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Die '''Gerson-Diät''' ist eine von [[Max Gerson]] entwickelte Diät, die zunächst Tuberkulose heilen können sollte, später aber auch für andere Erkrankungen wie Krebs umformuliert wurde.
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Die '''Gerson-Diät''' ist eine von [[Max Gerson]] entwickelte Diät, die zunächst Tuberkulose heilen können sollte, später aber auch auf andere Erkrankungen wie Krebs erweitert wurde.
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Tuberkulose war in der vorantibiotischen Ära und vor allem in der Nachkriegszeit des I. Weltkrieges ein erhebliches öffentliches Gesundheitsproblem. In der Weimarer Zeit starben jedes Jahr Zehntausende an Tuberkulose, weil keine wirksame Therapie zur Verfügung stand. In der Regel wurde den betroffenen Patienten, soweit dies möglich war, das infizierte Lungengewebe chirurgisch entfernt. Dieser Eingriff war Routine und durch Ferdinand Sauerbruch als dem deutschen Chirurgen, der die Thoraxchirurgie erst begründet hatte, vervollkommnet worden. Sauerbruch wurde eigenen Angaben zufolge zufällig auf Gerson aufmerksam (Sauerbruch et al. 1926). Er war sich allerdings der Vielzahl fragwürdiger Methoden im Bereich der damaligen Tuberkulosetherapie bewusst. So schrieb er: ''"Wer die unzähligen Mittel kennt, die mit großer Begeisterung in steter Folge gegen diese Seuche angepriesen worden sind, der weiß auch, wie rasch sie alle wieder vom Markte verschwanden, und wird vorsichtiger Zurückhaltung volles Verständnis entgegenbringen"'' (Sauerbruch et al. 1926).
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==Methode==
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Laut Gersons Ernährungsempfehlung sollte die Nahrung fettfrei, salzfrei und vegetarisch sein. Seine Diät sollte die Leber in ihrer [[Entgiftung]]sfunktion unterstützen.
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===Gerson-Diät gegen Tuberkulose?===
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Nicht erlaubt sind: Avocados, Beeren, nicht selbst zubereitete Getränke, Gurken, Nüsse, Pilze, Ananas, Pfeffer, und Sojabohnen. Gerson verbietet einerseits ausdrücklich Kaffee und Tee, empfiehlt aber [[Kaffeeeinlauf|Einläufe mit Kaffeezusatz]]. Empfohlen werden frisch gepresste Frucht- und Gemüsesäfte. Dazu empfahl Gerson täglich 56 mg Iod (als Lugolsche Lösung), [[ACE|getrocknete Schilddrüsenextrakte]] und Vitamin B12-Gaben. Die pflanzliche Nahrung sollte aus biologischem Anbau stammen. Verbote beziehen sich zusätzlich auf Fluor in Zahncreme und Gurgelwasser, das Haare färben (und die Dauerwelle), Dampfdruckkochtöpfe, Saftpressen, Zentrifugen oder Mixer.
Im älteren medizinischen Schrifttum der 1920er und 1930er Jahre finden sich vor allem in der Münchner Medizinischen Wochenschrift einige Artikel über die Gerson'sche Diät. In der ältesten Publikation von Sauerbruch (Berlin), Herrmannsdorfer (München) und Gerson (Bielefeld) "Über Versuche, schwere Formen der Tuberkulose durch diätetische Behandlung zu beeinflussen" (Sauerbruch et al. 1926) waren die Autoren der Auffassung, dass man durch Änderungen der Nahrungsaufnahme auf den Krankheitsverlauf einwirken könne.
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Sauerbruch entsandte zwei Mitarbeiter seiner Klinik, Dr. A. Herrmannsdorfer und Prof. Schmidt, zu Gerson nach Bielefeld, um dessen Diät zu studieren. Man kam zur Auffassung, dass sie überprüfenswert sei. Das bayerische Kultus- und das bayerische Finanzministerium waren bereit, sich finanziell an der Studie zu beteiligen. Durch die Militär-Sanitätsbehörden (Generalarzt Prof. Selling, Generaloberärzte von Heuß und Lehle) wurden Räumlichkeiten und Geräte beschafft. Das Wohlfahrtsamt der Stadt München förderte die Untersuchung ebenso. Die Ehefrau und die Tochter von Dr. Herrmannsdorfer sorgten für die Herstellung der diätetischen Kost und leiteten die Küche.
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Zusätzlich sollen vier verschiedener Einläufe (u.a. [[Kaffee-Einlauf]]) und die Einnahme von 2-3 Gläsern frischem Kalbsleberserum täglich Giftstoffe aus dem Körper [[Entgiftung|ausgeleiten]]. Weitere Kennzeichen seiner Diät sind Kochsalzarmut, massive Einschränkung von Fett, zeitweise Einschränkung von Protein und die Gabe von Kalium, Jod und Vitamin C.
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Ab März 1925 behandelten Sauerbruch, Herrmannsdorfer und Gerson eine nicht näher benannte Zahl von Tuberkulosekranken mit folgenden diätetischen Vorgaben:
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Betrachtet man Gersons Diätvorschriften näher, so ist zu erkennen, dass es sich bei seiner Methode um eine anfänglich strenge Gewichtsreduktionsdiät handelt, bei der der Patient dadurch Gewicht verliert, dass er keine Fette und Proteine zu sich nimmt. Diese Vorgehensweise ähnelt einer abgeschwächten Form der Nulldiät, wie sie beim [[Heilfasten]] benutzt wird. Flüssigkeitsverluste werden durch reichliche Flüssigkeitsaufnahme ausgeglichen und dem Elektrolytverlust wird durch Kaliumgabe entgegengewirkt, wobei der Verlust von Natrium bewusst in Kauf genommen wird.
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* Verbotene Speisen: Kochsalz, Konserven jeder Art, geräuchertes oder gewürztes Fleisch, Wurst und Schinken, Essig, Maggi, Bouillonwürfel
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==Einsatzgebiete==
* Eingeschränkt erlaubte Speisen: frisches Fleisch (bis 500 g pro Woche), Eingeweide (Bries, Hirn, Leber, Lunge, Nieren, Milz), frische Fische, Pfeffer, Liebigs Fleischextrakt, Bier ('Hellbier' oder Malzbier), Malaga, Rotwein (als Zusatz zu Speisen), Kaffee, Tee, Kakao (zum Färben der Milch)
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Gerson hatte seine Diät anfangs zur Behandlung der zu seinen Lebzeiten grassierenden Tuberkulose entwickelt. In Der Folgezeit wurde die Diät auf zahlreiche andere Indikationen ausgeweitert: Migräne, Krebs, Fibromyalgie, Arthritis und Diabetes mellitus. Derzeit wird die Gerson-Diät vor allem als sogenannte Krebsdiät angeboten.
* Erlaubte Speisen: Milch (1-1,5 Liter/Tag) in jeder Zubereitungsform, Butter, Obst jeder Art, Salat und Gemüse (nicht abgebrüht, nur frisch), rohe Presssäfte aus Gemüsen als Zusatz zu Suppen und anderen Speisen, Mehl jeder Arzt, Eier (z.B. in Majonnaise, Pudding), Reis, Zucker, Olivenöl und Schmalz, reichlich Gewürze (um den Kochsalzmangel zu verdecken)
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* Besondere Arzneien: Phosphorlebertran (45 g/Tag) und Mineralien (Kationen: Kalzium, Magnesium, Strontium, Natrium, Wismut, Aluminium; Anionen: Phosphate, Sulfate, Thiosulfate, Kieselsäure, Karbonate, Brom, Salizyl- und Milchsäure; Albumin als Bindemittel) 3-mal täglich nach dem Essen 1 gehäufter Teelöffel.
