Änderungen

keine Bearbeitungszusammenfassung
Zeile 4: Zeile 4:  
Psycholytische Therapien sind seit mindestens 20&nbsp;Jahren nicht mehr wissenschaftlich anerkannt.<ref>Stellungnahme von Andreas Heinz, Direktor der Charité-Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie in Berlin-Mitte. Zitiert nach einem Artikel in Der Tagesspiegel vom 21.&nbsp;September 2009 [http://www.tagesspiegel.de/zeitung/Fragen-des-Tages-Hermsdorf-Therapiesitzung-Reinickendorf%3Bart693,2904561]</ref> Die Deutsche Psychotherapeutenvereinigung bezeichnete in einer Pressemitteilung im September 2009 die Psycholytische Therapie mit der Anwendung von Drogen als ''kriminell'' und diese habe mit Psychotherapie ''nichts zu tun''. Die Methode sei ''wissenschaftlich nicht anerkannt und [...] äußerst gefährlich''.<ref>http://www.deutschepsychotherapeutenvereinigung.de/fileadmin/main/g-datei-download/News/PM09_Behandlung_mit_Drogen_ist_kriminell_und_hat_Psychotherapie_nichts_zu_tun.pdf</ref>
 
Psycholytische Therapien sind seit mindestens 20&nbsp;Jahren nicht mehr wissenschaftlich anerkannt.<ref>Stellungnahme von Andreas Heinz, Direktor der Charité-Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie in Berlin-Mitte. Zitiert nach einem Artikel in Der Tagesspiegel vom 21.&nbsp;September 2009 [http://www.tagesspiegel.de/zeitung/Fragen-des-Tages-Hermsdorf-Therapiesitzung-Reinickendorf%3Bart693,2904561]</ref> Die Deutsche Psychotherapeutenvereinigung bezeichnete in einer Pressemitteilung im September 2009 die Psycholytische Therapie mit der Anwendung von Drogen als ''kriminell'' und diese habe mit Psychotherapie ''nichts zu tun''. Die Methode sei ''wissenschaftlich nicht anerkannt und [...] äußerst gefährlich''.<ref>http://www.deutschepsychotherapeutenvereinigung.de/fileadmin/main/g-datei-download/News/PM09_Behandlung_mit_Drogen_ist_kriminell_und_hat_Psychotherapie_nichts_zu_tun.pdf</ref>
    +
Zu Wirkmechanismen oder einem möglichen therapeutischen Potential von Psychotomimetika findet weiterhin Grundlagenforschung statt.
 
==Geschichte==
 
==Geschichte==
 
[[image:Leuner.jpg|Hanscarl Leuner|thumb]]
 
[[image:Leuner.jpg|Hanscarl Leuner|thumb]]
 
[[image:SGrof.jpg|Stanislav Grof|thumb]]
 
[[image:SGrof.jpg|Stanislav Grof|thumb]]
[[image:SWidmer.jpg|Samuel Widmer|thumb]]
+
[[image:SWidmer.jpg|[[Samuel Widmer]]|thumb]]
 
Als Miterfinder gilt der deutsche Psychiater Hanscarl Leuner (1918-1996). Ein weiterer bekannter Befürworter ist der tschechische Psychiater Stanislav Grof (geb. 1931), der als einer der Begründer der transpersonalen Psychologie gilt und Anwender des [[Holotropes Atmen|Holotropen Atmens]] ist. Bei seiner Arbeit am psychiatrischen Forschungszentrum in Prag erforschte er die Wirkung psychedelischer Drogen wie LSD. Mehrere hundert wissenschaftliche Studien und Berichte existieren zur Anwendung psychedelischer oder halluzinoger Substanzen zu therapeutischen Zwecken. In den 1920er bis 1930er Jahren wurden zu pharmakologischen Beeinflussungen der Bewusstseinslage ("Narkoanalyse") zunächst Versuche mit Barbituraten durchgeführt. Seit den 1920er Jahren wurden auch Humanversuche mit Meskalin durchgeführt. Ab 1943 wurde das 1938 gefundene (Albert Hofmann<ref>Albert Hofmann: LSD – mein Sorgenkind. Die Entdeckung einer „Wunderdroge“. DTV, 2006.</ref>) LSD (Lysergsäurediäthylamid) als Therapeutikum entdeckt. Der Hersteller Sandoz empfahl das LSD unter der Markenbezeichnung Delysid für die Psychiatrie. Laut Beipackzettel sollte es "zur seelischen Auflockerung bei analytischer Psychotherapie" dienen. Klinische Experimente mit LSD wurden von Stoll 1947 veröffentlicht und führten zu therapeutischen Ansätzen in den 1950er und 1960er Jahren mit Herausbildung der psycholytischen-psychedelischen Methode durch Leuner (1962) und unter dem Namen Psycholyse durch andere Autoren. In diese Zeit fällt auch Leuners "Katathymes Bilderleben", bei dem er ebenfalls psychoaktive Substanzen einsetzte. Während der 1960er Jahre soll die Psycholyse an 18&nbsp;europäischen Behandlungszentren regelmäßig praktiziert worden sein.
 
