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'''HIV/AIDS-Leugner''', entweder als Einzelperson oder Organisation auftretend, bezweifeln die Existenz des humanen Immundefizienz-Virus (HIV) bzw. den Zusammenhang zwischen dem erworbenen Immunschwächesyndrom (''acquired immunodeficiency syndrome'', AIDS) und der Infektion durch das Virus. Die pathogenetische Rolle von HIV ist dabei wissenschaftlich nachgewiesen. Zu den bedeutendsten und lautesten HIV/AIDS-Leugnern gehört die ''Perth-Group'' und HEAL (Health Education AIDS Liason).
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'''HIV/AIDS-Leugner''', entweder als Einzelperson oder Organisation auftretend, bezweifeln die Existenz des Humanen Immundefizienz-Virus (HIV) bzw. den Zusammenhang zwischen dem erworbenen Immunschwächesyndrom (''acquired immunodeficiency syndrome'', AIDS) und der Infektion durch das Virus. Die pathogenetische Rolle von HIV ist dabei wissenschaftlich nachgewiesen. Zu den bedeutendsten und lautesten HIV/AIDS-Leugnern gehören die ''Perth-Group'' und HEAL (Health Education AIDS Liason).
    
==Einleitung==
 
==Einleitung==
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Die Infektion mit HIV führt nach einer meist mehrjährigen Inkubationszeit zu AIDS, einer unheilbaren Immunschwächekrankheit. In den letzten 25 Jahren hat sich die Verbreitung von HIV zu einer Pandemie entwickelt, an der bereits mehrere Millionen Menschen gestorben sind.  
 
Die Infektion mit HIV führt nach einer meist mehrjährigen Inkubationszeit zu AIDS, einer unheilbaren Immunschwächekrankheit. In den letzten 25 Jahren hat sich die Verbreitung von HIV zu einer Pandemie entwickelt, an der bereits mehrere Millionen Menschen gestorben sind.  
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Viele HIV-Infizierte sind verzweifelt, weil es für die Krankheit bis heute keine Heilung gibt. Psychosekten wie [[Scientology]], Anhänger der UrMedizin nach [[Franz Konz]] und andere Psychogruppen sowie diverse Quacksalber versuchen, diese Verzweifelung für ihre Zwecke auszunutzen. Sie verbreiten im World Wide Web und auch im Usenet [[Verschwörungstheorie]]n über AIDS und ebenso die Behauptung, dass es kein HI-Virus gebe oder dass dieses kein AIDS erzeuge. Diese Theorien dienen dem Filtern potentieller Anhänger [[Esoterik|esoterisch]] geprägter Lehren. Nachfolgend sollen einige dieser Behauptungen, die der sogenannten 'HEAL-Szene' zugeordnet werden können, widerlegt werden.
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Viele HIV-Infizierte sind verzweifelt, weil es für die Krankheit bis heute keine Heilung gibt. Psychosekten wie [[Scientology]], Anhänger der UrMedizin nach [[Franz Konz]] und andere Psychogruppen sowie diverse Anbieter auf dem CAM-Markt versuchen, diese Verzweifelung für ihre Zwecke auszunutzen. Sie verbreiten [[Verschwörungstheorie]]n über AIDS und ebenso die Behauptungen, dass es kein HI-Virus gebe bzw. dieses kein AIDS erzeuge. Diese Theorien dienen dem Filtern potentieller Anhänger [[Esoterik|esoterisch]] geprägter Lehren. Nachfolgend sollen einige dieser Behauptungen, die der sogenannten 'HEAL-Szene' zugeordnet werden können, widerlegt werden.
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In der Erklärung von Durban fassten einige Tausend Wissenschaftler im Jahre 2000 ihre Auffassung zu der Position der AIDS-Leugner wie folgt zusammen: ''HIV verursacht AIDS. Es ist bedauerlich, dass einige Wenige weiter die Beweise leugnen. Diese Position wird unzählige Menschenleben kosten.'' <ref>The Durban Declaration. In: Nature. 406, Nr. 6791, 2000, S. 15-6</ref>
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In der Erklärung von Durban fassten einige Tausend Wissenschaftler im Jahre 2000 ihre Auffassung zu der Position der AIDS-Leugner wie folgt zusammen: ''"HIV verursacht AIDS. Es ist bedauerlich, dass einige Wenige weiter die Beweise leugnen. Diese Position wird unzählige Menschenleben kosten."'' <ref>The Durban Declaration. In: Nature. 406, Nr. 6791, 2000, S. 15-6</ref>
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Die Herkunft des HI-Virus war auch Gegenstand einer geheimen Desinformationkampagne, die vom russischen ehemaligen Geheimdienst KGB inzeniert und beim DDR-Geheimdienst MfS unter dem Codenamen [[Operation INFEKTION]] (und "VORWÄRTS 2") geführt wurde. KGB und MfS versuchten dabei über Journalisten und Autoren glaubhaft zu machen, dass das Virus das Ergebnis militärischer Forschung in den USA, also nicht natürlich entstanden sei.
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Die Herkunft des HI-Virus war auch Gegenstand einer geheimen Desinformationkampagne, die vom früheren russischen Geheimdienst KGB inzeniert und beim DDR-Geheimdienst MfS unter dem Codenamen [[Operation INFEKTION]] (und "VORWÄRTS 2") geführt wurde. KGB und MfS versuchten dabei über Journalisten und Autoren glaubhaft zu machen, dass das Virus das Ergebnis militärischer Forschung in den USA, also nicht natürlich entstanden sei.
    
==AIDS kein Syndrom, sondern eine Umbenennung bereits bekannter Erkrankungen==
 
==AIDS kein Syndrom, sondern eine Umbenennung bereits bekannter Erkrankungen==
 
Diese These ist falsch. In Wirklichkeit führte die plötzliche und lokal begrenzte Häufung äußerst seltener Erkrankungen Anfang der 1980er Jahre zur Beschreibung des Syndroms AIDS und nicht eine Umbenennung bekannter Erkrankungen.
 