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Kernaussage dieser Diätform laut Sauerbruch et al. (1926): Kochsalzentziehung und gleichzeitige Überschwemmung des Körpers mit anderen Mineralien ist nach unserer Auffassung das Besondere dieser Ernährungsart.
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==Wirksamkeit==
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Bereits Ende der 1920er und Anfang der 1930er Jahre erfuhr Gerson Kritik aus der Ärzteschaft für seine Methode.
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Obgleich diese erste Publikation der so genannten Sauerbruch-Herrmannsdorfer-Gerson-Diät im Januar 1926 erfolgte, die laufende Diätstudie also bereits über ein halbes Jahr dauerte, teilten die Autoren keine Resultate ihrer Untersuchung mit. Es wurde zwar in diesem Artikel eine weitere Publikation angekündigt, die aber nicht erfolgte.
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Die Gabe von Mega-Dosen an Vitamin&nbsp;C, wie sie von Max Gerson propagiert wurde, ist bei Krebspatienten in fortgeschrittenem Stadium jedoch völlig wirkungslos. So gaben Creagan et al. (1979) 123&nbsp;Krebspatienten, die an verschiedenen Tumorarten litten (u.a. kolorektales Karzinom, Pankreas-, Lungen- und Magenkarzinom), randomisiert, doppelblind und placebokontrolliert 10&nbsp;g Vitamin&nbsp;C oral pro Tag, aufgeteilt in 4&nbsp;Einzeldosen und dies solange, bis die Patienten an ihrem Tumorleiden verstorben waren. Bei der Analyse der Überlebenszeitspannen zeigte sich, dass sich die Überlebenszeiten der 60&nbsp;Vitamin&nbsp;C-behandelten Patienten in keiner Weise von jenen der 63&nbsp;placebobehandelten Tumorpatienten unterschieden. Creagen et al. (1979) sprachen sich deshalb gegen die Gabe von Vitamin&nbsp;C-Megadosen bei Tumorerkrankten aus. <ref>Creagan ET, Moertel CG, O'Fallon JR, Schutt AJ, O'Connell J, Rubin J, Frytak S: Failure of high-dose vitamin C (ascorbic acid) therapy to benefit with advanced cancer. N Engl J Med, 301, 687-690, 1979)</ref>
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===Frühe Kritik in der Ärzteschaft===
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Gerson-Strauss behauptete, dass die Gerson-Diät selbst bei Krebspatienten im Endstadium in bis zu 50% der Fälle Remissionen erzeugen könne und Norman Fritz, Vizepräsident des Gerson-Institutes, wollte sogar eine Remissionsrate von 70-80% bei Patienten mit Melanomen oder metastasierendem Lungenkarzinom erreicht haben. Selbst bei Gehirntumoren sei die Remissionsrate 30% gewesen. <ref name='anon'>Anonymous: Questionable Methods of cancer management: "Nutritional" therapies. CA Cancer J Clin, 43, 309-319, 1993</ref>
Das fragwürdige Publikationsverhalten von Sauerbruch et al. (1926) gab Anlass zur Kritik. So bemängelten Prof.&nbsp;A. Baemeister und Polizei-Medizinalrat Dr.&nbsp;P. Rehfeldt (1929): ''"Die Gerson-Herrmannsdorfersche Diät zur Heilung der Tuberkulose steht augenblicklich im Vordergrund des Interesses für die Behandlung der Tuberkulose. Leider ist diese sowohl theoretisch wie praktisch noch völlig ungeklärte und in ihren Wirkungen und Folgen noch unübersehbare Behandlungsmethode aus den medizinischen Fachblättern in die gesamte populäre Presse übergegangen. Die Tageszeitungen, die illustrierten Blätter, Frauenzeitungen usw. haben ihrem Leserkreise die günstigen Wirkungen der kochsalzfreien Ernährung zur Heilung der Tuberkulose, vor allem auch der Lungentuberkulose, als bereits feststehende Tatsache gebracht und einen Optimismus bei den Kranken und ihren Angehörigen erweckt [...], der zu ernster Sorge berechtigt."''
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Baemeister und Rehfeld (1929) kritisierten vor allem die hohe Dosis an Phosphorlebertran. Die eingenommene Phosphormenge pro Tag (0,025&nbsp;g) lag um ein Vielfaches über der damals angenommenen, sicheren Höchstmenge (0,001&nbsp;g): Es handelte sich also um sehr große Mengen eines stark wirkenden Giftes, welche über Monate einem tuberkulosekranken Patienten verabreicht werden sollten.
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Diese Behauptungen, die zu Beginn der 1980er Jahre aufgestellt wurden, erschienen deshalb erstaunlich, weil bereits 1947 das National Cancer Institute Behandlungsfälle von Max Gerson nachprüfen ließ. Das New York County Medical Society Committee befragte 10&nbsp;Patienten, die die Gerson-Diät durchlaufen hatten, und konnte keinen Hinweis auf eine Wirksamkeit der von Max Gerson proklamierten Therapie finden. Das NCI prüfte sogar die 50&nbsp;Fallberichte nach, die Gerson in seinem Büchlein "A&nbsp;Cancer Therapy: Results of Fifty Cases" festgehalten hatte. Das NCI stellte fest, dass die dort mitgeteilten Berichte qualitativ so schlecht waren, dass mit ihnen keine Wirksamkeit der Gerson-Diät beweisbar war. <ref name='anon'></ref> Das hinderte weder Max Gerson noch seine Nachfolger, dieses Buch weiter als Beweis für die Wirksamkeit der Gerson-Diät zu einzusetzen. Auf der Homepage des Gerson-Institutes, das sich mittlerweile in Kalifornien befindet, wird derzeit die 6.&nbsp;Auflage für $&nbsp;19,90 angeboten.
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Wird Phosphor dem Organismus zugeführt, kann dies zu Gewichtszunahme führen. In den 1930er Jahren wurde dies gerade im Bereich der TBC-Behandlung als "Behandlungserfolg" fehlinterpretiert. Nur weil der ursprünglich abgemagerte Patient zeitweise an Gewicht zunahm, bedeutete dies noch lange keinen Heilungserfolg.
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Eine ganze Reihe von onkologischen Fachgesellschaften, nicht zuletzt auch die Schweizer Krebsliga und die Deutsche Krebsgesellschaft, warnen seit vielen Jahren vor der Nutzung solcher Tumordiäten. Das subjektive Wohlbefinden, welches die Gerson-Diät ohne Zweifel bei einer Reihe von Patienten erzeugen kann, basiert primär darauf, dass durch die Hungerdiät endogene Morphine freigesetzt werden, wie es auch bei anderen Fastenkuren der Fall ist. Ein Stimmungshoch kann nach Beendigung der Kur sogar noch ein paar Wochen anhalten. Dass man sich dabei die letzten Reserven aus dem Leibe hungert, wird sich in diesem Erkrankungsstadium kaum ein Tumorpatient eingestehen. Das Gefährliche an solchen Tumor-Diäten, die für den Patienten körperlich z.T. stark belastend sind, ist, dass man sich selbst eine Heilung einredet und sich damit mehr oder weniger effektiv für eine gewisse Zeit den Blick auf die gesundheitliche Wirklichkeit blockiert.
 
