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Kreationismus (v. lat. creare erschaffen) ist die Lehre von der Auffassung, dass das Universum bzw. das Leben auf der Erde von einem übernatürlichen Wesen erschaffen wurde. Grundlage kreationistischer Vorstellungen sind meist religiöse Schöpfungsmythen, wie z.B. die Schöpfungsgeschichte im biblischen Buch Genesis.[1]

Auch die weitere Entwicklung des Universums verlangt nach der Auffassung vieler Ausrichtungen des Kreationismus den fortgesetzten Eingriff dieser höheren Instanz. Besonders in den USA sind die verschiedenen Strömungen des Kreationismus weit verbreitet. Kreationisten akzeptieren keine schlussfolgernde Argumentation gegen ihre Auffassung. Diskussionen werden meist mit dem "Totschlagargument" beendet, Gott hätte es so angelegt, dass es aussähe, als gäbe es z.B. Evolution, Tektonik oder ähnliche Vorgänge in der Natur, die dem Weltbild der Kreationisten eigentlich widersprechen.

Formen des Kreationismus

Man kann verschiedene Strömungen des Kreationismus unterscheiden. Dies sind vor allem:

  • Kurzzeit-Kreationismus (auch: Junge-Erde-Kreationismus): Anhänger vertreten bei wörtlicher Auslegung des biblischen Buchs Genesis die Ansicht, dass die Erde vor höchstens 10.000 Jahren von Gott erschaffen wurde. Wissenschaftliche Datierungsmethoden werden von Kurzzeit-Kreationisten als fehlerhaft verworfen.
  • Langzeit-Kreationismus (auch: Alte-Erde-Kreationismus): Man akzeptiert ein hohes Alter der Erde. Es werden unterschiedliche Schöpfungsmodelle vertreten, z.B. dass zwischen den Schöpfungstagen lange Zeiträume gelegen haben oder dass es sich bei jedem der sieben Schöpfungstage um ein Äon der Erdgeschichte handelt. Wenn man diese Äonen hinreichend lang macht, lässt sich der naturwissenschaftliche und der kreationistische Zeitrahmen harmonisieren. Die Ergebnisse der Astrophysik und der Geologie, auch die Fossilfunde, lassen sich mit Zusatzannahmen einigermaßen erklären. Der Streit mit der Naturwissenschaft konzentriert sich dadurch auf die Darwinsche Selektionstheorie, also das Zufallsprinzip der natürlichen Auslese. Dafür setzt der Langzeit-Kreationismus eine Folge von göttlichen Schöpfungsakten ein. Er ähnelt damit den sogenannten Katastrophen-Theorien[2].
  • "Wissenschaftlicher Kreationismus": Seine Vertreter behaupten, dass Kreationismus eine Wissenschaft sei und eine Alternative zur Evolution darstellt. Sie gehen in der Regel davon aus, dass Gott die Erde in jüngerer Zeit erschaffen hat und sehen diese Auffassung durch empirische Belege gestützt. In diesem Rahmen deuten sie beispielsweise Fossilien als Zeugnisse einer globalen Sintflut, wie sie in im Buch Genesis geschildert wird.
  • Evolutionistischer Kreationismus Nach dieser Lehre hat Gott die Lebensformen erschaffen und mit Hilfe der Evolution verändert. Evolutive Veränderungen werden als Resultate direkter göttlicher Einwirkung und nicht von Selektionsprozessen betrachtet. Vielfach wird von einer gezielten evolutiven Höherentwicklung mit dem Endziel „Mensch“ ausgegangen.
  • Theistischer Evolutionismus: Vertreter glauben, dass Gott die Naturgesetze geschaffen hat und in ihrem Rahmen agiert. Sie akzeptieren eine Evolution auf der Basis natürlicher Selektion. Es wird davon ausgegangen, dass Gott gelegentlich steuernd in den Evolutionsprozess eingreift.
  • Intelligent Design-Kreationismus (ID): In dieser Lehre wird die Auffassung vertreten, dass Leben zu komplex sei, um durch natürliche Prozesse entstanden zu sein. Als Urheber nehmen ID-Verfechter einen „intelligenten Designer“ an, dessen Eigenschaften jedoch so vage beschrieben werden, dass sich die Auffassung einer wissenschaftlichen Prüfung entzieht.
  • Islamischer Kreationismus: Das hohe Alter der Erde wird anerkannt, nicht aber die Evolution. Die Sintflut fand statt, war aber nach dieser Auffassung nur ein regionales Ereignis. Es wird davon ausgegangen, dass Gott permanent in die Welt eingreift. Die Intelligent-Design-Auffassung spielt keine Rolle, da Gott ohne Design schafft.[3]