Diese These ist falsch. In Wirklichkeit führte die plötzliche und lokal begrenzte Häufung äußerst seltener Erkrankungen Anfang der 1980er Jahre zur Beschreibung des Syndroms AIDS und nicht eine Umbenennung bekannter Erkrankungen.
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Im Jahr 1981 beobachtete man in New York und Kalifornien bei jungen homosexuellen Männern, die zuvor gesund waren, eine ungewöhnliche Häufung seltener Krankheiten wie das Kaposi-Sarkom (KS) und opportunistische Infektionen wie die Pneumocystis carinii-Pneumonie (PCP) sowie eine unerklärliche, persistierende Lymphadenopathie <ref>CDC: Pneumocystis pneumonia - Los Angeles. MMWR, 30, 250-252, 1981a</ref><ref name="CDC_Kaposi">CDC: Kaposi's sarcoma and Pneumocystis pneumonia among homosexual men - New York City and California. MMWR 1981b;30:305-8</ref><ref name="CDC_lymphadenopathy">CDC: Persistent, generalized lymphadenopathy among homosexual males. MMWR, 31, 249-252, 1982a</ref><ref name="Masur">Masur H, Michelis MA, Greene JB, Onorato I: An outbreak of community-acquired Pneumocystis carinii pneumonia: initial manifestation of cellular immune dysfunction. N Engl J Med, 305, 1431-1438, 1981</ref><ref name="Gottlieb">Gottlieb MS, Schroff R, Schanker HM, Weisman JD: Pneumocystis carinii pneumonia and mucosal candidiasis in previously healthy homosexual men: evidence of a new acquired cellular immunodeficiency. N Engl J Med, 305, 1425-1431, 1981</ref><ref>Friedman-Kien AE: Disseminated Kaposi's sarcoma syndrome in young homosexual men. J Am Acad Dermatol, 5,468-471, 1981</ref>. Schnell wurde festgestellt, dass alle diese Männer ein allgemeines Immundefizit gemeinsam hatten, nämlich eine Beeinträchtigung der zellulären Abwehr durch einen signifikanten Verlust von speziellen T-Helferzellen mit CD4-Marker <ref name="Masur" /><ref name="Gottlieb" /><ref>Siegal FP, Lopez C, Hammer GS, Brown AE: Severe acquired immunodeficiency in male homosexuals, manifested by chronic perianal ulcerative herpes simplex lesions. N Engl J Med, 305, 1439-1444, 1981</ref><ref>Ammann AJ, Abrams D, Conant M, Chudwin D: Acquired immune dysfunction in homosexual men: immunologic profiles. Clin Immunol Immunopathol 27, 315-325, 1983a</ref>. Das weit verbreitete Auftreten von KS und PCP bei jungen Menschen ohne ernsthafte Erkrankung oder vorherige immunsuppressive Therapie war zu diesem Zeitpunkt einzigartig und beispiellos. Literatursuchen, Autopsieaufzeichnungen und Tumor-Register ergaben, dass diese Erkrankungen in den USA zuvor nur sehr selten vorkamen<ref name="CDC_Kaposi" />.
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Im Jahr 1981 beobachtete man in New York und Kalifornien bei jungen homosexuellen Männern, die zuvor gesund waren, eine ungewöhnliche Häufung seltener Krankheiten wie das Kaposi-Sarkom (KS) und opportunistische Infektionen wie die Pneumocystis carinii-Pneumonie (PCP) sowie eine unerklärliche, persistierende Lymphadenopathie<ref>CDC: Pneumocystis pneumonia - Los Angeles. MMWR, 30, 250-252, 1981a</ref><ref name="CDC_Kaposi">CDC: Kaposi's sarcoma and Pneumocystis pneumonia among homosexual men - New York City and California. MMWR 1981b;30:305-8</ref><ref name="CDC_lymphadenopathy">CDC: Persistent, generalized lymphadenopathy among homosexual males. MMWR, 31, 249-252, 1982a</ref><ref name="Masur">Masur H, Michelis MA, Greene JB, Onorato I: An outbreak of community-acquired Pneumocystis carinii pneumonia: initial manifestation of cellular immune dysfunction. N Engl J Med, 305, 1431-1438, 1981</ref><ref name="Gottlieb">Gottlieb MS, Schroff R, Schanker HM, Weisman JD: Pneumocystis carinii pneumonia and mucosal candidiasis in previously healthy homosexual men: evidence of a new acquired cellular immunodeficiency. N Engl J Med, 305, 1425-1431, 1981</ref><ref>Friedman-Kien AE: Disseminated Kaposi's sarcoma syndrome in young homosexual men. J Am Acad Dermatol, 5,468-471, 1981</ref>. Schnell wurde festgestellt, dass diese Männer ein allgemeines Immundefizit gemeinsam hatten, nämlich eine Beeinträchtigung der zellulären Abwehr durch einen signifikanten Verlust von speziellen T-Helferzellen mit CD4-Marker<ref name="Masur" /><ref name="Gottlieb" /><ref>Siegal FP, Lopez C, Hammer GS, Brown AE: Severe acquired immunodeficiency in male homosexuals, manifested by chronic perianal ulcerative herpes simplex lesions. N Engl J Med, 305, 1439-1444, 1981</ref><ref>Ammann AJ, Abrams D, Conant M, Chudwin D: Acquired immune dysfunction in homosexual men: immunologic profiles. Clin Immunol Immunopathol 27, 315-325, 1983a</ref>. Das weit verbreitete Auftreten von KS und PCP bei jungen Menschen ohne ernsthafte Erkrankung oder vorherige immunsuppressive Therapie war zu diesem Zeitpunkt einzigartig und beispiellos. Literatursuchen, Autopsieaufzeichnungen und Tumor-Register ergaben, dass diese Erkrankungen in den USA zuvor nur sehr selten vorkamen<ref name="CDC_Kaposi" />.
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Das Kaposi-Sarkom, ein sehr seltener Haut-Tumor, trat bis dato meist bei älteren Männern aus dem Mittelmeerraum oder bei Transplantations- und Krebspatienten auf, die immunsuppressiv behandelt worden waren <ref>Gange RW, Jones EW: Kaposi's sarcoma and immunosuppressive therapy: an appraisal. Clin Exp Dermatol, 3, 135-146, 1978</ref><ref>Safai B, Good RA: Kaposi's sarcoma: a review and recent developments. CA Cancer J Clin, 31, 1-12, 1981 </ref>. Vor der AIDS-Epidemie lag die jährliche Inzidenz, an einem Kaposi-Sarkom zu erkranken, in den USA bei 0,02 bis 0,06 auf 100.000 Einwohner <ref>Rothman S: Remarks on sex, age and racial distribution of Kaposi's sarcoma and on possible pathogenic factors. Acat Unio Int Contra Cancrum, 18, 326, 1962a</ref><ref>Oettle AG: Geographical and racial differences in the frequencies of Kaposi's sarcoma as evidence of environmental or genetic causes. Acta Unio Int Contra Cancrum, 18, 330-363, 1962</ref>. Zudem wurde in einigen Teilen Afrikas eine wesentlich aggressivere Form des Kaposi-Sarkoms bei jüngeren Menschen beobachtet <ref>Rothman S: Medical research in Africa. Arch Dermatol, 85, 311-324, 1962b </ref><ref name="Safai">Safai B: Kaposi's sarcoma: a review of classical and epidemic forms. Ann NY Acad Sci, 437, 373-382, 1984a</ref>.
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Das Kaposi-Sarkom, ein sehr seltener Haut-Tumor, trat bis dato meist bei älteren Männern aus dem Mittelmeerraum oder bei Transplantations- und Krebspatienten auf, die immunsuppressiv behandelt worden waren.<ref>Gange RW, Jones EW: Kaposi's sarcoma and immunosuppressive therapy: an appraisal. Clin Exp Dermatol, 3, 135-146, 1978</ref><ref>Safai B, Good RA: Kaposi's sarcoma: a review and recent developments. CA Cancer J Clin, 31, 1-12, 1981</ref> Vor der AIDS-Epidemie lag die jährliche Inzidenz, an einem Kaposi-Sarkom zu erkranken, in den USA bei 0,02 bis 0,06 auf 100.000 Einwohner<ref>Rothman S: Remarks on sex, age and racial distribution of Kaposi's sarcoma and on possible pathogenic factors. Acat Unio Int Contra Cancrum, 18, 326, 1962a</ref><ref>Oettle AG: Geographical and racial differences in the frequencies of Kaposi's sarcoma as evidence of environmental or genetic causes. Acta Unio Int Contra Cancrum, 18, 330-363, 1962</ref>. Zudem wurde in einigen Teilen Afrikas eine wesentlich aggressivere Form des Kaposi-Sarkoms bei jüngeren Menschen beobachtet.<ref>Rothman S: Medical research in Africa. Arch Dermatol, 85, 311-324, 1962b</ref><ref name="Safai">Safai B: Kaposi's sarcoma: a review of classical and epidemic forms. Ann NY Acad Sci, 437, 373-382, 1984a</ref>