Als Miterfinder gilt der deutsche Psychiater Hanscarl Leuner (1918-1996). Ein weiterer bekannter Befürworter ist der tschechische Psychiater Stanislav Grof (geb. 1931), der als einer der Begründer der transpersonalen Psychologie gilt und Anwender des [[Holotropes Atmen|Holotropen Atmens]] ist. Bei seiner Arbeit am psychiatrischen Forschungszentrum in Prag erforschte er die Wirkung psychedelischer Drogen wie LSD. Mehrere hundert wissenschaftliche Studien und Berichte existieren zur Anwendung psychedelischer oder halluzinoger Substanzen zu therapeutischen Zwecken. In den 1920er bis 1930er Jahren wurden zu pharmakologischen Beeinflussungen der Bewusstseinslage ("Narkoanalyse") zunächst Versuche mit Barbituraten durchgeführt. Seit den 1920er Jahren wurden auch Humanversuche mit Meskalin durchgeführt. Ab 1943 wurde das 1938 gefundene (Albert Hofmann<ref>Albert Hofmann: LSD – mein Sorgenkind. Die Entdeckung einer „Wunderdroge“. DTV, 2006.</ref>) LSD (Lysergsäurediäthylamid) als Therapeutikum entdeckt. Der Hersteller Sandoz empfahl das LSD unter der Markenbezeichnung Delysid für die Psychiatrie. Laut Beipackzettel sollte es "zur seelischen Auflockerung bei analytischer Psychotherapie" dienen. Klinische Experimente mit LSD wurden von Stoll 1947 veröffentlicht und führten zu therapeutischen Ansätzen in den 1950er und 1960er Jahren mit Herausbildung der psycholytischen-psychedelischen Methode durch Leuner (1962) und unter dem Namen Psycholyse durch andere Autoren. In diese Zeit fällt auch Leuners "Katathymes Bilderleben", bei dem er ebenfalls psychoaktive Substanzen einsetzte. Während der 1960er Jahre soll die Psycholyse an 18&nbsp;europäischen Behandlungszentren regelmäßig praktiziert worden sein.
    
In diese Zeit fallen auch geheime Forschungsprogramme der CIA zu ''Wahrheitsdrogen'' und zur Beeinflussung mit LSD und anderen Substanzen. In den 1960er Jahren, zur Zeit der "68er-Bewegung", war LSD auch als Droge zur ''Bewusstseinserweiterung" beliebt.
 
In diese Zeit fallen auch geheime Forschungsprogramme der CIA zu ''Wahrheitsdrogen'' und zur Beeinflussung mit LSD und anderen Substanzen. In den 1960er Jahren, zur Zeit der "68er-Bewegung", war LSD auch als Droge zur ''Bewusstseinserweiterung" beliebt.
   −
Die in den USA betriebene "psychedelische Methode" bezieht sich auf ein Verfahren, durch LSD ein (ansonsten bei abstinenten Alkoholikern bekanntes) Delirium tremens auszulösen, um eine Alkoholabstinenz zu erreichen.
+
Die in den USA betriebene "psychedelische Methode" bezog sich auf ein Verfahren, mittels LSD eine psychopathologische Symptomatik ähnlich einem (ansonsten im Alkoholentzug auftretenden) Delirium tremens auszulösen. Hierdurch sollte eine Verhaltensänderung getriggert werden, die zu einer Alkoholabstinenz führen sollte.<ref>http://www.sciencedaily.com/releases/2006/10/061007111350.htm</ref>
    
1966 wurde in den USA ein gesetzliches Verbot halluzinogener Substanzen erlassen, kurze Zeit darauf folgten die europäischen Länder (1967-68). Gegen Ende der 1960er Jahre initiierte dann die World Health Organization&nbsp;(WHO) eine Gesetzesvorlage zum weltweiten Verbot. Einzelne Ärzte erhielten jedoch die Erlaubnis, Psychotherapie mit LSD und MDMA durchzuführen.
 
