Änderungen

2.849 Bytes hinzugefügt ,  13:39, 23. Okt. 2018
Zeile 28: Zeile 28:  
Zu den abwegigen Behauptungen von Hegewald gehört in diesem Zusammenhang beispielsweise die Behauptung dass an der Behörde Versuche mit Arzneimitteln durchgeführt worden seien (bezeichnet als "Menschenversuche"), die mehr als 300 Menschen das Leben gekostet hätten. In der Lesart russischer Regierungsquellen ist oftmals hier die Rede von 73 georgischen Bürgern, die bei Experimenten mit einem angeblichen "tödlichen Toxin" als "Meerschweinchen" im Zeitraum 2015-2016 verstorben seien. Mit seinen Zahlen übertrifft Hegewald also Angaben der russischen Regierungssender [[RT]] und [[Sputnik]]. Hintergrund der Fehlinformation ist die Tatsache, dass nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion in Georgien das staatliche Gesundheitssystem zusammenbrach. Unter anderem wurde die Zahl zunehmender [https://de.wikipedia.org/wiki/Hepatitis_C Hepatitis-C] Kranker ein Problem. Die HCV-Infektion lässt sich jedoch durch neue antivirale Arzneimittel sehr gut behandeln, die Standardtherapie sieht dazu das neu entwickelte (und noch unter Patentschutz stehende) Mittel Sofosbuvir (Handelsname: Sovaldi) vor, welches vom US-Pharmaunternehmen [https://de.wikipedia.org/wiki/Gilead_Sciences Gilead] angeboten wird. Sovaldi war ab 2013 in den USA zugelassen, in der EU ab 2014 und bietet die Möglichkeit einer Heilung in etwa 90% der Fälle. Vor der Zulassung war das Mittel klinisch erfolgreich erprobt worden und gilt als nebenwirkungsarm und findet sich auf der WHO-Liste für unentbehrliche Arzneimittel. 2015 kam es zu einer Vereinbarung zwischen georgischer Regierung, der Aufsichtsbehörde FDA und dem Hersteller Gilead zur kostenlosen Lieferung des ansonsten sehr teuren Mittels für mehr als 30.000 georgische Patienten mit Hepatitis-C. Die Behandlungen wurden in einer ersten Phase an schwerkranken Patienten durchgeführt, die oftmals an mehreren schweren Erkrankungen (wie Krebs, Zirrhose usw) gleichzeitig litten. Erst später ging man dazu über alle behandlungsbedürftigen Georgiern mit HCV die Therapie anzubieten. Die Therapien wurden vom Lugar Center in Tiflis überwacht, Behandlungen fanden aber dort nicht statt. Die von Giorgadse veröffentlichen Dokumente beziehen sich auf von ihm ausgesuchte Meldungen von Todesfällen im Rahmen dieser Behandlungskampagne. Es handelt sich dabei aber nicht um Krankenakten, sondern nur um (ausgesuchte) tabellarische Übersichten. Die Liste verzeichnet mehrere Todesfälle, aber die Todesursachen werden meist nicht genannt. In einigen Fällen werden die Todesursache allerdings doch genannt: Krebs, Wassersucht und Nierenversagen, die aber bereits als bekannte Krankheit der oft alten Patienten genannt waren. Vermutet werden kann dass die Patienten an ihren unterschiedlichen schweren Krankheiten verstarben und nicht an dem verabreichten Mittel, welches weltweit eingesetzt wird. Tatsächlich wurde vom Leiter des Lugar Centers, Amiran Gamkrelidze, später angegeben, dass in einer ersten Phase einer Behandlungskampagne ausgesuchte Patienten mit einem schweren Verlauf einer Hepatitis C Infektion (und daher einer niedrigeren Lebenserwartung) bevorzugt behandelt wurden.<ref>Zitat: ''..Gamkrelidze confirmed that in the first stage of the program in Georgia (2015– first half of 2016), treatment was provided to patients with a high degree of liver damage. “Regardless of decompensated cirrhosis, severe fibrosis, ascites and other complications, the patients were given the opportunity of treatment within the program to be able to defeat the virus. Since July 2016, all limitations on a patient’s condition have been canceled, due to which all patients have the opportunity to receive treatment.”<br>..NCDC found that while most of the treated patients were cured, a number of patients died during the implementation of the program. “This was associated with various degrees of liver damage and various complications and concomitant diseases that are quite common in patients with severe hepatitis C. It is notable that from the very beginning of the program, the rate of patients who died due to various reasons has nothing to do with the medicines used,” Gamkrelidze explained..''<br>Quelle: [https://www.polygraph.info/a/fact-check-georgia-lugar-lab-russia/29507458.html]</ref> Ein möglicher Zusammenhang zwischen den Todesfällen und dem Mittel Sovaldi wird weder belegt noch nachvollziehbar dargelegt.
 