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Im Jahr 1984 war die Wahrscheinlichkeit für unverheiratete Männer, an KS zu erkranken, mehr als 2.000-mal so hoch wie in den Jahren 1973 bis 1979 <ref>Williams CKO: AIDS-associated cancers. In: Essex M, et al., eds. AIDS in Africa. New York: Raven Press, 325-71, 1994</ref>. Bis zum 31. Dezember 1994 wurden dem CDC 36.693 Patienten mit der endgültigen Diagnose Kaposi-Sarkom gemeldet <ref name="CDC_surveillance">CDC: HIV/AIDS surveillance report, 1994 year-end edition. 6(no.2), 1995a</ref>.
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Im Jahr 1984 war die Wahrscheinlichkeit für unverheiratete Männer, an KS zu erkranken, mehr als 2.000-mal so hoch wie in den Jahren 1973 bis 1979.<ref>Williams CKO: AIDS-associated cancers. In: Essex M, et al., eds. AIDS in Africa. New York: Raven Press, 325-71, 1994</ref> Bis zum 31. Dezember 1994 wurden dem CDC 36.693 Patienten mit der endgültigen Diagnose Kaposi-Sarkom gemeldet.<ref name="CDC_surveillance">CDC: HIV/AIDS surveillance report, 1994 year-end edition. 6(no.2), 1995a</ref>
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Pneumocystis-carinii-Pneumonie (PCP) ist eine Lungeninfektion, die durch einen Erreger ausgelöst wird, dem viele Menschen ausgesetzt sind, ohne jemals zu erkranken. PCP war vor 1981 bei Menschen ohne immunsuppressive Therapie und ohne extreme Mangelernährung (z.B. europäische Kinder nach dem zweiten Weltkrieg) äußerst selten <ref>Walzer PD: Pneumocystis carinii. In: Mandell GL, et al., eds. Principles and Practices of Infectious Diseases; 3rd ed. New York: Churchill Livingstone, S. 2103-10, 1990</ref>. Eine Untersuchung im Jahr 1967 erbrachte nur 107 Fälle von PCP in der medizinischen Literatur, praktisch alle unter immunsuppressiven Bedingungen <ref>Le Clair RA: Descriptive epidemiology of interstitial pneumocystic pneumonia. An analysis of 107 cases from the United States, 1955-1967. Am Rev Respir Dis, 99, 542-547, 1969</ref>. Seit 1967 konnte die Substanz Pentamidine-Isethionate, damals die einzig empfohlene Therapiemöglichkeit für PCP, in den USA wegen der Seltenheit der Erkrankung nur über das CDC bezogen werden. Dort begann man, Daten über jeden PCP-Fall im Land zu sammeln. Nach einer Auswertung aller Anforderungen für Pentamidine in den Jahren 1967 bis 1970 wurde nur ein einziger Fall von PCP gefunden, in welchem keine immunsuppressiven Bedingungen bekannt waren <ref>Walzer PD, Perl DP, Krogstad DG, Rawson PG, Schultz MG: Pneumocystis carinii pneumonia in the United States. Epidemiologic, diagnostic and clinical features. Ann Intern Med, 80, 83-93, 1974</ref>. In der Zeit direkt vor den Anfängen von AIDS, von Januar 1976 bis Juni 1980, gab es nur eine einzige Anforderung für Pentamidine, um einen Erwachsenen mit PCP ohne Begleiterkrankung zu behandeln <ref name="CDC_task_force">CDC: task force on Kaposi's sarcoma and opportunistic infections. N Engl J Med, 306, 248-252, 1982b</ref>. Allein 1981 hingegen wurden 42 Anforderungen für Pentamidine registriert, um Patienten ohne bekannte Immunschädigung zu behandeln <ref name="CDC_task_force" />. Bis zum 31. Dezember 1994 wurden dem CDC 127.626 Patienten mit der endgültigen Diagnose PCP gemeldet <ref name="CDC_surveillance" />.
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Pneumocystis-carinii-Pneumonie (PCP) ist eine Lungeninfektion, die durch einen Erreger ausgelöst wird, dem viele Menschen ausgesetzt sind, ohne jemals zu erkranken. PCP war vor 1981 bei Menschen ohne immunsuppressive Therapie und ohne extreme Mangelernährung (z.B. bei europäischen Kinder nach dem Zweiten Weltkrieg) äußerst selten.<ref>Walzer PD: Pneumocystis carinii. In: Mandell GL, et al., eds. Principles and Practices of Infectious Diseases; 3rd ed. New York: Churchill Livingstone, S. 2103-10, 1990</ref> Eine Untersuchung im Jahr 1967 erbrachte nur 107 Fälle von PCP in der medizinischen Literatur, praktisch alle unter immunsuppressiven Bedingungen.<ref>Le Clair RA: Descriptive epidemiology of interstitial pneumocystic pneumonia. An analysis of 107 cases from the United States, 1955-1967. Am Rev Respir Dis, 99, 542-547, 1969</ref> Seit 1967 konnte die Substanz Pentamidine-Isethionate, damals die einzig empfohlene Therapiemöglichkeit für PCP, in den USA wegen der Seltenheit der Erkrankung nur über das CDC bezogen werden. Dort begann man, Daten über jeden PCP-Fall im Land zu sammeln. Nach einer Auswertung aller Anforderungen für Pentamidine in den Jahren 1967 bis 1970 wurde nur ein einziger Fall von PCP gefunden, in welchem keine immunsuppressiven Bedingungen bekannt waren.<ref>Walzer PD, Perl DP, Krogstad DG, Rawson PG, Schultz MG: Pneumocystis carinii pneumonia in the United States. Epidemiologic, diagnostic and clinical features. Ann Intern Med, 80, 83-93, 1974</ref> In der Zeit direkt vor den Anfängen von AIDS, von Januar 1976 bis Juni 1980, gab es nur eine einzige Anforderung für Pentamidine zur Behandlung eines Erwachsenen mit PCP ohne Begleiterkrankung.<ref name="CDC_task_force">CDC: task force on Kaposi's sarcoma and opportunistic infections. N Engl J Med, 306, 248-252, 1982b</ref> Allein 1981 hingegen wurden 42 Anforderungen für Pentamidine registriert, um Patienten ohne bekannte Immunschädigung zu behandeln.<ref name="CDC_task_force" /> Bis zum 31. Dezember 1994 wurden dem CDC 127.626 Patienten mit der endgültigen Diagnose PCP gemeldet.<ref name="CDC_surveillance" />
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Eine andere, sehr seltene opportunistische Erkrankung, die disseminierte Infektion mit dem Mycobacterium avium-Komplex (MAC), war ebenfalls sehr häufig bei den ersten AIDS-Patienten zu finden <ref>Zakowski P, Fligiel S, Berlin GW, Johnson L: Disseminated Mycobacterium avium-intracellulare infection in homosexual men dying of acquired immunodeficiency. JAMA, 248, 2980-2982, 1982</ref><ref>Greene JB, Sidhu GS, Lewin S, Levine JF: Mycobacterium-avium-intracellulare: a cause of disseminated life-threatening infection in homosexuals and drug abusers. Ann Intern Med, 97, 539-546, 1982</ref>. Vor 1981 waren in der medizinischen Literatur lediglich 32 Fälle von disseminierter MAC-Infektion bekannt <ref name="Masur_Myobac">Masur H: Mycobacterium avium-intracellulare: another scourge for individuals with the acquired immunodeficiency syndrome. JAMA 248, 3013, 1982a</ref>. Bis zum 31. Dezember 1994 wurden dem CDC 28.954 AIDS-Patienten mit der endgültigen Diagnose disseminierte MAC-Infektion gemeldet.
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Eine andere, sehr seltene opportunistische Erkrankung, die disseminierte Infektion mit dem Mycobacterium avium-Komplex (MAC), war ebenfalls sehr häufig bei den ersten AIDS-Patienten zu finden.<ref>Zakowski P, Fligiel S, Berlin GW, Johnson L: Disseminated Mycobacterium avium-intracellulare infection in homosexual men dying of acquired immunodeficiency. JAMA, 248, 2980-2982, 1982</ref><ref>Greene JB, Sidhu GS, Lewin S, Levine JF: Mycobacterium-avium-intracellulare: a cause of disseminated life-threatening infection in homosexuals and drug abusers. Ann Intern Med, 97, 539-546, 1982</ref> Vor 1981 waren in der medizinischen Literatur lediglich 32 Fälle von disseminierter MAC-Infektion bekannt.<ref name="Masur_Myobac">Masur H: Mycobacterium avium-intracellulare: another scourge for individuals with the acquired immunodeficiency syndrome. JAMA 248, 3013, 1982a</ref> Bis zum 31. Dezember 1994 wurden dem CDC 28.954 AIDS-Patienten mit der endgültigen Diagnose disseminierte MAC-Infektion gemeldet.
    