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===Deutliche Nebenwirkungen unter Gerson-Diät===
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Baemeister und Rehfeldt (1929) veröffentlichten eine umfangreiche Einzelfallbeschreibung eines 26-jährigen Akademikers, der seine hauptsächlich einseitige Lungentuberkulose 3&nbsp;Monate lang bei den Autoren hatte behandeln lassen. Danach hatte er die Gerson-Diät ausprobiert, litt bereits nach wenigen Tagen an heftigen Durchfällen und entwickelte am 11.&nbsp;Tag ein juckendes, papulöses Exanthem an Gesicht, Rumpf und Extremitäten. Dieses verschwand, als der Phosphorlebertran abgesetzt wurde. Zwei Tage später begann er wieder mit der Lebertraneinnahme und erlitt 6&nbsp;Tage später einen anaphylaktischen Schock. Daraufhin unterblieb naheliegenderweise die Lebertraneinnahme, so dass sich der Patient langsam wieder erholte. Am 6.&nbsp;Tag nach diesem schweren Ereignis war er wieder bewusstseinsklar, litt aber unter Gedächtnisstörungen. Baemeister und Rehfeldt (1929) führten diese Komplikationen auf eine kontinuierliche Phosphorvergiftung zurück. Sie meinten: ''"Zusammenfassend müssen wir mit allem Nachdruck darauf hinweisen, daß wir die angegebene Dosierung des Phosphorlebertrans - besonders auf lange Zeit hinaus gegeben - für eine ernste Gefährdung der Kranken halten und vor der Verwendung so hoher Dosen nachdrücklich warnen. Wir halten dabei den Phosphorlebertran [...] für einen bedeutsamen Faktor in der ganzen Diätbehandlung der Tuberkulose, durch dessen Wirkung eine Reihe der erzielbaren Erfolge auch ohne Diät erklärt werden können."''
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===Gerson senkt den Phosphoreintrag in der Diät===
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Aufgeschreckt durch die Kritik von Baemeister und Rehfeldt (1929) versuchte sich Gerson (1930) in Schadenbegrenzung. In dem entsprechenden Beitrag reduzierte er plötzlich die Empfehlung des Lebertrans deutlich oder verzichtete sogar vollständig darauf. Er schob die angebliche Wirksamkeit seiner Diät auf Chlorentziehung und Überschüttung mit Vitaminen und Mineralsalzen.
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Neuerlich kritisierten Baemeister und Rehfeldt (1930) Gersons Ausführungen. Sie erkannten und begrüßten korrekt, dass er nunmehr die Phosphorlebertrandosis reduziert hatte. Sie wiesen aber auch darauf hin, dass es nur der Phosphor im Lebertran war, der in hohen Dosierungen zur Gewichtszunahme und damit zur nur scheinbaren Heilung der Patienten führte. Wurde die Dosierung des Phospholebertrans reduziert, war auch die Gewichtszunahme dementsprechend niedriger. Zusätzlich kritisierten die Autoren die nur scheinbar kochsalzarme Diät von Gerson. Nachberechnungen hatten ergeben, dass nicht 1,6-2,1&nbsp;g Kochsalz täglich zugeführt würden, sondern mit 7,7&nbsp; g mehr als die dreifache Menge.
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===Gerson gerät in Fachkreisen unter Druck===
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Die Kritik an Gersons Diät nahm deutlich zu. Im Jahr 1930 distanzierten sich Sauerbruch und sein Kollege Hermannsdorfer von den Gersonschen Diätvorschriften. Dies geschah offensichtlich vor dem Hintergrund der Gesundheitsgefährdung durch den zu hohen Phosphoreintrag. Alexander (1930) meinte in diesem Zusammenhang: ''"Beim Studium der Gersonschen Veröffentlichungen kann man sich des Gefühls nicht erwehren, als wenn von einer durchgearbeiteten und bis zu Ende entwickelten Methode vorläufig keine Rede sein könne. Auf die verschiedenen Widersprüche hat schon Baemeister hingewiesen. Ich erinnere noch an die Vorschriften wegen Phosphorlebertran: Im September&nbsp;29 wird von Gerson bedingungslos dieses Mittel als regelmäßige Zugabe vorgeschrieben. Im März&nbsp;30 liest man schon, das derselbe Autor seit 1/2&nbsp;Jahr&nbsp;(!) zuerst gar keinen Lebertran gibt und dann wesentlich kleinere Dosen. Auch sonst muß man vielfach den Eindruck gewinnen, als wenn&nbsp;G. in der Diagnose und Beurteilung der Kranken nicht immer den erforderlichen kritischen Maßstab anlegte."''
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===Gerson geht nach Amerika===
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Im Jahr 1938 verließ Max Gerson Deutschland und emigrierte in die USA. Nachdem er zunächst in New York einen Zwischenstopp eingelegt hatte, gründete er in Kalifornien das Gerson Institute (Imperial Beach, California). Als Gerson 1959 starb, hatte man seine Tuberkulose-Kur in Fachkreisen längst vergessen. Sie lebte allerdings in modifizierter Form als Gerson-Diät gegen Krebs fort. Auch in dieser Form löste sie Skandale aus, wird aber immer noch im US-amerikanischen Raum und zunehmend auch von esoterisch orientierten [[Heilpraktiker]]n empfohlen. Nicht selten werden die angeblichen Erfolge der Gerson-Diät gegen Tuberkulose verfälscht dargestellt, um Tumorpatienten von der entsprechenden Krebsdiät zu überzeugen. Beide Kuren sind nachweislich wirkungslos.
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==Gerson-Diät gegen Krebs==
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Frau Gerson-Strauss behauptete beispielweise, dass der österreichische Arzt Peter Lechner herausragende Erfolge mit der Gerson-Diät bei 70&nbsp;Patienten erreicht habe, obwohl diese Patienten bereits jenseits jeglicher therapeutischen Möglichkeiten waren. Als Lechners Bericht nachgeprüft wurde, fanden sich gerade einmal 29&nbsp;Fallberichte, die allesamt konventionell behandelt worden waren, und Lechners privat veröffentlichter Bericht bot keinerlei Anhalt dafür, dass die Gerson-Diät auch nur im Ansatz erfolgreich war. <ref name='anon'></ref>
Gerson war während der Zeit des Nationalsozialismus bis zum Jahr 1938 an der Berliner [[Charité]] als Mitarbeiter von Ferdinand Sauerbruch tätig. Danach verließ er Deutschland, um zunächst in New York eine Praxis zu eröffnen und Privatpatienten zu behandeln.
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In der onkologischen [[Naturheilkunde]] wurde Gerson ab dem II.&nbsp;Weltkrieg dadurch bekannt, dass er die nach ihm benannte Gerson-Diät gegen Krebs propagierte. Diese wurde und wird immer noch jährlich von Tausenden von Patienten angewendet. Den Patienten wird eine vegetarische Gemüserohkost mit frisch gepressten Säften angeboten, wobei zusätzlich mittels vier verschiedener Einläufe (u.a. [[Kaffee-Einlauf]]) und unter Einnahme von 2-3&nbsp;Gläsern frischem Kalbsleberserum täglich Giftstoffe aus dem Körper [[Entgiftung|ausgeleitet]] werden sollen. Weitere Kennzeichen seiner Diät sind Kochsalzarmut, massive Einschränkung von Fett, zeitweise Einschränkung von Protein und die Gabe von Kalium, Jod und Vitamin&nbsp;C. Die Diät wurde aber später modifiziert. Das Kalbsleberserum hatte bei einigen Patienten zu erheblichen Gesundheitsschäden geführt und wurde in der Folge durch Karottensaft ersetzt (Weizmann 1998).
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Bisher gibt es keine einzige Studie der Gerson-Klinik bzw. des Gerson-Institutes, in der glaubwürdig eine Langzeituntersuchung der behandelten Patienten durchgeführt wurde und dies trotz der Tatsache, dass es die Diät bereits seit den 1940er Jahren gibt. Norman Fritz, Leiter des Gerson-Institutes, begründete dies bereits 1986 damit, dass Follow-ups zu teuer seien und die dafür notwendige Arbeitsleistung nicht bereit gestellt werden könne. Zwar kündigte im Jahre 1987 ein Vertreter des Gerson-Institutes (G.&nbsp;Hildenbrand) im Newsletter der Klinik eine 10-Jahres-Studie bei 4.000&nbsp;Patienten an, <ref name='anon'></ref> aber mittlerweile sind 13&nbsp;Jahre verstrichen und bisher findet gibt es keine Veröffentlichungen über diese umfangreiche Studie in der medizinischen Fachpresse.
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Betrachtet man Gersons Diätvorschriften näher, so ist zu erkennen, dass es sich bei seiner Methode um eine anfänglich strenge Gewichtsreduktionsdiät handelt, bei der der Patient dadurch Gewicht verliert, dass er keine Fette und Proteine zu sich nimmt. Diese Vorgehensweise ähnelt einer abgeschwächten Form der Nulldiät, wie sie beim Heilfasten benutzt wird. Flüssigkeitsverluste werden durch reichliche Flüssigkeitsaufnahme ausgeglichen und dem Elektrolytverlust wird durch Kaliumgabe entgegengewirkt, wobei der Verlust von Natrium bewusst in Kauf genommen wird.
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==Die Gerson-Studie==
 