1966 wurde in den USA ein gesetzliches Verbot halluzinogener Substanzen erlassen, kurze Zeit darauf folgten die europäischen Länder (1967-68). Gegen Ende der 1960er Jahre initiierte dann die World Health Organization&nbsp;(WHO) eine Gesetzesvorlage zum weltweiten Verbot. Einzelne Ärzte erhielten jedoch die Erlaubnis, Psychotherapie mit LSD und MDMA durchzuführen.
Zeile 20: Zeile 21:  
Eine Gruppe um den Psycholyse-Pionier Leuner versuchte, beim Bundesgesundheitsministerium ein Forschungsprojekt zur Behandlung schwer neurotisch gestörter Patienten genehmigen zu lassen.
 
Eine Gruppe um den Psycholyse-Pionier Leuner versuchte, beim Bundesgesundheitsministerium ein Forschungsprojekt zur Behandlung schwer neurotisch gestörter Patienten genehmigen zu lassen.
   −
Anwendung findet die Methode auch bei der ''Kirschblütengemeinschaft'' des Schweizers [[Samuel Widmer]]. Widmer bezeichnet sich als Spezialisten für Psycholytische Psychotherapie und besaß bis 1993 die Erlaubnis vom Eidgenössischen Bundesamt für Gesundheitswesen, mit den Substanzen MDMA und LSD Psycholytische Psychotherapien durchzuführen. Seine eigene Firma heißt ''Therapeutisch-Tantrisch-Spirituelle Universität''. Seit 1993 will Widmer jedoch nicht mehr mit psychedelischen, sondern nur noch mit verschreibungsfähigen ''psycholytischen Substanzen'' arbeiten, die zugelassen seien. In der Schweizer 500-Seelen Gemeinde Nennigkofen macht seine Anhängerschaft fast ein Fünftel der Bevölkerung aus. Widmer lebt dort in einer offenen Beziehung mit zwei Frauen, mit denen er je fünf und vier Kinder hat.
+
Anwendung findet die Methode auch bei der [[Lebensgemeinschaft Kirschbaumblüte|''Kirschblütengemeinschaft'']] des Schweizers [[Samuel Widmer]]. Widmer bezeichnet sich als Spezialisten für Psycholytische Psychotherapie und besaß bis 1993 die Erlaubnis vom Eidgenössischen Bundesamt für Gesundheitswesen, mit den Substanzen MDMA und LSD Psycholytische Psychotherapien durchzuführen. Seine eigene Firma heißt ''Therapeutisch-Tantrisch-Spirituelle Universität''. Seit 1993 will Widmer jedoch nicht mehr mit psychedelischen, sondern nur noch mit verschreibungsfähigen ''psycholytischen Substanzen'' arbeiten, die zugelassen seien. In der Schweizer 500-Seelen Gemeinde Nennigkofen macht seine Anhängerschaft fast ein Fünftel der Bevölkerung aus. Widmer lebt dort in einer offenen Beziehung mit zwei Frauen, mit denen er je fünf und vier Kinder hat.
    
In der Schweiz existiert die 1985 gegründete Schweizerische Aerztegesellschaft für Psycholytische Therapie&nbsp;(SÄPT).
 
In der Schweiz existiert die 1985 gegründete Schweizerische Aerztegesellschaft für Psycholytische Therapie&nbsp;(SÄPT).
Zeile 42: Zeile 43:  
*Ketamin
 
*Ketamin
 
*Heroin
 
*Heroin
<br>
  −
<br>
      
==Gefahren eines LSD-Trips (LSD-Reise)==
 
==Gefahren eines LSD-Trips (LSD-Reise)==
Zeile 50: Zeile 49:     
*Chemische Reinheit des illegal beschafften LSD, spontaner Zerfall der Substanz mit der Zeit
 
*Chemische Reinheit des illegal beschafften LSD, spontaner Zerfall der Substanz mit der Zeit
*Epileptiker können akute epileptische Grand-Mal Anfälle erleiden
+
*Epileptiker können akute epileptische Grand-Mal-Anfälle erleiden
 