==Von Spekulationen zu den Tatsachen über die AIDS-Entstehung==
 
==Von Spekulationen zu den Tatsachen über die AIDS-Entstehung==
 
[[image:HIVstammbaum.jpg|Stammbaum HIV1/2 und SIV|300px|thumb]]
 
[[image:HIVstammbaum.jpg|Stammbaum HIV1/2 und SIV|300px|thumb]]
Die Tatsache, dass die ersten Fälle von AIDS in den USA hauptsächlich bei homosexuellen Männern auftraten, führten zu der Schlussfolgerung, dass der homosexuelle Lebensstil etwas mit der Erkrankung zu tun habe <ref name="Goedert">Goedert JJ, Kessler CM, Aledort LM, Biggar RJ: A prospective study of human immunodeficiency virus type 1 infection and the development of AIDS in subjects with hemophilia. N Engl J Med, 321, 1141-1148, 1989</ref><ref>Hurtenbach U, Shearer GM: Germ cell-induced immune suppression in mice. Effect of inoculation of syngeneic spermatazoa on cell-mediated immune responses. J Exp Med 155, 1719-1729, 1982</ref><ref>Sonnabend J, Witkin SS, Purtilo DT: Acquired immunodeficiency syndrome, opportunistic infections, and malignancies in male homosexuals. A hypothesis of etiologic factors in pathogenesis. JAMA, 249, 2370-2374, 1983</ref> Durack 1981, <ref>Mavligit GM, Talpaz M, Hsia FT, Wong W: Chronic immune stimulation by sperm alloantigens: support for the hypothesis that spermatozoa induce immune dysregulation in homosexual males. JAMA, 251, 237-241, 1984</ref>.
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Die Tatsache, dass die ersten Fälle von AIDS in den USA hauptsächlich bei homosexuellen Männern auftraten, führten zu der Schlussfolgerung, dass der homosexuelle Lebensstil etwas mit der Erkrankung zu tun habe.<ref name="Goedert">Goedert JJ, Kessler CM, Aledort LM, Biggar RJ: A prospective study of human immunodeficiency virus type 1 infection and the development of AIDS in subjects with hemophilia. N Engl J Med, 321, 1141-1148, 1989</ref><ref>Hurtenbach U, Shearer GM: Germ cell-induced immune suppression in mice. Effect of inoculation of syngeneic spermatazoa on cell-mediated immune responses. J Exp Med 155, 1719-1729, 1982</ref><ref>Sonnabend J, Witkin SS, Purtilo DT: Acquired immunodeficiency syndrome, opportunistic infections, and malignancies in male homosexuals. A hypothesis of etiologic factors in pathogenesis. JAMA, 249, 2370-2374, 1983</ref> Durack 1981, <ref>Mavligit GM, Talpaz M, Hsia FT, Wong W: Chronic immune stimulation by sperm alloantigens: support for the hypothesis that spermatozoa induce immune dysregulation in homosexual males. JAMA, 251, 237-241, 1984</ref>
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Diese frühen Überlegungen mussten revidiert werden, als AIDS in deutlich unterschiedlichen Bevölkerungsgruppen in den USA auftrat: bei männlichen und weiblichen injizierenden Drogenabhängigen, bei Patienten mit Hämophilie und nach Bluttransfusionen, bei weiblichen Sexualpartnern bisexueller Männer und bei Kindern von Müttern mit AIDS <ref name="CDC_lymphadenopathy" /><ref name="CDC_task_force" /><ref>CDC. Update on acquired immune deficiency syndrome (AIDS) - United States. MMWR, 31, 507-514, 1982c</ref><ref name="CDC_Pneumocytsis">CDC. Pneumocytsis carinii pneumonia among persons with hemophilia A. MMWR, 31, 365-367, 1982d</ref><ref name ="Immunodef">CDC. Immunodeficiency among female sex partners of males with acquired immunodeficiency syndrome (AIDS) - New York. MMWR, 31, 697-698, 1983a</ref><ref>Poon MC, Landay A, Prasthofer EF, Stagno S: Acquired immunodeficiency syndrome with Pneumocystis carinii pneumonia and Mycobacterium avium-intracellulare infection in a previously healthy patient with classic hemophilia. Clinical, immunologic, and virologic findings. Ann Intern Med, 1983, 98, 287-290, 1983</ref><ref>Elliott JL, Hoppes WL, Platt MS, Thomas JG, et al. The acquired immunodeficiency syndrome and Mycobacterium avium-intracellulare bacteremia in a patient with hemophilia. Ann Intern Med, 98, 290-293, 1983</ref><ref name="Masur_Myobac" /><ref>Davis KC, Horsburgh CR Jr, Hasiba U, Schocket AL, Kirkpatrick CH. Acquired immunodeficiency syndrome in a patient with hemophilia. Ann Intern Med, 98, 284-286, 1983 </ref><ref>Harris C, Small CB, Klein RS, Friedland GH: Immunodeficiency in female sexual partners of men with the acquired immunodeficiency syndrome. N Engl J Med, 308, 1181-1184, 1983</ref><ref>Rubinstein A, Sicklick M, Gupta A, Bernstein L: Acquired immunodeficiency with reversed T4/T8 ratios in infants born to promiscuous and drug-addicted mothers. JAMA. 249, 2350-2356, 1983</ref><ref>Oleske J, Minnefor A, Cooper R Jr, Thomas K: Immune deficiency syndrome in children. JAMA, 249, 2345-2349 1983</ref><ref>Ammann AJ, Cowan MJ, Wara DW, Weintrub P: Acquired immunodeficiency in an infant: possible transmission by means of blood products. Lancet, I, 956-958, 1983b</ref>.
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Diese frühen Überlegungen mussten revidiert werden, als AIDS in deutlich unterschiedlichen Bevölkerungsgruppen in den USA auftrat: bei männlichen und weiblichen injizierenden Drogenabhängigen, bei Patienten mit Hämophilie und nach Bluttransfusionen, bei weiblichen Sexualpartnern bisexueller Männer und bei Kindern von Müttern mit AIDS.<ref name="CDC_lymphadenopathy" /><ref name="CDC_task_force" /><ref>CDC. Update on acquired immune deficiency syndrome (AIDS) - United States. MMWR, 31, 507-514, 1982c</ref><ref name="CDC_Pneumocytsis">CDC. Pneumocytsis carinii pneumonia among persons with hemophilia A. MMWR, 31, 365-367, 1982d</ref><ref name ="Immunodef">CDC. Immunodeficiency among female sex partners of males with acquired immunodeficiency syndrome (AIDS) - New York. MMWR, 31, 697-698, 1983a</ref><ref>Poon MC, Landay A, Prasthofer EF, Stagno S: Acquired immunodeficiency syndrome with Pneumocystis carinii pneumonia and Mycobacterium avium-intracellulare infection in a previously healthy patient with classic hemophilia. Clinical, immunologic, and virologic findings. Ann Intern Med, 1983, 98, 287-290, 1983</ref><ref>Elliott JL, Hoppes WL, Platt MS, Thomas JG, et al. The acquired immunodeficiency syndrome and Mycobacterium avium-intracellulare bacteremia in a patient with hemophilia. Ann Intern Med, 98, 290-293, 1983</ref><ref name="Masur_Myobac" /><ref>Davis KC, Horsburgh CR Jr, Hasiba U, Schocket AL, Kirkpatrick CH. Acquired immunodeficiency syndrome in a patient with hemophilia. Ann Intern Med, 98, 284-286, 1983 </ref><ref>Harris C, Small CB, Klein RS, Friedland GH: Immunodeficiency in female sexual partners of men with the acquired immunodeficiency syndrome. N Engl J Med, 308, 1181-1184, 1983</ref><ref>Rubinstein A, Sicklick M, Gupta A, Bernstein L: Acquired immunodeficiency with reversed T4/T8 ratios in infants born to promiscuous and drug-addicted mothers. JAMA. 249, 2350-2356, 1983</ref><ref>Oleske J, Minnefor A, Cooper R Jr, Thomas K: Immune deficiency syndrome in children. JAMA, 249, 2345-2349 1983</ref><ref>Ammann AJ, Cowan MJ, Wara DW, Weintrub P: Acquired immunodeficiency in an infant: possible transmission by means of blood products. Lancet, I, 956-958, 1983b</ref>
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Beispielsweise fand eine Studie heraus, dass Patienten mit Hämophilie ohne auch nur einen der vermuteten Gründe für AIDS bei Homosexuellen in der Vorgeschichte an AIDS erkrankt waren und einige dieser Patienten die Infektion offensichtlich an ihre Ehefrauen weitergegeben hatten <ref>deShazo RD, Andes WA, Nordberg J, Newton J: An immunologic evaluation of hemophiliac patients and their wives. Relationships to the acquired immunodeficiency syndrome. Ann Intern Med, 99, 159-164, 1983</ref>.
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Beispielsweise fand eine Studie heraus, dass Patienten mit Hämophilie ohne auch nur einen der vermuteten Gründe für AIDS bei Homosexuellen in der Vorgeschichte an AIDS erkrankt waren und einige dieser Patienten die Infektion offensichtlich an ihre Ehefrauen weitergegeben hatten.<ref>deShazo RD, Andes WA, Nordberg J, Newton J: An immunologic evaluation of hemophiliac patients and their wives. Relationships to the acquired immunodeficiency syndrome. Ann Intern Med, 99, 159-164, 1983</ref>
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Viele Experten des öffentlichen Gesundheitswesens folgerten, dass die räumliche Häufung und das Auftreten der Fälle in diversen Risikogruppen nur dadurch erklärt werden konnte, dass AIDS durch ein infektiöses Agens ausgelöst wird - auf ähnlichem Übertragungsweg wie das Hepatitis B-Virus (HBV): Sexualkontakt, durch Kontakt mit Blut oder Blutprodukten und von der Mutter auf ihr Baby (Francis et al. 1983), <ref>Curran JW, Lawrence DN, Jaffe H, Kaplan JE: Acquired immunodeficiency syndrome (AIDS) associated with transfusions. N Engl J Med 310, 69-75, 1984</ref><ref>AMA (American Medical Association), Council on Scientific Affairs: The acquired immunodeficiency syndrome (commentary). JAMA 252, 2037-2043, 1984</ref><ref name="CDC_Pneumocytsis" /><ref name ="Immunodef" /><ref>CDC. Prevention of acquired immune deficiency syndrome (AIDS): report of inter-agency recommendations. MMWR, 32, 101-104, 1983b</ref>.