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In einer von der Gerson Research Organization, San Diago (Kalifornien/USA) veröffentlichten Studie wurde über die 5-Jahres-Überlebensraten von Hautkrebspatienten berichtet, die neben der Gerson-Diät u.a. auch Kaffee-Einläufe erhalten hatten. Die Mortalitätsraten 5&nbsp;Jahre nach Diagnosestellung der Gerson-Studie zeigt die folgende Aufstellung im Vergleich zu Überlebensraten eines 4.000-köpfigen Kollektivs. <ref>DeVita VT, Hellman S, Rosenberg SA: The Principles of Oncology. Lippincott-Raven Publ., Philadelphia, USA, 5. Ed., S.1957-1958, 1997</ref>
Die Gabe von Mega-Dosen an Vitamin&nbsp;C, wie sie von Max Gerson propagiert wurde, ist bei Krebspatienten in fortgeschrittenem Stadium jedoch völlig wirkungslos. So gaben Creagan et al. (1979) 123&nbsp;Krebspatienten, die an verschiedenen Tumorarten litten (u.a. kolorektales Karzinom, Pankreas-, Lungen- und Magenkarzinom), randomisiert, doppelblind und placebokontrolliert 10&nbsp;g Vitamin&nbsp;C oral pro Tag, aufgeteilt in 4&nbsp;Einzeldosen und dies solange, bis die Patienten an ihrem Tumorleiden verstorben waren. Bei der Analyse der Überlebenszeitspannen zeigte sich, dass sich die Überlebenszeiten der 60&nbsp;Vitamin&nbsp;C-behandelten Patienten in keiner Weise von jenen der 63&nbsp;placebobehandelten Tumorpatienten unterschieden. Creagen et al. (1979) sprachen sich deshalb gegen die Gabe von Vitamin&nbsp;C-Megadosen bei Tumorerkrankten aus.
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===Die Therapie bleibt in der Familie===
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Als Dr.&nbsp;Gerson 1959 starb, übernahm seine Tochter, die Ärztin Charlotte Gerson-Strauss, seine Therapie und propagierte diese u.a. im Hospital de Baja California - einem umgebauten Motel im mexikanischen Tijuana.
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Tijuana liegt sehr nahe an der Grenze zu den USA und entwickelte sich auf Grund der laxen Rechtsvorschriften und miserablen Kontrollinstanzen des Gesundheitsbereichs in Mexiko, dessen Polizei- und Justizapparat zudem nicht selten korrupt ist, zu einem El&nbsp;Dorado für Anbieter fragwürdiger Therapieverfahren.
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Gerson-Strauss verlangte für ihre Saft- und Einlauf-Kur von Krebspatienten bis zu 4.000&nbsp;US-Dollar pro Behandlungswoche. Dabei mussten die Patienten bei Aufnahme in die Klinik ein Formular unterschreiben, dass das propagierte Verfahren keinerlei Anspruch auf Wirksamkeit, auch nicht bei Krebs, erhebe (Anonymous 1993).
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===Behauptungen der therapeutischen Wirkungen halten keiner Prüfung stand===
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Gerson-Strauss behauptete, dass die Gerson-Diät selbst bei Krebspatienten im Endstadium in bis zu 50% der Fälle Remissionen erzeugen könne und Norman Fritz, Vizepräsident des Gerson-Institutes, wollte sogar eine Remissionsrate von 70-80% bei Patienten mit Melanomen oder metastasierendem Lungenkarzinom erreicht haben. Selbst bei Gehirntumoren sei die Remissionsrate 30% gewesen (Anonymous 1993).
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Diese Behauptungen, die zu Beginn der 1980er Jahre aufgestellt wurden, erschienen deshalb erstaunlich, weil bereits 1947 das National Cancer Institute Behandlungsfälle von Max Gerson nachprüfen ließ. Das New York County Medical Society Committee befragte 10&nbsp;Patienten, die die Gerson-Diät durchlaufen hatten, und konnte keinen Hinweis auf eine Wirksamkeit der von Max Gerson proklamierten Therapie finden. Das NCI prüfte sogar die 50&nbsp;Fallberichte nach, die Gerson in seinem Büchlein "A&nbsp;Cancer Therapy: Results of Fifty Cases" festgehalten hatte, welches auch in deutscher Sprache verkauft wird. Das NCI stellte fest, dass die dort mitgeteilten Berichte qualitativ so schlecht waren, dass mit ihnen keine Wirksamkeit der Gerson-Diät beweisbar war (Anonymous 1993). Das hinderte weder Max Gerson noch seine Nachfolger, dieses Buch weiter als Beweis für die Wirksamkeit der Gerson-Diät zu einzusetzen. Auf der Homepage des Gerson-Institutes, das sich mittlerweile in Kalifornien befindet, wird derzeit die 6.&nbsp;Auflage für $&nbsp;19,90 angeboten.
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Das Ungemach, das das National Cancer Institute der Gerson-Diät Anfang der 1950er Jahre bereitete, sprach sich sogar in der damaligen deutschen Naturheilkundeszene herum. Schon im ersten Band der Zeitschrift Erfahrungsheilkunde war 1951 Folgendes zu lesen: ''"Im Jahre 1945 und 1949 veröffentlichte Gerson in medizinischen Zeitschriften Arbeiten über eine Kombination seiner Rohkostdiät mit Chemotherapie, womit er Krebsfälle geheilt habe. Diese Angaben, die Gerson offensichtlich in gutem Glauben gemacht hat, da unter seiner Behandlung die Schmerzen der Patienten nachließen und manche Patienten sich viel besser und kräftiger fühlten, konnten nicht belegt werden und haben eine wohlbegründete Kritik hervorgerufen, die, wie in solchen Fällen üblich, mit großer Bitterkeit vermischt war."'' (Erfahrungsheilkunde 1951/52). In späteren Bänden dieser der [[Alternativmedizin]] zugewandten Zeitschrift findet die Gerson-Diät seit dieser Zeit keine Erwähnung mehr. Dies mag auch daran liegen, dass Diättherapien bei Krebspatienten eine vergleichsweise untergeordnete Rolle spielen. Die US-Professorin Barrie Cassileth befragte im Jahre 1984 insgesamt 660 Krebspatienten hinsichtlich der Häufigkeit der Nutzung paramedizinischer Verfahren. Nicht einmal 10% von ihnen (n=63) gaben an, diätetische Maßnahmen zusätzlich zur konventionellen Therapie zu nutzen (Cassileth et al. 1984).
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===Nachprüfungen zeigen, dass die Diät erfolglos und gefährlich ist===
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Frau Gerson-Strauss behauptete beispielweise, dass der österreichische Arzt Peter Lechner herausragende Erfolge mit der Gerson-Diät bei 70&nbsp;Patienten erreicht habe, obwohl diese Patienten bereits jenseits jeglicher therapeutischen Möglichkeiten waren. Als Lechners Bericht nachgeprüft wurde, fanden sich gerade einmal 29&nbsp;Fallberichte, die allesamt konventionell behandelt worden waren, und Lechners privat veröffentlichter Bericht bot keinerlei Anhalt dafür, dass die Gerson-Diät auch nur im Ansatz erfolgreich war (Anonymous 1993).
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Im Jahre 1989 besichtigte ein Team britischer Forscher die Gerson-Klinik, um sich die Erfolge der Klinik anzusehen und psychologische Untersuchungen durchzuführen. Die Ärzte stellten fest, dass sich die Patienten nach der Diät zwar subjektiv besser fühlten, aber es war ebenso offensichtlich, dass in keinem Fall eine Verbesserung des objektiven Befundes vorhanden war.
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Bisher gibt es keine einzige Studie der Gerson-Klinik bzw. des Gerson-Institutes, in der glaubwürdig eine Langzeituntersuchung der behandelten Patienten durchgeführt wurde und dies trotz der Tatsache, dass es die Diät bereits seit den 1940er Jahren gibt. Norman Fritz, Leiter des Gerson-Institutes, begründete dies bereits 1986 damit, dass Follow-ups zu teuer seien und die dafür notwendige Arbeitsleistung nicht bereit gestellt werden könne. Zwar kündigte im Jahre 1987 ein Vertreter des Gerson-Institutes (G.&nbsp;Hildenbrand) im Newsletter der Klinik eine 10-Jahres-Studie bei 4.000&nbsp;Patienten an (Anonymous 1993), aber mittlerweile sind 13&nbsp;Jahre verstrichen und bisher findet gibt es keine Veröffentlichungen über diese umfangreiche Studie in der medizinischen Fachpresse.
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===Gerson-Klinik propagiert Wirksamkeit der Diät bei Melanom-Patienten===
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In einer von der Gerson Research Organization, San Diago (Kalifornien/USA) veröffentlichten Studie wurde über die 5-Jahres-Überlebensraten von Hautkrebspatienten berichtet, die neben der Gerson-Diät u.a. auch Kaffee-Einläufe erhalten hatten. Die Mortalitätsraten 5&nbsp;Jahre nach Diagnosestellung der Gerson-Studie zeigt die folgende Aufstellung im Vergleich zu Überlebensraten eines 4.000-köpfigen Kollektivs (DeVita et al. 1997).
      