Zu den abwegigen Behauptungen von Hegewald gehört in diesem Zusammenhang beispielsweise die Behauptung dass an der Behörde Versuche mit Arzneimitteln durchgeführt worden seien (bezeichnet als "Menschenversuche"), die mehr als 300 Menschen das Leben gekostet hätten. In der Lesart russischer Regierungsquellen ist oftmals hier die Rede von 73 georgischen Bürgern, die bei Experimenten mit einem angeblichen "tödlichen Toxin" als "Meerschweinchen" im Zeitraum 2015-2016 verstorben seien. Mit seinen Zahlen übertrifft Hegewald also Angaben der russischen Regierungssender [[RT]] und [[Sputnik]]. Hintergrund der Fehlinformation ist die Tatsache, dass nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion in Georgien das staatliche Gesundheitssystem zusammenbrach. Unter anderem wurde die Zahl zunehmender [https://de.wikipedia.org/wiki/Hepatitis_C Hepatitis-C] Kranker ein Problem. Die HCV-Infektion lässt sich jedoch durch neue antivirale Arzneimittel sehr gut behandeln, die Standardtherapie sieht dazu das neu entwickelte (und noch unter Patentschutz stehende) Mittel Sofosbuvir (Handelsname: Sovaldi) vor, welches vom US-Pharmaunternehmen [https://de.wikipedia.org/wiki/Gilead_Sciences Gilead] angeboten wird. Sovaldi war ab 2013 in den USA zugelassen, in der EU ab 2014 und bietet die Möglichkeit einer Heilung in etwa 90% der Fälle. Vor der Zulassung war das Mittel klinisch erfolgreich erprobt worden und gilt als nebenwirkungsarm und findet sich auf der WHO-Liste für unentbehrliche Arzneimittel. 2015 kam es zu einer Vereinbarung zwischen georgischer Regierung, der Aufsichtsbehörde FDA und dem Hersteller Gilead zur kostenlosen Lieferung des ansonsten sehr teuren Mittels für mehr als 30.000 georgische Patienten mit Hepatitis-C. Die Behandlungen wurden in einer ersten Phase an schwerkranken Patienten durchgeführt, die oftmals an mehreren schweren Erkrankungen (wie Krebs, Zirrhose usw) gleichzeitig litten. Erst später ging man dazu über alle behandlungsbedürftigen Georgiern mit HCV die Therapie anzubieten. Die Therapien wurden vom Lugar Center in Tiflis überwacht, Behandlungen fanden aber dort nicht statt. Die von Giorgadse veröffentlichen Dokumente beziehen sich auf von ihm ausgesuchte Meldungen von Todesfällen im Rahmen dieser Behandlungskampagne. Es handelt sich dabei aber nicht um Krankenakten, sondern nur um (ausgesuchte) tabellarische Übersichten. Die Liste verzeichnet mehrere Todesfälle, aber die Todesursachen werden meist nicht genannt. In einigen Fällen werden die Todesursache allerdings doch genannt: Krebs, Wassersucht und Nierenversagen, die aber bereits als bekannte Krankheit der oft alten Patienten genannt waren. Vermutet werden kann dass die Patienten an ihren unterschiedlichen schweren Krankheiten verstarben und nicht an dem verabreichten Mittel, welches weltweit eingesetzt wird. Tatsächlich wurde vom Leiter des Lugar Centers, Amiran Gamkrelidze, später angegeben, dass in einer ersten Phase einer Behandlungskampagne ausgesuchte Patienten mit einem schweren Verlauf einer Hepatitis C Infektion (und daher einer niedrigeren Lebenserwartung) bevorzugt behandelt wurden.<ref>Zitat: ''..Gamkrelidze confirmed that in the first stage of the program in Georgia (2015– first half of 2016), treatment was provided to patients with a high degree of liver damage. “Regardless of decompensated cirrhosis, severe fibrosis, ascites and other complications, the patients were given the opportunity of treatment within the program to be able to defeat the virus. Since July 2016, all limitations on a patient’s condition have been canceled, due to which all patients have the opportunity to receive treatment.”<br>..NCDC found that while most of the treated patients were cured, a number of patients died during the implementation of the program. “This was associated with various degrees of liver damage and various complications and concomitant diseases that are quite common in patients with severe hepatitis C. It is notable that from the very beginning of the program, the rate of patients who died due to various reasons has nothing to do with the medicines used,” Gamkrelidze explained..''<br>Quelle: [https://www.polygraph.info/a/fact-check-georgia-lugar-lab-russia/29507458.html]</ref> Ein möglicher Zusammenhang zwischen den Todesfällen und dem Mittel Sovaldi wird weder belegt noch nachvollziehbar dargelegt.
 