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Viele Experten des öffentlichen Gesundheitswesens folgerten, dass die räumliche Häufung und das Auftreten der Fälle in diversen Risikogruppen nur dadurch erklärt werden konnte, dass AIDS durch ein infektiöses Agens ausgelöst wird - auf ähnlichem Übertragungsweg wie das Hepatitis B-Virus (HBV): Sexualkontakt, durch Kontakt mit Blut oder Blutprodukten und von der Mutter auf ihr Baby (Francis et al. 1983). <ref>Curran JW, Lawrence DN, Jaffe H, Kaplan JE: Acquired immunodeficiency syndrome (AIDS) associated with transfusions. N Engl J Med 310, 69-75, 1984</ref><ref>AMA (American Medical Association), Council on Scientific Affairs: The acquired immunodeficiency syndrome (commentary). JAMA 252, 2037-2043, 1984</ref><ref name="CDC_Pneumocytsis" /><ref name ="Immunodef" /><ref>CDC. Prevention of acquired immune deficiency syndrome (AIDS): report of inter-agency recommendations. MMWR, 32, 101-104, 1983b</ref>
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Als erste Ursachen für AIDS wurden das Cytomegalie-Virus (CMV), wegen seiner Assoziation mit Immunsuppression, und das Epstein-Barr-Virus (EBV), das eine Affinität zu Lymphozyten hat, verdächtigt <ref name= "Gottlieb" /><ref>Hymes KB, Cheung T, Greene JB, Prose NS, et al. Kaposi's sarcoma in homosexual men--a report of eight cases. Lancet, II, 598-600, 1981</ref><ref name="CDC_Pneumocytsis" />. Allerdings war AIDS eine neue Erkrankung, diese beiden Viren sind aber international weit verbreitet.
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Als erste Ursachen für AIDS wurden das Cytomegalie-Virus (CMV), wegen seiner Assoziation mit Immunsuppression, und das Epstein-Barr-Virus (EBV), das eine Affinität zu Lymphozyten hat, vermutet.<ref name= "Gottlieb" /><ref>Hymes KB, Cheung T, Greene JB, Prose NS, et al. Kaposi's sarcoma in homosexual men--a report of eight cases. Lancet, II, 598-600, 1981</ref><ref name="CDC_Pneumocytsis" /> Allerdings war AIDS eine neue Erkrankung, diese beiden Viren sind aber international weit verbreitet.
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Vergleichende Studien serologischer Untersuchungen zeigten keine Gründe, diesen Viren oder anderen bekannten Erregern eine auslösende Rolle zuzuordnen <ref>Rogers MF, Morens DM, Stewart JA, Kaminski RM: National case-control study of Kaposi's sarcoma and Pneumocystis carinii pneumonia in homosexual men: part 2. Laboratory results. Ann Intern Med, 99, 151-157, 1983</ref>. Außerdem unterschieden sich diese isolierten Viren von AIDS-Patienten nicht signifikant von den Viren-Stämmen in gesunden Menschen oder von Viren-Stämmen, die man vor Ausbruch von AIDS gefunden hatte <ref>AMA (American Medical Association), Council on Scientific Affairs: The acquired immunodeficiency syndrome (commentary). JAMA 252, 2037-2043,1984</ref>.
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Vergleichende Studien serologischer Untersuchungen zeigten keine Gründe, diesen Viren oder anderen bekannten Erregern eine auslösende Rolle zuzuordnen.<ref>Rogers MF, Morens DM, Stewart JA, Kaminski RM: National case-control study of Kaposi's sarcoma and Pneumocystis carinii pneumonia in homosexual men: part 2. Laboratory results. Ann Intern Med, 99, 151-157, 1983</ref> Außerdem unterschieden sich diese isolierten Viren von AIDS-Patienten nicht signifikant von den Viren-Stämmen in gesunden Menschen oder von Viren-Stämmen, die man vor Ausbruch von AIDS gefunden hatte.<ref>AMA (American Medical Association), Council on Scientific Affairs: The acquired immunodeficiency syndrome (commentary). JAMA 252, 2037-2043,1984</ref>
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Die Retrovirus-Theorie bestätigte sich: Bis 1983 hatten sich einige Forschungsgruppen auf Retroviren als Auslöser von AIDS konzentriert <ref>Gallo RC, Montagnier L. The chronology of AIDS research. Nature, 326, 435-436, 1987</ref>. Zwei kurz zuvor entdeckte Retroviren, HTLV-I und HTLV-II, waren die einzig bekannten Viren, die bevorzugt T-Helfer-Zellen befallen - jene Zellen, die bei den AIDS-Patienten zerstört werden <ref name="Gallo_1982">Gallo RC, Reitz MS Jr: Human retroviruses and adult T-cell leukemia-lymphoma. J Natl Cancer Inst 69, 1209-1214, 1982</ref><ref>Popovic M, Sarngadharan MG, Read E, Gallo RC: Detection, isolation and continuous production of cytopathic retroviruses (HTLV-III) from patients with AIDS and pre-AIDS. Science, 224, 497-500,1984</ref>.
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Die Retrovirus-Theorie bestätigte sich: Bis 1983 hatten sich einige Forschungsgruppen auf Retroviren als Auslöser von AIDS konzentriert.<ref>Gallo RC, Montagnier L. The chronology of AIDS research. Nature, 326, 435-436, 1987</ref> Zwei kurz zuvor entdeckte Retroviren, HTLV-I und HTLV-II, waren die einzig bekannten Viren, die bevorzugt T-Helfer-Zellen befallen - jene Zellen, die bei den AIDS-Patienten zerstört werden.<ref name="Gallo_1982">Gallo RC, Reitz MS Jr: Human retroviruses and adult T-cell leukemia-lymphoma. J Natl Cancer Inst 69, 1209-1214, 1982</ref><ref>Popovic M, Sarngadharan MG, Read E, Gallo RC: Detection, isolation and continuous production of cytopathic retroviruses (HTLV-III) from patients with AIDS and pre-AIDS. Science, 224, 497-500,1984</ref>
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Der Übertragungsweg von HTLV war dem bei AIDS-Patienten beobachteten ähnlich: HTLV wurde durch Sexualkontakt, Kontakt mit infiziertem Blut oder von Mutter auf das Kind übertragen <ref>Essex M: Adult T-cell leukemia/lymphoma: role of a human retrovirus. J Natl Cancer Inst 1982;69:981. Francis DP, Curran JW, Essex M.</ref><ref name="Gallo_1982" />. Zudem war HTLV-I dafür bekannt, eine leichte Immunsuppression zu verursachen, und ein verwandtes Virus, das Lymphotrope feline Leukämie-Virus (FeLV), verursachte eine tödliche Immunsuppression bei Katzen <ref>Essex M, Hardy WJ Jr, Cotter SM, Jakowski RM, Sliski A: Naturally occurring persistent feline oncornavirus infections in the absence of disease. Infect Immun, 11, 470-475,1975</ref>.
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Der Übertragungsweg von HTLV war dem bei AIDS-Patienten beobachteten ähnlich: HTLV wurde durch Sexualkontakt, Kontakt mit infiziertem Blut oder von der Mutter auf das Kind übertragen.<ref>Essex M: Adult T-cell leukemia/lymphoma: role of a human retrovirus. J Natl Cancer Inst 1982;69:981. Francis DP, Curran JW, Essex M.</ref><ref name="Gallo_1982" /> Zudem war HTLV-I dafür bekannt, eine leichte Immunsuppression zu verursachen, und ein verwandtes Virus, das Lymphotrope feline Leukämie-Virus (FeLV), verursachte eine tödliche Immunsuppression bei Katzen.<ref>Essex M, Hardy WJ Jr, Cotter SM, Jakowski RM, Sliski A: Naturally occurring persistent feline oncornavirus infections in the absence of disease. Infect Immun, 11, 470-475,1975</ref>
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Im Mai 1983 wurde der erste Bericht veröffentlicht, der den Zusammenhang zwischen einem Retrovirus und AIDS bewies <ref>Barre-Sinoussi F, Chermann JC, Rey F, Nugeyre MT: Isolation of a T-lymphotropic retrovirus from a patient at risk for acquired immune deficiency syndrome (AIDS). Science, 220, 868-871, 1983</ref>. Dieses Virus wurde später als Lymphadenopathie-assoziiertes Virus (LAV) bekannt. Die französische Forschergruppe berichtete, dass LAV tropisch für T-Helferzellen war, in denen es wuchs und den Zelltod verursachte <ref>Klatzmann et al. 1984</ref><ref>Montagnier L: A new lymphotropic retrovirus: characterization and possible role in lymphadenopathy and acquired immune deficiency syndromes. In: Gallo RC, et al., eds. Human T-cell Leukemia/Lymphoma Virus. Cold Spring Harbor, NY: Cold Spring Harbor Laboratory, S. 363-379, 1984</ref>.
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Im Mai 1983 wurde der erste Bericht veröffentlicht, der den Zusammenhang zwischen einem Retrovirus und AIDS bewies.<ref>Barre-Sinoussi F, Chermann JC, Rey F, Nugeyre MT: Isolation of a T-lymphotropic retrovirus from a patient at risk for acquired immune deficiency syndrome (AIDS). Science, 220, 868-871, 1983</ref> Dieses Virus wurde später als Lymphadenopathie-assoziiertes Virus (LAV) bekannt. Die französische Forschergruppe berichtete, dass LAV tropisch für T-Helferzellen war, in denen es wuchs und den Zelltod verursachte.<ref>Klatzmann et al. 1984</ref><ref>Montagnier L: A new lymphotropic retrovirus: characterization and possible role in lymphadenopathy and acquired immune deficiency syndromes. In: Gallo RC, et al., eds. Human T-cell Leukemia/Lymphoma Virus. Cold Spring Harbor, NY: Cold Spring Harbor Laboratory, S. 363-379, 1984</ref>
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Im Jahr 1984 kamen eine erheblich Menge neuer Daten hinzu, die den Beweis der retroviralen Ätiologie von AIDS erhärteten. Forscher des National Institute of Health berichteten die Isolation eines zytopathischen T-lymphotropen Virus aus 48 Patienten, von denen 18 kurz vor Ausbruch von AIDS standen, drei klinisch unauffällige Mütter von AIDS-kranken Kindern, 26 Erwachsene und Kinder mit AIDS und ein gesunder Homosexueller, bei dem später AIDS ausbrach <ref>Gallo RC, Salahuddin SZ, Popovic M, Shearer GM: Frequent detection and isolation of cytopathic retroviruses (HTLV-III) from patients with AIDS and at risk for AIDS. Science, 224, 500-503, 1984</ref>. Das Virus wurde HTLV-III genannt und konnte bei keinem von 115 gesunden heterosexuellen Probanden nachgewiesen werden.