* Gerson-Studie: im Stadium IA (Clark II; Tumordicke n. Breslow bis 0,75&nbsp;mm) war von 4&nbsp;Pat. nach 5&nbsp;Jahren keiner verstorben (= 0% Mortalitätsrate). Fachliteratur: Die 10-Jahres-Überlebensrate liegt bei solchen Melanomen in der Regel bei 90-95%.
 
* Gerson-Studie: im Stadium IA (Clark II; Tumordicke n. Breslow bis 0,75&nbsp;mm) war von 4&nbsp;Pat. nach 5&nbsp;Jahren keiner verstorben (= 0% Mortalitätsrate). Fachliteratur: Die 10-Jahres-Überlebensrate liegt bei solchen Melanomen in der Regel bei 90-95%.
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* Gerson-Studie: im Stadium IVA/B (großer Lokaltumor mit Lymphknotenbefall und ausgedehnten Fernmetastasen) waren von 104&nbsp;Pat. (18&nbsp;im Stadium IVA - davon 11&nbsp;verstorben; 86&nbsp;im Stadium IVB, davon alle verstorben) nach 5&nbsp;Jahren 97&nbsp;verstorben (93,2% Mortalitätsrate). Fachliteratur: Die 5-Jahres-Überlebensrate bei Patienten im Stadium IVB liegt bei 2%.
 