===Behauptete Freisetzung von gegen Menschen gerichteten Krankheitserregern===
 
===Behauptete Freisetzung von gegen Menschen gerichteten Krankheitserregern===
 +
In seinem "Georgien Video"<ref></ref> stellt Hegewald die schwerwiegende Beschuldigung auf, dass am Lugar Center in Tiflis heimlich biologische Waffen und "gegen Menschen gerichtete Pathogene" im Auftrag des Pentagons entwickelt werden, was die Einwohner Georgiens zu "Versuchskaninchen" mache. In diesem Zusammenhang würden sich unbekannte Infektionskrankheiten ausbreiten. Zitat:
 +
:''..in den letzten Jahren mehren sich hier in Georgien Epidemien unter den Menschen mit exotischen Krankheiten wo der Erreger völlig unbekannt ist. Und man vermutet dass diese Epidemien in Zusammenhang mit diesem Labor stehen..''
 +
 +
Hegewald geht dabei auf den Milzbrand ein, eine seit dem Altertum bekannte Krankheit, die nicht nur in Georgien endemisch ist sondern auch in benachbahrten Ländern wie der Türkei. In Georgien ist der Milzbrand eine meldepflichtige Krankheit. Quelle für Krankheitsfälle sind die Tierhaltung, Tierprodukte sowie Erdarbeiten mit Freisetzung von Sporen. Er suggeriert dass im zeitlichen Zusammenhang mit der Errichtung des Zentrums (Betriebsbeginn: 2013) Milzbrand in Georgien zunehme, wobei unklar bleibt warum die georgische Regierung dies zulasse. Er präsentiert dazu eine Grafik, deren Quelle er jedoch nicht nennt. Die tatsächliche Quelle lässt sich innerhalb von wenigen Minuten aus der Datenbank Medline oder bei google scholar finden. Es handelt sich um eine Studie von Juni 2017 aus der renommierten Fachzeitschrift "vaccine" an der auch Wissenschaftler am Lugar Center beteiligt waren.<ref>Ian Kracalik, Lile Malania, Mariam Broladze, Archil Navdarashvili, Paata Imnadze, Sadie J. Ryan, Jason K. Blackburn: Changing livestock vaccination policy alters the epidemiology of human
 +
anthrax, Georgia, 2000–2013, vaccine, Juni 2017, https://doi.org/10.1016/j.vaccine.2017.09.081<br>beteiligt: Spatial Epidemiology and Ecology Research Lab, Department of Geography, University of Florida, Gainesville, FL, USA, Emerging Pathogens Institute, University of Florida, Gainesville, FL, USA, National Center for Disease Control and Public Health, Tbilisi, Georgia</ref> Der Artikel ist kostenlos downloadbar: [file:///C:/Users/Admin/Downloads/kracalik_et_al_2017.pdf]. Der Artikel thematisiert eine Zunahme von b. anthrax (Milzbrand) Infektionen bei Georgiern die Kontakt zu Tieren haben. Als Ursache wird das Ende der kostenlosen staatlichen Impfungen angegeben, die ab 2007 von Tierhaltern selbst bezahlt werden mussten. Hegewald bezeichnet dies fälschlich als "Impfstop". Nach der Zunahme der Milzbrandfälle kam es später wieder zu einem Rückgang der Fälle (2015) was Hegewald nicht erwähnt. Der Zusammenhang mit der veränderten Impfpraxis ist evident, ein Zusammenhang mit dem Lugar Center nicht erkennbar, zumal dortige Wissenschaftler den Zusammenhang zwischen Anstieg der Inzidenz und Impfung selbst dokumentieren.
 +
 
Auch breite sich seit Existenz des Lugar Center die [https://de.wikipedia.org/wiki/Sandm%C3%BCcken Sandmücke] in Tiflis endemisch aus behauptet Hegewald. Fälschlich behauptet er, die Sandmücke sei lediglich auf den Philippinen heimisch. Sandmücken befallen jedoch Millionen Menschen weltweit im Gebiet südlich des 50. Breitengrads und sind daher auch in Georgien zu finden.
 
Auch breite sich seit Existenz des Lugar Center die [https://de.wikipedia.org/wiki/Sandm%C3%BCcken Sandmücke] in Tiflis endemisch aus behauptet Hegewald. Fälschlich behauptet er, die Sandmücke sei lediglich auf den Philippinen heimisch. Sandmücken befallen jedoch Millionen Menschen weltweit im Gebiet südlich des 50. Breitengrads und sind daher auch in Georgien zu finden.
  
81.394

Bearbeitungen