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Im Jahr 1984 kamen eine erheblich Menge neuer Daten hinzu, die den Beweis der retroviralen Ätiologie von AIDS erhärteten. Forscher des National Institute of Health berichteten die Isolation eines zytopathischen T-lymphotropen Virus aus 48 Patienten, von denen 18 kurz vor Ausbruch von AIDS standen, drei klinisch unauffällige Mütter von AIDS-kranken Kindern, 26 Erwachsene und Kinder mit AIDS und ein gesunder Homosexueller, bei dem später AIDS ausbrach.<ref>Gallo RC, Salahuddin SZ, Popovic M, Shearer GM: Frequent detection and isolation of cytopathic retroviruses (HTLV-III) from patients with AIDS and at risk for AIDS. Science, 224, 500-503, 1984</ref> Das Virus wurde HTLV-III genannt und konnte bei keinem von 115 gesunden heterosexuellen Probanden nachgewiesen werden.
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Antikörper auf HTLV-III-Antigene wurden in Serum-Proben von 88% dieser 48 Patienten mit AIDS, in 79% von 14 Homosexuellen im Vorstadium von AIDS und in weniger als 1% von Hunderten gesunder heterosexueller Probanden <ref>Sarngadharan MG, Popovic M, Bruch L, Schupbach J, Gallo RC: Antibodies reactive with human T-lymphotropic retroviruses (HTLV-III) in the serum of patients with AIDS. Science, 224, 506-508, 1984</ref> gefunden.
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Antikörper auf HTLV-III-Antigene wurden in Serum-Proben von 88% dieser 48 Patienten mit AIDS, in 79% von 14 Homosexuellen im Vorstadium von AIDS und in weniger als 1% von Hunderten gesunder heterosexueller Probanden<ref>Sarngadharan MG, Popovic M, Bruch L, Schupbach J, Gallo RC: Antibodies reactive with human T-lymphotropic retroviruses (HTLV-III) in the serum of patients with AIDS. Science, 224, 506-508, 1984</ref> gefunden.
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Kurz danach wurden 100% (nämlich 34 von 34) AIDS-Patienten als positiv auf HTLV-III-Antikörper getestet, während in der gleichen Studie keiner der 14 Probanden aus der Kontrollgruppe solche Antikörper aufwiesen <ref name="Safai" />.
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Kurz danach wurden 100% (nämlich 34 von 34) AIDS-Patienten als positiv auf HTLV-III-Antikörper getestet, während in der gleichen Studie keiner der 14 Probanden aus der Kontrollgruppe solche Antikörper aufwies.<ref name="Safai" />
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In einer Studie in England wurden sowohl 30 von 31 AIDS-Patienten, als auch 110 von 124 Patienten mit generalisierter Lymphadenopathie als seropositiv auf HTLV-III-Antikörper getestet <ref>Cheingsong-Popov R, Weiss RA, Dalgleish A, Tedder RS: Prevalence of antibody to human T-lymphotropic virus type III in AIDS and AIDS-risk patients in Britain. Lancet, II, 477-480, 1984</ref>. Hingegen wurden keine HTLV-III-Antikörper in mehr als 1.000 zufällig ausgesuchten Blutspenden entdeckt.
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In einer Studie in England wurden sowohl 30 von 31 AIDS-Patienten, als auch 110 von 124 Patienten mit generalisierter Lymphadenopathie als seropositiv auf HTLV-III-Antikörper getestet.<ref>Cheingsong-Popov R, Weiss RA, Dalgleish A, Tedder RS: Prevalence of antibody to human T-lymphotropic virus type III in AIDS and AIDS-risk patients in Britain. Lancet, II, 477-480, 1984</ref> Hingegen wurden keine HTLV-III-Antikörper in mehr als 1.000 zufällig ausgesuchten Blutspenden entdeckt.
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Zur gleichen Zeit wurde HTLV-III aus dem Sperma von Patienten mit AIDS isoliert <ref>Zagury D, Bernard J, Leibowitch J, Safai B: HTLV-III in cells cultured from semen of two patients with AIDS. Science, 226, 449-451, 1984</ref><ref>Ho DD, Schooley RT, Rota TR, Kaplan JC: HTLV-III in the semen and blood of a healthy homosexual man. Science, 226, 451-453, 1984</ref>, wodurch die epidemiologischen Daten bestätigt wurden, die den Übertragungsweg mittels Sexualkontakt begründeten.
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Zur gleichen Zeit wurde HTLV-III aus dem Sperma von Patienten mit AIDS isoliert<ref>Zagury D, Bernard J, Leibowitch J, Safai B: HTLV-III in cells cultured from semen of two patients with AIDS. Science, 226, 449-451, 1984</ref><ref>Ho DD, Schooley RT, Rota TR, Kaplan JC: HTLV-III in the semen and blood of a healthy homosexual man. Science, 226, 451-453, 1984</ref>, wodurch die epidemiologischen Daten bestätigt wurden, die den Übertragungsweg mittels Sexualkontakt begründeten.
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Forscher in San Francisco berichteten später die Isolation eines Retrovirus, das sie AIDS-assoziiertes Retrovirus (ARV) nannten <ref>Levy JA, Hoffman AD, Kramer SM, Landis JA: Isolation of lymphocytopathic retroviruses from San Francsico patients with AIDS. Science, 225, 840-842, 1984</ref>. Die Forscher isolierten ARV aus 27 von 55 Patienten mit AIDS oder Lymphadenopathie-Syndrom. Sie wiesen Antikörper gegen ARV in 90% von 113 Patienten mit denselben Bedingungen nach. Genau wie HTLV-III und LAV wuchs ARV substantiell in peripheren mononukleären Blutzellen und tötete CD4-positive T-Zellen. Dieselbe Forschergruppe isolierte später ARV aus dem Genitalsekret von Frauen mit Antikörpern gegen das Virus, was die Beobachtung bestätigte, dass sich Männer durch Kontakt mit einer infizierten Frau das Virus zuziehen können <ref>Wofsy CB, Cohen JB, Hauer LB, Padian NS: Isolation of AIDS-associated retrovirus from genital secretions of women with antibodies to the virus. Lancet, 8, 527-529, 1986</ref>.
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Forscher in San Francisco berichteten später die Isolation eines Retrovirus, das sie AIDS-assoziiertes Retrovirus (ARV) nannten.<ref>Levy JA, Hoffman AD, Kramer SM, Landis JA: Isolation of lymphocytopathic retroviruses from San Francsico patients with AIDS. Science, 225, 840-842, 1984</ref> Die Forscher isolierten ARV aus 27 von 55 Patienten mit AIDS oder Lymphadenopathie-Syndrom. Sie wiesen Antikörper gegen ARV in 90% von 113 Patienten mit denselben Bedingungen nach. Genau wie HTLV-III und LAV wuchs ARV substantiell in peripheren mononukleären Blutzellen und tötete CD4-positive T-Zellen. Dieselbe Forschergruppe isolierte später ARV aus dem Genitalsekret von Frauen mit Antikörpern gegen das Virus, was die Beobachtung bestätigte, dass sich Männer durch Kontakt mit einer infizierten Frau das Virus zuziehen können.<ref>Wofsy CB, Cohen JB, Hauer LB, Padian NS: Isolation of AIDS-associated retrovirus from genital secretions of women with antibodies to the virus. Lancet, 8, 527-529, 1986</ref>
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Während der gleichen Zeit wurden HTLV-III und ARV aus dem Gehirn von Kindern und Erwachsenen mit AIDS-assoziierter Enzephalopathie isoliert, weshalb diesen Viren eine wichtige Rolle bei den Schädigungen des zentralen Nervensystems, die bei vielen AIDS-Patienten beobachtet wurden, zugeschrieben wurde <ref>Levy et al. 1985</ref><ref>Ho DD, Rota TR, Schooley RT, Kaplan JC: Isolation of HTLV-III from cerebrospinal fluid and neural tissues of patients with neurologic syndromes related to the acquired immunodeficiency syndrome. N Engl J Med, 313, 1493-1497, 1985</ref>.
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Während der gleichen Zeit wurden HTLV-III und ARV aus dem Gehirn von Kindern und Erwachsenen mit AIDS-assoziierter Enzephalopathie isoliert, weshalb diesen Viren eine wichtige Rolle bei den Schädigungen des zentralen Nervensystems, die bei vielen AIDS-Patienten beobachtet wurden, zugeschrieben wurde.<ref>Levy et al. 1985</ref><ref>Ho DD, Rota TR, Schooley RT, Kaplan JC: Isolation of HTLV-III from cerebrospinal fluid and neural tissues of patients with neurologic syndromes related to the acquired immunodeficiency syndrome. N Engl J Med, 313, 1493-1497, 1985</ref> 1985 zeigten Analysen der Nukleotid-Sequenz von HTLV-III, LAV und ARV, dass diese drei Viren zur selben Familie von Retroviren gehörten und auffällig ähnlich waren.<ref>Wain-Hobson S, Sonigo P, Danos O, Cole S, Alizon M: Nucleotide sequence of the AIDS virus, LAV. Cell, 40, 9-17, 1985</ref><ref>Ratner L, Gallo RC, Wong-Staal F: HTLV-III, LAV, ARV are variants of same AIDS virus. Nature 313, 636, 1985 </ref><ref>Sanchez-Pescador R, Power MD, Barr PJ, Steimer KS: Nucleotide sequence and expression of an AIDS-associated retrovirus (ARV-2). Science, 227, 484-492, 1985</ref>
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1985 zeigten Analysen der Nukleotid-Sequenz von HTLV-III, LAV und ARV, dass diese drei Viren zur selben Familie von Retroviren gehörten und auffällig ähnlich waren <ref>Wain-Hobson S, Sonigo P, Danos O, Cole S, Alizon M: Nucleotide sequence of the AIDS virus, LAV. Cell, 40, 9-17, 1985</ref><ref>Ratner L, Gallo RC, Wong-Staal F: HTLV-III, LAV, ARV are variants of same AIDS virus. Nature 313, 636, 1985 </ref><ref>Sanchez-Pescador R, Power MD, Barr PJ, Steimer KS: Nucleotide sequence and expression of an AIDS-associated retrovirus (ARV-2). Science, 227, 484-492, 1985</ref>.
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1986 benannte das Internationale Komitee für Virale Taxonomie dieses Virus in Humanes Immunodeficiency Virus (HIV) um.<ref>Coffin J, Haase A, Levy JA, Montagnier L, et al. Human immunodeficiency viruses (letter). Science, 232, 697, 1986</ref>
 