*Herzkranke können Schwächezustände erleben
 
*Herzkranke können Schwächezustände erleben
 
*Schwangerschaft: mögliche Fehlbildungen sowie gebärmutterkontrahierende Wirkung (durch Ergotamin-ähnliche Wirkung des LSD)
 
*Schwangerschaft: mögliche Fehlbildungen sowie gebärmutterkontrahierende Wirkung (durch Ergotamin-ähnliche Wirkung des LSD)
Zeile 63: Zeile 62:  
Die Wirkungen von Heroin sind bei Daueranwendern und Einmalanwendern unterschiedlich, wobei sie bei den nicht-heroinabhängigen Personen größer ist. Eine einmalige Gabe von 50&nbsp;mg Heroin (iv.) kann bei einem ungewöhnten Anwender tödlich sein.<ref>Patzak, Jörn und Dr. Wolfgang Bohnen: Betäubungsmittelrecht, Verlag C.H. Beck: 1. Auflage, ISBN 978-3-406-58639-2, Kapitel 1 Rdn. 8</ref> Heroin kann, je nach Dosierung, zu einem Brechreiz führen. Ein Gefahr geht aber insbesondere von der atemdepressiven Wirkung des Opiatderivats aus: bei höheren Dosierungen kann es zu einem Atemstillstand kommen. Bei gleichzeitiger Anwendung weiterer psychoaktiver Substanzen steigt die Gefahr des Atemstillstandes.
 
Die Wirkungen von Heroin sind bei Daueranwendern und Einmalanwendern unterschiedlich, wobei sie bei den nicht-heroinabhängigen Personen größer ist. Eine einmalige Gabe von 50&nbsp;mg Heroin (iv.) kann bei einem ungewöhnten Anwender tödlich sein.<ref>Patzak, Jörn und Dr. Wolfgang Bohnen: Betäubungsmittelrecht, Verlag C.H. Beck: 1. Auflage, ISBN 978-3-406-58639-2, Kapitel 1 Rdn. 8</ref> Heroin kann, je nach Dosierung, zu einem Brechreiz führen. Ein Gefahr geht aber insbesondere von der atemdepressiven Wirkung des Opiatderivats aus: bei höheren Dosierungen kann es zu einem Atemstillstand kommen. Bei gleichzeitiger Anwendung weiterer psychoaktiver Substanzen steigt die Gefahr des Atemstillstandes.
   −
==2009: Todefälle in Berlin unter der Psycholytischen Therapie==
+
==2009: Todesfälle in Berlin unter der Psycholytischen Therapie==
 
[[image:garrirober.jpg|Beschuldigter Garri Rober (Foto:Bild)|thumb]]
 
[[image:garrirober.jpg|Beschuldigter Garri Rober (Foto:Bild)|thumb]]
 
In einer Arztpraxis für Psychotherapie im Nordberliner Stadtteil Hermsdorf kam es am 19.&nbsp;September 2009 zur Vergiftung von 12&nbsp;Patienten bei einer Gruppenbehandlung mit Einsatz der Psycholytischen Therapie und psychoaktiven Substanzen. Auf dem Praxisschild boten der 50-jährige Facharzt für Allgemeinmedizin Garri Rober und seine Ehefrau (Heilpraktikerin)<ref>http://www.tagesspiegel.de/berlin/Polizei-Justiz-Hermsdorf-Therapiesitzung-Koma-Reinickendorf%3Bart126,2903924</ref> Suchttherapie und „Hilfe bei spirituellen Krisen“ an.
 
