Einleitung

Obwohl die pathogenetische Rolle des HI-Virus inzwischen wissenschaftlich nachgewiesen ist, gibt es eine Reihe von Einzelpersonen und Organisationen die dies als HIV-Aids-Leugner anzweifeln. Dazu gehört die Perth-Group und HEAL (Health Education Aids Liason).

Infektionen mit dem Humane Immunodeficiency Virus (HIV) sind seit Jahrzehnten ein zunehmendes Problem in unserer Gesellschaft geworden. Die durch das Virus erzeugte Erkrankung Aquired Immuno Deficiency Syndrom (AIDS) wird immer bedeutsamer und stellt einen erheblichen Kostenfaktor im Gesundheitswesen dar.

HIV-Infizierte sind verzweifelt, weil es bis heute keine das Virus eliminierende Therapie gibt. Psychosekten wie Scientology, Anhänger der Ur-Medizin nach Franz Konz und andere Psychogruppen wie auch diverse Quacksalber versuchen, diese Verzweifelten für ihre Zwecke einzuspannen. Sie verbreiten im World Wide Web und auch im Usenet Verschwörungstheorien über AIDS und auch die Behauptung, dass es kein HI-Virus gäbe oder dass es kein AIDS erzeuge. Diese wirren Theorien dienen dem Filtern potentieller Anhänger esoterisch angehauchter Irrlehren. Wer diesen Unsinn glaubt, ist auch bereit, größeren Unfug zu akzeptieren und dafür den letzten Cent auszugeben. Nachfolgend sollen einige dieser Behauptungen, die der sog. 'HEAL-Szene' zugeordnet werden können, wiederlegt werden.

In der Erklärung von Durban fassten einige Tausend Wissenschaftler im Jahre 2000 ihre Auffassung zu der Position der AIDS-Leugner wie folgt zusammen: HIV verursacht AIDS. Es ist unglücklich, dass einige wenige weiter die Beweise leugnen. Diese Position wird unzählige Menschenleben kosten.[1].

AIDS sei kein Syndrom, sondern eine Umbenennung bereits bekannter Erkrankungen

Diese These ist falsch. In Wirklichkeit führte die plötzliche und lokal begrenzte Häufung äußerst seltener Erkrankungen Anfang der achtziger Jahre zur Beschreibung des Syndroms AIDS, und nicht eine Umbenennung bekannter Erkrankungen.

Im Jahr 1981 beobachtete man in New York und Kalifornien bei jungen homosexuellen Männern, die zuvor gesund waren, eine ungewöhnliche Häufung seltener Krankheiten wie das Kaposi-Sarkom (KS) und opportunistische Infektionen wie die Pneumocystis carinii-Pneumonie (PCP) sowie eine unerklärliche, persistierende Lymphadenopathie (CDC 1981a/b und 1982a, Masur et al. 1981, Gottlieb et al. 1981, Friedman-Kien 1981). Schnell wurde festgestellt, dass alle diese Männer ein allgemeines Immundefizit gemeinsam hatten, nämlich eine Beeinträchtigung der zellulären Abwehr durch einen signifikanten Verlust von speziellen T-Helferzellen mit CD4-Marker (Gottlieb et al. 1981, Masur et al. 1981, Siegal et al. 1981, Ammann et al. 1983a). Das weit verbreitete Auftreten von KS und PCP bei jungen Menschen ohne ernsthafte Erkrankung oder vorherige immunsuppressive Therapie war zu diesem Zeitpunkt einzigartig und beispiellos. Literatursuchen, Autopsieaufzeichnungen und Tumor-Register ergaben, dass diese Erkrankungen in den USA bisher nur sehr selten vorkamen (CDC 1981b, CDC 1982b).

Das Kaposi-Sarkom, ein sehr seltener Haut-Tumor, trat bisher meist bei älteren Männern aus dem Mittelmeerraum oder bei Transplantations- und Krebspatienten auf, die immunsuppressiv behandelt worden waren (Gange and Jones 1978; Safai and Good 1981). Vor der AIDS-Epidemie lag die jährliche Inzidenz, an einem Kaposi-Sarkom zu erkranken, in den USA bei 0,02 bis 0,06 auf 100000 Einwohner (Rothman 1962a, Oettle 1962). Zudem wurde in einigen Teilen Afrikas eine wesentlich aggressivere Form des Kaposi-Sarkoms bei jüngeren Menschen beobachtet (Rothman 1962b, Safai 1984).

Im Jahr 1984 war die Wahrscheinlichkeit für unverheiratete Männer, an KS zu erkranken, mehr als 2000 Mal so hoch wie in den Jahren 1973 bis 1979 (Williams et al. 1994). Bis zum 31. Dezember 1994 wurden dem CDC 36693 Patienten mit der endgültigen Diagnose Kaposi-Sarkom gemeldet (CDC 1995).

Pneumocystis carinii-Pneumonie (PCP) ist eine Lungeninfektion, die durch einen Erreger ausgelöst wird, dem viele Menschen ausgesetzt sind, ohne jemals zu erkranken. PCP war vor 1981 bei Menschen ohne immunsuppressiver Therapie oder extremster Mangelernährung - wie beispielsweise bei europäischen Kindern nach dem zweiten Weltkrieg - extrem selten (Walzer 1990). Eine Untersuchung im Jahr 1967 erbrachte eine Anzahl von nur 107 Fällen von PCP in der medizinischen Literatur, praktisch alle unter immunsuppressiven Bedingungen (Le Clair 1969). Seit 1967 konnte die Substanz Pentamidine-Isethionate, damals die einzig empfohlene Therapiemöglichkeit für PCP, in den USA nur über das CDC bezogen werden. Dort begann man, Daten über jeden PCP-Fall im Land zu sammeln. Nach einer Auswertung aller Anforderungen für Pentamidine in den Jahren 1967 bis 1970, wurde nur ein einziger Fall von PCP gefunden, in welchem keine immunsuppressiven Bedingungen bekannt waren (Walzer et al. 1974). In der Zeit direkt vor den Anfängen von AIDS, von Januar 1976 bis Juni 1980, gab es nur eine einzige Anforderung für Pentamidine, um einen Erwachsenen mit PCP ohne Begleiterkrankung zu behandeln (CDC 1982b). Allein 1981 hingegen wurden 42 Anforderungen für Pentamidine registriert, um Patienten ohne bekannte Immunschädigung zu behandeln (CDC 1982b). Bis zum 31. Dezember 1994 wurden dem CDC 127626 Patienten mit der endgültigen Diagnose PCP gemeldet (CDC 1995).

Eine andere, sehr seltene opportunistische Erkrankung, die disseminierte Infektion mit dem Mycobacterium avium-Komplex (MAC), wurde ebenfalls sehr häufig bei den ersten AIDS-Patienten gefunden (Zakowski et al. 1982, Greene et al. 1982). Vor 1981 waren in der medizinischen Literatur lediglich 32 Fälle von disseminierter MAC-Infektion bekannt (Masur 1982). Bis zum 31. Dezember 1994 wurden dem CDC 28954 AIDS-Patienten mit der endgültigen Diagnose disseminierte MAC-Infektion gemeldet (CDC 1995).

  1. The Durban Declaration. In: Nature. 406, Nr. 6791, 2000, S. 15-6