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1986 benannte das Internationale Komitee für Virale Taxonomie dieses Virus in Humanes Immunodeficiency Virus (HIV) um <ref>Coffin J, Haase A, Levy JA, Montagnier L, et al. Human immunodeficiency viruses (letter). Science, 232, 697, 1986</ref>.
      
==Isolation des HI-Virus==
 
==Isolation des HI-Virus==
Die AIDS-Kritik behauptet teilweise noch heute, das Retrovirus HIV sei niemals isoliert worden. Sie fordern Nachweise nach Methoden von 1973, die dem heutigen Wissensstand von Molekularbiologie und Gentechnologie längst nicht mehr entsprechen. Das der Aids-Leugnerszene zuzuordnende Szeneblatt [[Continuum|Continuum Magazine]] setzte sogar einen Preis auf diesen überalterten Nachweis aus<ref>http://www.virusmyth.com/aids/hiv/pdreplyep.htm</ref>.
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AIDS-Leugner behaupten teilweise noch heute, das Retrovirus HIV sei niemals isoliert worden. Sie fordern Nachweise nach Methoden von 1973, die dem heutigen Wissensstand von Molekularbiologie und Gentechnologie längst nicht mehr entsprechen. Das der Aids-Leugnerszene zuzuordnende Szeneblatt [[Continuum|Continuum Magazine]] setzte sogar einen Preis auf diesen überalterten Nachweis aus.<ref>http://www.virusmyth.com/aids/hiv/pdreplyep.htm</ref>
    
Das Pasteur-Institut in Paris, das Regeln für die Isolation von Krankheitserregern festsetzt, isoliert HIV schon seit 1984. Mit dem folgenden Artikel über die Isolation von HIV lieferte sogar der AIDS-Kritiker [[Peter Duesberg]] einen weiteren Beweis für die Existenz des Retrovirus. Duesberg und ein Teil der AIDS-Kritiker streiten nämlich die Existenz von HIV überhaupt nicht ab. "Continuum" druckte den Artikel dennoch nicht ab, obwohl er aus den Reihen der AIDS-Kritik stammt.
 
