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Das '''Turiner Grabtuch''' (Italienisch: ''Sindone di Torino'') ist ein Leinentuch, das heute im Turiner Dom aufbewahrt wird und angeblich den Leichnam Jesu von Nazareth umhüllte. Das Tuch hat eine Abmessung von 1,10 m x 4,36 m und trägt den doppelten Teilnegativ-Abdruck eines männlichen Körpers. Es soll sich dabei um ein Abbild Jesu handeln, das sich dem Leinen aufgeprägt hat und gilt als eines der wichtigsten christlichen Reliquien. Für den Mechanismus gibt es eine Reihe unterschiedlicher Erklärungen, sowohl ohne als auch mit wissenschaftlichem Anspruch, die allerdings einer kritischen Prüfung nicht standhalten. Schon im Mittelalter gab es Zweifel an der These, es handele sich um das Grabtuch Jesu, so etwa von Bischof Pierre d' Arcis 1389. Seiner Aussage zufolge lag seinem Amtsvorgänger Henri de Poitiers das Geständnis eines Malers vor, der sich selbst als künstlerischer Urheber des Bildes bezeichnete.
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Das '''Turiner Grabtuch''' (Italienisch: ''Sindone di Torino'') ist ein Leinentuch, das heute im Turiner Dom aufbewahrt wird und angeblich den Leichnam Jesu von Nazareth umhüllte. Das Tuch hat eine Abmessung von 1,10 m x 4,36 m und trägt den doppelten Teilnegativ-Abdruck eines männlichen Körpers. Es soll sich dabei um ein Abbild Jesu handeln, das sich dem Leinen aufgeprägt hat; das Tuch gilt daher als eine der wichtigsten christlichen Reliquien. Für den Mechanismus gibt es eine Reihe unterschiedlicher Erklärungen, sowohl ohne als auch mit wissenschaftlichem Anspruch, die allerdings einer kritischen Prüfung nicht standhalten. Schon im Mittelalter gab es Zweifel an der These, es handele sich um das Grabtuch Jesu, so etwa von Bischof Pierre d'Arcis 1389. Seiner Aussage zufolge lag seinem Amtsvorgänger Henri de Poitiers das Geständnis eines Malers vor, der sich selbst als künstlerischer Urheber des Bildes bezeichnete.
    
Von Verfechtern der Echtheit des Tuches wird im Zusammenhang mit Untersuchungen, welche die Echtheit belegen sollen, gelegentlich der Begriff ''Sindonologie'' ("Grabtuchkunde") benutzt.
 
Von Verfechtern der Echtheit des Tuches wird im Zusammenhang mit Untersuchungen, welche die Echtheit belegen sollen, gelegentlich der Begriff ''Sindonologie'' ("Grabtuchkunde") benutzt.
    
==Echtheit des Tuches==
 
==Echtheit des Tuches==
Kritische, wissenschaftliche Bewertungen kommen zu dem Schluss, dass es sich bei dem Tuch höchstwahrscheinlich um das Werk eines Künstlers aus dem 13. oder 14. Jahrhundert handelt, auch wenn die genaue Maltechnik unbekannt ist. Dafür sprechen neben den historischen Dokumenten eine Reihe weiterer Indizien. So entspricht das Bild stilistisch den künstlerischen Jesus-Darstellungen der fraglichen Zeit. Gegen die These vom Grabtuch spricht auch das Format des Leinens, das untypisch für die jüdischen Bestattungspraktiken der fraglichen Epoche ist. Zudem ist das Tuch viel zu gut erhalten, um 2000 Jahre alt zu sein. Die Webart war im Mittelalter in Europa üblich, nicht aber im Jerusalem um den Beginn unserer Zeitrechnung.
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Kritische, wissenschaftliche Bewertungen kommen zu dem Schluss, dass es sich bei dem Tuch höchstwahrscheinlich um das Werk eines Künstlers aus dem 13. oder 14. Jahrhundert handelt, auch wenn die genaue Maltechnik unbekannt ist. Dafür sprechen neben den historischen Dokumenten eine Reihe weiterer Indizien. So entspricht das Bild stilistisch den künstlerischen Jesus-Darstellungen der fraglichen Zeit. Gegen die These vom Grabtuch spricht auch das Format des Leinens, das untypisch für die jüdischen Bestattungspraktiken der entsprechenden Epoche ist. Zudem ist das Tuch viel zu gut erhalten, um 2000 Jahre alt zu sein. Die Webart war im Mittelalter in Europa üblich, nicht aber im Jerusalem um den Beginn unserer Zeitrechnung.
    