* Gerson-Studie: im Stadium IVA/B (großer Lokaltumor mit Lymphknotenbefall und ausgedehnten Fernmetastasen) waren von 104&nbsp;Pat. (18&nbsp;im Stadium IVA - davon 11&nbsp;verstorben; 86&nbsp;im Stadium IVB, davon alle verstorben) nach 5&nbsp;Jahren 97&nbsp;verstorben (93,2% Mortalitätsrate). Fachliteratur: Die 5-Jahres-Überlebensrate bei Patienten im Stadium IVB liegt bei 2%.
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Über eine nicht nach Gerson behandelte Patientengruppe, die als Kontrollgruppe hätte fungieren können, wurde in der Studie nicht berichtet. Die Autoren (Hildenbrand et al. 1995) suchten lediglich Überlebensraten aus Vergleichsstudien und kamen zu der Überzeugung, dass ihre Behandlungserfolge - gemessen an der Überlebensrate - besser seien als jene konventioneller Behandlungsmethoden.
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Über eine nicht nach Gerson behandelte Patientengruppe, die als Kontrollgruppe hätte fungieren können, wurde in der Studie nicht berichtet. Die Autoren suchten lediglich Überlebensraten aus Vergleichsstudien und kamen zu der Überzeugung, dass ihre Behandlungserfolge - gemessen an der Überlebensrate - besser seien als jene konventioneller Behandlungsmethoden. <ref>Hildenbrand GL, Hildenbrand LC, Bradford K, Cavin SW: Five-year survival rates of melanoma patients treated by diet therapy after the manner of Gerson: a retrospective review. Altern Ther Health Med, 1, 29-37, 1995</ref>
    
