Magnetische Wasserenthärtung: Unterschied zwischen den Versionen
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− | Aktuell (Stand 2012) gibt es für die "magnetische Wasserenthärtung" keinen wissenschaftlichen Nachweis der Wirksamkeit. Zum Thema liegt im deutschsprachigen Raum lediglich eine einzige Dissertation an der ETH Zuürich aus dem Jahre 1998 vor.<ref>Dr. Regula Müller, ETH Zürich, 1998 (Diss. ETH No. 12644)</ref> | + | Aktuell (Stand 2012) gibt es für die "magnetische Wasserenthärtung" keinen wissenschaftlichen Nachweis der Wirksamkeit. Insbesondere kann als gesichert angesehen werden, dass durch Massnahmen einer magnetischen Wasserenthärtung die für die Wasserhärte massgeblichen gelösten Kalzium- oder Magnesiumionen in unveränderter Konzentration im behandelten Wasser verbleiben. |
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+ | Zum Thema liegt im deutschsprachigen Raum lediglich eine einzige Dissertation an der ETH Zuürich aus dem Jahre 1998 vor.<ref>Dr. Regula Müller, ETH Zürich, 1998 (Diss. ETH No. 12644)</ref> | ||
==Wasserhärte== | ==Wasserhärte== |
Version vom 9. Dezember 2012, 13:59 Uhr
Unter dem Begriff Magnetische Wasserenthärtung werden Geräte angeboten, die an der Wasserleitung befestigt oder in die Leitung eingefügt werden und mittels magnetischer Felder das Leitungswasser enthärten sollen. Vom Prinzip her handelt es sich um den Versuch eine physikalische Wasserenthärtung zu realisieren, da keine Substanzen oder Filter zur Wasserenthärtung zum Einsatz kommen.
Zu unterscheiden sind einerseits Vorrichtungen die magnetische Wechselfelder erzeugen und Vorrichtungen mit Dauermagneten. Darüber hinaus gibt es auch Geräte, die eine elektrische Wechselspannung über ein stromloses Kabel kapazitiv an Wasserleitungen ankoppeln. In diesen Fällen werden jedoch keine nennenswerten Magnetfelder erzeugt.
Aktuell (Stand 2012) gibt es für die "magnetische Wasserenthärtung" keinen wissenschaftlichen Nachweis der Wirksamkeit. Insbesondere kann als gesichert angesehen werden, dass durch Massnahmen einer magnetischen Wasserenthärtung die für die Wasserhärte massgeblichen gelösten Kalzium- oder Magnesiumionen in unveränderter Konzentration im behandelten Wasser verbleiben.
Zum Thema liegt im deutschsprachigen Raum lediglich eine einzige Dissertation an der ETH Zuürich aus dem Jahre 1998 vor.[1]
Wasserhärte
Unter Wasserhärte wird die Konzentration von Kalzium- und Magnesium-Ionen verstanden. Je höher deren Anteil, desto härter ist das Wasser. Kalzium und Magnesium werden deshalb auch als Härtebildner bezeichnet. Ihr Vorhandensein bestimmt die "Gesamthärte". Ein deutscher Härtegrad (1° dH) entspricht 10 mg Kalziumoxid oder 7,19 mg Magnesiumoxid pro Liter Wasser.[2] Da Kalzium- und Magnesiumsalze meist schwer löslich sind, fallen sie auch leicht aus und bilden Ablagerungen in Rohrleitungen u.ä. Der Ablagerungsprozess ist abhängig vom Gehalt an Kohlendioxid im Wasser, das als Kohlensäure gelöst vorliegt. Kohlensäure kann den Kalk lösen. Je mehr Kohlensäure im Wasser enthalten ist, desto mehr Kalk wird gelöst. Das Ganze ist temperaturabhängig, je wärmer das Wasser ist, desto weniger Kohlendioxid wird gelöst. Darum bildet sich auch in Warmwasserbehältern und -leitungen wie Boilern und Kesseln der so genannte Kesselstein, also Kalk.
Bauformen
Permanentmagnete zur Wasserenthärtung
Ein Produkt, das mit Permanentmagneten die Wasserhärte beeinflussen soll, ist der "Aqua Power Kalkmagnet", der von aussen in der Nähe von Wasserleitungen angebracht werden soll. Die Permanentmagnete sollen eine "Umformung der Kalkkristalle im Wasser" durch "Umstrukturierung" bewirken. Allerdings betont der Hersteller AQUA POWER Wasservitalisierungsgeräte GmbH[5] gleichzeitig: ..Die dargestellten Wirkungen des Produktes können zurzeit aufgrund der allgemein anerkannten naturwissenschaftlichen Methoden und Meinungen noch nicht nachgewiesen werden. Die Erkenntnisse beruhen auf alternativen Konzepten und Berichten zufriedener Anwender..