===Datierungen===
 
===Datierungen===
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===Angebliche Blutreste auf dem Tuch===
 
===Angebliche Blutreste auf dem Tuch===
Mit der ersten Untersuchung in dieser Richtung wurde 1973 eine italienische Kommission beauftragt. Beachtenswert ist der Bericht von Professor Eugenia Rizatti, Emilio Mari und Kollegen aus dem Institut für forensische Medizin in Modena. Sie berichten über eine Pigmentierung der Farbe gelb-rot-orange, die "die Mehrheit der Fasern betraf". Sie schreiben auch, dass ihr Test für Blut mit UV-Floureszenz nach einer Schwefelsäure-Behandlung negativ ausfiel. Dies gilt auch für mikrospektrophotometrische Tests für Blut. Ein letzter Test mit Dünnschichtchromatografie brachte ebenfalls ein negatives Ergebnis. Die Wissenschaftler schreiben weiter, dass sie in der Lage gewesen wären, noch so winzige Mengen wie 3-4 Mikrogramm Blut nachzuweisen, wenn sie denn vorhanden gewesen wären. Diese Aussagen wurden gemacht, als die zugelassenen Wissenschaftler noch nicht unter dem enormem Erwartungsdruck standen, ein bestimmtes Ergebnis - die Echtheit des Tuches - zu erbringen. Bei späteren Untersuchungen war dies sehr wohl der Fall. Auch ein Teil der Forschergruppe von 1973 hat später unter massiver Einflussnahme und psychischem Druck ihre Ergebnisse relativiert.
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Mit der ersten Untersuchung in dieser Richtung wurde 1973 eine italienische Kommission beauftragt. Beachtenswert ist der Bericht von Professor Eugenia Rizatti, Emilio Mari und Kollegen aus dem Institut für forensische Medizin in Modena. Sie berichten über eine Pigmentierung der Farbe gelb-rot-orange, die "die Mehrheit der Fasern betraf". Sie schreiben auch, dass ihr Test für Blut mit UV-Floureszenz nach einer Schwefelsäure-Behandlung negativ ausfiel. Dies gilt auch für mikrospektrophotometrische Tests für Blut. Ein letzter Test mit Dünnschichtchromatografie brachte ebenfalls ein negatives Ergebnis. Die Wissenschaftler schreiben weiter, dass sie in der Lage gewesen wären, selbst winzige Mengen wie 3-4 Mikrogramm Blut nachzuweisen, wenn sie denn vorhanden gewesen wären. Diese Aussagen wurden gemacht, als die zugelassenen Wissenschaftler noch nicht unter dem enormem Erwartungsdruck standen, ein bestimmtes Ergebnis - die Echtheit des Tuches - zu erbringen. Bei späteren Untersuchungen war dies sehr wohl der Fall. Auch ein Teil der Forschergruppe von 1973 hat später unter massiver Einflussnahme und psychischem Druck ihre Ergebnisse relativiert.
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Die angeblich blutigen Stellen auf dem Tuch wurden auf Farbpigmente untersucht, dabei stellte sich heraus, dass es sich um Eisenoxyd-Partikel handelt. Die Partikel konnten als rote Ockerfarbe identifiziert werden, ein Pigment, das im Mittelalter häufig zur Anwendung kam. Daneben wurde an den „blutigen“ Stellen die Farbe Zinnoberrot festgestellt. Rote Ockerfarbe konnte an freien Flächen nicht nachgewiesen werden, während andererseits Zinnoberrot nur an den "blutigen" Stellen vorkam. Als Medium bzw. Bindemittel wurde in beiden Fällen Tempera identifiziert.<ref name='gwup'></ref>
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Die angeblich blutigen Stellen auf dem Tuch wurden auf Farbpigmente untersucht; dabei stellte sich heraus, dass es sich um Eisenoxyd-Partikel handelt. Die Partikel konnten als rote Ockerfarbe identifiziert werden, ein Pigment, das im Mittelalter häufig zur Anwendung kam. Daneben wurde an den „blutigen“ Stellen die Farbe Zinnoberrot festgestellt. Rote Ockerfarbe konnte an freien Flächen nicht nachgewiesen werden, während andererseits Zinnoberrot nur an den "blutigen" Stellen vorkam. Als Medium bzw. Bindemittel wurde in beiden Fällen Tempera identifiziert.<ref name='gwup'></ref>
    