Diese Einschätzung ist jedoch fragwürdig, da in der gesamten Studie nicht darauf eingegangen wird, wie die Patienten nun tatsächlich behandelt wurden. Weder wird erwähnt, ob die Patienten konventionell onkologisch therapiert wurden, noch wurde berichtet, wie genau die Tumordiagnose gesichert wurde. Da die Autoren über 14&nbsp;Patienten berichten, die sie nach Studienbeginn aus der Bewertung ausschlossen (drei davon, weil es sich bei der Erkrankung nicht um ein malignes Melanom gehandelt hatte!), ist unklar, ob die Diagnose wirklich professionell gestellt worden war.
 
Diese Einschätzung ist jedoch fragwürdig, da in der gesamten Studie nicht darauf eingegangen wird, wie die Patienten nun tatsächlich behandelt wurden. Weder wird erwähnt, ob die Patienten konventionell onkologisch therapiert wurden, noch wurde berichtet, wie genau die Tumordiagnose gesichert wurde. Da die Autoren über 14&nbsp;Patienten berichten, die sie nach Studienbeginn aus der Bewertung ausschlossen (drei davon, weil es sich bei der Erkrankung nicht um ein malignes Melanom gehandelt hatte!), ist unklar, ob die Diagnose wirklich professionell gestellt worden war.
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Die Gerson-Studie ist eine kaum verwertbare Quelle, weil die Überlebensraten von Melanompatienten von verschiedenen Faktoren abhängen: Der möglichst frühzeitigen Entdeckung des Tumors, der gleichzeitig noch möglichst flach, einen geringen Durchmesser und nicht in die tieferen Hautschichten eingedrungen sein sollte. Nur dann sind die 5- und 10-Jahresüberlebensraten gut. Da bereits kleine Unterschiede in der Tumorgröße bei Diagnosestellung einen erheblichen Einfluss auf die Prognose des Patienten haben, muss gerade bei solchen Studien strikt auf exakte Dokumentation, histologische Untersuchung und Größenbestimmung des Tumors geachtet werden. Sich - wie die Autoren der Gerson-Studie - bei der Überlebenszeitanalyse auf Fallzahlen von 4&nbsp;(Stadium IA), 7&nbsp;(Stadium IB) oder 18&nbsp;(Stadium IVA) zu beschränken, ist deshalb fragwürdig, weil diese Patientenzahlen für eine statistische Überlebenszeitanalyse viel zu niedrig sind. Den nicht im onkologischen Fach bewanderten Leser mögen zwar die scheinbar besseren Überlebensraten der nach Gerson behandelten Patienten beeindrucken, jedoch ist dies ein Analogieschluss auf der Basis einer viel zu kleinen Untersuchungsgruppe, die zudem extrem ungleich verteilt war.
 
Die Gerson-Studie ist eine kaum verwertbare Quelle, weil die Überlebensraten von Melanompatienten von verschiedenen Faktoren abhängen: Der möglichst frühzeitigen Entdeckung des Tumors, der gleichzeitig noch möglichst flach, einen geringen Durchmesser und nicht in die tieferen Hautschichten eingedrungen sein sollte. Nur dann sind die 5- und 10-Jahresüberlebensraten gut. Da bereits kleine Unterschiede in der Tumorgröße bei Diagnosestellung einen erheblichen Einfluss auf die Prognose des Patienten haben, muss gerade bei solchen Studien strikt auf exakte Dokumentation, histologische Untersuchung und Größenbestimmung des Tumors geachtet werden. Sich - wie die Autoren der Gerson-Studie - bei der Überlebenszeitanalyse auf Fallzahlen von 4&nbsp;(Stadium IA), 7&nbsp;(Stadium IB) oder 18&nbsp;(Stadium IVA) zu beschränken, ist deshalb fragwürdig, weil diese Patientenzahlen für eine statistische Überlebenszeitanalyse viel zu niedrig sind. Den nicht im onkologischen Fach bewanderten Leser mögen zwar die scheinbar besseren Überlebensraten der nach Gerson behandelten Patienten beeindrucken, jedoch ist dies ein Analogieschluss auf der Basis einer viel zu kleinen Untersuchungsgruppe, die zudem extrem ungleich verteilt war.
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===Gerson-Therapie verursacht Natriummangelzustände, Sepsis und Todesfälle===
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===Nebenwirkungen===
In verschiedenen Krankenhäusern in San Diego wurden in der Zeit von 1980-1986 13&nbsp;Patienten eingeliefert, die eine Gerson-Behandlung durchlaufen hatten. Sie wiesen eine massive bakterielle Infektion (Sepsis) mit dem Erreger Campylobacter fetus auf, was darauf zurückzuführen war, dass Gerson-Therapeuten den Patienten Injektionen mit unsterilen Lösungen in die Leber appliziert hatten. Keiner der 13&nbsp;Patienten war bei Einlieferung krebsfrei gewesen. Ein Patient starb innerhalb einer Woche nach Aufnahme an seinem Krebsleiden. Fünf weitere Patienten wurden in komatösem Zustand eingeliefert, der u.a. auf massiven Natriummangel zurückgeführt werden konnte. In anderen Fallberichten wurde über massive Infektionen und Todesfälle auf Grund von Elektrolytverschiebungen berichtet, die sich bei Patienten ereignet hatten, die Gerson'sche Kaffee-Einläufe erhalten hatten (Istre et al. 1982, Eisele und Reay 1980).
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In verschiedenen Krankenhäusern in San Diego wurden in der Zeit von 1980-1986 13&nbsp;Patienten eingeliefert, die eine Gerson-Behandlung durchlaufen hatten. Sie wiesen eine massive bakterielle Infektion (Sepsis) mit dem Erreger Campylobacter fetus auf, was darauf zurückzuführen war, dass Gerson-Therapeuten den Patienten Injektionen mit unsterilen Lösungen in die Leber appliziert hatten. Keiner der 13&nbsp;Patienten war bei Einlieferung krebsfrei gewesen. Ein Patient starb innerhalb einer Woche nach Aufnahme an seinem Krebsleiden. Fünf weitere Patienten wurden in komatösem Zustand eingeliefert, der u.a. auf massiven Natriummangel zurückgeführt werden konnte. In anderen Fallberichten wurde über massive Infektionen und Todesfälle auf Grund von Elektrolytverschiebungen berichtet, die sich bei Patienten ereignet hatten, die Gerson'sche Kaffee-Einläufe erhalten hatten. <ref>Istre GR, Kreis K, Hopkins RS: An outbreak of amebiasis spread by colonic irrigation at a chiropractic clinic. N Engl J Med, 307, 339-342, 1982</ref>
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==Gersons Institute im Internet==
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==Marketing==
 