In einer Arztpraxis für Psychotherapie im Nordberliner Stadtteil Hermsdorf kam es am 19.&nbsp;September 2009 zur Vergiftung von 12&nbsp;Patienten bei einer Gruppenbehandlung mit Einsatz der Psycholytischen Therapie und psychoaktiven Substanzen. Auf dem Praxisschild boten der 50-jährige Facharzt für Allgemeinmedizin Garri Rober und seine Ehefrau (Heilpraktikerin)<ref>http://www.tagesspiegel.de/berlin/Polizei-Justiz-Hermsdorf-Therapiesitzung-Koma-Reinickendorf%3Bart126,2903924</ref> Suchttherapie und „Hilfe bei spirituellen Krisen“ an.
Der inzwischen verhaftete Arzt gestand, den Patienten Drogen verabreicht zu haben. Zwei Männer überlebten die Therapie nicht, ein weiterer Patient fiel in ein Koma. Als die alarmierte Feuerwehr mit drei Notärzten und Hubschrauber zur Praxis kam, reagierten einige Patienten aggressiv. Erst eine Hundertschaft der Polizei brachte die Männer und Frauen zur Ruhe. Bei der anschließenden Durchsuchung des Hauses entdeckten die Helfer auf dem Dachboden einen toten 59-Jährigen. Zwei andere Patienten mussten reanimiert werden. Ein 28-jähriger Mann verstarb später im Krankenhaus.<ref>http://www.bild.de/BILD/news/2009/09/19/tod-nach-therapie/arzt-festgenommen-ein-toter-mehrere-verletzte-durch-unbekannte-substanzen.html</ref><ref>http://www.bz-berlin.de/tatorte/tote-und-verletzte-bei-therapie-sitzung-article588059.html</ref> Das Therapeutenpaar wird auf der Referentenliste einer Schweizer Einrichtung geführt, die sich ''Therapeutisch-Tantrisch-Spirituelle Universität'' nennt und sich auf psycholytisches Arbeiten spezialisiert hat.<ref>http://www.spiegel.de/panorama/justiz/0,1518,650169,00.html</ref> Rober ist ehemaliger Schüler des Schweizers Samuel Widmer aus Nennigkofen-Lüsslingen, wo sich eine Gemeinschaft namens "Kirschbaumblüte" zusammengefunden hat. Die ''tantrische Methode des Tabubruchs'' bezieht sich aber nicht nur auf den Gebrauch von Drogen. So schrieb Widmer ein Buch, in dem er das Inzesttabu in Frage stellt, weil es bei Kindern ''zu Traumata'' führen könne.<ref>http://www.tagesspiegel.de/zeitung/Fragen-des-Tages-Hermsdorf-Therapiesitzung-Reinickendorf%3Bart693,2904561</ref> Die Anklage lautet nun auf gefährliche Körperverletzung mit Todesfolge sowie gefährliche Körperverletzung in sechs Fällen. Zunächst war in Zeitungsartikeln auch von einem Mordvorwurf die Rede. Ermittler werden jedoch mit der Äußerung zitiert, dass der Arzt seine Patienten nicht vorsätzlich schädigen wollte. Laut der Berliner Morgenpost sollen die Patienten ein Drogengemisch aus Heroin, Amphetaminen und Exstasy bekommen haben.<ref>http://www.morgenpost.de/berlin/article1173325/Toedliche_Therapiesitzung_Polizei_nimmt_Arzt_fest.html</ref>
+
Der inzwischen verhaftete Arzt gestand, den Patienten Drogen verabreicht zu haben. Zwei Männer überlebten die Therapie nicht, ein weiterer Patient fiel in ein Koma. Als die alarmierte Feuerwehr mit drei Notärzten und Hubschrauber zur Praxis kam, reagierten einige Patienten aggressiv. Erst eine Hundertschaft der Polizei brachte die Männer und Frauen zur Ruhe. Bei der anschließenden Durchsuchung des Hauses entdeckten die Helfer auf dem Dachboden einen toten 59-Jährigen. Zwei andere Patienten mussten reanimiert werden. Ein 28-jähriger Mann verstarb später im Krankenhaus.<ref>http://www.bild.de/BILD/news/2009/09/19/tod-nach-therapie/arzt-festgenommen-ein-toter-mehrere-verletzte-durch-unbekannte-substanzen.html</ref><ref>http://www.bz-berlin.de/tatorte/tote-und-verletzte-bei-therapie-sitzung-article588059.html</ref> Das Therapeutenpaar wird auf der Referentenliste einer Schweizer Einrichtung geführt, die sich ''Therapeutisch-Tantrisch-Spirituelle Universität'' nennt und sich auf psycholytisches Arbeiten spezialisiert hat.<ref>http://www.spiegel.de/panorama/justiz/0,1518,650169,00.html</ref> Rober ist ehemaliger Schüler des Schweizers Samuel Widmer aus Nennigkofen-Lüsslingen, wo sich eine Gemeinschaft namens "Kirschbaumblüte" zusammengefunden hat. Die ''tantrische Methode des Tabubruchs'' bezieht sich aber nicht nur auf den Gebrauch von Drogen. So schrieb Widmer ein Buch, in dem er das Inzesttabu in Frage stellt, weil es bei Kindern ''zu Traumata'' führen könne.<ref>http://www.tagesspiegel.de/zeitung/Fragen-des-Tages-Hermsdorf-Therapiesitzung-Reinickendorf%3Bart693,2904561</ref> Die Anklage lautet nun auf gefährliche Körperverletzung mit Todesfolge sowie gefährliche Körperverletzung in sechs Fällen. Zunächst war in Zeitungsartikeln auch von einem Mordvorwurf die Rede. Ermittler werden jedoch mit der Äußerung zitiert, dass der Arzt seine Patienten nicht vorsätzlich schädigen wollte. Laut der Berliner Morgenpost sollen die Patienten ein Drogengemisch aus Heroin, Amphetaminen und Exstasy bekommen haben.<ref>http://www.morgenpost.de/berlin/article1173325/Toedliche_Therapiesitzung_Polizei_nimmt_A20rzt_fest.html</ref>
    