===Pollenanalysen===
 
===Pollenanalysen===
Anhänger der Echtheit des Turiner Grabtuches weisen darauf hin, dass bei einer Untersuchung des Leinens Pollen gefunden worden seien, wie sie auch in Palästina und der Türkei vorkommen. Damit soll belegt werden, dass die Geschichte des Turiner Grabtuchs weiter als bis 1350 zurückreicht. Diese Behauptung des Kriminologen Max Frei-Sulzer (auch bekannt durch seine Bestätigung der Echtheit der gefälschten Hitler-Tagebücher) wurde 1979 sogar in der Naturwissenschaftlichen Rundschau veröffentlicht. Auffällig ist zunächst, dass die Pollen ziemlich frisch aussehen, sehr ungewöhnlich angesichts der Tatsache, dass sie 2000 Jahre alt sein sollen. Von den 48 (anderswo ist die Rede von 49) berichteten Pollenarten kommen 33 aus Palästina oder der Türkei, nur 16 stammen aus Italien oder Frankreich, wo das Tuch die letzten 650 Jahre aufbewahrt worden ist. Die Proben sollen von Klebebändern stammen, die 1973 von dem Leinen abgenommen wurden.
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Anhänger der Echtheit des Turiner Grabtuches weisen darauf hin, dass bei einer Untersuchung des Leinens Pollen gefunden worden seien, wie sie auch in Palästina und der Türkei vorkommen. Damit soll belegt werden, dass die Geschichte des Turiner Grabtuchs weiter als bis 1350 zurückreicht. Diese Behauptung des Kriminologen Max Frei-Sulzer (auch bekannt durch seine Bestätigung der Echtheit der gefälschten Hitler-Tagebücher) wurde 1979 sogar in der Naturwissenschaftlichen Rundschau veröffentlicht. Auffällig ist zunächst, dass die Pollen ziemlich frisch aussehen, sehr ungewöhnlich angesichts der Tatsache, dass sie 2000 Jahre alt sein sollen. Von den 48 (anderswo ist die Rede von 49) berichteten Pollenarten kommen 33 aus Palästina oder der Türkei, nur 16 stammen aus Italien oder Frankreich, wo das Tuch die letzten 650 Jahre aufbewahrt wurde. Die Proben sollen von Klebebändern stammen, die 1973 von dem Leinen abgenommen wurden.
    
Ende der 70er Jahre untersuchte Walter McCrone, einer der führenden Mikroanalysten, 26 Klebeband-Abzüge von Frei. Er fand bei fast allen Klebestreifen nur 2 bis 3 einzelne Pollen (nicht Pollenarten!) pro Klebeband (Fläche jeweils etwa 5 Quadratzentimeter). Nur am Ende eines Streifens stellte er eine starke Pollenkonzentration fest. Dort identifizierte McCrone mehrere hundert Pollen.
 
Ende der 70er Jahre untersuchte Walter McCrone, einer der führenden Mikroanalysten, 26 Klebeband-Abzüge von Frei. Er fand bei fast allen Klebestreifen nur 2 bis 3 einzelne Pollen (nicht Pollenarten!) pro Klebeband (Fläche jeweils etwa 5 Quadratzentimeter). Nur am Ende eines Streifens stellte er eine starke Pollenkonzentration fest. Dort identifizierte McCrone mehrere hundert Pollen.
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==Reproduzierbarkeit der Herstellungsmethode des Tuches==
 
==Reproduzierbarkeit der Herstellungsmethode des Tuches==
Luigi Garlaschelli, Professor für Chemie im italienischen Pavia versuchte, das Turiner Grabtuch mit den Methoden des Mittelalters zu kopieren. Dazu benutzte er einen Leinenstoff, der mit mittelalterlichen Methoden hergestellt worden war. Durch einfaches Waschen und Kochen mit Wasser ließ er ihn künstlich altern. Anschließend legte er das Tuch über einen seiner Studenten, der sich dafür freiwillig zur Verfügung gestellt hatte. Mit einer säurehaltigen, rötlichen Pigmentpaste, die ebenfalls schon im Mittelalter bekannt war, rieb er die Umrisse des Studenten ab und ließ das Pigment rund eine halbe Stunde einziehen. Zurück blieb das Abbild des Studenten auf dem Tuch. Anschließend versetzte er es noch mit Blutspuren, Brandlöchern und Wasserflecken. Die Bilder zeigen eine erstaunliche Ähnlichkeit zum echten Grabtuch. Damit ist zumindest die technische Machbarkeit einer mittelalterlichen Tuchfälschung belegt.<ref>http://www.spiegel.de/wissenschaft/technik/0,1518,653524,00.html</ref>
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Luigi Garlaschelli, Professor für Chemie im italienischen Pavia, versuchte, das Turiner Grabtuch mit den Methoden des Mittelalters zu kopieren. Dazu benutzte er einen Leinenstoff, der mit mittelalterlichen Methoden hergestellt worden war. Durch einfaches Waschen und Kochen mit Wasser ließ er ihn künstlich altern. Anschließend legte er das Tuch über einen seiner Studenten, der sich dafür freiwillig zur Verfügung gestellt hatte. Mit einer säurehaltigen, rötlichen Pigmentpaste, die ebenfalls schon im Mittelalter bekannt war, rieb er die Umrisse des Studenten ab und ließ das Pigment rund eine halbe Stunde einziehen. Zurück blieb das Abbild des Studenten auf dem Tuch. Anschließend versetzte er es noch mit Blutspuren, Brandlöchern und Wasserflecken. Die Bilder zeigen eine erstaunliche Ähnlichkeit zum besagten Grabtuch. Damit ist zumindest die technische Machbarkeit einer mittelalterlichen Tuchfälschung belegt.<ref>http://www.spiegel.de/wissenschaft/technik/0,1518,653524,00.html</ref>
    
==Weblinks==
 
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