Das Pasteur-Institut in Paris, das Regeln für die Isolation von Krankheitserregern festsetzt, isoliert HIV schon seit 1984. Mit dem folgenden Artikel über die Isolation von HIV lieferte sogar der AIDS-Kritiker [[Peter Duesberg]] einen weiteren Beweis für die Existenz des Retrovirus. Duesberg und ein Teil der AIDS-Kritiker streiten nämlich die Existenz von HIV überhaupt nicht ab. "Continuum" druckte den Artikel dennoch nicht ab, obwohl er aus den Reihen der AIDS-Kritik stammt.
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1983 isolierte Montagnier ein Retrovirus (mittlerweile Human Immunodeficiency Virus [HIV] genannt) von einem Patienten mit Lymphadenopathie und erwog, dass HIV die Krankheit AIDS verursachen könne. Antikörper gegen dieses Virus wurden seitdem in vielen, aber nicht allen AIDS-Patienten <ref name="Duesberg">Duesberg PH: The HIV gap in national statistics. Bio/Technology 11, 955-956, 1993</ref> und in 17 Millionen gesunden Menschen gefunden. Eleni Papadopulos, Val Turner, John Papadimitriou, David Causer, Bruce Hedland-Thomas und Barry Page <ref>Papadopulos-Eleopulos E, Turner VF, Papadimitriou JM, Causer D, Hedland-Thomas B and Page BAP: A critical analysis of the HIV-T4-cell-AIDS hypothesis, Genetica, 95, 5-24, 1995</ref> sowie [[Stefan Lanka]] <ref>Lanka 1995</ref> behaupten, dass die Existenz von HIV nicht erwiesen sei und bezeichnen es als ''erfunden'', weil HIV noch nicht angemessen isoliert und angemessen identifiziert worden sei <ref>nach Papadopulos-Eleopulos et al.: HIV wurde niemals als einzelner Partikel getrennt von allem anderen isoliert, siehe: Papadopulos-Eleopulos E, Turner VF, Papadimitriou JM, Causer D, Hedland-Thomas B and Page BAP: A critical analysis of the HIV-T4-cell-AIDS hypothesis, Genetica, 95, 5-24, 1995</ref> und Antikörper gegen HIV nicht spezifisch seien <ref name="Papadopulos">Papadopulos-Eleopulos E, Turner VF and Papadimitriou JM: Is a positive Western blot proof of HIV infection? Biotechnology, 11, 696-707, 1993</ref>. Sie meinen, der folgende Beweis sei nicht spezifisch für HIV: Identifizierung im Nährmedium infizierter menschlicher Zellkulturen entweder die Existenz Virus-ähnlicher Partikel mit dem Elektronenmikroskop, oder Reverse Transkriptase assoziiert mit solchen Partikeln, oder gewisse HIV-Antigene oder mit Partikeln assoziierte Proteine, weil all diese zelluläre Materialien sein oder von anderen endogenen Retroviren als HIV stammen könnten.
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1983 isolierte Montagnier ein Retrovirus (mittlerweile Human Immunodeficiency Virus [HIV] genannt) von einem Patienten mit Lymphadenopathie und erwog, dass HIV die Krankheit AIDS verursachen könne. Antikörper gegen dieses Virus wurden seitdem bei vielen, aber nicht allen AIDS-Patienten<ref name="Duesberg">Duesberg PH: The HIV gap in national statistics. Bio/Technology 11, 955-956, 1993</ref> und bei 17 Millionen gesunden Menschen gefunden. Eleni Papadopulos, Val Turner, John Papadimitriou, David Causer, Bruce Hedland-Thomas und Barry Page<ref>Papadopulos-Eleopulos E, Turner VF, Papadimitriou JM, Causer D, Hedland-Thomas B and Page BAP: A critical analysis of the HIV-T4-cell-AIDS hypothesis, Genetica, 95, 5-24, 1995</ref> sowie [[Stefan Lanka]] <ref>Lanka 1995</ref> behaupten, dass die Existenz von HIV nicht erwiesen sei und bezeichnen es als ''erfunden'', weil HIV noch nicht angemessen isoliert und angemessen identifiziert worden sei.<ref>nach Papadopulos-Eleopulos et al.: HIV wurde niemals als einzelner Partikel getrennt von allem anderen isoliert, siehe: Papadopulos-Eleopulos E, Turner VF, Papadimitriou JM, Causer D, Hedland-Thomas B and Page BAP: A critical analysis of the HIV-T4-cell-AIDS hypothesis, Genetica, 95, 5-24, 1995</ref> und Antikörper gegen HIV nicht spezifisch seien <ref name="Papadopulos">Papadopulos-Eleopulos E, Turner VF and Papadimitriou JM: Is a positive Western blot proof of HIV infection? Biotechnology, 11, 696-707, 1993</ref> Sie meinen, der folgende Beweis sei nicht spezifisch für HIV: Identifizierung im Nährmedium infizierter menschlicher Zellkulturen entweder die Existenz Virus-ähnlicher Partikel mit dem Elektronenmikroskop, oder Reverse Transkriptase assoziiert mit solchen Partikeln, oder gewisse HIV-Antigene oder mit Partikeln assoziierte Proteine, weil all diese zelluläre Materialien seien oder von anderen endogenen Retroviren als HIV stammen könnten.
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In der Tat könnte jedes dieser Kriterien durch ein anderes Retrovirus verursacht sein und einige dieser Kriterien, z.B. Partikel und Proteine, könnten zusammen auf nicht-virales Material zurückzuführen sein. Allerdings kann die Behauptung von Papadopulos und Lanka nicht erklären, warum praktisch alle Menschen mit HIV-DNA ebenfalls Antikörper gegen Montagniers HIV-Stamm - dem globalen Standard aller HIV-Tests - enthalten und warum die meisten, aber sicher nicht alle Patienten ohne HIV-DNA keine solchen Antikörper besitzen. Die Anwesenheit HIV-reaktiver Antikörper in den wenigen nicht infizierten Menschen zeigt eine selbstverständliche Grenze für Antikörper-Tests gegen Viren und andere Mikroben auf. Weil sogar die simpelste Mikrobe tausende Andockstellen für Antikörper, Epitope genannt, präsentiert, könnten Antikörper gegen eine vorgegebene Mikrobe Kreuzreaktionen mit anderen unbeteiligten Mikroben zeigen, wenn beide gleiche Epitope aufweisen.
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In der Tat könnte jedes dieser Kriterien durch ein anderes Retrovirus verursacht sein und einige dieser Kriterien, z.B. Partikel und Proteine, könnten zusammen auf nicht-virales Material zurückzuführen sein. Allerdings kann die Behauptung von Papadopulos und Lanka nicht erklären, warum praktisch alle Menschen mit HIV-DNA ebenfalls Antikörper gegen Montagniers HIV-Stamm - dem globalen Standard aller HIV-Tests - enthalten und warum die meisten, aber sicher nicht alle Patienten ohne HIV-DNA keine solchen Antikörper besitzen. Die Anwesenheit HIV-reaktiver Antikörper bei den wenigen nicht infizierten Menschen zeigt eine selbstverständliche Grenze für Antikörper-Tests gegen Viren und andere Mikroben auf. Weil sogar die simpelste Mikrobe tausende Andockstellen für Antikörper, Epitope genannt, präsentiert, könnten Antikörper gegen eine vorgegebene Mikrobe Kreuzreaktionen mit anderen unbeteiligten Mikroben zeigen, wenn beide gleiche Epitope aufweisen.
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Mittlerweile ist der Nachweis von HIV aber mehrfach und unwiderlegbar gelungen. Nachfolgend wird gezeigt, wie dies geschah. Das Retrovirus HIV wurde sogar mit einer eigenen Virion-Struktur identifiziert in Form einer infektiösen, molekular geklonten HIV-DNA, die in der Lage ist, die Synthese eines Reverse Transkriptase enthaltenden Virions zu induzieren. Auch konnte HIV-spezifische, virale DNA ausschließlich in infizierten, nicht aber in nicht infizierten menschlichen Zellen nachgewiesen werden.
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Mittlerweile ist der Nachweis von HIV mehrfach und unwiderlegbar gelungen. Nachfolgend wird gezeigt, wie dies geschah. Das Retrovirus HIV wurde sogar mit einer eigenen Virion-Struktur identifiziert in Form einer infektiösen, molekular geklonten HIV-DNA, die in der Lage ist, die Synthese eines Reverse Transkriptase enthaltenden Virions zu induzieren. Auch konnte HIV-spezifische, virale DNA ausschließlich in infizierten, nicht aber in nicht infizierten menschlichen Zellen nachgewiesen werden.
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Die Existenz des Retrovirus HIV setzt voraus, dass HIV-DNA aus der chromosomalen DNA infizierter Zellen isoliert werden kann. Diese Voraussetzung wurde wie folgt erfüllt: HIV-1- und HIV-2-DNAs voller Länge wurde aus Virus-infizierten Zellen präpariert und in bakteriellen Plasmiden geklont <ref>Fisher AG, Collalti E, Ratner L, Gallo RC and Wong-Staal F: A molecular clone of HTLV-III with biological activity. Nature (London), 316, 262-265, 1985</ref><ref>Levy JA, Shimabukuro J, Hollander H, Mills J, Kaminsky L: Isolation of AIDS-associated retroviruses * Levy JA, Cheng-Mayer C, Dina D and Luciw PA: AIDS retrovirus (ARV-2) clone replicates in transfected human and animal fibroblasts. Science, 232, 998-1001, 1986</ref><ref name="Barnett">Barnett SW, Quiroga M, Werner Am, Dina D and Levy JA: Distinguishing features of an infectious molecular clone of the highly divergent and non0-cytopathic human immunodeficiency virus type 2 UC1 strain. J Virol 67, 1006-1014, 1993</ref>. Solche Klone sind völlig frei von allen viralen und zellulären Proteinen und zellulären Verunreinigungen durch das Virus. Diese Klone produzieren infektiöse Viren, die durch spezifische Antisera [Serum mit spezifischen Antikörpern] von AIDS-Patienten neutralisiert werden. Als Beispiel: Aus infektiöser HIV-2-DNA produzierte Viren werden durch Antiserum von HIV-2-, aber nicht von HIV-1-infizierten Patienten neutralisiert <ref name="Barnett" />. Weil infektiöse HIV-DNA aus infizierten menschlichen Zellen isoliert werden konnte, die sowohl frei von HIV-eigenen Proteinen und HIV-RNA, als auch frei von allen zellulären Makromolekülen sind, hat die HIV-Isolation die strengsten heutzutage möglichen Standards erfüllt. Anders ausgedrückt, diese infektiösen DNA-Klone übertreffen die Isolations-Standards der traditionellen Pasteur-Regeln. Isolation infektiöser HIV-DNA ist theoretisch die absoluteste Form der Isolation - es ist gleichbedeutend mit der Isolation der "Seele" des Virus, seines genetischen Codes, vom Körper des Virus, dem Virus-Partikel. Deshalb übertrifft die HIV-Isolation auf der Basis des molekularen Klonens die alten Standards der Pasteur-Regeln.
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Die Existenz des Retrovirus HIV setzt voraus, dass HIV-DNA aus der chromosomalen DNA infizierter Zellen isoliert werden kann. Diese Voraussetzung wurde wie folgt erfüllt: HIV-1- und HIV-2-DNAs voller Länge wurde aus Virus-infizierten Zellen präpariert und in bakteriellen Plasmiden geklont.<ref>Fisher AG, Collalti E, Ratner L, Gallo RC and Wong-Staal F: A molecular clone of HTLV-III with biological activity. Nature (London), 316, 262-265, 1985</ref><ref>Levy JA, Shimabukuro J, Hollander H, Mills J, Kaminsky L: Isolation of AIDS-associated retroviruses * Levy JA, Cheng-Mayer C, Dina D and Luciw PA: AIDS retrovirus (ARV-2) clone replicates in transfected human and animal fibroblasts. Science, 232, 998-1001, 1986</ref><ref name="Barnett">Barnett SW, Quiroga M, Werner Am, Dina D and Levy JA: Distinguishing features of an infectious molecular clone of the highly divergent and non0-cytopathic human immunodeficiency virus type 2 UC1 strain. J Virol 67, 1006-1014, 1993</ref> Solche Klone sind völlig frei von allen viralen und zellulären Proteinen und zellulären Verunreinigungen durch das Virus. Diese Klone produzieren infektiöse Viren, die durch spezifische Antisera [Serum mit spezifischen Antikörpern] von AIDS-Patienten neutralisiert werden. Als Beispiel: Aus infektiöser HIV-2-DNA produzierte Viren werden durch Antiserum von HIV-2-, aber nicht von HIV-1-infizierten Patienten neutralisiert.<ref name="Barnett" /> Weil infektiöse HIV-DNA aus infizierten menschlichen Zellen isoliert werden konnte, die sowohl frei von HIV-eigenen Proteinen und HIV-RNA als auch frei von allen zellulären Makromolekülen sind, hat die HIV-Isolation die strengsten heutzutage möglichen Standards erfüllt. Anders ausgedrückt: diese infektiösen DNA-Klone übertreffen die Isolations-Standards der traditionellen Pasteur-Regeln. Isolation infektiöser HIV-DNA ist theoretisch die absoluteste Form der Isolation - es ist gleichbedeutend mit der Isolation der "Seele" des Virus, seines genetischen Codes, vom Körper des Virus, dem Virus-Partikel. Deshalb übertrifft die HIV-Isolation auf der Basis des molekularen Klonens die alten Standards der Pasteur-Regeln.
    
==Identifikation von HIV==
 
==Identifikation von HIV==
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