Als besonders eifrige und aggressive Vertreter des Kreationismus haben sich die Verfechter des so genannten Intelligent Design[4] erwiesen, welche die Aussagen der kreationistischen Weltanschauung als wissenschaftliche Theorie betrachten. Sie versuchten dies als Lehre anstelle der Naturwissenschaften an Schulen in den USA lehren zu lassen, was allerdings seit 2005 nach einem Prozess vor dem US-Bundesgericht untersagt wurde (Kitzmiller v. Dover Area School District (2005)).

Als wohl berühmtesten Befürworter konnten die Kreationisten sogar George W. Bush davon überzeugen, Intelligent Design an öffentlichen Schulen gleichberechtigt zum Biologieunterricht lehren zu lassen. Nach dem oben erwähnten Urteil des US-Bundesgerichts ist dieser Versuch aber gescheitert.

Es sei darauf hingewiesen, dass nicht nur christliche Fundamentalisten kreationistische Ansichten vertreten, sondern auch islamistische Fanatiker wie Adnan Oktar, oder Personen wie Hans-Joachim Zillmer‎.

An dieser Stelle sei auf die umfassenden, sachlichen und gut recherchierten Artikel zu Kreationismus und Intelligent Design in der Wikipedia verwiesen.  

Kreationismus in Deutschland

Auch in Deutschland gibt es immer wieder Versuche, kreationistische Inhalte in den Biologieunterricht der Schulen zu verankern. Im Jahr 2005 sollte Prof. Siegfried Scherer, Autor des umstrittenen Schulbuchs "Evolution – Ein kritisches Lehrbuch" auf Veranlassung des Thüringer Ministerpräsidenten Dieter Althaus am "Erfurter Dialog" in der Thüringer Staatskanzlei teilnehmen, bei der Kreationisten und Evolutionsforscher über die verschiedenen Ansätze diskutieren sollen. Dazu erklärte Althaus im Magazin "Stern", dass es schließlich "kein abgeschlossenes wissenschaftliches Konzept" zur Entstehung des Lebens auf der Erde gäbe. Erst nach kritischen Berichten in regionalen und überregionalen Medien und Protesten der Opposition im Thüringischen Landtag wurde Scherers Besuch wieder abgesagt. Auch der Kasseler Biologieprofessor Ulrich Kutschera bezeichnete es als "Katastrophe", dass sich der CDU-Politiker Althaus derart engagiere.[5]