Permanentmagnete zum Einlegen in Geräte und Gefäße
Hierbei handelt es sich um Magnete mit einer Umhüllung aus Kunststoff, die beispielsweise in die Kaffeemaschine oder den Spülkasten der Toilette gelegt werden. Eine Magnetkugel, die mit der Wäsche in die Trommel der Waschmaschine gegeben wird, soll dabei nicht nur Kalbablagerungen verhindern, sondern auch 50% Waschmittel sparen (siehe auch Waschmagnet). Solche Produkte sind teilweise für unter 10 Euro erhältlich.
Außen an der Wasserleitung anzubringende Geräte
Solche Produkte werden mit Schellen am Leitungsrohr befestigt. Die Leitung muss also nicht aufgetrennt werden. Es gibt Geräte mit Permanentmagneten und mit Elektromagneten, letztere benötigen einen Stromanschluss und verbrauchen Energie. Teilweise werden auch magnetische Wechselfelder erzeugt.
Eine Firma Hydropath Ltd. aus Watford bei London bietet ein Gerät an, dass ein Magnetfeld mit einer relativ hohen Frequenz von 200 kHz erzeugt. Entgegen anderen magnetischen Kalkschutzprodukten, die von Hydropath als wirkungslos dargestellt werden, würden so Radiowellen in die Leitung übertragen und dadurch "im ganzen Rohrleitungsnetz pulsierend wirksam".[6]
Fluid-Magnetics ist ein auch als "Wassermagnet" bezeichnetes Produkt (280 Euro), das von der Firma Baukontrol[7] aus Eppingen-Mühlbach angeboten wird und Hartferritmagnete enthalten soll. Es wird in der Nähe einer Trinkwasserrohrleitung angebracht und soll durch seine "physikalische Wasserbehandlung" Wunderwirkungen entfalten. Demnach komme es zu einer "physikalischen Aufbereitung" von Trinkwasser, die eine Veränderung von Kalkstrukturen mit sich bringe, sodass Kalk an der Innenseite von Wasserrohren ins Wasser abgegeben werde. Behandeltes Wasser hinterlasse aber auch keine Kalkflecken beim Reinigen mehr und beim Wäschewaschen werde weniger Waschmittel verbraucht, da sich ihr Pulver im Wasser besser löst. Baukontrol biet zudem auch Produkte zur esoterischen Mauertrockenlegung an. Überraschenderweise empfiehlt Baukontrol den Kunden ihres "AntiLegionell-Systems" zur Verhinderung einer Legionellose (Legionärskrankheit) nicht das eigene "Fluid-Magnetice" zur Verhinderung von Kalkablagerungen, sondern die Anwendung von Essigwasser: Wir empfehlen bei sehr kalkhaltigem Wasser ANTILegionell einmal jährlich in Zitronensäure-Lösung oder in Essigwasser zu entkalken (ca. 3-5 Stunden einwirken lassen)[8]
Durchflussgeräte
Zum Einsatz dieser Geräte muss die Wasserleitung aufgetrennt werden. Meist handelt es sich um Edelstahlgehäuse, die mit Schraubanschlüssen für die gängigen Rohrdurchmesser erhältlich sind. Auch hier gibt es Ausführungen mit Permanentmagneten, die keinen Netzanschluss benötigen, und solche mit Elektromagneten.
Geräte mit elektrischen statt magnetischen Feldern
Zu den magnetischen Wasserenthärtern werden fälschlich oft Geräte gezählt, die ein schwaches elektrisches Wechselfeld mit einer Frequenz von einigen kHz erzeugen und dazu kapazitiv an die Wasserleitung gekoppelt werden (z.B. Kalk Max). Da dies mit "Spulen" geschieht, d.h. mit Draht, der auf einigen cm Länge außen um die Leitung gewickelt wird, kann der Eindruck entstehen, dass hier Elektromagnetismus eine Rolle spielt. Zumindest bei Leitungen aus Metall kann so aber überhaupt kein elektrisches Feld im Innern der Leitung erzeugt werden; etwaige Erklärungen zur Wirkung des Feldes auf das Wasser sind damit hinfällig.
Systeme auf der Basis von elektrischen Feldern gibt es ebenfalls als Durchflussgeräte ("Impulstechnik", z.B. Watercat OCX) und auch in Kombination mit Magneten (z.B. Watercat OCS).
Werbeaussagen und behauptete Wirkungsweise
Magnetische Wasserenthärter werden mit verschiedenen Versprechungen angeboten. Das sind besonders: einfachste Montage, keine oder geringe Energiekosten, lange Funktionsgarantie, kein Zusatz von Chemikalien, Umweltfreundlichkeit usw. Oft heißt es auch, nicht nur die Neubildung von Kalkablagerungen werde verhindert, sondern schon vorhandene werde mit der Zeit abgebaut. Nachdem dies erfolgt sei, bilde sich, so ein Hersteller, an der Rohrwandung "eine Schutzschicht aus den im Wasser befindlichen Mineralien".