Das Gerson-Institute hat eine Präsenz im Internet und zwar unter den Adressen www.gerson.com und www.gerson.org. Besucht man die Seiten, erkennt man schnell, dass die Standardargumentation primär auf zwei Faktoren basiert: der Verleumdung konventioneller Behandlungsmethoden und der unkritischen Überhöhung des Übervaters Max Gerson. Verstärkt wird dies durch eine Hauszeitung (Healing Online). Natürlich finden sich auch ein paar Wundergeheilte auf der Seite, deren Krankengeschichten aber so knapp sind, dass man aus ihnen nichts Relevantes hinsichtlich der Wirksamkeitsbeurteilung entnehmen kann.
 
Das Gerson-Institute hat eine Präsenz im Internet und zwar unter den Adressen www.gerson.com und www.gerson.org. Besucht man die Seiten, erkennt man schnell, dass die Standardargumentation primär auf zwei Faktoren basiert: der Verleumdung konventioneller Behandlungsmethoden und der unkritischen Überhöhung des Übervaters Max Gerson. Verstärkt wird dies durch eine Hauszeitung (Healing Online). Natürlich finden sich auch ein paar Wundergeheilte auf der Seite, deren Krankengeschichten aber so knapp sind, dass man aus ihnen nichts Relevantes hinsichtlich der Wirksamkeitsbeurteilung entnehmen kann.
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==Von der Gerson-Diät wird abgeraten==
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Eine ganze Reihe von onkologischen Fachgesellschaften, nicht zuletzt auch die Schweizer Krebsliga und die Deutsche Krebsgesellschaft, warnen seit vielen Jahren vor der Nutzung solcher Tumordiäten. Das subjektive Wohlbefinden, welches die Gerson-Diät ohne Zweifel bei einer Reihe von Patienten erzeugen kann, basiert primär darauf, dass durch die Hungerdiät endogene Morphine freigesetzt werden, wie es auch bei anderen Fastenkuren der Fall ist. Ein Stimmungshoch kann nach Beendigung der Kur sogar noch ein paar Wochen anhalten. Dass man sich dabei die letzten Reserven aus dem Leibe hungert, wird sich in diesem Erkrankungsstadium kaum ein Tumorpatient eingestehen. Das Gefährliche an solchen Tumor-Diäten, die für den Patienten körperlich z.T. stark belastend sind, ist, dass man sich selbst eine Heilung einredet und sich damit mehr oder weniger effektiv für eine gewisse Zeit den Blick auf die gesundheitliche Wirklichkeit blockiert.
      
==Quellennachweise==
 
==Quellennachweise==
* Baemeister A, Rehfeldt P: Phosphorlebertran und die Gerson-Herrmannsdorfersche Diät zur Heilung der Tuberkulose. Münch Med Wschr, Nr.49, 2050-2053, 1929
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<references/>
* Gerson M: Phosphorlebertran und die Gerson-Herrmannsdorfersche Diät zur Heilung der Tuberkulose. Münch Med Wschr, Nr.12, 478-480, 1930
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* Sauerbruch F, Herrmannsdorfer A, Gerson M: Über Versuche, schwere Formen der Tuberkulose durch diätetische Behandlung zu beeinflussen. Münch Med Wschr, 73(2), 47-51, 1926
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* Anonymous: Questionable Methods of cancer management: "Nutritional" therapies. CA Cancer J Clin, 43, 309-319, 1993
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* Cassileth BR, Lusk EJ, Strouse TB, Bodenheimer BJ: Contemporary unorthodox treatments in cancer medicine. Annals Internal Med, 101, 105-112, 1984
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* Creagan ET, Moertel CG, O'Fallon JR, Schutt AJ, O'Connell J, Rubin J, Frytak S: Failure of high-dose vitamin C (ascorbic acid) therapy to benefit with advanced cancer. N Engl J Med, 301, 687-690, 1979)
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* DeVita VT, Hellman S, Rosenberg SA: The Principles of Oncology. Lippincott-Raven Publ., Philadelphia, USA, 5. Ed., S.1957-1958, 1997
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* Eisele JW, Reay DT: Deaths related to coffee enemas. JAMA, 244, 1608-1609, 1980
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* Erfahrungsheilkunde: Kabinett der offenbaren und geheimen Heilmeister. Gerson, der Diät-Reformer. Erfahrungsheilkunde, Band 1, 407, 1951/52
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* Hildenbrand GL, Hildenbrand LC, Bradford K, Cavin SW: Five-year survival rates of melanoma patients treated by diet therapy after the manner of Gerson: a retrospective review. Altern Ther Health Med, 1, 29-37, 1995
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* Istre GR, Kreis K, Hopkins RS: An outbreak of amebiasis spread by colonic irrigation at a chiropractic clinic. N Engl J Med, 307, 339-342, 1982
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* Weizmann S: Alternative nutritional cancer therapies. Int J Cancer, Suppl.11, 69-72, 1998
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{{Paralex}}
      
[[category:Krebsdiät]]
 
[[category:Krebsdiät]]
 
[[category:Therapie in der Pseudomedizin]]
 
[[category:Therapie in der Pseudomedizin]]
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