Im Mai 2010 wurde Rober zu einer Haftstrafe von vier Jahren und neun Monaten verurteilt. Als Arzt darf er in Deutschland nie wieder praktizieren.<ref>http://www.spiegel.de/panorama/justiz/0,1518,694020,00.html</ref><ref>http://www.aerztezeitung.de/medizin/krankheiten/neuro-psychiatrische_krankheiten/article/566810/keine-psychotherapie-sondern-fatale-seancen-paramedizinischer-maskerade.html Artikel in der Ärztezeitung</ref>
 
Im Mai 2010 wurde Rober zu einer Haftstrafe von vier Jahren und neun Monaten verurteilt. Als Arzt darf er in Deutschland nie wieder praktizieren.<ref>http://www.spiegel.de/panorama/justiz/0,1518,694020,00.html</ref><ref>http://www.aerztezeitung.de/medizin/krankheiten/neuro-psychiatrische_krankheiten/article/566810/keine-psychotherapie-sondern-fatale-seancen-paramedizinischer-maskerade.html Artikel in der Ärztezeitung</ref>
 +
 +
==2015: Noteinsatz in Handeloh==
 +
2015 fand in Handeloh eine Veranstaltung der Szene statt, die von dem Ehepaar Stefan S. (Psychtherapeut) und Anja W. (Heilpraktikerin) geleitet wurde. Dabei wurde eine synthetische Droge namens 2C-E "Aquarust" konsumiert. Dieser war eine weitere Droge namens "Dragonfly" beigemischt. Die 29 Teilnehmer wanden sich nach der Einnahme in Krämpfen und Wahnvorstellungen, was einen Großeinsatz auslöste.<ref>http://www.bild.de/regional/hamburg/prozess/massenrausch-bei-seminar-27-verletzte-53728316.bild.html</ref><ref>https://www.tz.de/welt/grosseinsatz-massenrausch-bei-heilpraktikerseminar-verhandlung-am-landgericht-stade-zr-8997353.html</ref> Todesfälle gab es keine, was aber nach Aussagen beteiligter Notärzte pures Glück war. Die Polizei fand später nicht nur die bereits erwähnten Drogen, sondern auch große Mengen LSD. Stefan S. nahm alle Schuld auf sich und steht aktuell (8/2017) vor Gericht.<ref>Spiegel 26/2017: Das dritte Auge</ref> Aussteigerinnen berichten später von Schweigegelübden (in Handeloh wurden massenhaft gelbe Zettel gefunden, auf denen sich die Teilnehmer zu Stillschweigen verpflichten) und sektenartigen Strukturen<ref>Spiegel 32/2017:Der Kult der Akademiker</ref> Im November 2017 kam es zur Verhandlung vor dem Landgericht Stade.<ref>http://www.stuttgarter-zeitung.de/inhalt.stade-gericht-befasst-sich-mit-massenrausch-unter-heilpraktikern.25cab1ce-bfbf-46dd-8c2e-c184fbe68c7f.html</ref><ref>http://www.haz.de/Nachrichten/Der-Norden/Uebersicht/Nach-Massenrausch-in-Handeloh-muss-Organisator-von-Heilpraktikertreffen-vor-Gericht</ref><ref>https://www.ndr.de/nachrichten/niedersachsen/lueneburg_heide_unterelbe/Massenrausch-Angeklagter-Psychologe-gesteht,handeloh176.html</ref>
    
==Weblinks==
 
==Weblinks==
Zeile 81: Zeile 83:  
<references/>
 
<references/>
    +
[[category:Psychologie]]
 
[[category:Scharlatanerie]]
 
[[category:Scharlatanerie]]
81.394

Bearbeitungen