Die Hersteller behaupten, dass beim Vorbeifließen des Wassers an den Magneten der Geräte die "Struktur" des Wassers oder der darin gelösten oder mitgeschwemmten Salze geändert werde ("Umformung" der Kalkkristalle im Wasser) und diese sich weder an der Wasserleitung noch z.B. an Armaturen niederschlagen können. Andere Erklärungen für die behauptete Wirkung ist die Erzeugung von Kristallisationskeimen bzw. die Behinderung der Ausfällung der Kalzium- und Magnesiumsalzen an den Materialien.
Völlig unplausibel sind Aussagen, die Geräte erlangten ihre Wirksamkeit erst nach einigen Wochen Betrieb.
Wirksamkeit
Die behauptete Wirkungsweise dieser Geräte ist physikalisch unmöglich, denn man kann mit einem Magneten weder die Struktur des Wassers noch die der gelösten Stoffe beeinflussen, denn weder das Wasser noch die darin gelösten Stoffe besitzen eine feste Struktur.
Wassermoleküle sind nicht magnetisch und nach außen hin weder negativ noch positiv geladen. Daher werden sie in einem Magnetfeld nicht aus ihrer Bahn abgelenkt. Die von Wassermolekülen umringten und sich frei bewegenden Ionen sind nicht magnetisch, aber elektrisch geladen. Daher werden sie im Magnetfeld abhängig von ihrer Geschwindigkeit auch geringfügig abgelenkt. Komplett, d.h. räumlich weit voneinander trennen kann man die Ionen dadurch aber nicht, weil die elektrische Anziehung sehr viel stärker als die elektromagnetisch erzeugte Kraft ist. Hinzu kommt, dass sofort nach dem Verlassen des Magnetfelds infolge thermischer Bewegung und durch Verwirbelungen in der Leitung der alte ungeordnete Zustand wieder hergestellt wird.[9] Eine Wirkung von Magnetfeldern auf Ausfällungs- und Lösungsprozesse von Salzen ist nicht bekannt.
Auch die praktische Überprüfung der Wirksamkeit solcher Geräte zeigte keinen Wirksamkeitsnachweis.[10]
Die Stiftung Warentest veröffentlichte in ihrem Januarheft 2000 eine unabhängige Prüfung dieser Geräte, wobei die Hersteller diese schon im Vorfeld zu verhindern versuchten. Von 12 getesteten Geräten wurden 10 als mangelhaft und damit wirkungslos und nur 2 als befriedigend beurteilt. Der Testkommentar (Zitat Stiftung Warentest): "In der Werbung als Kalkkiller angetreten, im Test als Blindgänger enttarnt" spricht klare Worte.[11][12]
Manche Geräte sind noch mit einem "Vorfilter" ausgestattet, der in Wirklichkeit ein kleiner Ionenaustauscher ist. So ist es möglich, dass diese Geräte tatsächlich eine enthärtende Wirkung zeigen. Auf Grund der geringen Größe und fehlenden Regenerationsfähigkeit hält diese jedoch nur für einige Kubikmeter Wasser (ca. 30-60 Tage, je nach Verbrauch) an. Mit einer Wirksamkeit der Magneten hat das aber nichts zu tun.
Siehe auch
Quellenverzeichnis
- ↑ Dr. Regula Müller, ETH Zürich, 1998 (Diss. ETH No. 12644)
- ↑ http://www.wasser-wissen.de/abwasserlexikon/w/wasserhaerte.htm
- ↑ Bild: Sanaqua Wassertechnik Produktions-und Vertriebs GmbH, 80999 München
- ↑ Ältere Anschlussanleitung des Gerätes M101 der Kemo-Electronic GmbH, 27607 Langen
- ↑ AQUA POWER Wasservitalisierungsgeräte GmbH, Kittenbach 14, A-8082 Kirchbach
- ↑ EP 0720588: Method and apparatus for treating fluids with radio frequency signals. Anmelder: Hydropath Holdings Ltd., Watford. Erfinder: Daniel Stefanini. Anmeldung: 23.09.1994. Patenterteilung: 03.02.1999
- ↑ BAUKONTROL, Kögelgasse 9, 75031 Eppingen-Mühlbach
- ↑ http://www.baukontrol.de/antilegionell_bannt_legionellen.html
- ↑ http://www.elektronikinfo.de/magnete/wasserenthaertung.htm
- ↑ Studie der DVGW zum Stand der Technik der auf dem Markt verfügbaren Trinkwasseraufbereitern, S. 8
- ↑ Stiftung Warentest: Testbericht physikalischer Wasserbehandler
- ↑ http://www.wasser-hilft.de/vergleich_zwischen_ionentauscher.htm