Argumente des Kreationismus gegen die Evolutionstheorie

  • Nichtreduzierbare Komplexität (Irreduzible Komplexität): Unter irreduzibel komplex kann ein System verstanden werden, das aus verschiedenen, fein aufeinander abgestimmten Teilen besteht, die zu der grundlegenden Funktion beitragen, wobei die Entfernung irgendeines dieser Teile dazu führt, dass das System nicht mehr funktioniert.[6] Der Begriff Irreduzible Komplexität geht auf den US-Amerikaner Michael Behe zurück.
Hinter dieser Argumentation steckt die Behauptung, dass bei Lebewesen komplexe Strukturen auftreten, die nicht schrittweise entstanden sein können. Das klassische Beispiel ist die Bakteriengeißel. Solche Strukturen sind aus Einzelkomponenten zusammengesetzt, die aber nur als Gesamtheit funktionieren können. Schon der Wegfall einer Komponente zerstört die Funktion der Struktur. Daher sei auch nicht vorstellbar, wie sich eine derartige Struktur im Laufe der Evolution schrittweise entwickeln könne: Für die isolierten Komponenten gebe es keinen Selektionsvorteil, die fertige Struktur müsse daher angeblich in einem Sprung entstanden sein. Nach Auffassung von ID-Anhängern widerlegen diese Strukturen den „direkten Darwin'schen Weg", wonach diese Strukturen sukzessive in kleinen, aber jeweils von der Selektion begünstigten Schritten entstehen müssen.
Allerdings wird damit nicht beachtet, ob komplexe Strukturen nicht auch auf indirektem Wege entstanden sein könnten. Auch wenn die derzeitige Struktur nichtreduzierbar komplex ist, bedeutet das noch lange nicht, dass nicht ein weniger weit entwickelter Vorläufer vorhanden war. Diese Vorläuferstruktur wurde dann durch Mutation und Selektion „fein-getunet" und erst das Ergebnis dieser Optimierung ist dann nichtreduzierbar komplex. Darüber hinaus können die Einzelkomponenten auch auf eine ganz andere Funktion hin selektiert worden sein. Ein klassisches Beispiel sind die Federn der Vögel. Diese Strukturen entstanden vermutlich nicht als Anpassung an das Fliegen, sondern als Wärmeisolierung. Diese Argumentation war schon seit Darwins Zeiten als Funktionswechsel bekannt. Man kann sich daher leicht vorstellen, wie Systeme, die im Nachhinein irreduzibel komplex sind, durchaus aus Einzelkomponenten zusammengesetzt wurden, die jeweils zu einem anderen Zweck in kleinen, jeweils selektionsbegünstigten Schritten entstanden sind. Bisher ist sogar die Frage offen, ob es überhaupt solche nichtreduzierbar komplexe Systeme gibt.[7]
  • Das Unwahrscheinlichkeitsargument: Die Entstehung komplexer Strukturen aus purem Zufall wäre ebenso unwahrscheinlich, wie ein Wirbelsturm, der auf einem Schrottplatz ein Auto zusammensetzt. Dem ist entgegen zu halten, dass komplexe Strukturen nicht durch puren Zufall aus dem Nichts entstehen, sondern Selektion und Vermehrung aus einfacheren Vorläufern (graduelle Entwicklung). Alle auf diese Weise neu entstandenen Strukturen müssen sich in der Folgezeit bewähren (Selektion), wobei sich die erfolgreichen stärker vermehren als die fehlerhaften und sich innerhalb der Population anreichern. Dann kommt "der nächste Sturm" und damit weitere Änderungen, die auf den vorhergehenden Änderungen aufbauen. Andererseits ist durch die Präadaptation (Ausbildung von neuartigen Merkmalen, bevor der Selektionsdruck einsetzt) der Zufall bereits stark eingeschränkt, weil sie die Entwicklungsrichtung bereits vorgibt. Deshalb ist die Annahme reinen Zufalls verkehrt, beispielsweise entsteht aus einem Flügel nicht einfach wieder eine Pfote.[8]
  • Die Entstehung des Lebens aus unbelebter Materie könne von der Evolutionstheorie nicht erklärt werden. Dies ist ein reines Propaganda-Argument, denn der Ursprung des Lebens ist überhaupt nicht Gegenstand der Evolutionstheorie.

Vertreter

Vertreter kreationistischer Anschauungen im deutschsprachigen Raum sind beispielsweise:

Literatur

  • Charles Darwin: On the Origin of Species by Means of Natural Selection, or the Preservation of Favoured Races in the Struggle for Life. John Murray, London 1859. Online-Version
  • Ulrich Kutschera (Hrsg.): Kreationismus in Deutschland. Fakten und Analysen. LIT Verlag Berlin-Hamburg-Münster 2007

Weblinks

Quellen