urzeit-Code

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Als Urzeit Code wird eine pseudowissenschaftlich vorgetragene Methode bezeichnet, von der ihre Befürworter glauben, dass sie sich einerseits zur Ertragssteigerung in der Landwirtschaft eigne und andererseits zu einer Art Jurassic-Park-Wiedererwachen längst ausgestorbener Pflanzensorten und Tierarten eigene. Wissenschaftliche Literatur zu dieser Methode ist in Datenbanken nicht zu finden. Beachtung fand sie vor allem in Esoterikerkreisen und Esoterikzeitschriften, in Unterhaltungssendungen im Fernsehen oder in der Kent-Depesche. Meist ist die Methode mit weiteren Annahmen, Verschwörungstheorien oder Ideologien verknüpft und wird auch als mögliche ökologische Alternative zur Gentechnologie verstanden.

Als Entdecker wird ein Schweizer namens Guido Ebner angegeben, der zusammen mit einem Heinz Schürch beim Basler Chemieunternehmen Ciba-Geigy bis in die 1990er-Jahre das Verhalten von Organismen untersucht hat, die starken elektrostatischen Feldern ausgesetzt wurden. Nach dem Tod von Guido Ebner wird der Urzeit Code heute von seinem Sohn Daniel Ebner weiter propagiert.

Von Guido Ebner gibt es Patente über die Anwendung von elektrischen Feldern bei der Pflanzenzüchtung.

Behauptungen

In diversen Fernsehauftritten und auf mehreren Webseiten wird seit einiger Zeit behauptet, dass sich das Pflanzenwachstum in einem statischen Hochspannungsfeld beschleunige und dass sich in einem Hochspannungfeld Organismen und Pfanzen der Urzeit, aber auch diejenigen, die erst vor wenigen Jahren ausgestorben sind, auf geheimnisvolle Weise wieder zum Leben erweckt werden könnten.

Als Beispiel für eine derartige Erweckung wird eine Regenbogenforellenart genannt, die erfolgreich in eine angebliche "ursprüngliche Wildform" zurückverwandelt worden wäre, wie sie vor Jahrhunderten existiert habe. Eine Fischuntersuchungsstelle der Eidgenossenschaft in Bern soll angeblich vorgestellte Forellen als eine Urform der Forelle bezeichnet haben, die vor ca. 150 Jahren ausgestorben sei. Eine naturwissenschaftliche Erklärung für ihre jetzige Existenz gebe es nicht.

Ein nach der Urzeit-Code-Methode behandelter Wrumfarn sei auch erfolgreich "zurück" verwandelt worden, in eine Erscheinungsform, wir sie angeblich vor 300 Millionen existiert habe.

Methode

Den zur Verfügung stehenden Angaben kann entnommen werden, dass Forelleneier, Maiskörner oder Farnsporen einem elektrostatischen Feld von 1500 Volt/m ausgesetzt waren. Im Feld soll sich ein beschleunigtes Wachstum gezeigt haben und in einigen Fällen hätten sich die Organismen gar zu einer Art "Urform" zurückentwickelt.

Die Publicity

Als vermeintliche wissenschaftliche Sensation wurde in einer Unterhaltungssendung namens Supertreffer des Schweizerischen Fernsehens am 17. Dezember 1988 der Urzeit-Code von Show-Master Kurt Felix ganz ernsthaft vorgestellt. Felix ist dem deutschen Fernsehpublikum durch die Sendung Verstehen Sie Spaß bekannt. Gezeigt wurden in der Sendung Bilder von einer Pflanze, die elektrisch aus einer Jahrmillionen alten Urzeit als "Evolutionsrückschritt" hervorgezaubert worden sei. Aus einem normalen Wurmfarn mit seinen gefiederten Blättern sei demnach ein Hirschzungenfarn mit rund zulaufenden, zungenartigen Blättern geworden, der als ein "Urfarn" bezeichnet wurde.

Der Schweizer Journalist Luc Bürgin brachte über den Urzeit-Code ein Buch heraus. Bürgin will auch herausgefunden haben, dass an zwei deutschen Universitäten in Mainz und Freiburg die Ergebnisse von Ebner und Schürch reproduziert und bestätigt worden sein sollen. Drei Professoren sollen dazu stehen, darunter der Schweizer Nobelpreisträger Prof. Dr. Werner Arber.

Verschwörungstheorien um eine Urzeit-Code-Unterdrückung

Die angeblich einfache Methode zur vermeintlichen "Rückholung" ausgestorbener Pflanzen- und Tierarten soweie die elektrische Stimulation des Pflanzenwachstums werde laut Anhängern des Urzeit-Code angeblich von der Firma Ciba-Geigy geheim gehalten und Unterlagen unter Verschluss gehalten. Unterstellt wird dabei Ciba, dass das Verfahren mit angeblichem Ur-Getreide aus dem Elektrofeld im Vergleich zu modernen Saatgut-Züchtungen zu resistent gegenüber Schädlingen sei und daher weniger Pestizide benötige. Wissenschaftlich hätten die beiden Erfinder auch über den Urzeit-Code nicht publizieren "dürfen", daher gebe es keine seriöse Fachliteratur zum Thema und sie mussten sich "auf Druck der Bevölkerung" an das Fernsehen richten.

Tatsächlich jedoch lassen sich Einzelheiten aus den Ebner-Patenten ersehen. Ciba-Geigy veröffentlichte auch eine Pressemeldung, in der erklärt wurde, Forschungen zur Anwendung von Hochspannung bei der Pflanzenzüchtung nicht weiter zu betreiben.